Aus einer anderen Inschrift erfahren wir, dass die Stadt Karchemis im Jahre 717 v. Chr. 11 Talente Gold, 2100 Talente und 24 Minen Silber entrichten musste, die in das Schatzhaus nach Kalah kamen. Sargon der Siegreiche wurde im Jahre 705 ermordet, ein Schicksal, welches viele seiner Nachfolger traf. Ihm folgte sein Sohn Sanherib in der Herrschaft nach. Dieser, der gleichfalls zahllose Kriege führte, und unter anderen im Jahre 694 Babylon einnahm und zerstörte, suchte seinen Vater durch den Glanz und die Grossartigkeit seiner Bauten noch zu übertreffen. Er erbaute sich eine Burg, noch grösser als die seines Vaters, den Palast von Kujundschick, den ausgedehntesten, den wir kennen. Die grosse Halle desselben ist 180 Fuss lang und 40 Fuss breit, die Hauptgallerie 218 Fuss lang und 25 Fuss breit. 70 ver- schiedene Gemächer sind aufgedeckt worden. Von den Abbildungen im Innern sind besonders diejenigen von Interesse, welche die Bau- thätigkeit selbst zum Vorwurf haben. Da sehen wir, wie grosse be- hauene Steinblöcke mittels Flössen, welche zum Teil durch mit Luft gefüllte Säcke getragen sind, auf dem Tigris herbeigeschafft werden. Mancherlei Hantierungen sind abgebildet: Die Herstellung der Ziegel, das Landen der grossen Steinblöcke u. s. w. Auf einem Relief erblickt man, wie das Steinbild eines Löwen, aufrecht stehend, von hölzernen Gerüsten umgeben, welches von einer grossen Zahl von Arbeitern mittels Stricken und gabelförmigen Stangen im Gleichgewicht gehalten ist, fortgezogen wird. Der Löwe ruht auf einer Schleife, die ruckweise bewegt wird, während das hintere Ende der Schleife durch einen auf Keile gelegten Hebebaum gelüftet wird. Der Aufseher steht zwischen den Vorderfüssen des Kolosses und kommandiert durch Handbewegungen die Arbeiter, während der König von seinem Wagen aus dem Schau- spiel zusieht. -- Inschriften erzählen, dass er ausser dem Palast, dem Nebo und dem Merodach Tempel in Niniveh gebaut habe, dass er die Stadt erneut und glänzend gemacht habe, wie die Sonne.
Dem Sanherib folgte im Jahre 668 Assarhaddar, dessen Herrschaft nicht minder ruhmvoll war. Unter seinen vielen Feldzügen erwähnen wir seinen Sieg über die Meder. "Seine Fürsten brachten mir nach meiner Hauptstadt Niniveh ihre grossen Tiere, Kupfer, das Produkt seiner Minen und flehten um Gnade." 679 schlug er den König Ab- dimilkut von Sidon, eroberte und zerstörte die Stadt. "Seine Besitz- tümer, Gold, Silber und Edelsteine, den Schatz seines Palastes, sein ganzes unzählbares Volk, Ochsen, Schafe und Esel führte ich fort nach Assyrien." Er erweiterte den Palast des Sanherib, wozu ihm die Könige von Cypern Material und Schmuck durch Lieferungen und als
Beck, Geschichte des Eisens. 8
Die Semiten.
Aus einer anderen Inschrift erfahren wir, daſs die Stadt Karchemis im Jahre 717 v. Chr. 11 Talente Gold, 2100 Talente und 24 Minen Silber entrichten muſste, die in das Schatzhaus nach Kalah kamen. Sargon der Siegreiche wurde im Jahre 705 ermordet, ein Schicksal, welches viele seiner Nachfolger traf. Ihm folgte sein Sohn Sanherib in der Herrschaft nach. Dieser, der gleichfalls zahllose Kriege führte, und unter anderen im Jahre 694 Babylon einnahm und zerstörte, suchte seinen Vater durch den Glanz und die Groſsartigkeit seiner Bauten noch zu übertreffen. Er erbaute sich eine Burg, noch gröſser als die seines Vaters, den Palast von Kujundschick, den ausgedehntesten, den wir kennen. Die groſse Halle desſelben ist 180 Fuſs lang und 40 Fuſs breit, die Hauptgallerie 218 Fuſs lang und 25 Fuſs breit. 70 ver- schiedene Gemächer sind aufgedeckt worden. Von den Abbildungen im Innern sind besonders diejenigen von Interesse, welche die Bau- thätigkeit selbst zum Vorwurf haben. Da sehen wir, wie groſse be- hauene Steinblöcke mittels Flöſsen, welche zum Teil durch mit Luft gefüllte Säcke getragen sind, auf dem Tigris herbeigeschafft werden. Mancherlei Hantierungen sind abgebildet: Die Herstellung der Ziegel, das Landen der groſsen Steinblöcke u. s. w. Auf einem Relief erblickt man, wie das Steinbild eines Löwen, aufrecht stehend, von hölzernen Gerüsten umgeben, welches von einer groſsen Zahl von Arbeitern mittels Stricken und gabelförmigen Stangen im Gleichgewicht gehalten ist, fortgezogen wird. Der Löwe ruht auf einer Schleife, die ruckweise bewegt wird, während das hintere Ende der Schleife durch einen auf Keile gelegten Hebebaum gelüftet wird. Der Aufseher steht zwischen den Vorderfüſsen des Kolosses und kommandiert durch Handbewegungen die Arbeiter, während der König von seinem Wagen aus dem Schau- spiel zusieht. — Inschriften erzählen, daſs er auſser dem Palast, dem Nebo und dem Merodach Tempel in Niniveh gebaut habe, daſs er die Stadt erneut und glänzend gemacht habe, wie die Sonne.
