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Bechstein, Ludwig: Der Dunkelgraf. Frankfurt (Main), 1854.

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die dessen unter der neuen Regierung bedurften, sondern der sich auch des Herzogs besondern Dank noch außerdem dadurch erwarb, daß er ihm ein noch größeres Jagdgebiet einräumte, als derselbe bisher schon inne gehabt hatte.

Mehr als einmal lud der Herzog den Grafen ein, ihn auf seinen Jagden zu begleiten; dieser leistete aber nur einmal Folge und dann nicht wieder. So sehr der Herzog ihm zusagte, und so sehr er diesen verehrte, um so weniger fand Ludwig sich von seiner männlichen Umgebung angezogen. Dafür diente er ihm in anderer Weise; er half ihm Werke der Wohlthätigkeit in verschwiegener Stille üben. Glückliche geben ja gerne, und der Herzog war so überaus glücklich, Ludwig nahm Philipp zu Hülfe, um verschämte Arme aufzufinden, und manche stillgeweinte Thräne des Schmerzes wurde durch vereintes Wohlthun in die Thräne der Freude und des Segens umgewandelt. Stilles Wohlthun war ein Grundzug im Wesen des Grafen, und wie gern verband er sich in diesem Sinne dem jungen mildthätigen Fürsten.

In der Stille dieses Thalfriedens, im Zauber dieser romantischen Natur ging Ludwig ein neuer Stern auf, ein neuer Lebensfrühling, schöner als er ihn je geahnet hatte. Mit wunderbarer Magie erklang in ihm der tönende Memnonruf, der ihn für eine neue, beseligende Liebe weckte. Die kleine Sophie entfaltete sich frühreifend zur holdesten Jungfräulichkeit und Niemand pries eifriger gegen Ludwig deren Seelengüte, deren ächtweibliches Gemüth, deren Schönheitszauber als Anges, der es Wonne schuf, den Mann, der die ganze Fülle ihrer reinsten Freundschaft besaß, einem beglückenden Loose zuzuführen. Anges war der reine Schwan, der wie in der lieblichen indischen Sage von Nal und Damajanti neigungweckende Worte von einem Ohre zum andern trug, von einem Herzen zum andern. Im Glücke ihrer beiden Lieblinge gedachte sie sich dereinst zu sonnen, ihnen Freundin zu bleiben und Genossin ihres Glücks, dieser Gedanke bildete ihren seligsten Zukunfttraum. Was sie von den äußeren Verhältnissen des Grafen kannte, erschien ihr vollkommen beruhigend, vielleicht hielt sie ihn für reicher als er war. Sophie konnte unter günstigen Verhältnissen dereinst noch eine der reichsten Erbinnen werden, denn das Vermögen der Familie Conde-Bourbon, das man

die dessen unter der neuen Regierung bedurften, sondern der sich auch des Herzogs besondern Dank noch außerdem dadurch erwarb, daß er ihm ein noch größeres Jagdgebiet einräumte, als derselbe bisher schon inne gehabt hatte.

Mehr als einmal lud der Herzog den Grafen ein, ihn auf seinen Jagden zu begleiten; dieser leistete aber nur einmal Folge und dann nicht wieder. So sehr der Herzog ihm zusagte, und so sehr er diesen verehrte, um so weniger fand Ludwig sich von seiner männlichen Umgebung angezogen. Dafür diente er ihm in anderer Weise; er half ihm Werke der Wohlthätigkeit in verschwiegener Stille üben. Glückliche geben ja gerne, und der Herzog war so überaus glücklich, Ludwig nahm Philipp zu Hülfe, um verschämte Arme aufzufinden, und manche stillgeweinte Thräne des Schmerzes wurde durch vereintes Wohlthun in die Thräne der Freude und des Segens umgewandelt. Stilles Wohlthun war ein Grundzug im Wesen des Grafen, und wie gern verband er sich in diesem Sinne dem jungen mildthätigen Fürsten.

