lich soll hier auch wieder das Ophir der Bibel entdeckt sein. Im allgemeinen ist die Goldgewinnung des grossen Gebietes von Vorder- indien nicht bedeutend und scheint es auch in früherer Zeit nicht ge- wesen zu sein, so dass die eigene Produktion seinen Ruhm als das Goldland nicht rechtfertigen würde, aber wie schon bemerkt, der Handel mit seinen sonstigen Reichtümern, die enorm sind, ist sehr alt und so war die Goldzufuhr nach Indien stets eine ausserordentliche. Die Rigveda kennt bereits die Schiffahrt und rühmt es als männlich, sich auf die offene See zu wagen. In den Hymnen kommt der Ausdruck vor "Handelnd wie ein Krämer". Das Gesetzbuch Manus' (vor dem Jahre 1000 verfasst) erwähnt der Leute, die der Schiffahrt auf dem Ozean kundig sind und sagt 1): "Wer am schnellsten Reichtum erlangen will, muss die Gefahren und das Elend des grossen Ozeans nicht achten." Es erwähnt der reisenden Warenhändler, die "Maghada" jedenfalls nach der reichen Handelsstadt gleichen Namens, heissen 2). Es ist unzweifel- haft, dass zur Zeit Salomos bereits ein Seehandel zwischen Arabien und Indien bestand. Wenn es auch nicht sicher ist, ob die Ophirschiffe das viele Gold von Indien mitbrachten, dass dieses vielmehr wahrscheinlicher aus Nubien kam, so ist es doch unzweifelhaft, dass Elfenbein, Sandelholz, Affen und Pfauen, welche die Ophirschiffe mitbrachten, nur aus Indien stammen konnten. Die seidenen Stoffe, welche als tyrische in den Handel gebracht wurden, kamen gleichfalls aus Indien. Es ist sogar wahrscheinlich, dass die Ägypter die baumwollenen Binden, die bei der Einbalsamierung gebraucht wurden, aus Indien erhielten, denn die An- pflanzung der Baumwollenstaude in Ägypten ist jünger als der Gebrauch dieser Binden. Indischer Stahl, indische Schwerter kamen als Handels- artikel früh nach Westasien. Unter dem serischen Eisen der Römer ist wahrscheinlich indisches zu verstehen. Es ist charakteristisch, dass die Sanskritnamen der spezifisch indischen Produkte sowohl bei den Semiten als den Indogermanen Eingang fanden, z. B. Karbasa, die Baumwolle, im Hebräischen karbas, kommt im Lateinischen als carbasa vor. Die Namen für Pfeffer im Sanskrit, Pippali, griechisch peperi; Zucker, im Sanskrit sarkara ist in alle westlichen Sprachen über- gegangen. Ähnlich ist es mit dem Zimmet, den Pfauen und vielen anderen Produkten Indiens. Es ist auch zu natürlich, dass der ausser- ordentliche Naturreichtum die Händler des Westens anzog, und nur die grossen Terrainschwierigkeiten verhinderten es, dass auch die kühnen Eroberer Westasiens, namentlich die Könige Assyriens, mit ihren Heeren
1) IX, 332.
2) 7, 47 Ritter V, 436 etc.
Die Arier in Asien.
lich soll hier auch wieder das Ophir der Bibel entdeckt sein. Im allgemeinen ist die Goldgewinnung des groſsen Gebietes von Vorder- indien nicht bedeutend und scheint es auch in früherer Zeit nicht ge- wesen zu sein, so daſs die eigene Produktion seinen Ruhm als das Goldland nicht rechtfertigen würde, aber wie schon bemerkt, der Handel mit seinen sonstigen Reichtümern, die enorm sind, ist sehr alt und so war die Goldzufuhr nach Indien stets eine auſserordentliche. Die Rigveda kennt bereits die Schiffahrt und rühmt es als männlich, sich auf die offene See zu wagen. In den Hymnen kommt der Ausdruck vor „Handelnd wie ein Krämer“. Das Gesetzbuch Manus’ (vor dem Jahre 1000 verfaſst) erwähnt der Leute, die der Schiffahrt auf dem Ozean kundig sind und sagt 1): „Wer am schnellsten Reichtum erlangen will, muſs die Gefahren und das Elend des groſsen Ozeans nicht achten.“ Es erwähnt der reisenden Warenhändler, die „Maghada“ jedenfalls nach der reichen Handelsstadt gleichen Namens, heiſsen 2). Es ist unzweifel- haft, daſs zur Zeit Salomos bereits ein Seehandel zwischen Arabien und Indien bestand. Wenn es auch nicht sicher ist, ob die Ophirschiffe das viele Gold von Indien mitbrachten, daſs dieses vielmehr wahrscheinlicher aus Nubien kam, so ist es doch unzweifelhaft, daſs Elfenbein, Sandelholz, Affen und Pfauen, welche die Ophirschiffe mitbrachten, nur aus Indien stammen konnten. Die seidenen Stoffe, welche als tyrische in den Handel gebracht wurden, kamen gleichfalls aus Indien. Es ist sogar wahrscheinlich, daſs die Ägypter die baumwollenen Binden, die bei der Einbalsamierung gebraucht wurden, aus Indien erhielten, denn die An- pflanzung der Baumwollenstaude in Ägypten ist jünger als der Gebrauch dieser Binden. Indischer Stahl, indische Schwerter kamen als Handels- artikel früh nach Westasien. Unter dem serischen Eisen der Römer ist wahrscheinlich indisches zu verstehen. Es ist charakteristisch, daſs die Sanskritnamen der spezifisch indischen Produkte sowohl bei den Semiten als den Indogermanen Eingang fanden, z. B. Karbasa, die Baumwolle, im Hebräischen karbas, kommt im Lateinischen als carbasa vor. Die Namen für Pfeffer im Sanskrit, Pippali, griechisch πέπεϱι; Zucker, im Sanskrit sarkara ist in alle westlichen Sprachen über- gegangen. Ähnlich ist es mit dem Zimmet, den Pfauen und vielen anderen Produkten Indiens. Es ist auch zu natürlich, daſs der auſser- ordentliche Naturreichtum die Händler des Westens anzog, und nur die groſsen Terrainschwierigkeiten verhinderten es, daſs auch die kühnen Eroberer Westasiens, namentlich die Könige Assyriens, mit ihren Heeren
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2) 7, 47 Ritter V, 436 etc.
