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Bechstein, Ludwig: Der Dunkelgraf. Frankfurt (Main), 1854.

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immer aus. Es wurden einstweilen frische Pferde für ihn bestellt und dem zurückreitenden Postillon aufgetragen, den Nachfolgenden Eile anzuempfehlen.

So ging es von Station zu Station, immer banger wurde es dem Grafen um's Herz. Was war geschehen? Was konnte diesen räthselhaften Aufenthalt veranlaßt haben? Der Abend dämmerte nieder und der Tag, der für Ludwig so verheißungsreich begonnen, sank ihm sehr trübe, seine Verlegenheit mehrte sich von Stunde zu Stunde; er begann jetzt unwillig zu werden über Anges' Laune, wie er es nannte, und mußte doch diesen Unwillen vor Sophie unterdrücken, durfte die noch Ahnungslose nicht schrecken und mit seinen Befürchtungen ängstigen.

Tübingen war erreicht, das Ziel des ersten Reisetages, wo Nachtrast gehalten werden sollte, und Ludwig's Verlegenheit wuchs mit jeder Minute. Sollte die Prinzessin der weiblichen Bedienung entbehren, sie, die von Kindheit auf die sorgsamste Aufmerksamkeit gewohnt war?

Ludwig ordnete an, daß eine Staffette dem Wagen entgegen gesendet werde, die die ganze Straße entlang nach der zurückgebliebenen Reisebegleitung forschen und nöthigenfalls bis zur Post nach Ettenheim weiter befördert werden sollte, wenn keine Spur sich fände.

Nach einer Stunde sorgenvollen Harrens kam die Staffette zurück und rief zum Fenster des Gasthauses hinauf, aus dem der Reisende heruntersah, daß der Wagen sogleich kommen werde.

Voll hoher Freude warf der Graf ein paar brabanter Laubthaler in den Hut des Postillons, der von dannen ritt, und bald rollte in der That der langersehnte Wagen heran. Voll Unruhe und Ungestüm eilte Ludwig die Treppe hinunter, um Anges selbst aus dem Wagen zu heben.

Philipp war bereits von seinem Außensitz herabgesprungen, sein sonst so frisches rothes Gesicht war bleich; er blickte seinen Herrn mit dem Ausdruck tiefen Kummers an, öffnete den Schlag, -- Sophie Botta, die Dienerin, stieg aus, aufgelöst in Thränen, der alte Jacques folgte -- Anges fehlte.

Was ist das? Wo ist Anges? fragte Ludwig erschrocken.

Philipp antwortete: Ach, bester gnädiger Herr! Ach das Unglück! Kommen Sie in das Haus!

immer aus. Es wurden einstweilen frische Pferde für ihn bestellt und dem zurückreitenden Postillon aufgetragen, den Nachfolgenden Eile anzuempfehlen.

So ging es von Station zu Station, immer banger wurde es dem Grafen um’s Herz. Was war geschehen? Was konnte diesen räthselhaften Aufenthalt veranlaßt haben? Der Abend dämmerte nieder und der Tag, der für Ludwig so verheißungsreich begonnen, sank ihm sehr trübe, seine Verlegenheit mehrte sich von Stunde zu Stunde; er begann jetzt unwillig zu werden über Angés’ Laune, wie er es nannte, und mußte doch diesen Unwillen vor Sophie unterdrücken, durfte die noch Ahnungslose nicht schrecken und mit seinen Befürchtungen ängstigen.

Tübingen war erreicht, das Ziel des ersten Reisetages, wo Nachtrast gehalten werden sollte, und Ludwig’s Verlegenheit wuchs mit jeder Minute. Sollte die Prinzessin der weiblichen Bedienung entbehren, sie, die von Kindheit auf die sorgsamste Aufmerksamkeit gewohnt war?

Ludwig ordnete an, daß eine Staffette dem Wagen entgegen gesendet werde, die die ganze Straße entlang nach der zurückgebliebenen Reisebegleitung forschen und nöthigenfalls bis zur Post nach Ettenheim weiter befördert werden sollte, wenn keine Spur sich fände.