In der Stille dieses Thalfriedens, im Zauber dieser romantischen Natur ging Ludwig ein neuer Stern auf, ein neuer Lebensfrühling, schöner als er ihn je geahnet hatte. Mit wunderbarer Magie erklang in ihm der tönende Memnonruf, der ihn für eine neue, beseligende Liebe weckte. Die kleine Sophie entfaltete sich frühreifend zur holdesten Jungfräulichkeit und Niemand pries eifriger gegen Ludwig deren Seelengüte, deren ächtweibliches Gemüth, deren Schönheitszauber als Angés, der es Wonne schuf, den Mann, der die ganze Fülle ihrer reinsten Freundschaft besaß, einem beglückenden Loose zuzuführen. Angés war der reine Schwan, der wie in der lieblichen indischen Sage von Nal und Damajanti neigungweckende Worte von einem Ohre zum andern trug, von einem Herzen zum andern. Im Glücke ihrer beiden Lieblinge gedachte sie sich dereinst zu sonnen, ihnen Freundin zu bleiben und Genossin ihres Glücks, dieser Gedanke bildete ihren seligsten Zukunfttraum. Was sie von den äußeren Verhältnissen des Grafen kannte, erschien ihr vollkommen beruhigend, vielleicht hielt sie ihn für reicher als er war. Sophie konnte unter günstigen Verhältnissen dereinst noch eine der reichsten Erbinnen werden, denn das Vermögen der Familie Condé-Bourbon, das man

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[362/0366] die dessen unter der neuen Regierung bedurften, sondern der sich auch des Herzogs besondern Dank noch außerdem dadurch erwarb, daß er ihm ein noch größeres Jagdgebiet einräumte, als derselbe bisher schon inne gehabt hatte. Mehr als einmal lud der Herzog den Grafen ein, ihn auf seinen Jagden zu begleiten; dieser leistete aber nur einmal Folge und dann nicht wieder. So sehr der Herzog ihm zusagte, und so sehr er diesen verehrte, um so weniger fand Ludwig sich von seiner männlichen Umgebung angezogen. Dafür diente er ihm in anderer Weise; er half ihm Werke der Wohlthätigkeit in verschwiegener Stille üben. Glückliche geben ja gerne, und der Herzog war so überaus glücklich, Ludwig nahm Philipp zu Hülfe, um verschämte Arme aufzufinden, und manche stillgeweinte Thräne des Schmerzes wurde durch vereintes Wohlthun in die Thräne der Freude und des Segens umgewandelt. Stilles Wohlthun war ein Grundzug im Wesen des Grafen, und wie gern verband er sich in diesem Sinne dem jungen mildthätigen Fürsten. In der Stille dieses Thalfriedens, im Zauber dieser romantischen Natur ging Ludwig ein neuer Stern auf, ein neuer Lebensfrühling, schöner als er ihn je geahnet hatte. Mit wunderbarer Magie erklang in ihm der tönende Memnonruf, der ihn für eine neue, beseligende Liebe weckte. Die kleine Sophie entfaltete sich frühreifend zur holdesten Jungfräulichkeit und Niemand pries eifriger gegen Ludwig deren Seelengüte, deren ächtweibliches Gemüth, deren Schönheitszauber als Angés, der es Wonne schuf, den Mann, der die ganze Fülle ihrer reinsten Freundschaft besaß, einem beglückenden Loose zuzuführen. Angés war der reine Schwan, der wie in der lieblichen indischen Sage von Nal und Damajanti neigungweckende Worte von einem Ohre zum andern trug, von einem Herzen zum andern. Im Glücke ihrer beiden Lieblinge gedachte sie sich dereinst zu sonnen, ihnen Freundin zu bleiben und Genossin ihres Glücks, dieser Gedanke bildete ihren seligsten Zukunfttraum. Was sie von den äußeren Verhältnissen des Grafen kannte, erschien ihr vollkommen beruhigend, vielleicht hielt sie ihn für reicher als er war. Sophie konnte unter günstigen Verhältnissen dereinst noch eine der reichsten Erbinnen werden, denn das Vermögen der Familie Condé-Bourbon, das man

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Zitationshilfe: Bechstein, Ludwig: Der Dunkelgraf. Frankfurt (Main), 1854, S. 362. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bechstein_dunkelgraf_1854/366>, abgerufen am 25.11.2024.