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Bechstein, Ludwig: Der Dunkelgraf. Frankfurt (Main), 1854.

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Die erste Erscheinung, welche auf dem Schiffe die Aufmerksamkeit des jungen Reisenden, wie seines Dieners in hohem Grade auf sich lenkte, war ein anderer Reisender, welcher mit dem Kapitän sehr gut bekannt, sogar vertraut schien, äußerst gut gekleidet war, und mit dem jungen Grafen eine auffallende Aehnlichkeit hatte, nur daß der Erstere etwas älter aussah und auch wirklich war, sonst hätte man beide für Zwillingsbrüder halten können, und wie diese Aehnlichkeit Ludwig und seinem Diener auffiel, so schien sie auch dem andern Theil aufzufallen. Der Kapitän hatte um so mehr für schicklich gehalten, die Reisenden einander vorzustellen; er konnte dies, denn er hatte den Namen des Jüngeren derselben in dessen Paß gelesen; da aber zufällig der Kanzlist, welcher diesen Namen mit großem Fleiße geschnörkelt, das r im Namen Varel nicht r, sondern i geschrieben hatte, so war es nicht zu verwundern, daß der Kapitän statt Graf Varel -- Graf Vavel las, und unter diesem veränderten Namen ihn seinem Reisenden vorstellte. Ludwig vernahm den Irrthum, fand sich aber nicht veranlaßt, denselben zu berichtigen, um so mehr, als jener ihm dazu gar nicht Zeit ließ, sondern alsbald den Namen des Reisenden nannte: Herr Leonardus Cornelius van der Valck, Sohn von Herrn Adrianus van der Valck, berühmten Kauf- und Handelsherrn zu Amsterdam.

Es gereicht mir zur Freude, mein Herr, nahm Ludwig verbindlich das Wort: Ihre werthe Bekanntschaft zu machen, und wie ich hoffe, einen Reisegefährten in Ihre Vaterstadt zu finden, und dies doppelt, da ich den Namen Ihres Hauses bereits rühmlich nennen hörte, ja ich glaube nicht zu irren, daß ich unter andern an dasselbe sogar empfohlen und gewiesen bin, und dessen guten Rath in einigen geschäftlichen Angelegenheiten mir zu erbitten haben werde.

Der Fremde entgegnete mit einer entsprechenden Offenheit: Mein Herr Graf, ich, wie mein väterliches Haus sind ganz zu Ihren Diensten, und mich besonders wird es freuen, wenn ich nach meiner Rückkehr Sie selbst bei uns einführen darf. Wenn Sie, wie ich vermuthe, noch nicht in Amsterdam waren, so wird es Ihnen immer von Nutzen sein, in dieser großen und jetzt noch dazu sehr aufgeregten Stadt einen kundigen Führer zu haben.

Die erste Erscheinung, welche auf dem Schiffe die Aufmerksamkeit des jungen Reisenden, wie seines Dieners in hohem Grade auf sich lenkte, war ein anderer Reisender, welcher mit dem Kapitän sehr gut bekannt, sogar vertraut schien, äußerst gut gekleidet war, und mit dem jungen Grafen eine auffallende Aehnlichkeit hatte, nur daß der Erstere etwas älter aussah und auch wirklich war, sonst hätte man beide für Zwillingsbrüder halten können, und wie diese Aehnlichkeit Ludwig und seinem Diener auffiel, so schien sie auch dem andern Theil aufzufallen. Der Kapitän hatte um so mehr für schicklich gehalten, die Reisenden einander vorzustellen; er konnte dies, denn er hatte den Namen des Jüngeren derselben in dessen Paß gelesen; da aber zufällig der Kanzlist, welcher diesen Namen mit großem Fleiße geschnörkelt, das r im Namen Varel nicht r, sondern ı geschrieben hatte, so war es nicht zu verwundern, daß der Kapitän statt Graf Varel — Graf Vavel las, und unter diesem veränderten Namen ihn seinem Reisenden vorstellte. Ludwig vernahm den Irrthum, fand sich aber nicht veranlaßt, denselben zu berichtigen, um so mehr, als jener ihm dazu gar nicht Zeit ließ, sondern alsbald den Namen des Reisenden nannte: Herr Leonardus Cornelius van der Valck, Sohn von Herrn Adrianus van der Valck, berühmten Kauf- und Handelsherrn zu Amsterdam.

