löten, das von Eisen ist, nur vergoldet man dabei niemals. Was auf dem Eisen du verzinnen wolltest, feile zuerst, und bevor du es mit der Hand berührst, lege es neuerdings gefeilt in die Schale mit dem geschmolzenen Zinn samt Fett, rühre es mit der Zange bis es weiss ist; wenn es herausgenommen ist, schüttle kräftig und säubere es mit Kleie und Linnen. Eisenschlösser und die Bänder an Kästen und Thüren mache schliesslich warm und beschmiere mit Pech, die Nägel aber seien verzinnt. Wenn du Sporen, Zügel und Sitzgeräte für die niederen Kleriker und Mönche fertigst und dieselben eben gefeilt hast, erwärme sie etwas und reibe darauf Ochsenhorn oder Gansfedern; diese ver- leihen, wenn sie, von der Hitze etwas flüssig geworden, ans Eisen anhaften, eine schwarze Färbung und gewährt, was ihnen einigermassen passend erscheint.
Diese beiden Kapitel über das Eisen geben fast nur Anleitungen über die Tauschierung und Lötung des Eisens. Aus den vielen tech- nischen Notizen des Theophilus lässt sich aber noch manches über die Kenntnis und Behandlung des Eisens zusammenstellen. So giebt er im ersten Buch die Beschreibung einer Mühle, in der man das Gold mahlen soll, das bei der Malerei verwendet wird. Es ist in der Haupt- sache ein Mörser und eine Reibkeule aus Bronze. Bei der Reibkeule ist aber die Bronze um einen Kern von Eisen gegossen, in der Weise, wie wir es schon im hohen Altertum kennen gelernt haben. Die Reib- keule wird in der Mühle bewegt, wie ein Drillbohrer. Der Text des Theophilus lautet:
Habe dann ein Mahlwerk samt einer Reibkeule zur Hand, beide gegossen aus Kupfer und Zinn, so dass es zu einem Metall vereinigt ist, nämlich dass drei Teile reines Kupfer und der vierte bleifreies Zinn seien. Aus dieser Zusammensetzung werde die Mahlmühle, ähnlich wie ein Mörserstössel, gegossen, die Reibkeule wie ein Knoten um das Eisen herum, so dass das Eisen in der Dicke von einem Finger hervorrage und in der Länge von mässig einem Fuss. Das Drittel dieses Eisens werde in ein wohlgedrechseltes Holz von der Länge einer Elle beiläufig und richtig gebohrt, eingefügt, in dessen unterm Teil, vom Ende an in der Länge von vier Fingern, sich eine Scheibe befinde, aus Holz oder Blei drehbar, und in der Mitte des obern Teiles sei eine Schnur angebracht, womit es gezogen und rückbewegt werden könne. Dann werde dieses Mahlwerkzeug in eine Öffnung auf einen hierzu taug- lichen Schemel zwischen zwei Holzsäulen gestellt, welche auf diesem
Theophilus Presbyter.
löten, das von Eisen ist, nur vergoldet man dabei niemals. Was auf dem Eisen du verzinnen wolltest, feile zuerst, und bevor du es mit der Hand berührst, lege es neuerdings gefeilt in die Schale mit dem geschmolzenen Zinn samt Fett, rühre es mit der Zange bis es weiſs ist; wenn es herausgenommen ist, schüttle kräftig und säubere es mit Kleie und Linnen. Eisenschlösser und die Bänder an Kästen und Thüren mache schlieſslich warm und beschmiere mit Pech, die Nägel aber seien verzinnt. Wenn du Sporen, Zügel und Sitzgeräte für die niederen Kleriker und Mönche fertigst und dieselben eben gefeilt hast, erwärme sie etwas und reibe darauf Ochsenhorn oder Gansfedern; diese ver- leihen, wenn sie, von der Hitze etwas flüssig geworden, ans Eisen anhaften, eine schwarze Färbung und gewährt, was ihnen einigermaſsen passend erscheint.
