und West-China sich fortsetzte. Die Form des Verkehrs war die des Karawanenhandels, wie er noch heute in jenen Ländern betrieben wird. Er bewegte sich vornehmlich auf einigen Hauptstrassen, die trotz aller politischen Umwälzungen dieselben blieben und heute noch zum Teil bestehen.
Die wichtigste Handelsstrasse von Osten her war die indische, die vom oberen Indus über den Paropamisus nach Baktria ging, von da folgte sie dem Nordrand der persischen Wüste und zog über Susa nach Babylon. In Baktrien vereinigte sich mit der indischen Strasse die serische oder Sesatenstrasse, die ostwärts über Sikkim nach China ging. Baktria und Marakanda (Samarkand) waren die ersten Stapelplätze indischer Waren nach Europa zu.
Nach Westen führten drei verschiedene Strassen nach Phönizien und Ägypten. Die wichtigste dieser lief von Babylon auf der West- seite des Euphrat nordwärts bis Thipsach (Tapsacus), dem Knotenpunkt mehrerer der bedeutendsten Strassen Westasiens. Hier mündete auch die Strasse von Niniveh, die anfangs dem Tigris nordwärts folgte, dann quer durch das nördliche Mesopotamien nach Haran ging, von wo sie direkt nach Thipsach führte. Von Thipsach wandte sich die Strasse westlich nach Ribla (II. Könige, 23, 33), von da über Hamath am Oron- tes nach Damaskus, wo sie sich teilte, indem ein Arm nach Tyrus lief und von da auf der Westseite des Jordans nach Ägypten ging, während die direkte Strasse nach Ägypten von Damaskus auf der Ostseite des Jordans durch das Gebiet der Ammoniter und Moabiter zog; dies war die "Königsstrasse" der alten Israeliten. Dieser älteste Karawanen- weg war der weitere, aber der bequemste und sicherste. Kürzer, jedoch beschwerlicher, waren die beiden anderen Strassen, die durch die Wüste führten. Die eine war die aus der Geschichte Salomons bekannte Strasse von Tadmor. Sie ging von Babylon im Euphratthal nordwärts bis Karchenis, von da durch die Wüste nach Palmyra (Tadmor) und weiter nach dem oberen Syrien. Die andere ging direkt vom unteren Euphrat durch die syrische Wüste nach Ägypten. Wenn man die ge- wöhnlichen Stationen einhielt, dauerte die Reise von Babylon nach Ägypten auf diesem Wege 20 Tage, bei angestrengtem Marsch aber konnte man sie in acht Tagen zurücklegen.
Von grosser Wichtigkeit waren die arabischen Strassen, die zum Teil vom Roten Meer (von Elath) durch die Wüste gingen, zum Teil aber von Ostarabien dem Persischen Meerbusen und dem Euphrat folgten. Nach Nordwesten gingen die Strassen von Thapsukus nach Kleinasien und von demselben Platz nach dem Pontus.
Die Semiten.
und West-China sich fortsetzte. Die Form des Verkehrs war die des Karawanenhandels, wie er noch heute in jenen Ländern betrieben wird. Er bewegte sich vornehmlich auf einigen Hauptstraſsen, die trotz aller politischen Umwälzungen dieselben blieben und heute noch zum Teil bestehen.
Die wichtigste Handelsstraſse von Osten her war die indische, die vom oberen Indus über den Paropamisus nach Baktria ging, von da folgte sie dem Nordrand der persischen Wüste und zog über Susa nach Babylon. In Baktrien vereinigte sich mit der indischen Straſse die serische oder Sesatenstraſse, die ostwärts über Sikkim nach China ging. Baktria und Marakanda (Samarkand) waren die ersten Stapelplätze indischer Waren nach Europa zu.
