Kalk. Auch Plinius erwähnt von dem "molaris", dass er sich ähnlich wie gebrannter Kalk verhalte1). Aristoteles fügt noch ausdrücklich hinzu, es gäbe auch Steine, namentlich Thonarten, die unschmelzbar seien.
Die lückenhaften Überlieferungen der griechischen Schriftsteller werden teilweise ergänzt durch den reichen Schatz bildlicher Dar- stellungen, welche uns in den Skulpturen und Vasengemälden griechi- scher Künstler überkommen sind. Wir lernen aus diesen Abbildungen, die in ihrer naturalistischen Unmittelbarkeit nur von den ägyptischen Darstellungen erreicht werden, während sie in Bezug auf künstlerische
[Abbildung]
Fig. 74.
Formvollendung diese weit übertreffen, mancherlei technische Ver- richtungen, mancherlei Einrichtungen, mancherlei Werkzeuge kennen. Das belebte Bild, Fig. 74, welches Müller in seinen Altertümern als griechischen Ursprungs mitgeteilt hat, stellt Hephästos dar, wie er die Waffen des Ares schmiedet. Rechts auf breitem Postament steht schon der fertige Panzer, bemerkenswert dadurch, dass er auch die Weichteile bedeckt. Im Vordergrunde am Boden unter dem Podest sitzt ein Knabe, der eine Beinschiene abreibt (putzt). Die Mittelgruppe, der Hauptteil des Bildwerkes, stellt Hephästos als Meister dar, der den Schildgriff an den gewaltigen Rundschild, den der starke, musku- löse Geselle nur mit Mühe schwebend in die Höhe hält, anpasst. Reizend und für uns am interessantesten ist die Szene zur Linken. Hier sehen wir den neckischen Jüngling, welcher den Blasebalg tritt, sich um den Schmelzofen, aus dessen Schlackenloch die hoch auf-
1) Plinius hist. nat. XXXVI, 23.
Griechenland.
Kalk. Auch Plinius erwähnt von dem „molaris“, daſs er sich ähnlich wie gebrannter Kalk verhalte1). Aristoteles fügt noch ausdrücklich hinzu, es gäbe auch Steine, namentlich Thonarten, die unschmelzbar seien.
Die lückenhaften Überlieferungen der griechischen Schriftsteller werden teilweise ergänzt durch den reichen Schatz bildlicher Dar- stellungen, welche uns in den Skulpturen und Vasengemälden griechi- scher Künstler überkommen sind. Wir lernen aus diesen Abbildungen, die in ihrer naturalistischen Unmittelbarkeit nur von den ägyptischen Darstellungen erreicht werden, während sie in Bezug auf künstlerische
[Abbildung]
Fig. 74.
Formvollendung diese weit übertreffen, mancherlei technische Ver- richtungen, mancherlei Einrichtungen, mancherlei Werkzeuge kennen. Das belebte Bild, Fig. 74, welches Müller in seinen Altertümern als griechischen Ursprungs mitgeteilt hat, stellt Hephästos dar, wie er die Waffen des Ares schmiedet. Rechts auf breitem Postament steht schon der fertige Panzer, bemerkenswert dadurch, daſs er auch die Weichteile bedeckt. Im Vordergrunde am Boden unter dem Podest sitzt ein Knabe, der eine Beinschiene abreibt (putzt). Die Mittelgruppe, der Hauptteil des Bildwerkes, stellt Hephästos als Meister dar, der den Schildgriff an den gewaltigen Rundschild, den der starke, musku- löse Geselle nur mit Mühe schwebend in die Höhe hält, anpaſst. Reizend und für uns am interessantesten ist die Szene zur Linken. Hier sehen wir den neckischen Jüngling, welcher den Blasebalg tritt, sich um den Schmelzofen, aus dessen Schlackenloch die hoch auf-
1) Plinius hist. nat. XXXVI, 23.
