und Balsam und Honig und Öl und Mastich auf deine Märkte gebracht." Der Getreidehandel der Israeliten war so bedeutend, dass der jährliche Umschlag sich nach Movers auf 12500000 Thaler belief 1). Judäa lieferte reichlich Olivenöl, ebenso Wollgewebe, wozu die Wolle von den grossen Herden jenseits des Jordans geliefert wurde, während die galiläischen Hausfrauen den Flachs zu feinen Leinwandgespinnsten spannen und diese verwoben, um sie an die phönizischen Krämer zu verkaufen. "Die Hausfrau geht mit Wolle und Flachs um und arbeitet gern mit ihren Händen; sie strecket ihre Hände zum Rocken und ihre Finger fassen die Spindel 2)." Balsam aus Gilead, die resina der Alten, war eines der kostbarsten Erzeugnisse Palästinas, und Styrax eine andere Harzart war von den Ägyptern gesucht zum Einbalsamieren ihrer Toten. Die Industrie der Israeliten beschränkte sich ausser auf das Weben von Zeugen, auf die Befriedigung der eigenen Bedürfnisse, nur die Salbenbereiter arbeiteten ebenfalls für den phönizischen Handel. Als gewerbsmässige Beschäftigungen werden in der heiligen Schrift Metallarbeiter, Schlosser, Zimmerleute, Töpfer und Walker erwähnt. Nach der Zeit des Exil stand das Handwerk in hohem Ansehen in Israel, so dass selbst die Wohlhabenden ihre Kinder ein Handwerk lernen lassen mussten.
Von der Gewinnung und Verarbeitung der Metalle in Israel sprechen die heiligen Schriften häufig. Die Tradition nennt Thubal- kain, den Sohn der Zillah, der um das Jahr 1057 der Welt lebte, "einen Meister in allerlei Erz und Eisenwerk".
Wie Adam, "der aus Erde gebildete", und Enod, "der Mensch" heisst, so bedeutet Kenan der Schmied, während Abel (hebel) der schwächere Hirte, den jener erschlägt, "der Vorzügliche" heisst. Auch in dem Namen der Mutter des Thubalkain, der Zillah, d. h. "der Schwarzen", liegt wohl eine dichterische Anspielung auf das Schmiede- gewerbe. Thubal soll mit einem arabischen Worte tubal, das "Eisen- schlacke" bedeutet, verwandt sein, so dass Thubalkain geradezu "der Eisenschmied" wäre. Josephus nennt die Chalyber als die Nachkommen des Thubalkain, und wird Thubal als ein Volk, mit dem Israel und Phöni- zien in Handelsverbindung steht, oft genannt. Es ist gewiss, dass die Juden ihre Stahlwaren zum Teil aus dem nördlichen Armenien, dem alten Stahllande der Chalyber bezogen, aber auch ein ethnographischer Zusammenhang, eine semitische Ansiedelung in Nordarmenien ist höchst wahrscheinlich. Sicher ist, dass schon in frühester Zeit den Israeliten
1) Movers a. a. O. II, 3, S. 212.
2) Sprüche Salomonis 31, 13 und 19.
Syrien.
und Balsam und Honig und Öl und Mastich auf deine Märkte gebracht.“ Der Getreidehandel der Israeliten war so bedeutend, daſs der jährliche Umschlag sich nach Movers auf 12500000 Thaler belief 1). Judäa lieferte reichlich Olivenöl, ebenso Wollgewebe, wozu die Wolle von den groſsen Herden jenseits des Jordans geliefert wurde, während die galiläischen Hausfrauen den Flachs zu feinen Leinwandgespinnsten spannen und diese verwoben, um sie an die phönizischen Krämer zu verkaufen. „Die Hausfrau geht mit Wolle und Flachs um und arbeitet gern mit ihren Händen; sie strecket ihre Hände zum Rocken und ihre Finger fassen die Spindel 2).“ Balsam aus Gilead, die resina der Alten, war eines der kostbarsten Erzeugnisse Palästinas, und Styrax eine andere Harzart war von den Ägyptern gesucht zum Einbalsamieren ihrer Toten. Die Industrie der Israeliten beschränkte sich auſser auf das Weben von Zeugen, auf die Befriedigung der eigenen Bedürfnisse, nur die Salbenbereiter arbeiteten ebenfalls für den phönizischen Handel. Als gewerbsmäſsige Beschäftigungen werden in der heiligen Schrift Metallarbeiter, Schlosser, Zimmerleute, Töpfer und Walker erwähnt. Nach der Zeit des Exil stand das Handwerk in hohem Ansehen in Israel, so daſs selbst die Wohlhabenden ihre Kinder ein Handwerk lernen lassen muſsten.
Von der Gewinnung und Verarbeitung der Metalle in Israel sprechen die heiligen Schriften häufig. Die Tradition nennt Thubal- kain, den Sohn der Zillah, der um das Jahr 1057 der Welt lebte, „einen Meister in allerlei Erz und Eisenwerk“.
