nüge aus dem hervor, was wir bereits über die Einfachheit dieses Pro- zesses einerseits, sowie über die Gewinnung des Goldes und des Kupfers andererseits angeführt haben.
Es ist nicht denkbar, dass die Ägypter die riesigen Bildwerke aus den härtesten Steinarten ohne Stahlwerkzeuge dargestellt haben könnten. Diese Betrachtung hat sich allen Ägyptologen aufgedrängt, welche diese Riesenwerke an Ort und Stelle untersucht haben. Der landläu- figen Theorie des Bronzezeitalters zu Liebe hat man allerdings ver- schiedene neue, unerweisliche Hypothesen erfunden. So hat man nament- lich die Behauptung aufgestellt, die Ägypter hätten eine geheime Kunst gehabt, ihr Kupfer oder Erz so hart zu machen wie Stahl. Nach Einigen hätten sie dies durch blosses Hämmern erreicht, nach Anderen durch besondere Legierungen. Was die Wirkung des Hämmerns betrifft, so ist wohl bekannt, dass durch dasselbe sowohl das Kupfer als die weicheren Bronzearten geschmeidiger, zäher und elastischer werden, auch die Härte nimmt zu, doch nur in geringem Masse; von Erreichung einer Stahlhärte auf diesem Wege kann nicht die Rede sein. Was aber die Härtung des Kupfers durch Legierung mit anderen Metallen betrifft, so sind diese Mischungen allerdings meistens härter, als das reine Kupfer; aber mit der Härte nimmt auch die Sprödigkeit zu und diese macht dieselben zu Steinbearbeitungswerkzeugen ungeeignet. Es kommen hier auch nur die Legierungen von Kupfer und Zinn in Be- tracht, denn das arsenikhaltige Kupfer, welches Percy analysiert hat, können wir vorläufig nicht als eine mit Absicht dargestellte Legierung ansehen. Arsenikzusatz macht das Kupfer zwar härter und weiss -- das sogenannte Weisskupfer wird auf diese Weise dargestellt -- zu Werkzeugen sind aber diese Verbindungen nicht geeignet. Mit Zinn legiert sich Kupfer leicht in jedem Verhältnis und wird das Produkt mit zunehmendem Zinngehalt bis zu einer gewissen Grenze härter, da- gegen vermindert sich seine Zähigkeit und geht bald in ein sprödes Produkt über, das, wenn es am härtesten ist, wie Glas zerspringt. Die Legierungen mit geringem Zinngehalt, welche die Alten meistens zu Werkzeugen verwendeten und denen sie durch Hämmern Geschmeidig- keit und Elastizität gaben, konnten in bezug auf Härte und Sprödig- keit durchaus nicht den Stahl ersetzen. Die Werkzeuge, die man aufgefunden hat, z. B. der thebanische Meissel, bestätigen dies vollständig.
Dass die Ägypter Eisen kannten und verwendeten, wird erwiesen durch die interessanten archäologischen Funde, die gemacht worden sind. Bei der grossen Oxydationsfähigkeit des Eisens müssen sich schon besonders günstige Umstände vereinigen, wenn wir Gegenstände
Ägypten.
nüge aus dem hervor, was wir bereits über die Einfachheit dieses Pro- zesses einerseits, sowie über die Gewinnung des Goldes und des Kupfers andererseits angeführt haben.
Es ist nicht denkbar, daſs die Ägypter die riesigen Bildwerke aus den härtesten Steinarten ohne Stahlwerkzeuge dargestellt haben könnten. Diese Betrachtung hat sich allen Ägyptologen aufgedrängt, welche diese Riesenwerke an Ort und Stelle untersucht haben. Der landläu- figen Theorie des Bronzezeitalters zu Liebe hat man allerdings ver- schiedene neue, unerweisliche Hypothesen erfunden. So hat man nament- lich die Behauptung aufgestellt, die Ägypter hätten eine geheime Kunst gehabt, ihr Kupfer oder Erz so hart zu machen wie Stahl. Nach Einigen hätten sie dies durch bloſses Hämmern erreicht, nach Anderen durch besondere Legierungen. Was die Wirkung des Hämmerns betrifft, so ist wohl bekannt, daſs durch dasſelbe sowohl das Kupfer als die weicheren Bronzearten geschmeidiger, zäher und elastischer werden, auch die Härte nimmt zu, doch nur in geringem Maſse; von Erreichung einer Stahlhärte auf diesem Wege kann nicht die Rede sein. Was aber die Härtung des Kupfers durch Legierung mit anderen Metallen betrifft, so sind diese Mischungen allerdings meistens härter, als das reine Kupfer; aber mit der Härte nimmt auch die Sprödigkeit zu und diese macht dieselben zu Steinbearbeitungswerkzeugen ungeeignet. Es kommen hier auch nur die Legierungen von Kupfer und Zinn in Be- tracht, denn das arsenikhaltige Kupfer, welches Percy analysiert hat, können wir vorläufig nicht als eine mit Absicht dargestellte Legierung ansehen. Arsenikzusatz macht das Kupfer zwar härter und weiſs — das sogenannte Weiſskupfer wird auf diese Weise dargestellt — zu Werkzeugen sind aber diese Verbindungen nicht geeignet. Mit Zinn legiert sich Kupfer leicht in jedem Verhältnis und wird das Produkt mit zunehmendem Zinngehalt bis zu einer gewissen Grenze härter, da- gegen vermindert sich seine Zähigkeit und geht bald in ein sprödes Produkt über, das, wenn es am härtesten ist, wie Glas zerspringt. Die Legierungen mit geringem Zinngehalt, welche die Alten meistens zu Werkzeugen verwendeten und denen sie durch Hämmern Geschmeidig- keit und Elastizität gaben, konnten in bezug auf Härte und Sprödig- keit durchaus nicht den Stahl ersetzen. Die Werkzeuge, die man aufgefunden hat, z. B. der thebanische Meiſsel, bestätigen dies vollständig.
