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Bechstein, Ludwig: Der Dunkelgraf. Frankfurt (Main), 1854.

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lachte heimlich hinter seiner Serviette, zwinkte der alten Dame mit den Augen, und hütete sich wohl, durch Berichtigung dieser Wehklage den Herrn von der Park in seinen guten Vorsätzen wankend zu machen.

An wen sich wenden, um den Herrn Grafen zu sprechen? war Windt's hauptsächlichste Frage.

Sie werden ihn auf keinen Fall sprechen, daran ist gar nicht zu denken, ward ihm zur Antwort.

Ich muß ihn aber sprechen, und ich werde ihn sprechen! entgegnete Windt mit Bestimmtheit.

Versuchen Sie's auf Ihre Gefahr, ich aber rathe ernstlich ab, sprach Gräfin Lynden. Die Wächter sind unbestechlich.

Fällt mir auch gar nicht ein, diese braven Bürger der batavischen Republik in Versuchung zu führen, versetzte Windt. Bin zudem nicht mit Geld zu Bestechungen versehen.

Ehe eine halbe Stunde verging, seit Windt vom Tische der Gräfin weg war, stand er schon im Sitzungszimmer der hochmögenden Herren. Diese Herren hatte doch noch das Bürgerregiment gelassen, obschon der Titel vielen tausend Revolutionsmännern ein Pfahl im Fleisch und ein Dorn im Auge war. Windt sprach in seiner einfachen und schlichten Weise, nachdem er seine Persönlichkeit in aller gesetzlichen Form kund gegeben: Ich habe den gefangenen Rhoon nur eine halbe Stunde zu sprechen, und zwar blos über Familien-Angelegenheiten, und wenn es sein muß, im Beisein von Jedermann; ich habe die Ehre, Diener von des Gefangenen Großmutter zu sein, und möchte gerne, da ich im Begriffe stehe, nach Deutschland zu reisen, wo dieselbe wohnt, Aufträge von ihm mit dorthin nehmen.

Die hochmögenden Herren beriethen sich ganz kurze Zeit und fanden gar kein Bedenken darin, Windt zu willfahren. Er wurde an die Commissäre Bürger Kops und de Lange gewiesen, fand auch an diesen die artigsten Männer von der Welt, und empfing von ihnen ohne die mindeste Schwierigkeit und ohne einen Sous zahlen zu müssen, eine gedruckte Erlaubnißkarte.

Die Lage des staatsgefangenen Erbherrn war durchaus keine schreckliche. Er wohnte in den Zimmern, die früher Prinz Friedrich von Oranien inne gehabt; er spielte sich eben zum Zeitvertreib ein

lachte heimlich hinter seiner Serviette, zwinkte der alten Dame mit den Augen, und hütete sich wohl, durch Berichtigung dieser Wehklage den Herrn von der Park in seinen guten Vorsätzen wankend zu machen.

An wen sich wenden, um den Herrn Grafen zu sprechen? war Windt’s hauptsächlichste Frage.

Sie werden ihn auf keinen Fall sprechen, daran ist gar nicht zu denken, ward ihm zur Antwort.

Ich muß ihn aber sprechen, und ich werde ihn sprechen! entgegnete Windt mit Bestimmtheit.

Versuchen Sie’s auf Ihre Gefahr, ich aber rathe ernstlich ab, sprach Gräfin Lynden. Die Wächter sind unbestechlich.

Fällt mir auch gar nicht ein, diese braven Bürger der batavischen Republik in Versuchung zu führen, versetzte Windt. Bin zudem nicht mit Geld zu Bestechungen versehen.