Nach Westen führten drei verschiedene Straſsen nach Phönizien und Ägypten. Die wichtigste dieser lief von Babylon auf der West- seite des Euphrat nordwärts bis Thipsach (Tapsacus), dem Knotenpunkt mehrerer der bedeutendsten Straſsen Westasiens. Hier mündete auch die Straſse von Niniveh, die anfangs dem Tigris nordwärts folgte, dann quer durch das nördliche Mesopotamien nach Haran ging, von wo sie direkt nach Thipsach führte. Von Thipsach wandte sich die Straſse westlich nach Ribla (II. Könige, 23, 33), von da über Hamath am Oron- tes nach Damaskus, wo sie sich teilte, indem ein Arm nach Tyrus lief und von da auf der Westseite des Jordans nach Ägypten ging, während die direkte Straſse nach Ägypten von Damaskus auf der Ostseite des Jordans durch das Gebiet der Ammoniter und Moabiter zog; dies war die „Königsstraſse“ der alten Israeliten. Dieser älteste Karawanen- weg war der weitere, aber der bequemste und sicherste. Kürzer, jedoch beschwerlicher, waren die beiden anderen Straſsen, die durch die Wüste führten. Die eine war die aus der Geschichte Salomons bekannte Straſse von Tadmor. Sie ging von Babylon im Euphratthal nordwärts bis Karchenis, von da durch die Wüste nach Palmyra (Tadmor) und weiter nach dem oberen Syrien. Die andere ging direkt vom unteren Euphrat durch die syrische Wüste nach Ägypten. Wenn man die ge- wöhnlichen Stationen einhielt, dauerte die Reise von Babylon nach Ägypten auf diesem Wege 20 Tage, bei angestrengtem Marsch aber konnte man sie in acht Tagen zurücklegen.
Von groſser Wichtigkeit waren die arabischen Straſsen, die zum Teil vom Roten Meer (von Elath) durch die Wüste gingen, zum Teil aber von Ostarabien dem Persischen Meerbusen und dem Euphrat folgten. Nach Nordwesten gingen die Straſsen von Thapsukus nach Kleinasien und von demselben Platz nach dem Pontus.
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Die Semiten.
und West-China sich fortsetzte. Die Form des Verkehrs war die des
Karawanenhandels, wie er noch heute in jenen Ländern betrieben
wird. Er bewegte sich vornehmlich auf einigen Hauptstraſsen, die
trotz aller politischen Umwälzungen dieselben blieben und heute noch
zum Teil bestehen.
Die wichtigste Handelsstraſse von Osten her war die indische, die
vom oberen Indus über den Paropamisus nach Baktria ging, von da
folgte sie dem Nordrand der persischen Wüste und zog über Susa nach
Babylon. In Baktrien vereinigte sich mit der indischen Straſse die
serische oder Sesatenstraſse, die ostwärts über Sikkim nach China ging.
Baktria und Marakanda (Samarkand) waren die ersten Stapelplätze
indischer Waren nach Europa zu.
Nach Westen führten drei verschiedene Straſsen nach Phönizien
und Ägypten. Die wichtigste dieser lief von Babylon auf der West-
seite des Euphrat nordwärts bis Thipsach (Tapsacus), dem Knotenpunkt
mehrerer der bedeutendsten Straſsen Westasiens. Hier mündete auch
die Straſse von Niniveh, die anfangs dem Tigris nordwärts folgte, dann
quer durch das nördliche Mesopotamien nach Haran ging, von wo sie
direkt nach Thipsach führte. Von Thipsach wandte sich die Straſse
westlich nach Ribla (II. Könige, 23, 33), von da über Hamath am Oron-
tes nach Damaskus, wo sie sich teilte, indem ein Arm nach Tyrus lief
und von da auf der Westseite des Jordans nach Ägypten ging, während
die direkte Straſse nach Ägypten von Damaskus auf der Ostseite des
Jordans durch das Gebiet der Ammoniter und Moabiter zog; dies war
die „Königsstraſse“ der alten Israeliten. Dieser älteste Karawanen-
weg war der weitere, aber der bequemste und sicherste. Kürzer, jedoch
beschwerlicher, waren die beiden anderen Straſsen, die durch die Wüste
führten. Die eine war die aus der Geschichte Salomons bekannte
Straſse von Tadmor. Sie ging von Babylon im Euphratthal nordwärts
bis Karchenis, von da durch die Wüste nach Palmyra (Tadmor) und
weiter nach dem oberen Syrien. Die andere ging direkt vom unteren
Euphrat durch die syrische Wüste nach Ägypten. Wenn man die ge-
wöhnlichen Stationen einhielt, dauerte die Reise von Babylon nach
Ägypten auf diesem Wege 20 Tage, bei angestrengtem Marsch aber
konnte man sie in acht Tagen zurücklegen.
Von groſser Wichtigkeit waren die arabischen Straſsen, die zum
Teil vom Roten Meer (von Elath) durch die Wüste gingen, zum Teil
aber von Ostarabien dem Persischen Meerbusen und dem Euphrat
folgten. Nach Nordwesten gingen die Straſsen von Thapsukus nach
Kleinasien und von demselben Platz nach dem Pontus.
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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 1: Von der ältesten Zeit bis um das Jahr 1500 n. Chr. Braunschweig, 1884, S. 122. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen01_1884/144>, abgerufen am 22.11.2024.
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