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Die Arier in Asien.
lich soll hier auch wieder das Ophir der Bibel entdeckt sein. Im
allgemeinen ist die Goldgewinnung des groſsen Gebietes von Vorder-
indien nicht bedeutend und scheint es auch in früherer Zeit nicht ge-
wesen zu sein, so daſs die eigene Produktion seinen Ruhm als das
Goldland nicht rechtfertigen würde, aber wie schon bemerkt, der
Handel mit seinen sonstigen Reichtümern, die enorm sind, ist sehr alt
und so war die Goldzufuhr nach Indien stets eine auſserordentliche.
Die Rigveda kennt bereits die Schiffahrt und rühmt es als männlich,
sich auf die offene See zu wagen. In den Hymnen kommt der Ausdruck
vor „Handelnd wie ein Krämer“. Das Gesetzbuch Manus’ (vor dem
Jahre 1000 verfaſst) erwähnt der Leute, die der Schiffahrt auf dem
Ozean kundig sind und sagt 1): „Wer am schnellsten Reichtum erlangen
will, muſs die Gefahren und das Elend des groſsen Ozeans nicht achten.“
Es erwähnt der reisenden Warenhändler, die „Maghada“ jedenfalls nach
der reichen Handelsstadt gleichen Namens, heiſsen 2). Es ist unzweifel-
haft, daſs zur Zeit Salomos bereits ein Seehandel zwischen Arabien und
Indien bestand. Wenn es auch nicht sicher ist, ob die Ophirschiffe das
viele Gold von Indien mitbrachten, daſs dieses vielmehr wahrscheinlicher
aus Nubien kam, so ist es doch unzweifelhaft, daſs Elfenbein, Sandelholz,
Affen und Pfauen, welche die Ophirschiffe mitbrachten, nur aus Indien
stammen konnten. Die seidenen Stoffe, welche als tyrische in den
Handel gebracht wurden, kamen gleichfalls aus Indien. Es ist sogar
wahrscheinlich, daſs die Ägypter die baumwollenen Binden, die bei der
Einbalsamierung gebraucht wurden, aus Indien erhielten, denn die An-
pflanzung der Baumwollenstaude in Ägypten ist jünger als der Gebrauch
dieser Binden. Indischer Stahl, indische Schwerter kamen als Handels-
artikel früh nach Westasien. Unter dem serischen Eisen der Römer
ist wahrscheinlich indisches zu verstehen. Es ist charakteristisch, daſs
die Sanskritnamen der spezifisch indischen Produkte sowohl bei den
Semiten als den Indogermanen Eingang fanden, z. B. Karbasa, die
Baumwolle, im Hebräischen karbas, kommt im Lateinischen als carbasa
vor. Die Namen für Pfeffer im Sanskrit, Pippali, griechisch πέπεϱι;
Zucker, im Sanskrit sarkara ist in alle westlichen Sprachen über-
gegangen. Ähnlich ist es mit dem Zimmet, den Pfauen und vielen
anderen Produkten Indiens. Es ist auch zu natürlich, daſs der auſser-
ordentliche Naturreichtum die Händler des Westens anzog, und nur
die groſsen Terrainschwierigkeiten verhinderten es, daſs auch die kühnen
Eroberer Westasiens, namentlich die Könige Assyriens, mit ihren Heeren
1) IX, 332.
2) 7, 47 Ritter V, 436 etc.
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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 1: Von der ältesten Zeit bis um das Jahr 1500 n. Chr. Braunschweig, 1884, S. 213. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen01_1884/235>, abgerufen am 23.07.2024.
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