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Bechstein, Ludwig: Der Dunkelgraf. Frankfurt (Main), 1854.

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sie dem Gefährten, nahm dann selbst eine Prise, und flüsterte leise zu dem Secretär: Geben Sie acht, lieber Herr Wippermann! Der Name Varel wird sich nicht an die Namen von Münster, Ryswik und Hubertusburg anreihen.

Nein, gewiß nicht, Herr Hofrath! Heute und übermorgen kommt hier noch kein Friedensschluß zu Stande.

Gleichzeitig benießten beide Herren ihre übereinstimmende Prophezeihung.

Der Erbherr ließ die Herren durch seinen Jäger Jacob ersuchen, ihn zu entschuldigen und mit Kammerrath Melchers und Herrn Haushofmeister Windt heute ohne ihn zu speisen. --

Philipp, sprach, aus seinem Wohnzimmer angelangt, der junge Herr zu seinem Diener im platten Deutsch seines Heimathlandes: morgen reite ich in die Fremde, willst du mit?

Ob ich will, mein gnädiger junger Herr? fragte der Diener. Muß ich nicht, wenn der gnädige Herr mir befehlen?

Du mußt nicht, und ich befehle dir nicht -- entgegnete Ludwig. Mein Weg geht weit, vielleicht sehr weit in die Welt hinaus, noch weiß ich selbst nicht, wohin er führt. Du hast hier Aeltern, Angehörige, die siehst du nicht so bald, vielleicht niemals wieder -- ich kehre nie wieder in dieses Land zurück. Ueberlege dir es wohl.

Junger gnädiger Herr! versetzte Philipp: Da Sie eingesegnet wurden, kam ich auf Befehl der Frau Gräfin Wittwe Excellenz als Ihr Bedienter zu Ihnen, Sie waren damals dreizehn Jahre alt, ich ein Bürschchen von fünfzehn; jetzt bin ich schon ins sechste Jahr Ihr Diener und Sie haben mich immer gut behandelt, ja, Sie haben noch mehr gethan, Sie haben mich aus dem Wasser gezogen, in das ein Unglück mich geworfen, und mir so mein Bischen Leben gerettet; das gehört nun Ihnen ganz und gar. Ich will immer Ihr Diener bleiben. Was hätt' ich hier? Arbeit oder Soldatenbrod -- nehmen Sie mich mit, ich will Ihnen treu dienen, und Ihnen folgen, und wenn's bis an der Welt Ende ging'.

Gut, Philipp, so bleibe es dabei, und so wollen wir einpacken; laß die Isabella striegeln und den Braunen, und beide gut füttern, morgen reiten wir von dannen. Dann fare well, Varel!

sie dem Gefährten, nahm dann selbst eine Prise, und flüsterte leise zu dem Secretär: Geben Sie acht, lieber Herr Wippermann! Der Name Varel wird sich nicht an die Namen von Münster, Ryswik und Hubertusburg anreihen.

Nein, gewiß nicht, Herr Hofrath! Heute und übermorgen kommt hier noch kein Friedensschluß zu Stande.

Gleichzeitig benießten beide Herren ihre übereinstimmende Prophezeihung.

Der Erbherr ließ die Herren durch seinen Jäger Jacob ersuchen, ihn zu entschuldigen und mit Kammerrath Melchers und Herrn Haushofmeister Windt heute ohne ihn zu speisen. —

Philipp, sprach, aus seinem Wohnzimmer angelangt, der junge Herr zu seinem Diener im platten Deutsch seines Heimathlandes: morgen reite ich in die Fremde, willst du mit?

Ob ich will, mein gnädiger junger Herr? fragte der Diener. Muß ich nicht, wenn der gnädige Herr mir befehlen?

Du mußt nicht, und ich befehle dir nicht — entgegnete Ludwig. Mein Weg geht weit, vielleicht sehr weit in die Welt hinaus, noch weiß ich selbst nicht, wohin er führt. Du hast hier Aeltern, Angehörige, die siehst du nicht so bald, vielleicht niemals wieder — ich kehre nie wieder in dieses Land zurück. Ueberlege dir es wohl.

Junger gnädiger Herr! versetzte Philipp: Da Sie eingesegnet wurden, kam ich auf Befehl der Frau Gräfin Wittwe Excellenz als Ihr Bedienter zu Ihnen, Sie waren damals dreizehn Jahre alt, ich ein Bürschchen von fünfzehn; jetzt bin ich schon ins sechste Jahr Ihr Diener und Sie haben mich immer gut behandelt, ja, Sie haben noch mehr gethan, Sie haben mich aus dem Wasser gezogen, in das ein Unglück mich geworfen, und mir so mein Bischen Leben gerettet; das gehört nun Ihnen ganz und gar. Ich will immer Ihr Diener bleiben. Was hätt’ ich hier? Arbeit oder Soldatenbrod — nehmen Sie mich mit, ich will Ihnen treu dienen, und Ihnen folgen, und wenn’s bis an der Welt Ende ging’.