Diese beiden Kapitel über das Eisen geben fast nur Anleitungen über die Tauschierung und Lötung des Eisens. Aus den vielen tech- nischen Notizen des Theophilus läſst sich aber noch manches über die Kenntnis und Behandlung des Eisens zusammenstellen. So giebt er im ersten Buch die Beschreibung einer Mühle, in der man das Gold mahlen soll, das bei der Malerei verwendet wird. Es ist in der Haupt- sache ein Mörser und eine Reibkeule aus Bronze. Bei der Reibkeule ist aber die Bronze um einen Kern von Eisen gegossen, in der Weise, wie wir es schon im hohen Altertum kennen gelernt haben. Die Reib- keule wird in der Mühle bewegt, wie ein Drillbohrer. Der Text des Theophilus lautet:
Habe dann ein Mahlwerk samt einer Reibkeule zur Hand, beide gegossen aus Kupfer und Zinn, so daſs es zu einem Metall vereinigt ist, nämlich daſs drei Teile reines Kupfer und der vierte bleifreies Zinn seien. Aus dieser Zusammensetzung werde die Mahlmühle, ähnlich wie ein Mörserstöſsel, gegossen, die Reibkeule wie ein Knoten um das Eisen herum, so daſs das Eisen in der Dicke von einem Finger hervorrage und in der Länge von mäſsig einem Fuſs. Das Drittel dieses Eisens werde in ein wohlgedrechseltes Holz von der Länge einer Elle beiläufig und richtig gebohrt, eingefügt, in dessen unterm Teil, vom Ende an in der Länge von vier Fingern, sich eine Scheibe befinde, aus Holz oder Blei drehbar, und in der Mitte des obern Teiles sei eine Schnur angebracht, womit es gezogen und rückbewegt werden könne. Dann werde dieses Mahlwerkzeug in eine Öffnung auf einen hierzu taug- lichen Schemel zwischen zwei Holzsäulen gestellt, welche auf diesem
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[978/1000]
Theophilus Presbyter.
löten, das von Eisen ist, nur vergoldet man dabei niemals. Was auf
dem Eisen du verzinnen wolltest, feile zuerst, und bevor du es mit
der Hand berührst, lege es neuerdings gefeilt in die Schale mit dem
geschmolzenen Zinn samt Fett, rühre es mit der Zange bis es weiſs ist;
wenn es herausgenommen ist, schüttle kräftig und säubere es mit Kleie
und Linnen. Eisenschlösser und die Bänder an Kästen und Thüren
mache schlieſslich warm und beschmiere mit Pech, die Nägel aber seien
verzinnt. Wenn du Sporen, Zügel und Sitzgeräte für die niederen
Kleriker und Mönche fertigst und dieselben eben gefeilt hast, erwärme
sie etwas und reibe darauf Ochsenhorn oder Gansfedern; diese ver-
leihen, wenn sie, von der Hitze etwas flüssig geworden, ans Eisen
anhaften, eine schwarze Färbung und gewährt, was ihnen einigermaſsen
passend erscheint.
Diese beiden Kapitel über das Eisen geben fast nur Anleitungen
über die Tauschierung und Lötung des Eisens. Aus den vielen tech-
nischen Notizen des Theophilus läſst sich aber noch manches über die
Kenntnis und Behandlung des Eisens zusammenstellen. So giebt er
im ersten Buch die Beschreibung einer Mühle, in der man das Gold
mahlen soll, das bei der Malerei verwendet wird. Es ist in der Haupt-
sache ein Mörser und eine Reibkeule aus Bronze. Bei der Reibkeule
ist aber die Bronze um einen Kern von Eisen gegossen, in der Weise,
wie wir es schon im hohen Altertum kennen gelernt haben. Die Reib-
keule wird in der Mühle bewegt, wie ein Drillbohrer. Der Text des
Theophilus lautet:
Habe dann ein Mahlwerk samt einer Reibkeule zur Hand, beide
gegossen aus Kupfer und Zinn, so daſs es zu einem Metall vereinigt ist,
nämlich daſs drei Teile reines Kupfer und der vierte bleifreies Zinn seien.
Aus dieser Zusammensetzung werde die Mahlmühle, ähnlich wie ein
Mörserstöſsel, gegossen, die Reibkeule wie ein Knoten um das Eisen
herum, so daſs das Eisen in der Dicke von einem Finger hervorrage
und in der Länge von mäſsig einem Fuſs. Das Drittel dieses Eisens
werde in ein wohlgedrechseltes Holz von der Länge einer Elle beiläufig
und richtig gebohrt, eingefügt, in dessen unterm Teil, vom Ende an
in der Länge von vier Fingern, sich eine Scheibe befinde, aus Holz
oder Blei drehbar, und in der Mitte des obern Teiles sei eine Schnur
angebracht, womit es gezogen und rückbewegt werden könne. Dann
werde dieses Mahlwerkzeug in eine Öffnung auf einen hierzu taug-
lichen Schemel zwischen zwei Holzsäulen gestellt, welche auf diesem
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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 1: Von der ältesten Zeit bis um das Jahr 1500 n. Chr. Braunschweig, 1884, S. 978. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen01_1884/1000>, abgerufen am 22.11.2024.
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