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Bechstein, Ludwig: Der Dunkelgraf. Frankfurt (Main), 1854.

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zweiten Lebensgefährtin zur rechtmäßigen Gemahlin und Reichsgräfin zu einer ihm geeignet scheinenden Zeit nachzuholen."

"Der Erbherr ist Souverän, er liebt jene Frau und ehrt sie, ihr Betragen ist würdevoll und gütig, sie ist ihrem Sohn eine zärtliche Mutter und Alles geht seinen guten Gang, Niemand hat dermalen ein Recht, die in ihrem Gewissen ehelich Verbundenen zu verdammen, wohl aber werden die Agnaten früher oder später dies thun, und es wird in der Folge wieder zu Streitigkeiten kommen, die dann wahrscheinlich kein Friedenstrank aus dem Falken von Kniphausen beizulegen vermögen wird, posito sie hätten den Falken."

"Ich sitze immer noch hier in Hamburg und plage mich wie ein Pferd, obschon ich todtmatt bin."

"Aus der bereits erwähnten Anlage ersehen Sie, bester Herr Graf, daß man nicht übel Lust hat, Ihnen die rara avis, den Falken, wieder abzulocken und denselben auf eine oder die andere Art wieder nach Kniphausen zu bekommen. Mir ziemt nicht, Ihnen Rathschläge zu geben, ich aber wüßte was ich thäte -- ich rückte ihnen den Falken auf ewig aus den Augen."

"Meine Frau empfiehlt sich Ihnen und läßt gehorsamsten Respect vermelden. Der schreckliche Tod der armen Anges hat uns Beide außerordentlich erschüttert. Sie war zu gut für diese Welt, und ihr ist wohl, wenn nur nicht ein so bitteres Sterben ihr zu Theil geworden wäre. Sanft ruhe die Asche dieser wahrhaft guten und edlen Freundin!"

"Ich war sehr krank, und bin nur wie durch ein Wunder dem Tode entronnen. Der liebe Gott muß noch etwas Absonderliches mit mir vor haben, dazu er mich aufspart. Der Reimarus gab mich völlig auf, auch hatte ich bereits, ehe es so ganz schlimm mit mir wurde, Auftrag ertheilt, daß der Consul Höfer meine Habseligkeiten und Papiere versiegeln sollte, und ebenso hatte ich das Begräbniß in hiesigem Dom angeordnet. Gottes Gnade hat mich abermals errettet, aber fort will ich von hier -- muß fort, meine Aufenthaltskosten übersteigen mein geringfügiges Legat. Ich habe mir einen kleinen Wagen gekauft, darin will ich sobald als möglich mein Bette anbringen, und gen Stadthagen segeln, möge es mir eine Stadt Hafen sein! Ich bedarf dessen, ich sehne mich nach Ruhe; wer weiß wie bald

zweiten Lebensgefährtin zur rechtmäßigen Gemahlin und Reichsgräfin zu einer ihm geeignet scheinenden Zeit nachzuholen.“

„Der Erbherr ist Souverän, er liebt jene Frau und ehrt sie, ihr Betragen ist würdevoll und gütig, sie ist ihrem Sohn eine zärtliche Mutter und Alles geht seinen guten Gang, Niemand hat dermalen ein Recht, die in ihrem Gewissen ehelich Verbundenen zu verdammen, wohl aber werden die Agnaten früher oder später dies thun, und es wird in der Folge wieder zu Streitigkeiten kommen, die dann wahrscheinlich kein Friedenstrank aus dem Falken von Kniphausen beizulegen vermögen wird, posito sie hätten den Falken.“

„Ich sitze immer noch hier in Hamburg und plage mich wie ein Pferd, obschon ich todtmatt bin.“

„Aus der bereits erwähnten Anlage ersehen Sie, bester Herr Graf, daß man nicht übel Lust hat, Ihnen die rara avis, den Falken, wieder abzulocken und denselben auf eine oder die andere Art wieder nach Kniphausen zu bekommen. Mir ziemt nicht, Ihnen Rathschläge zu geben, ich aber wüßte was ich thäte — ich rückte ihnen den Falken auf ewig aus den Augen.“