Nach einer Stunde sorgenvollen Harrens kam die Staffette zurück und rief zum Fenster des Gasthauses hinauf, aus dem der Reisende heruntersah, daß der Wagen sogleich kommen werde.

Voll hoher Freude warf der Graf ein paar brabanter Laubthaler in den Hut des Postillons, der von dannen ritt, und bald rollte in der That der langersehnte Wagen heran. Voll Unruhe und Ungestüm eilte Ludwig die Treppe hinunter, um Angés selbst aus dem Wagen zu heben.

Philipp war bereits von seinem Außensitz herabgesprungen, sein sonst so frisches rothes Gesicht war bleich; er blickte seinen Herrn mit dem Ausdruck tiefen Kummers an, öffnete den Schlag, — Sophie Botta, die Dienerin, stieg aus, aufgelöst in Thränen, der alte Jacques folgte — Angés fehlte.

Was ist das? Wo ist Angés? fragte Ludwig erschrocken.

Philipp antwortete: Ach, bester gnädiger Herr! Ach das Unglück! Kommen Sie in das Haus!

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[375/0379] immer aus. Es wurden einstweilen frische Pferde für ihn bestellt und dem zurückreitenden Postillon aufgetragen, den Nachfolgenden Eile anzuempfehlen. So ging es von Station zu Station, immer banger wurde es dem Grafen um’s Herz. Was war geschehen? Was konnte diesen räthselhaften Aufenthalt veranlaßt haben? Der Abend dämmerte nieder und der Tag, der für Ludwig so verheißungsreich begonnen, sank ihm sehr trübe, seine Verlegenheit mehrte sich von Stunde zu Stunde; er begann jetzt unwillig zu werden über Angés’ Laune, wie er es nannte, und mußte doch diesen Unwillen vor Sophie unterdrücken, durfte die noch Ahnungslose nicht schrecken und mit seinen Befürchtungen ängstigen. Tübingen war erreicht, das Ziel des ersten Reisetages, wo Nachtrast gehalten werden sollte, und Ludwig’s Verlegenheit wuchs mit jeder Minute. Sollte die Prinzessin der weiblichen Bedienung entbehren, sie, die von Kindheit auf die sorgsamste Aufmerksamkeit gewohnt war? Ludwig ordnete an, daß eine Staffette dem Wagen entgegen gesendet werde, die die ganze Straße entlang nach der zurückgebliebenen Reisebegleitung forschen und nöthigenfalls bis zur Post nach Ettenheim weiter befördert werden sollte, wenn keine Spur sich fände. Nach einer Stunde sorgenvollen Harrens kam die Staffette zurück und rief zum Fenster des Gasthauses hinauf, aus dem der Reisende heruntersah, daß der Wagen sogleich kommen werde. Voll hoher Freude warf der Graf ein paar brabanter Laubthaler in den Hut des Postillons, der von dannen ritt, und bald rollte in der That der langersehnte Wagen heran. Voll Unruhe und Ungestüm eilte Ludwig die Treppe hinunter, um Angés selbst aus dem Wagen zu heben. Philipp war bereits von seinem Außensitz herabgesprungen, sein sonst so frisches rothes Gesicht war bleich; er blickte seinen Herrn mit dem Ausdruck tiefen Kummers an, öffnete den Schlag, — Sophie Botta, die Dienerin, stieg aus, aufgelöst in Thränen, der alte Jacques folgte — Angés fehlte. Was ist das? Wo ist Angés? fragte Ludwig erschrocken. Philipp antwortete: Ach, bester gnädiger Herr! Ach das Unglück! Kommen Sie in das Haus!

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Zitationshilfe: Bechstein, Ludwig: Der Dunkelgraf. Frankfurt (Main), 1854, S. 375. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bechstein_dunkelgraf_1854/379>, abgerufen am 25.11.2024.