Bei genauer Untersuchung der Oberfläche fand Day in der Rost- hülle Abdrücke von Nummuliten, die sich dadurch erklären lassen, dass die Quader, welche die Fuge bildeten, aus dem Nummulitenkalk der ery- thräischen Wüste bestanden. Auch dies beweist, dass die Stücke Eisen sehr lange Zeit, daher wohl seit Erbauung der Pyramide an der Stelle eingeklemmt gewesen waren.
Es ist nicht zu verwundern, dass dieser Fund, der nur durch ein Zusammentreffen der ausserordentlichsten Umstände ermöglicht war, allein steht.
Die übrigen ägyptischen Eisenfunde sind weit jüngeren Datums. Dem ungeachtet gehört auch der folgende noch zu den ältesten Eisenfunden, die wir kennen. Es ist eine eiserne Sichel, die von Bel- zoni unter den Füssen einer Sphinx zu Karnack ausgegraben wurde
[Abbildung]
Fig. 18.
und von der wir Fig. 18 eine Abbildung geben. Der Finder schreibt darüber1): "Die eiserne Sichel, auf die ich aufmerksam machen wollte, wurde unter den Füssen einer der Sphinxe nach deren Entfernung ge- funden. Ich war gegenwärtig; einer der Leute hob sie auf und reichte sie mir. Sie war in drei Stücke gebrochen und so zerstört, dass sich der Rost bis in die Mitte der Masse eingefressen hatte. Sie war eher dicker als die Sicheln unserer Tage, sonst von der gewöhnlichen Gestalt und Grösse wie die unsrigen. Jetzt ist sie im Besitze des Herrn Salt. Es fragt sich nun, wann kamen die Statuen an ihren Platz?
Sie können keinenfalls nach der Zeit der Ptolemäer hingekommen sein, denn es scheint, dass nach der Zeit des Cambyses, der die Götter- bilder der Ägypter zerstörte, kein Einfall in das Land mehr geschah, der
1) Narrative of the operations and recent discoveries within the Pyramido, Tombs and Excavations in Egypt and Nubia etc. by G. Belzoni, London 1871, p. 163 ff.
Ägypten.
Bei genauer Untersuchung der Oberfläche fand Day in der Rost- hülle Abdrücke von Nummuliten, die sich dadurch erklären lassen, daſs die Quader, welche die Fuge bildeten, aus dem Nummulitenkalk der ery- thräischen Wüste bestanden. Auch dies beweist, daſs die Stücke Eisen sehr lange Zeit, daher wohl seit Erbauung der Pyramide an der Stelle eingeklemmt gewesen waren.
Es ist nicht zu verwundern, daſs dieser Fund, der nur durch ein Zusammentreffen der auſserordentlichsten Umstände ermöglicht war, allein steht.
Die übrigen ägyptischen Eisenfunde sind weit jüngeren Datums. Dem ungeachtet gehört auch der folgende noch zu den ältesten Eisenfunden, die wir kennen. Es ist eine eiserne Sichel, die von Bel- zoni unter den Füſsen einer Sphinx zu Karnack ausgegraben wurde
[Abbildung]
Fig. 18.
und von der wir Fig. 18 eine Abbildung geben. Der Finder schreibt darüber1): „Die eiserne Sichel, auf die ich aufmerksam machen wollte, wurde unter den Füſsen einer der Sphinxe nach deren Entfernung ge- funden. Ich war gegenwärtig; einer der Leute hob sie auf und reichte sie mir. Sie war in drei Stücke gebrochen und so zerstört, daſs sich der Rost bis in die Mitte der Masse eingefressen hatte. Sie war eher dicker als die Sicheln unserer Tage, sonst von der gewöhnlichen Gestalt und Gröſse wie die unsrigen. Jetzt ist sie im Besitze des Herrn Salt. Es fragt sich nun, wann kamen die Statuen an ihren Platz?
Sie können keinenfalls nach der Zeit der Ptolemäer hingekommen sein, denn es scheint, daſs nach der Zeit des Cambyses, der die Götter- bilder der Ägypter zerstörte, kein Einfall in das Land mehr geschah, der
1) Narrative of the operations and recent discoveries within the Pyramido, Tombs and Excavations in Egypt and Nubia etc. by G. Belzoni, London 1871, p. 163 ff.