Dem Sanherib folgte im Jahre 668 Assarhaddar, dessen Herrschaft nicht minder ruhmvoll war. Unter seinen vielen Feldzügen erwähnen wir seinen Sieg über die Meder. „Seine Fürsten brachten mir nach meiner Hauptstadt Niniveh ihre groſsen Tiere, Kupfer, das Produkt seiner Minen und flehten um Gnade.“ 679 schlug er den König Ab- dimilkut von Sidon, eroberte und zerstörte die Stadt. „Seine Besitz- tümer, Gold, Silber und Edelsteine, den Schatz seines Palastes, sein ganzes unzählbares Volk, Ochsen, Schafe und Esel führte ich fort nach Assyrien.“ Er erweiterte den Palast des Sanherib, wozu ihm die Könige von Cypern Material und Schmuck durch Lieferungen und als
Beck, Geschichte des Eisens. 8
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Die Semiten.
Aus einer anderen Inschrift erfahren wir, daſs die Stadt Karchemis
im Jahre 717 v. Chr. 11 Talente Gold, 2100 Talente und 24 Minen
Silber entrichten muſste, die in das Schatzhaus nach Kalah kamen.
Sargon der Siegreiche wurde im Jahre 705 ermordet, ein Schicksal,
welches viele seiner Nachfolger traf. Ihm folgte sein Sohn Sanherib
in der Herrschaft nach. Dieser, der gleichfalls zahllose Kriege führte,
und unter anderen im Jahre 694 Babylon einnahm und zerstörte, suchte
seinen Vater durch den Glanz und die Groſsartigkeit seiner Bauten
noch zu übertreffen. Er erbaute sich eine Burg, noch gröſser als die
seines Vaters, den Palast von Kujundschick, den ausgedehntesten, den
wir kennen. Die groſse Halle desſelben ist 180 Fuſs lang und 40 Fuſs
breit, die Hauptgallerie 218 Fuſs lang und 25 Fuſs breit. 70 ver-
schiedene Gemächer sind aufgedeckt worden. Von den Abbildungen
im Innern sind besonders diejenigen von Interesse, welche die Bau-
thätigkeit selbst zum Vorwurf haben. Da sehen wir, wie groſse be-
hauene Steinblöcke mittels Flöſsen, welche zum Teil durch mit Luft
gefüllte Säcke getragen sind, auf dem Tigris herbeigeschafft werden.
Mancherlei Hantierungen sind abgebildet: Die Herstellung der Ziegel,
das Landen der groſsen Steinblöcke u. s. w. Auf einem Relief erblickt
man, wie das Steinbild eines Löwen, aufrecht stehend, von hölzernen
Gerüsten umgeben, welches von einer groſsen Zahl von Arbeitern
mittels Stricken und gabelförmigen Stangen im Gleichgewicht gehalten
ist, fortgezogen wird. Der Löwe ruht auf einer Schleife, die ruckweise
bewegt wird, während das hintere Ende der Schleife durch einen auf
Keile gelegten Hebebaum gelüftet wird. Der Aufseher steht zwischen
den Vorderfüſsen des Kolosses und kommandiert durch Handbewegungen
die Arbeiter, während der König von seinem Wagen aus dem Schau-
spiel zusieht. — Inschriften erzählen, daſs er auſser dem Palast, dem
Nebo und dem Merodach Tempel in Niniveh gebaut habe, daſs er die
Stadt erneut und glänzend gemacht habe, wie die Sonne.
Dem Sanherib folgte im Jahre 668 Assarhaddar, dessen Herrschaft
nicht minder ruhmvoll war. Unter seinen vielen Feldzügen erwähnen
wir seinen Sieg über die Meder. „Seine Fürsten brachten mir nach
meiner Hauptstadt Niniveh ihre groſsen Tiere, Kupfer, das Produkt
seiner Minen und flehten um Gnade.“ 679 schlug er den König Ab-
dimilkut von Sidon, eroberte und zerstörte die Stadt. „Seine Besitz-
tümer, Gold, Silber und Edelsteine, den Schatz seines Palastes, sein
ganzes unzählbares Volk, Ochsen, Schafe und Esel führte ich fort nach
Assyrien.“ Er erweiterte den Palast des Sanherib, wozu ihm die
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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 1: Von der ältesten Zeit bis um das Jahr 1500 n. Chr. Braunschweig, 1884, S. 113. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen01_1884/135>, abgerufen am 25.11.2024.
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