Es gereicht mir zur Freude, mein Herr, nahm Ludwig verbindlich das Wort: Ihre werthe Bekanntschaft zu machen, und wie ich hoffe, einen Reisegefährten in Ihre Vaterstadt zu finden, und dies doppelt, da ich den Namen Ihres Hauses bereits rühmlich nennen hörte, ja ich glaube nicht zu irren, daß ich unter andern an dasselbe sogar empfohlen und gewiesen bin, und dessen guten Rath in einigen geschäftlichen Angelegenheiten mir zu erbitten haben werde.

Der Fremde entgegnete mit einer entsprechenden Offenheit: Mein Herr Graf, ich, wie mein väterliches Haus sind ganz zu Ihren Diensten, und mich besonders wird es freuen, wenn ich nach meiner Rückkehr Sie selbst bei uns einführen darf. Wenn Sie, wie ich vermuthe, noch nicht in Amsterdam waren, so wird es Ihnen immer von Nutzen sein, in dieser großen und jetzt noch dazu sehr aufgeregten Stadt einen kundigen Führer zu haben.

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[73/0077] Die erste Erscheinung, welche auf dem Schiffe die Aufmerksamkeit des jungen Reisenden, wie seines Dieners in hohem Grade auf sich lenkte, war ein anderer Reisender, welcher mit dem Kapitän sehr gut bekannt, sogar vertraut schien, äußerst gut gekleidet war, und mit dem jungen Grafen eine auffallende Aehnlichkeit hatte, nur daß der Erstere etwas älter aussah und auch wirklich war, sonst hätte man beide für Zwillingsbrüder halten können, und wie diese Aehnlichkeit Ludwig und seinem Diener auffiel, so schien sie auch dem andern Theil aufzufallen. Der Kapitän hatte um so mehr für schicklich gehalten, die Reisenden einander vorzustellen; er konnte dies, denn er hatte den Namen des Jüngeren derselben in dessen Paß gelesen; da aber zufällig der Kanzlist, welcher diesen Namen mit großem Fleiße geschnörkelt, das r im Namen Varel nicht r, sondern ı geschrieben hatte, so war es nicht zu verwundern, daß der Kapitän statt Graf Varel — Graf Vavel las, und unter diesem veränderten Namen ihn seinem Reisenden vorstellte. Ludwig vernahm den Irrthum, fand sich aber nicht veranlaßt, denselben zu berichtigen, um so mehr, als jener ihm dazu gar nicht Zeit ließ, sondern alsbald den Namen des Reisenden nannte: Herr Leonardus Cornelius van der Valck, Sohn von Herrn Adrianus van der Valck, berühmten Kauf- und Handelsherrn zu Amsterdam. Es gereicht mir zur Freude, mein Herr, nahm Ludwig verbindlich das Wort: Ihre werthe Bekanntschaft zu machen, und wie ich hoffe, einen Reisegefährten in Ihre Vaterstadt zu finden, und dies doppelt, da ich den Namen Ihres Hauses bereits rühmlich nennen hörte, ja ich glaube nicht zu irren, daß ich unter andern an dasselbe sogar empfohlen und gewiesen bin, und dessen guten Rath in einigen geschäftlichen Angelegenheiten mir zu erbitten haben werde. Der Fremde entgegnete mit einer entsprechenden Offenheit: Mein Herr Graf, ich, wie mein väterliches Haus sind ganz zu Ihren Diensten, und mich besonders wird es freuen, wenn ich nach meiner Rückkehr Sie selbst bei uns einführen darf. Wenn Sie, wie ich vermuthe, noch nicht in Amsterdam waren, so wird es Ihnen immer von Nutzen sein, in dieser großen und jetzt noch dazu sehr aufgeregten Stadt einen kundigen Führer zu haben.

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Zitationshilfe: Bechstein, Ludwig: Der Dunkelgraf. Frankfurt (Main), 1854, S. 73. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bechstein_dunkelgraf_1854/77>, abgerufen am 25.11.2024.