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><pbfacs="#f0109"n="87"/><fwplace="top"type="header">Ägypten.</fw><lb/><p>Bei genauer Untersuchung der Oberfläche fand Day in der Rost-<lb/>
hülle Abdrücke von Nummuliten, die sich dadurch erklären lassen, daſs<lb/>
die Quader, welche die Fuge bildeten, aus dem Nummulitenkalk der ery-<lb/>
thräischen Wüste bestanden. Auch dies beweist, daſs die Stücke Eisen<lb/>
sehr lange Zeit, daher wohl seit Erbauung der Pyramide an der Stelle<lb/>
eingeklemmt gewesen waren.</p><lb/><p>Es ist nicht zu verwundern, daſs dieser Fund, der nur durch ein<lb/>
Zusammentreffen der auſserordentlichsten Umstände ermöglicht war,<lb/>
allein steht.</p><lb/><p>Die übrigen ägyptischen Eisenfunde sind weit jüngeren Datums.<lb/>
Dem ungeachtet gehört auch der folgende noch zu den ältesten<lb/>
Eisenfunden, die wir kennen. Es ist eine eiserne Sichel, die von Bel-<lb/>
zoni unter den Füſsen einer Sphinx zu Karnack ausgegraben wurde<lb/><figure><head>Fig. 18.</head></figure><lb/>
und von der wir Fig. 18 eine Abbildung geben. Der Finder schreibt<lb/>
darüber<noteplace="foot"n="1)">Narrative of the operations and recent discoveries within the Pyramido,<lb/>
Tombs and Excavations in Egypt and Nubia etc. by G. Belzoni, London 1871,<lb/>
p. 163 ff.</note>: „Die eiserne Sichel, auf die ich aufmerksam machen wollte,<lb/>
wurde unter den Füſsen einer der Sphinxe nach deren Entfernung ge-<lb/>
funden. Ich war gegenwärtig; einer der Leute hob sie auf und reichte<lb/>
sie mir. Sie war in drei Stücke gebrochen und so zerstört, daſs sich<lb/>
der Rost bis in die Mitte der Masse eingefressen hatte. Sie war eher<lb/>
dicker als die Sicheln unserer Tage, sonst von der gewöhnlichen Gestalt<lb/>
und Gröſse wie die unsrigen. Jetzt ist sie im Besitze des Herrn Salt.<lb/>
Es fragt sich nun, wann kamen die Statuen an ihren Platz?</p><lb/><p>Sie können keinenfalls nach der Zeit der Ptolemäer hingekommen<lb/>
sein, denn es scheint, daſs nach der Zeit des Cambyses, der die Götter-<lb/>
bilder der Ägypter zerstörte, kein Einfall in das Land mehr geschah, der<lb/></p></div></div></body></text></TEI>
[87/0109]
Ägypten.
Bei genauer Untersuchung der Oberfläche fand Day in der Rost-
hülle Abdrücke von Nummuliten, die sich dadurch erklären lassen, daſs
die Quader, welche die Fuge bildeten, aus dem Nummulitenkalk der ery-
thräischen Wüste bestanden. Auch dies beweist, daſs die Stücke Eisen
sehr lange Zeit, daher wohl seit Erbauung der Pyramide an der Stelle
eingeklemmt gewesen waren.
Es ist nicht zu verwundern, daſs dieser Fund, der nur durch ein
Zusammentreffen der auſserordentlichsten Umstände ermöglicht war,
allein steht.
Die übrigen ägyptischen Eisenfunde sind weit jüngeren Datums.
Dem ungeachtet gehört auch der folgende noch zu den ältesten
Eisenfunden, die wir kennen. Es ist eine eiserne Sichel, die von Bel-
zoni unter den Füſsen einer Sphinx zu Karnack ausgegraben wurde
[Abbildung Fig. 18.]
und von der wir Fig. 18 eine Abbildung geben. Der Finder schreibt
darüber 1): „Die eiserne Sichel, auf die ich aufmerksam machen wollte,
wurde unter den Füſsen einer der Sphinxe nach deren Entfernung ge-
funden. Ich war gegenwärtig; einer der Leute hob sie auf und reichte
sie mir. Sie war in drei Stücke gebrochen und so zerstört, daſs sich
der Rost bis in die Mitte der Masse eingefressen hatte. Sie war eher
dicker als die Sicheln unserer Tage, sonst von der gewöhnlichen Gestalt
und Gröſse wie die unsrigen. Jetzt ist sie im Besitze des Herrn Salt.
Es fragt sich nun, wann kamen die Statuen an ihren Platz?
Sie können keinenfalls nach der Zeit der Ptolemäer hingekommen
sein, denn es scheint, daſs nach der Zeit des Cambyses, der die Götter-
bilder der Ägypter zerstörte, kein Einfall in das Land mehr geschah, der
1) Narrative of the operations and recent discoveries within the Pyramido,
Tombs and Excavations in Egypt and Nubia etc. by G. Belzoni, London 1871,
p. 163 ff.
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 1: Von der ältesten Zeit bis um das Jahr 1500 n. Chr. Braunschweig, 1884, S. 87. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen01_1884/109>, abgerufen am 24.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.