Gut, Philipp, so bleibe es dabei, und so wollen wir einpacken; laß die Isabella striegeln und den Braunen, und beide gut füttern, morgen reiten wir von dannen. Dann fare well, Varel!

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sie dem Gefährten, nahm dann selbst eine Prise, und flüsterte leise zu dem Secretär: Geben Sie acht, lieber Herr Wippermann! Der Name Varel wird sich nicht an die Namen von Münster, Ryswik und Hubertusburg anreihen.</p>
          <p>Nein, gewiß nicht, Herr Hofrath! Heute und übermorgen kommt hier noch kein Friedensschluß zu Stande.</p>
          <p>Gleichzeitig benießten beide Herren ihre übereinstimmende Prophezeihung.</p>
          <p>Der Erbherr ließ die Herren durch seinen Jäger Jacob ersuchen, ihn zu entschuldigen und mit Kammerrath Melchers und Herrn Haushofmeister Windt heute ohne ihn zu speisen. &#x2014;</p>
          <p>Philipp, sprach, aus seinem Wohnzimmer angelangt, der junge Herr zu seinem Diener im platten Deutsch seines Heimathlandes: morgen reite ich in die Fremde, willst du mit?</p>
          <p>Ob ich <hi rendition="#g">will</hi>, mein gnädiger junger Herr? fragte der Diener. Muß ich nicht, wenn der gnädige Herr mir befehlen?</p>
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          <p>Junger gnädiger Herr! versetzte Philipp: Da Sie eingesegnet wurden, kam ich auf Befehl der Frau Gräfin Wittwe Excellenz als Ihr Bedienter zu Ihnen, Sie waren damals dreizehn Jahre alt, ich ein Bürschchen von fünfzehn; jetzt bin ich schon ins sechste Jahr Ihr Diener und Sie haben mich immer gut behandelt, ja, Sie haben noch mehr gethan, Sie haben mich aus dem Wasser gezogen, in das ein Unglück mich geworfen, und mir so mein Bischen Leben gerettet; das gehört nun Ihnen ganz und gar. Ich will immer Ihr Diener bleiben. Was hätt&#x2019; ich hier? Arbeit oder Soldatenbrod &#x2014; nehmen Sie mich mit, ich will Ihnen treu dienen, und Ihnen folgen, und wenn&#x2019;s bis an der Welt Ende ging&#x2019;.</p>
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[20/0024] sie dem Gefährten, nahm dann selbst eine Prise, und flüsterte leise zu dem Secretär: Geben Sie acht, lieber Herr Wippermann! Der Name Varel wird sich nicht an die Namen von Münster, Ryswik und Hubertusburg anreihen. Nein, gewiß nicht, Herr Hofrath! Heute und übermorgen kommt hier noch kein Friedensschluß zu Stande. Gleichzeitig benießten beide Herren ihre übereinstimmende Prophezeihung. Der Erbherr ließ die Herren durch seinen Jäger Jacob ersuchen, ihn zu entschuldigen und mit Kammerrath Melchers und Herrn Haushofmeister Windt heute ohne ihn zu speisen. — Philipp, sprach, aus seinem Wohnzimmer angelangt, der junge Herr zu seinem Diener im platten Deutsch seines Heimathlandes: morgen reite ich in die Fremde, willst du mit? Ob ich will, mein gnädiger junger Herr? fragte der Diener. Muß ich nicht, wenn der gnädige Herr mir befehlen? Du mußt nicht, und ich befehle dir nicht — entgegnete Ludwig. Mein Weg geht weit, vielleicht sehr weit in die Welt hinaus, noch weiß ich selbst nicht, wohin er führt. Du hast hier Aeltern, Angehörige, die siehst du nicht so bald, vielleicht niemals wieder — ich kehre nie wieder in dieses Land zurück. Ueberlege dir es wohl. Junger gnädiger Herr! versetzte Philipp: Da Sie eingesegnet wurden, kam ich auf Befehl der Frau Gräfin Wittwe Excellenz als Ihr Bedienter zu Ihnen, Sie waren damals dreizehn Jahre alt, ich ein Bürschchen von fünfzehn; jetzt bin ich schon ins sechste Jahr Ihr Diener und Sie haben mich immer gut behandelt, ja, Sie haben noch mehr gethan, Sie haben mich aus dem Wasser gezogen, in das ein Unglück mich geworfen, und mir so mein Bischen Leben gerettet; das gehört nun Ihnen ganz und gar. Ich will immer Ihr Diener bleiben. Was hätt’ ich hier? Arbeit oder Soldatenbrod — nehmen Sie mich mit, ich will Ihnen treu dienen, und Ihnen folgen, und wenn’s bis an der Welt Ende ging’. Gut, Philipp, so bleibe es dabei, und so wollen wir einpacken; laß die Isabella striegeln und den Braunen, und beide gut füttern, morgen reiten wir von dannen. Dann fare well, Varel!

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Zitationshilfe: Bechstein, Ludwig: Der Dunkelgraf. Frankfurt (Main), 1854, S. 20. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bechstein_dunkelgraf_1854/24>, abgerufen am 22.11.2024.