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><p><pbfacs="#f0483"n="461"/><fwplace="top"type="header">Griechenland.</fw><lb/>
Kalk. Auch Plinius erwähnt von dem „molaris“, daſs er sich ähnlich<lb/>
wie gebrannter Kalk verhalte<noteplace="foot"n="1)">Plinius hist. nat. XXXVI, 23.</note>. Aristoteles fügt noch ausdrücklich<lb/>
hinzu, es gäbe auch Steine, namentlich Thonarten, die unschmelzbar<lb/>
seien.</p><lb/><p>Die lückenhaften Überlieferungen der griechischen Schriftsteller<lb/>
werden teilweise ergänzt durch den reichen Schatz bildlicher Dar-<lb/>
stellungen, welche uns in den Skulpturen und Vasengemälden griechi-<lb/>
scher Künstler überkommen sind. Wir lernen aus diesen Abbildungen,<lb/>
die in ihrer naturalistischen Unmittelbarkeit nur von den ägyptischen<lb/>
Darstellungen erreicht werden, während sie in Bezug auf künstlerische<lb/><figure><head>Fig. 74.</head></figure><lb/>
Formvollendung diese weit übertreffen, mancherlei technische Ver-<lb/>
richtungen, mancherlei Einrichtungen, mancherlei Werkzeuge kennen.<lb/>
Das belebte Bild, Fig. 74, welches Müller in seinen Altertümern als<lb/>
griechischen Ursprungs mitgeteilt hat, stellt Hephästos dar, wie er die<lb/>
Waffen des Ares schmiedet. Rechts auf breitem Postament steht<lb/>
schon der fertige Panzer, bemerkenswert dadurch, daſs er auch die<lb/>
Weichteile bedeckt. Im Vordergrunde am Boden unter dem Podest<lb/>
sitzt ein Knabe, der eine Beinschiene abreibt (putzt). Die Mittelgruppe,<lb/>
der Hauptteil des Bildwerkes, stellt Hephästos als Meister dar, der<lb/>
den Schildgriff an den gewaltigen Rundschild, den der starke, musku-<lb/>
löse Geselle nur mit Mühe schwebend in die Höhe hält, anpaſst.<lb/>
Reizend und für uns am interessantesten ist die Szene zur Linken.<lb/>
Hier sehen wir den neckischen Jüngling, welcher den Blasebalg tritt,<lb/>
sich um den Schmelzofen, aus dessen Schlackenloch die hoch auf-<lb/></p></div></div></body></text></TEI>
[461/0483]
Griechenland.
Kalk. Auch Plinius erwähnt von dem „molaris“, daſs er sich ähnlich
wie gebrannter Kalk verhalte 1). Aristoteles fügt noch ausdrücklich
hinzu, es gäbe auch Steine, namentlich Thonarten, die unschmelzbar
seien.
Die lückenhaften Überlieferungen der griechischen Schriftsteller
werden teilweise ergänzt durch den reichen Schatz bildlicher Dar-
stellungen, welche uns in den Skulpturen und Vasengemälden griechi-
scher Künstler überkommen sind. Wir lernen aus diesen Abbildungen,
die in ihrer naturalistischen Unmittelbarkeit nur von den ägyptischen
Darstellungen erreicht werden, während sie in Bezug auf künstlerische
[Abbildung Fig. 74.]
Formvollendung diese weit übertreffen, mancherlei technische Ver-
richtungen, mancherlei Einrichtungen, mancherlei Werkzeuge kennen.
Das belebte Bild, Fig. 74, welches Müller in seinen Altertümern als
griechischen Ursprungs mitgeteilt hat, stellt Hephästos dar, wie er die
Waffen des Ares schmiedet. Rechts auf breitem Postament steht
schon der fertige Panzer, bemerkenswert dadurch, daſs er auch die
Weichteile bedeckt. Im Vordergrunde am Boden unter dem Podest
sitzt ein Knabe, der eine Beinschiene abreibt (putzt). Die Mittelgruppe,
der Hauptteil des Bildwerkes, stellt Hephästos als Meister dar, der
den Schildgriff an den gewaltigen Rundschild, den der starke, musku-
löse Geselle nur mit Mühe schwebend in die Höhe hält, anpaſst.
Reizend und für uns am interessantesten ist die Szene zur Linken.
Hier sehen wir den neckischen Jüngling, welcher den Blasebalg tritt,
sich um den Schmelzofen, aus dessen Schlackenloch die hoch auf-
1) Plinius hist. nat. XXXVI, 23.
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 1: Von der ältesten Zeit bis um das Jahr 1500 n. Chr. Braunschweig, 1884, S. 461. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen01_1884/483>, abgerufen am 28.12.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.