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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 1: Von der ältesten Zeit bis um das Jahr 1500 n. Chr. Braunschweig, 1884.

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Die Arier in Asien.
sein, wie war solche aber jenen indischen Schmieden der alten Zeit
möglich, die nichts hatten, als ihre Handbälge und geringe Holzkohlen?
Mallet schreibt hierüber 1):

"Es existieren keine Beweise, dass bei dem indischen Schmiede-
verfahren jemals schwerere Rohluppen als von 90 bis 100 Pfund erzeugt
worden sind". Solche sind zu klein, als dass damit eine Stange von
16 Zoll Durchmesser hergestellt werden könnte. Es ist indessen denk-
bar, dass die kleinen Luppenstücke, die aus solchen Luppen erzielt
werden konnten, zu Zainen geschweisst, die dann wieder zu einem
Pakete gebunden wurden, aus denen ein solcher Stab, die Möglichkeit
genügender Schweisshitze und Stärke der Hämmer vorausgesetzt, in die
cylindrische Form des eisernen Pfeilers hätte geschmiedet werden
können.

Nun ist aber die Grenze der Grösse eines Paketes, das mit reich-
lichen Heizvorrichtungen geschweisst werden soll, gegeben, wenn die
Masse im Verhältnis zur Hitze des Ofens so gross ist, dass das Äussere
der Pakete verbrennt und wegschmilzt infolge der langsamen Mitteilung
der Hitze, woher bei langer Heizung es nötig wird, fortwährend
durch neues Eisen das alte zu ersetzen. Diese Grenze ist schon vor-
dem in unseren besten Schweissöfen erreicht worden. Sie wurde that-
sächlich berührt, als man in Liverpool in den Mersey Eisenwerken die
grosse 13 Zoll- Kanone ausschmiedete. Wenn deshalb die Eisen-
schmiede Indiens zwischen dem dritten und vierten Jahrhundert (oder
viel früher nach unserer obigen Auseinandersetzung) Windöfen mit
riesigen Essen oder Gebläsemaschinen von einer Grösse und Leistungs-
fähigkeit, die uns unbekannt ist, was in Hinblick auf die primitiven
Apparate der Eingeborenen nicht zu begreifen wäre, besassen, so
können wir bestimmt behaupten, dass kein Paket für einen Stab von
16 Zoll Durchmesser zur Schweisshitze gebracht werden konnte, ausser
mit solchem Abbrand, dass seine Herstellung überhaupt unmöglich war.
Gehen wir aber von dem Ausheizen eines solchen Stabes zum Aus-
schmieden desselben über, so steigert sich die Schwierigkeit. Die
Grenze aller Handschmiedearbeiten in Europa wurde erreicht mit der
Herstellung der Hauptanker der grossen Linienschiffe. Der grösste
Querschnitt eines Ankerflügels an der Verbindungsstelle betrug aber
8 höchstens 9 Zoll und das Schweissen wurde ermöglicht durch 24 Zu-
schläger, die aufeinander eingeübt waren und Hämmer von 14 bis
18 Pfund schwangen. Der Hagelschauer der Hammerschläge, die

1) Day a. a. O., 164.

Die Arier in Asien.
sein, wie war solche aber jenen indischen Schmieden der alten Zeit
möglich, die nichts hatten, als ihre Handbälge und geringe Holzkohlen?
Mallet schreibt hierüber 1):

„Es existieren keine Beweise, daſs bei dem indischen Schmiede-
verfahren jemals schwerere Rohluppen als von 90 bis 100 Pfund erzeugt
worden sind“. Solche sind zu klein, als daſs damit eine Stange von
16 Zoll Durchmesser hergestellt werden könnte. Es ist indessen denk-
bar, daſs die kleinen Luppenstücke, die aus solchen Luppen erzielt
werden konnten, zu Zainen geschweiſst, die dann wieder zu einem
Pakete gebunden wurden, aus denen ein solcher Stab, die Möglichkeit
genügender Schweiſshitze und Stärke der Hämmer vorausgesetzt, in die
cylindrische Form des eisernen Pfeilers hätte geschmiedet werden
können.

