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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 1: Von der ältesten Zeit bis um das Jahr 1500 n. Chr. Braunschweig, 1884.

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Syrien.
in der Weise der Cyklopenmauern aus grossen Steinen, ohne Mörtel
zusammengefügt ist. Die Türme sind mehrstöckig, durch eine Treppe
von aussen oder im Inneren zu besteigen und enthalten oben meist
einen Monolith, eine kurze massive Steinsäule, oben abgerundet oder
zugespitzt. Sie dienten vielleicht dem Kultus, hauptsächlich aber als
Warttürme und Leuchttürme, wodurch ihre Lage am steilen Meeresufer
und an wichtigen Hafeneingängen bedingt ist. Dass die Phönizier
ausgedehnte Steinbrüche im Libanon betrieben, geht aus der Erzählung
des salomonischen Tempelbaues hervor. Ebenso haben wir ihren Berg-
bau sowohl im Libanon, als auf ihren Kolonieen schon öfter erwähnt.
In der Bildkunst waren ihre Leistungen mehr barock als schön. Zu-
nächst waren ihre Götzenbilder ursprünglich wie die der Kananiter aus
Holz geschnitzt und mit Metallen verziert. Dabei liebten sie fratzenhafte
Gestalten. Zusammensetzungen von Menschen und Tiergestalten, die
sie wohl den Ägyptern abgesehen hatten, ohne ihre Bedeutung zu be-
greifen. Ein Beispiel hierfür giebt uns das Bild des Dagon in der alten
Philisterstadt Asdod, das einen Fischleib mit menschlichem Antlitz,
Händen und Füssen darstellte (an Oan, den alten babylonischen Fisch-
gott erinnernd). Astarte trug ein Stierhaupt. Moloch, der Gott des
Krieges, wurde meist unter einem gräulichen Stierbilde verehrt. Diesem
wurden mit Vorliebe Menschenopfer gebracht: und da dem grausamen
Sinne der Phönizier das Schlachtopfer nicht genügte, so verbrannte
man die Menschen lebendig, welches dann häufig so geschah, dass das
Götzenbild selbst ein glühender Ofen war. Ein solches Götzenbild war
der Stier des Phalaris, ebenso die Bildsäule des Kronos (Moloch in
Karthago), welches die Arme in halberhabener Haltung vorstreckte, so
dass die gefesselten Opfer, die in horizontaler Stellung daraufgelegt
wurden, in einen mit Feuer angefüllten Schlund rollten 1). Auch die
kleinen Götzenbilder, die als Amulette getragen wurden und mit denen
die Phönizier einen grossen Handel trieben, indem sie dieselben auch
den Barbaren als Zauberbilder verhandelten, zeichnen sich durch
gräuliche und gesuchte Hässlichkeit aus. Unter ihnen erscheint oft
Chrysor mit Hammer und Zange.

Fehlt den Phöniziern ein höherer Schönheitssinn in der Baukunst
und Bildkunst im grossen, so waren sie doch im Kunstgewerbe nicht
nur höchst geschickt, sondern sie entwickelten hierin auch grossen
Geschmack. Besonders war dies in den getriebenen Arbeiten der Fall.
Sowohl die Arbeiten ihrer Goldschmiede, als die getriebenen Arbeiten

1) Siehe Diodor 20, 14.
Beck, Geschichte des Eisens. 13

Syrien.
in der Weise der Cyklopenmauern aus groſsen Steinen, ohne Mörtel
zusammengefügt ist. Die Türme sind mehrstöckig, durch eine Treppe
von auſsen oder im Inneren zu besteigen und enthalten oben meist
einen Monolith, eine kurze massive Steinsäule, oben abgerundet oder
zugespitzt. Sie dienten vielleicht dem Kultus, hauptsächlich aber als
Warttürme und Leuchttürme, wodurch ihre Lage am steilen Meeresufer
und an wichtigen Hafeneingängen bedingt ist. Daſs die Phönizier
ausgedehnte Steinbrüche im Libanon betrieben, geht aus der Erzählung
des salomonischen Tempelbaues hervor. Ebenso haben wir ihren Berg-
bau sowohl im Libanon, als auf ihren Kolonieen schon öfter erwähnt.
In der Bildkunst waren ihre Leistungen mehr barock als schön. Zu-
nächst waren ihre Götzenbilder ursprünglich wie die der Kananiter aus
Holz geschnitzt und mit Metallen verziert. Dabei liebten sie fratzenhafte
Gestalten. Zusammensetzungen von Menschen und Tiergestalten, die
sie wohl den Ägyptern abgesehen hatten, ohne ihre Bedeutung zu be-
greifen. Ein Beispiel hierfür giebt uns das Bild des Dagon in der alten
Philisterstadt Asdod, das einen Fischleib mit menschlichem Antlitz,
Händen und Füſsen darstellte (an Oan, den alten babylonischen Fisch-
gott erinnernd). Astarte trug ein Stierhaupt. Moloch, der Gott des
Krieges, wurde meist unter einem gräulichen Stierbilde verehrt. Diesem
wurden mit Vorliebe Menschenopfer gebracht: und da dem grausamen
Sinne der Phönizier das Schlachtopfer nicht genügte, so verbrannte
man die Menschen lebendig, welches dann häufig so geschah, daſs das
Götzenbild selbst ein glühender Ofen war. Ein solches Götzenbild war
der Stier des Phalaris, ebenso die Bildsäule des Kronos (Moloch in
Karthago), welches die Arme in halberhabener Haltung vorstreckte, so
daſs die gefesselten Opfer, die in horizontaler Stellung daraufgelegt
wurden, in einen mit Feuer angefüllten Schlund rollten 1). Auch die
kleinen Götzenbilder, die als Amulette getragen wurden und mit denen
die Phönizier einen groſsen Handel trieben, indem sie dieselben auch
den Barbaren als Zauberbilder verhandelten, zeichnen sich durch
gräuliche und gesuchte Häſslichkeit aus. Unter ihnen erscheint oft
Chrysor mit Hammer und Zange.