Daſs die Ägypter Eisen kannten und verwendeten, wird erwiesen durch die interessanten archäologischen Funde, die gemacht worden sind. Bei der groſsen Oxydationsfähigkeit des Eisens müssen sich schon besonders günstige Umstände vereinigen, wenn wir Gegenstände
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[84/0106]
Ägypten.
nüge aus dem hervor, was wir bereits über die Einfachheit dieses Pro-
zesses einerseits, sowie über die Gewinnung des Goldes und des Kupfers
andererseits angeführt haben.
Es ist nicht denkbar, daſs die Ägypter die riesigen Bildwerke aus
den härtesten Steinarten ohne Stahlwerkzeuge dargestellt haben könnten.
Diese Betrachtung hat sich allen Ägyptologen aufgedrängt, welche
diese Riesenwerke an Ort und Stelle untersucht haben. Der landläu-
figen Theorie des Bronzezeitalters zu Liebe hat man allerdings ver-
schiedene neue, unerweisliche Hypothesen erfunden. So hat man nament-
lich die Behauptung aufgestellt, die Ägypter hätten eine geheime Kunst
gehabt, ihr Kupfer oder Erz so hart zu machen wie Stahl. Nach
Einigen hätten sie dies durch bloſses Hämmern erreicht, nach Anderen
durch besondere Legierungen. Was die Wirkung des Hämmerns betrifft,
so ist wohl bekannt, daſs durch dasſelbe sowohl das Kupfer als die
weicheren Bronzearten geschmeidiger, zäher und elastischer werden,
auch die Härte nimmt zu, doch nur in geringem Maſse; von Erreichung
einer Stahlhärte auf diesem Wege kann nicht die Rede sein. Was
aber die Härtung des Kupfers durch Legierung mit anderen Metallen
betrifft, so sind diese Mischungen allerdings meistens härter, als das
reine Kupfer; aber mit der Härte nimmt auch die Sprödigkeit zu und
diese macht dieselben zu Steinbearbeitungswerkzeugen ungeeignet. Es
kommen hier auch nur die Legierungen von Kupfer und Zinn in Be-
tracht, denn das arsenikhaltige Kupfer, welches Percy analysiert hat,
können wir vorläufig nicht als eine mit Absicht dargestellte Legierung
ansehen. Arsenikzusatz macht das Kupfer zwar härter und weiſs —
das sogenannte Weiſskupfer wird auf diese Weise dargestellt — zu
Werkzeugen sind aber diese Verbindungen nicht geeignet. Mit Zinn
legiert sich Kupfer leicht in jedem Verhältnis und wird das Produkt
mit zunehmendem Zinngehalt bis zu einer gewissen Grenze härter, da-
gegen vermindert sich seine Zähigkeit und geht bald in ein sprödes
Produkt über, das, wenn es am härtesten ist, wie Glas zerspringt. Die
Legierungen mit geringem Zinngehalt, welche die Alten meistens zu
Werkzeugen verwendeten und denen sie durch Hämmern Geschmeidig-
keit und Elastizität gaben, konnten in bezug auf Härte und Sprödig-
keit durchaus nicht den Stahl ersetzen. Die Werkzeuge, die man
aufgefunden hat, z. B. der thebanische Meiſsel, bestätigen dies vollständig.
Daſs die Ägypter Eisen kannten und verwendeten, wird erwiesen
durch die interessanten archäologischen Funde, die gemacht worden
sind. Bei der groſsen Oxydationsfähigkeit des Eisens müssen sich
schon besonders günstige Umstände vereinigen, wenn wir Gegenstände
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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 1: Von der ältesten Zeit bis um das Jahr 1500 n. Chr. Braunschweig, 1884, S. 84. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen01_1884/106>, abgerufen am 24.11.2024.
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