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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 1: Von der ältesten Zeit bis um das Jahr 1500 n. Chr. Braunschweig, 1884.

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Syrien.
Schwert von Eisen rühmen, so werden wir keinen Zweifel mehr hegen,
dass die Schwerter der Hebräer Eisenschwerter waren. Auch sonst
wurde das Eisen für die Waffen verwendet, besonders für die Angriffs-
waffen. Von dem Speer Goliaths, der in einer auserlesenen Prunk-
rüstung daher kam, heisst es 1): "Der Schaft seines Spiesses war wie ein
Weberbaum und das Eisen seines Spiesses hatte 600 Scheckel Eisen."
Im allgemeinen scheint allerdings bei den Prunkwaffen mehr das Erz
in Gebrauch gewesen zu sein. So heisst es gerade von der herrlichen
Rüstung Goliaths 2). "Er hatte einen ehernen Helm auf seinem Haupt
und einen schuppigen Panzer an und das Gerüst seines Panzers war
fünftausend Scheckel Erz. Und hatte eherne Beinharnische an seinen
Schenkeln und einen ehernen Schild auf seinen Schultern." Indes
sind diese ganzen Angaben auf Rechnung des Dichters zu setzen, haben
also nur insofern einen positiven Wert, als derartige Bewaffnung zur
Zeit desselben denkbar war. Die erbeuteten Waffen berühmter Helden
und Heerführer wurden im Triumph im Lande umhergetragen und
dann in den Tempel aufgehängt 3). Die Waffen der gemeinen Soldaten
wurden in Haufen verbrannt 4). Dass die Harnische, jedenfalls Schuppen-
panzer, ähnlich wie sie die Assyrer trugen, meist von Eisen waren, geht
aus der Stelle im Buche Hiob 20, 24 hervor: "Er wird fliehen vor dem
eisernen Harnisch und der eherne Bogen wird ihn verjagen." Ganz
allgemein wurde das Eisen für die Werkzeuge der Handwerker und den
täglichen Gebrauch angewendet. Vor allem andern scheint das Beil
stets von Eisen gewesen zu sein. In den Gesetzesbestimmungen über
den Totschlag heisst es 5): "Wenn jemand mit seinem Nächsten in den
Wald ginge, Holz zu hauen und holt mit der Hand die Axt aus, das
Holz abzuhauen und das Eisen führe vom Stiel und träfe seinen Näch-
sten u. s. w." Und ähnlich heisst es bei der Erzählung eines sehr sonder-
baren Wunders des Propheten Elisa 6): "Und da einer Holz fällte, fiel
das Eisen in das Wasser. Aber der Mann Gottes sprach: Wo ist es
entfallen? Und da er ihnen den Ort zeigte, schnitt er ein Holz ab und
stiess daselbst hin, da schwamm das Eisen." Ebenso waren die Meissel
zur Steinbearbeitung von Eisen. Eine alte Gesetzesbestimmung musste
es sein, die vorschreibt 7): "Du sollst dem Herrn deinem Gott einen
steinernen Altar bauen, darüber kein Eisen fährt." Es ist eine ganz
unrichtige Auslegung einiger Kommentatoren, dass hier Eisen genannt
sei im Gegensatz zur Bronze, sondern die Stelle will besagen, es soll

1) 1. Samuel 1, 6.
2) 1. Samuel 17, 5 und 6.
3) Siehe 1. Samuel 31, 9
und 10.
4) Siehe Ezechiel 39, 9.
5) 5. Mos. 19, 5.
6) 2. Könige 6, 5, 6.
7) 5. Mos. 27, 5.

Syrien.
Schwert von Eisen rühmen, so werden wir keinen Zweifel mehr hegen,
daſs die Schwerter der Hebräer Eisenschwerter waren. Auch sonst
wurde das Eisen für die Waffen verwendet, besonders für die Angriffs-
waffen. Von dem Speer Goliaths, der in einer auserlesenen Prunk-
rüstung daher kam, heiſst es 1): „Der Schaft seines Spieſses war wie ein
Weberbaum und das Eisen seines Spieſses hatte 600 Scheckel Eisen.“
Im allgemeinen scheint allerdings bei den Prunkwaffen mehr das Erz
in Gebrauch gewesen zu sein. So heiſst es gerade von der herrlichen
Rüstung Goliaths 2). „Er hatte einen ehernen Helm auf seinem Haupt
und einen schuppigen Panzer an und das Gerüst seines Panzers war
fünftausend Scheckel Erz. Und hatte eherne Beinharnische an seinen
Schenkeln und einen ehernen Schild auf seinen Schultern.“ Indes
sind diese ganzen Angaben auf Rechnung des Dichters zu setzen, haben
also nur insofern einen positiven Wert, als derartige Bewaffnung zur
Zeit desſelben denkbar war. Die erbeuteten Waffen berühmter Helden
und Heerführer wurden im Triumph im Lande umhergetragen und
dann in den Tempel aufgehängt 3). Die Waffen der gemeinen Soldaten
wurden in Haufen verbrannt 4). Daſs die Harnische, jedenfalls Schuppen-
panzer, ähnlich wie sie die Assyrer trugen, meist von Eisen waren, geht
aus der Stelle im Buche Hiob 20, 24 hervor: „Er wird fliehen vor dem
eisernen Harnisch und der eherne Bogen wird ihn verjagen.“ Ganz
allgemein wurde das Eisen für die Werkzeuge der Handwerker und den
täglichen Gebrauch angewendet. Vor allem andern scheint das Beil
stets von Eisen gewesen zu sein. In den Gesetzesbestimmungen über
den Totschlag heiſst es 5): „Wenn jemand mit seinem Nächsten in den
Wald ginge, Holz zu hauen und holt mit der Hand die Axt aus, das
Holz abzuhauen und das Eisen führe vom Stiel und träfe seinen Näch-
sten u. s. w.“ Und ähnlich heiſst es bei der Erzählung eines sehr sonder-
baren Wunders des Propheten Elisa 6): „Und da einer Holz fällte, fiel
das Eisen in das Wasser. Aber der Mann Gottes sprach: Wo ist es
entfallen? Und da er ihnen den Ort zeigte, schnitt er ein Holz ab und
stieſs daselbst hin, da schwamm das Eisen.“ Ebenso waren die Meiſsel
zur Steinbearbeitung von Eisen. Eine alte Gesetzesbestimmung muſste
es sein, die vorschreibt 7): „Du sollst dem Herrn deinem Gott einen
steinernen Altar bauen, darüber kein Eisen fährt.“ Es ist eine ganz
unrichtige Auslegung einiger Kommentatoren, daſs hier Eisen genannt
sei im Gegensatz zur Bronze, sondern die Stelle will besagen, es soll