„Meine Frau empfiehlt sich Ihnen und läßt gehorsamsten Respect vermelden. Der schreckliche Tod der armen Angés hat uns Beide außerordentlich erschüttert. Sie war zu gut für diese Welt, und ihr ist wohl, wenn nur nicht ein so bitteres Sterben ihr zu Theil geworden wäre. Sanft ruhe die Asche dieser wahrhaft guten und edlen Freundin!“

„Ich war sehr krank, und bin nur wie durch ein Wunder dem Tode entronnen. Der liebe Gott muß noch etwas Absonderliches mit mir vor haben, dazu er mich aufspart. Der Reimarus gab mich völlig auf, auch hatte ich bereits, ehe es so ganz schlimm mit mir wurde, Auftrag ertheilt, daß der Consul Höfer meine Habseligkeiten und Papiere versiegeln sollte, und ebenso hatte ich das Begräbniß in hiesigem Dom angeordnet. Gottes Gnade hat mich abermals errettet, aber fort will ich von hier — muß fort, meine Aufenthaltskosten übersteigen mein geringfügiges Legat. Ich habe mir einen kleinen Wagen gekauft, darin will ich sobald als möglich mein Bette anbringen, und gen Stadthagen segeln, möge es mir eine Stadt Hafen sein! Ich bedarf dessen, ich sehne mich nach Ruhe; wer weiß wie bald

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[396/0400] zweiten Lebensgefährtin zur rechtmäßigen Gemahlin und Reichsgräfin zu einer ihm geeignet scheinenden Zeit nachzuholen.“ „Der Erbherr ist Souverän, er liebt jene Frau und ehrt sie, ihr Betragen ist würdevoll und gütig, sie ist ihrem Sohn eine zärtliche Mutter und Alles geht seinen guten Gang, Niemand hat dermalen ein Recht, die in ihrem Gewissen ehelich Verbundenen zu verdammen, wohl aber werden die Agnaten früher oder später dies thun, und es wird in der Folge wieder zu Streitigkeiten kommen, die dann wahrscheinlich kein Friedenstrank aus dem Falken von Kniphausen beizulegen vermögen wird, posito sie hätten den Falken.“ „Ich sitze immer noch hier in Hamburg und plage mich wie ein Pferd, obschon ich todtmatt bin.“ „Aus der bereits erwähnten Anlage ersehen Sie, bester Herr Graf, daß man nicht übel Lust hat, Ihnen die rara avis, den Falken, wieder abzulocken und denselben auf eine oder die andere Art wieder nach Kniphausen zu bekommen. Mir ziemt nicht, Ihnen Rathschläge zu geben, ich aber wüßte was ich thäte — ich rückte ihnen den Falken auf ewig aus den Augen.“ „Meine Frau empfiehlt sich Ihnen und läßt gehorsamsten Respect vermelden. Der schreckliche Tod der armen Angés hat uns Beide außerordentlich erschüttert. Sie war zu gut für diese Welt, und ihr ist wohl, wenn nur nicht ein so bitteres Sterben ihr zu Theil geworden wäre. Sanft ruhe die Asche dieser wahrhaft guten und edlen Freundin!“ „Ich war sehr krank, und bin nur wie durch ein Wunder dem Tode entronnen. Der liebe Gott muß noch etwas Absonderliches mit mir vor haben, dazu er mich aufspart. Der Reimarus gab mich völlig auf, auch hatte ich bereits, ehe es so ganz schlimm mit mir wurde, Auftrag ertheilt, daß der Consul Höfer meine Habseligkeiten und Papiere versiegeln sollte, und ebenso hatte ich das Begräbniß in hiesigem Dom angeordnet. Gottes Gnade hat mich abermals errettet, aber fort will ich von hier — muß fort, meine Aufenthaltskosten übersteigen mein geringfügiges Legat. Ich habe mir einen kleinen Wagen gekauft, darin will ich sobald als möglich mein Bette anbringen, und gen Stadthagen segeln, möge es mir eine Stadt Hafen sein! Ich bedarf dessen, ich sehne mich nach Ruhe; wer weiß wie bald

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Zitationshilfe: Bechstein, Ludwig: Der Dunkelgraf. Frankfurt (Main), 1854, S. 396. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bechstein_dunkelgraf_1854/400>, abgerufen am 22.11.2024.