Ehe eine halbe Stunde verging, seit Windt vom Tische der Gräfin weg war, stand er schon im Sitzungszimmer der hochmögenden Herren. Diese Herren hatte doch noch das Bürgerregiment gelassen, obschon der Titel vielen tausend Revolutionsmännern ein Pfahl im Fleisch und ein Dorn im Auge war. Windt sprach in seiner einfachen und schlichten Weise, nachdem er seine Persönlichkeit in aller gesetzlichen Form kund gegeben: Ich habe den gefangenen Rhoon nur eine halbe Stunde zu sprechen, und zwar blos über Familien-Angelegenheiten, und wenn es sein muß, im Beisein von Jedermann; ich habe die Ehre, Diener von des Gefangenen Großmutter zu sein, und möchte gerne, da ich im Begriffe stehe, nach Deutschland zu reisen, wo dieselbe wohnt, Aufträge von ihm mit dorthin nehmen.

Die hochmögenden Herren beriethen sich ganz kurze Zeit und fanden gar kein Bedenken darin, Windt zu willfahren. Er wurde an die Commissäre Bürger Kops und de Lange gewiesen, fand auch an diesen die artigsten Männer von der Welt, und empfing von ihnen ohne die mindeste Schwierigkeit und ohne einen Sous zahlen zu müssen, eine gedruckte Erlaubnißkarte.

Die Lage des staatsgefangenen Erbherrn war durchaus keine schreckliche. Er wohnte in den Zimmern, die früher Prinz Friedrich von Oranien inne gehabt; er spielte sich eben zum Zeitvertreib ein

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[279/0283] lachte heimlich hinter seiner Serviette, zwinkte der alten Dame mit den Augen, und hütete sich wohl, durch Berichtigung dieser Wehklage den Herrn von der Park in seinen guten Vorsätzen wankend zu machen. An wen sich wenden, um den Herrn Grafen zu sprechen? war Windt’s hauptsächlichste Frage. Sie werden ihn auf keinen Fall sprechen, daran ist gar nicht zu denken, ward ihm zur Antwort. Ich muß ihn aber sprechen, und ich werde ihn sprechen! entgegnete Windt mit Bestimmtheit. Versuchen Sie’s auf Ihre Gefahr, ich aber rathe ernstlich ab, sprach Gräfin Lynden. Die Wächter sind unbestechlich. Fällt mir auch gar nicht ein, diese braven Bürger der batavischen Republik in Versuchung zu führen, versetzte Windt. Bin zudem nicht mit Geld zu Bestechungen versehen. Ehe eine halbe Stunde verging, seit Windt vom Tische der Gräfin weg war, stand er schon im Sitzungszimmer der hochmögenden Herren. Diese Herren hatte doch noch das Bürgerregiment gelassen, obschon der Titel vielen tausend Revolutionsmännern ein Pfahl im Fleisch und ein Dorn im Auge war. Windt sprach in seiner einfachen und schlichten Weise, nachdem er seine Persönlichkeit in aller gesetzlichen Form kund gegeben: Ich habe den gefangenen Rhoon nur eine halbe Stunde zu sprechen, und zwar blos über Familien-Angelegenheiten, und wenn es sein muß, im Beisein von Jedermann; ich habe die Ehre, Diener von des Gefangenen Großmutter zu sein, und möchte gerne, da ich im Begriffe stehe, nach Deutschland zu reisen, wo dieselbe wohnt, Aufträge von ihm mit dorthin nehmen. Die hochmögenden Herren beriethen sich ganz kurze Zeit und fanden gar kein Bedenken darin, Windt zu willfahren. Er wurde an die Commissäre Bürger Kops und de Lange gewiesen, fand auch an diesen die artigsten Männer von der Welt, und empfing von ihnen ohne die mindeste Schwierigkeit und ohne einen Sous zahlen zu müssen, eine gedruckte Erlaubnißkarte. Die Lage des staatsgefangenen Erbherrn war durchaus keine schreckliche. Er wohnte in den Zimmern, die früher Prinz Friedrich von Oranien inne gehabt; er spielte sich eben zum Zeitvertreib ein

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Zitationshilfe: Bechstein, Ludwig: Der Dunkelgraf. Frankfurt (Main), 1854, S. 279. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bechstein_dunkelgraf_1854/283>, abgerufen am 23.11.2024.