Wie Adam, „der aus Erde gebildete“, und Enod, „der Mensch“ heiſst, so bedeutet Kenan der Schmied, während Abel (hebel) der schwächere Hirte, den jener erschlägt, „der Vorzügliche“ heiſst. Auch in dem Namen der Mutter des Thubalkain, der Zillah, d. h. „der Schwarzen“, liegt wohl eine dichterische Anspielung auf das Schmiede- gewerbe. Thubal soll mit einem arabischen Worte tubal, das „Eisen- schlacke“ bedeutet, verwandt sein, so daſs Thubalkain geradezu „der Eisenschmied“ wäre. Josephus nennt die Chalyber als die Nachkommen des Thubalkain, und wird Thubal als ein Volk, mit dem Israel und Phöni- zien in Handelsverbindung steht, oft genannt. Es ist gewiſs, daſs die Juden ihre Stahlwaren zum Teil aus dem nördlichen Armenien, dem alten Stahllande der Chalyber bezogen, aber auch ein ethnographischer Zusammenhang, eine semitische Ansiedelung in Nordarmenien ist höchst wahrscheinlich. Sicher ist, daſs schon in frühester Zeit den Israeliten
1) Movers a. a. O. II, 3, S. 212.
2) Sprüche Salomonis 31, 13 und 19.
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Syrien.
und Balsam und Honig und Öl und Mastich auf deine Märkte gebracht.“
Der Getreidehandel der Israeliten war so bedeutend, daſs der jährliche
Umschlag sich nach Movers auf 12500000 Thaler belief 1). Judäa
lieferte reichlich Olivenöl, ebenso Wollgewebe, wozu die Wolle von den
groſsen Herden jenseits des Jordans geliefert wurde, während die
galiläischen Hausfrauen den Flachs zu feinen Leinwandgespinnsten
spannen und diese verwoben, um sie an die phönizischen Krämer zu
verkaufen. „Die Hausfrau geht mit Wolle und Flachs um und arbeitet
gern mit ihren Händen; sie strecket ihre Hände zum Rocken und ihre
Finger fassen die Spindel 2).“ Balsam aus Gilead, die resina der Alten,
war eines der kostbarsten Erzeugnisse Palästinas, und Styrax eine
andere Harzart war von den Ägyptern gesucht zum Einbalsamieren
ihrer Toten. Die Industrie der Israeliten beschränkte sich auſser auf
das Weben von Zeugen, auf die Befriedigung der eigenen Bedürfnisse,
nur die Salbenbereiter arbeiteten ebenfalls für den phönizischen Handel.
Als gewerbsmäſsige Beschäftigungen werden in der heiligen Schrift
Metallarbeiter, Schlosser, Zimmerleute, Töpfer und Walker erwähnt.
Nach der Zeit des Exil stand das Handwerk in hohem Ansehen in
Israel, so daſs selbst die Wohlhabenden ihre Kinder ein Handwerk lernen
lassen muſsten.
Von der Gewinnung und Verarbeitung der Metalle in Israel
sprechen die heiligen Schriften häufig. Die Tradition nennt Thubal-
kain, den Sohn der Zillah, der um das Jahr 1057 der Welt lebte, „einen
Meister in allerlei Erz und Eisenwerk“.
Wie Adam, „der aus Erde gebildete“, und Enod, „der Mensch“
heiſst, so bedeutet Kenan der Schmied, während Abel (hebel) der
schwächere Hirte, den jener erschlägt, „der Vorzügliche“ heiſst. Auch
in dem Namen der Mutter des Thubalkain, der Zillah, d. h. „der
Schwarzen“, liegt wohl eine dichterische Anspielung auf das Schmiede-
gewerbe. Thubal soll mit einem arabischen Worte tubal, das „Eisen-
schlacke“ bedeutet, verwandt sein, so daſs Thubalkain geradezu „der
Eisenschmied“ wäre. Josephus nennt die Chalyber als die Nachkommen
des Thubalkain, und wird Thubal als ein Volk, mit dem Israel und Phöni-
zien in Handelsverbindung steht, oft genannt. Es ist gewiſs, daſs die
Juden ihre Stahlwaren zum Teil aus dem nördlichen Armenien, dem
alten Stahllande der Chalyber bezogen, aber auch ein ethnographischer
Zusammenhang, eine semitische Ansiedelung in Nordarmenien ist höchst
wahrscheinlich. Sicher ist, daſs schon in frühester Zeit den Israeliten
1) Movers a. a. O. II, 3, S. 212.
2) Sprüche Salomonis 31, 13 und 19.
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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 1: Von der ältesten Zeit bis um das Jahr 1500 n. Chr. Braunschweig, 1884, S. 148. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen01_1884/170>, abgerufen am 30.11.2024.
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