Nun ist aber die Grenze der Gröſse eines Paketes, das mit reich-
lichen Heizvorrichtungen geschweiſst werden soll, gegeben, wenn die
Masse im Verhältnis zur Hitze des Ofens so groſs ist, daſs das Äuſsere
der Pakete verbrennt und wegschmilzt infolge der langsamen Mitteilung
der Hitze, woher bei langer Heizung es nötig wird, fortwährend
durch neues Eisen das alte zu ersetzen. Diese Grenze ist schon vor-
dem in unseren besten Schweiſsöfen erreicht worden. Sie wurde that-
sächlich berührt, als man in Liverpool in den Mersey Eisenwerken die
groſse 13 Zoll- Kanone ausschmiedete. Wenn deshalb die Eisen-
schmiede Indiens zwischen dem dritten und vierten Jahrhundert (oder
viel früher nach unserer obigen Auseinandersetzung) Windöfen mit
riesigen Essen oder Gebläsemaschinen von einer Gröſse und Leistungs-
fähigkeit, die uns unbekannt ist, was in Hinblick auf die primitiven
Apparate der Eingeborenen nicht zu begreifen wäre, besaſsen, so
können wir bestimmt behaupten, daſs kein Paket für einen Stab von
16 Zoll Durchmesser zur Schweiſshitze gebracht werden konnte, auſser
mit solchem Abbrand, daſs seine Herstellung überhaupt unmöglich war.
Gehen wir aber von dem Ausheizen eines solchen Stabes zum Aus-
schmieden desſelben über, so steigert sich die Schwierigkeit. Die
Grenze aller Handschmiedearbeiten in Europa wurde erreicht mit der
Herstellung der Hauptanker der groſsen Linienschiffe. Der gröſste
Querschnitt eines Ankerflügels an der Verbindungsstelle betrug aber
8 höchstens 9 Zoll und das Schweiſsen wurde ermöglicht durch 24 Zu-
schläger, die aufeinander eingeübt waren und Hämmer von 14 bis
18 Pfund schwangen. Der Hagelschauer der Hammerschläge, die

1) Day a. a. O., 164.
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[221/0243] Die Arier in Asien. sein, wie war solche aber jenen indischen Schmieden der alten Zeit möglich, die nichts hatten, als ihre Handbälge und geringe Holzkohlen? Mallet schreibt hierüber 1): „Es existieren keine Beweise, daſs bei dem indischen Schmiede- verfahren jemals schwerere Rohluppen als von 90 bis 100 Pfund erzeugt worden sind“. Solche sind zu klein, als daſs damit eine Stange von 16 Zoll Durchmesser hergestellt werden könnte. Es ist indessen denk- bar, daſs die kleinen Luppenstücke, die aus solchen Luppen erzielt werden konnten, zu Zainen geschweiſst, die dann wieder zu einem Pakete gebunden wurden, aus denen ein solcher Stab, die Möglichkeit genügender Schweiſshitze und Stärke der Hämmer vorausgesetzt, in die cylindrische Form des eisernen Pfeilers hätte geschmiedet werden können. Nun ist aber die Grenze der Gröſse eines Paketes, das mit reich- lichen Heizvorrichtungen geschweiſst werden soll, gegeben, wenn die Masse im Verhältnis zur Hitze des Ofens so groſs ist, daſs das Äuſsere der Pakete verbrennt und wegschmilzt infolge der langsamen Mitteilung der Hitze, woher bei langer Heizung es nötig wird, fortwährend durch neues Eisen das alte zu ersetzen. Diese Grenze ist schon vor- dem in unseren besten Schweiſsöfen erreicht worden. Sie wurde that- sächlich berührt, als man in Liverpool in den Mersey Eisenwerken die groſse 13 Zoll- Kanone ausschmiedete. Wenn deshalb die Eisen- schmiede Indiens zwischen dem dritten und vierten Jahrhundert (oder viel früher nach unserer obigen Auseinandersetzung) Windöfen mit riesigen Essen oder Gebläsemaschinen von einer Gröſse und Leistungs- fähigkeit, die uns unbekannt ist, was in Hinblick auf die primitiven Apparate der Eingeborenen nicht zu begreifen wäre, besaſsen, so können wir bestimmt behaupten, daſs kein Paket für einen Stab von 16 Zoll Durchmesser zur Schweiſshitze gebracht werden konnte, auſser mit solchem Abbrand, daſs seine Herstellung überhaupt unmöglich war. Gehen wir aber von dem Ausheizen eines solchen Stabes zum Aus- schmieden desſelben über, so steigert sich die Schwierigkeit. Die Grenze aller Handschmiedearbeiten in Europa wurde erreicht mit der Herstellung der Hauptanker der groſsen Linienschiffe. Der gröſste Querschnitt eines Ankerflügels an der Verbindungsstelle betrug aber 8 höchstens 9 Zoll und das Schweiſsen wurde ermöglicht durch 24 Zu- schläger, die aufeinander eingeübt waren und Hämmer von 14 bis 18 Pfund schwangen. Der Hagelschauer der Hammerschläge, die 1) Day a. a. O., 164.

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Zitationshilfe: Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 1: Von der ältesten Zeit bis um das Jahr 1500 n. Chr. Braunschweig, 1884, S. 221. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen01_1884/243>, abgerufen am 23.11.2024.