1) 1. Samuel 1, 6.
2) 1. Samuel 17, 5 und 6.
3) Siehe 1. Samuel 31, 9
und 10.
4) Siehe Ezechiel 39, 9.
5) 5. Mos. 19, 5.
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[167/0189] Syrien. Schwert von Eisen rühmen, so werden wir keinen Zweifel mehr hegen, daſs die Schwerter der Hebräer Eisenschwerter waren. Auch sonst wurde das Eisen für die Waffen verwendet, besonders für die Angriffs- waffen. Von dem Speer Goliaths, der in einer auserlesenen Prunk- rüstung daher kam, heiſst es 1): „Der Schaft seines Spieſses war wie ein Weberbaum und das Eisen seines Spieſses hatte 600 Scheckel Eisen.“ Im allgemeinen scheint allerdings bei den Prunkwaffen mehr das Erz in Gebrauch gewesen zu sein. So heiſst es gerade von der herrlichen Rüstung Goliaths 2). „Er hatte einen ehernen Helm auf seinem Haupt und einen schuppigen Panzer an und das Gerüst seines Panzers war fünftausend Scheckel Erz. Und hatte eherne Beinharnische an seinen Schenkeln und einen ehernen Schild auf seinen Schultern.“ Indes sind diese ganzen Angaben auf Rechnung des Dichters zu setzen, haben also nur insofern einen positiven Wert, als derartige Bewaffnung zur Zeit desſelben denkbar war. Die erbeuteten Waffen berühmter Helden und Heerführer wurden im Triumph im Lande umhergetragen und dann in den Tempel aufgehängt 3). Die Waffen der gemeinen Soldaten wurden in Haufen verbrannt 4). Daſs die Harnische, jedenfalls Schuppen- panzer, ähnlich wie sie die Assyrer trugen, meist von Eisen waren, geht aus der Stelle im Buche Hiob 20, 24 hervor: „Er wird fliehen vor dem eisernen Harnisch und der eherne Bogen wird ihn verjagen.“ Ganz allgemein wurde das Eisen für die Werkzeuge der Handwerker und den täglichen Gebrauch angewendet. Vor allem andern scheint das Beil stets von Eisen gewesen zu sein. In den Gesetzesbestimmungen über den Totschlag heiſst es 5): „Wenn jemand mit seinem Nächsten in den Wald ginge, Holz zu hauen und holt mit der Hand die Axt aus, das Holz abzuhauen und das Eisen führe vom Stiel und träfe seinen Näch- sten u. s. w.“ Und ähnlich heiſst es bei der Erzählung eines sehr sonder- baren Wunders des Propheten Elisa 6): „Und da einer Holz fällte, fiel das Eisen in das Wasser. Aber der Mann Gottes sprach: Wo ist es entfallen? Und da er ihnen den Ort zeigte, schnitt er ein Holz ab und stieſs daselbst hin, da schwamm das Eisen.“ Ebenso waren die Meiſsel zur Steinbearbeitung von Eisen. Eine alte Gesetzesbestimmung muſste es sein, die vorschreibt 7): „Du sollst dem Herrn deinem Gott einen steinernen Altar bauen, darüber kein Eisen fährt.“ Es ist eine ganz unrichtige Auslegung einiger Kommentatoren, daſs hier Eisen genannt sei im Gegensatz zur Bronze, sondern die Stelle will besagen, es soll 1) 1. Samuel 1, 6. 2) 1. Samuel 17, 5 und 6. 3) Siehe 1. Samuel 31, 9 und 10. 4) Siehe Ezechiel 39, 9. 5) 5. Mos. 19, 5. 6) 2. Könige 6, 5, 6. 7) 5. Mos. 27, 5.

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Zitationshilfe: Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 1: Von der ältesten Zeit bis um das Jahr 1500 n. Chr. Braunschweig, 1884, S. 167. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen01_1884/189>, abgerufen am 28.04.2024.