Fehlt den Phöniziern ein höherer Schönheitssinn in der Baukunst
und Bildkunst im groſsen, so waren sie doch im Kunstgewerbe nicht
nur höchst geschickt, sondern sie entwickelten hierin auch groſsen
Geschmack. Besonders war dies in den getriebenen Arbeiten der Fall.
Sowohl die Arbeiten ihrer Goldschmiede, als die getriebenen Arbeiten

1) Siehe Diodor 20, 14.
Beck, Geschichte des Eisens. 13
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[193/0215] Syrien. in der Weise der Cyklopenmauern aus groſsen Steinen, ohne Mörtel zusammengefügt ist. Die Türme sind mehrstöckig, durch eine Treppe von auſsen oder im Inneren zu besteigen und enthalten oben meist einen Monolith, eine kurze massive Steinsäule, oben abgerundet oder zugespitzt. Sie dienten vielleicht dem Kultus, hauptsächlich aber als Warttürme und Leuchttürme, wodurch ihre Lage am steilen Meeresufer und an wichtigen Hafeneingängen bedingt ist. Daſs die Phönizier ausgedehnte Steinbrüche im Libanon betrieben, geht aus der Erzählung des salomonischen Tempelbaues hervor. Ebenso haben wir ihren Berg- bau sowohl im Libanon, als auf ihren Kolonieen schon öfter erwähnt. In der Bildkunst waren ihre Leistungen mehr barock als schön. Zu- nächst waren ihre Götzenbilder ursprünglich wie die der Kananiter aus Holz geschnitzt und mit Metallen verziert. Dabei liebten sie fratzenhafte Gestalten. Zusammensetzungen von Menschen und Tiergestalten, die sie wohl den Ägyptern abgesehen hatten, ohne ihre Bedeutung zu be- greifen. Ein Beispiel hierfür giebt uns das Bild des Dagon in der alten Philisterstadt Asdod, das einen Fischleib mit menschlichem Antlitz, Händen und Füſsen darstellte (an Oan, den alten babylonischen Fisch- gott erinnernd). Astarte trug ein Stierhaupt. Moloch, der Gott des Krieges, wurde meist unter einem gräulichen Stierbilde verehrt. Diesem wurden mit Vorliebe Menschenopfer gebracht: und da dem grausamen Sinne der Phönizier das Schlachtopfer nicht genügte, so verbrannte man die Menschen lebendig, welches dann häufig so geschah, daſs das Götzenbild selbst ein glühender Ofen war. Ein solches Götzenbild war der Stier des Phalaris, ebenso die Bildsäule des Kronos (Moloch in Karthago), welches die Arme in halberhabener Haltung vorstreckte, so daſs die gefesselten Opfer, die in horizontaler Stellung daraufgelegt wurden, in einen mit Feuer angefüllten Schlund rollten 1). Auch die kleinen Götzenbilder, die als Amulette getragen wurden und mit denen die Phönizier einen groſsen Handel trieben, indem sie dieselben auch den Barbaren als Zauberbilder verhandelten, zeichnen sich durch gräuliche und gesuchte Häſslichkeit aus. Unter ihnen erscheint oft Chrysor mit Hammer und Zange. Fehlt den Phöniziern ein höherer Schönheitssinn in der Baukunst und Bildkunst im groſsen, so waren sie doch im Kunstgewerbe nicht nur höchst geschickt, sondern sie entwickelten hierin auch groſsen Geschmack. Besonders war dies in den getriebenen Arbeiten der Fall. Sowohl die Arbeiten ihrer Goldschmiede, als die getriebenen Arbeiten 1) Siehe Diodor 20, 14. Beck, Geschichte des Eisens. 13

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Zitationshilfe: Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 1: Von der ältesten Zeit bis um das Jahr 1500 n. Chr. Braunschweig, 1884, S. 193. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen01_1884/215>, abgerufen am 26.11.2024.