Bechstein, Ludwig: Der Dunkelgraf. Frankfurt (Main), 1854.Wagen, nebst fünfundzwanzig Pferden, auch Ludwig und Leonardus mögen hier bleiben! Das Hauptquartier kommt nach Arnhem, wir müssen von unsern Leuten etwas in die Herrlichkeit legen; ich kann doch mein eigenes Corps als Besitzer dieser Güter nicht in die Sümpfe betten! Das Kastell muß jetzt, es geht nicht anders, denn ich gab mein Wort, wenigstens verwundete Offiziere aufnehmen. Ehe noch Windt Etwas erwiedern konnte, grüßten alle in Reih und Glied stehenden und zu Roß haltenden Truppen militärisch, bließen die Trompeter, füllte ein donnerndes "Oranien boven!" um das andere die Luft, und es ritten der Herzog von York, der Prinz Statthalter und die vorhin von dem Erbherrn bereits genannten Prinzen heran, denen noch die Generale Harcourt, Fox und Walmoden folgten. Das bunte Gewimmel, das sich auf den Wiesenteppichen und in den Alleen mehr und mehr um Schloß Doorwerth entfaltete, bot ein anziehendes Bild, und Frau Windt, Anges und die kleine Sophie, die der Schall der Trompeten aus ihren Zimmern gelockt, schauten mit Lust, in die sich ein gewisses Bangen mischte, von einer gedeckten Bastei herab. Hinter den Prinzen und der hohen Generalität folgte die Legion Rohan, welche unter dem Befehle des Herzogs von Conde stand, und an diese schloß sich der Rest des fliegenden Corps leichter Reiter, Jäger von Rhoon an, welches der Erbherr gebildet hatte und als Chef führte, dessen Namen es trug und bei welchem Graf Ludwig und Leonardus als Hauptleute standen. Großes und Wichtiges drängte sich in gleichem Maße wie die Fülle hier versammelter bedeutender Persönlichkeiten in die Macht des Augenblickes zusammen. Windt wurde als Commandant des Kastells mit belobenden Worten flüchtig vorgestellt und auf seine Anfrage, was es mit den Gefangenen werden solle, antwortete der Erbherr: Die wollen wir nicht auch noch füttern! Er gab Befehl, daß Ludwig und Leonardus sie mit einigen Reitern nach dem Strome mit Zurücklassung aller ihrer Waffen geleiten sollten, wobei freigestellt blieb, ihnen sammt und sonders auf fühlbare Art die Wiederkehr zu ähnlicher Mahlzeit zu verleiden. Der Abtheilung, welche die Marodeurs nach ihrem Schiffe eskortirte, schloß auch Philipp sich an, der sich im Felddienste zu einer ungemein kräftigen Natur entwickelt hatte und Wagen, nebst fünfundzwanzig Pferden, auch Ludwig und Leonardus mögen hier bleiben! Das Hauptquartier kommt nach Arnhem, wir müssen von unsern Leuten etwas in die Herrlichkeit legen; ich kann doch mein eigenes Corps als Besitzer dieser Güter nicht in die Sümpfe betten! Das Kastell muß jetzt, es geht nicht anders, denn ich gab mein Wort, wenigstens verwundete Offiziere aufnehmen. Ehe noch Windt Etwas erwiedern konnte, grüßten alle in Reih und Glied stehenden und zu Roß haltenden Truppen militärisch, bließen die Trompeter, füllte ein donnerndes „Oranien boven!“ um das andere die Luft, und es ritten der Herzog von York, der Prinz Statthalter und die vorhin von dem Erbherrn bereits genannten Prinzen heran, denen noch die Generale Harcourt, Fox und Walmoden folgten. Das bunte Gewimmel, das sich auf den Wiesenteppichen und in den Alleen mehr und mehr um Schloß Doorwerth entfaltete, bot ein anziehendes Bild, und Frau Windt, Angés und die kleine Sophie, die der Schall der Trompeten aus ihren Zimmern gelockt, schauten mit Lust, in die sich ein gewisses Bangen mischte, von einer gedeckten Bastei herab. Hinter den Prinzen und der hohen Generalität folgte die Legion Rohan, welche unter dem Befehle des Herzogs von Condé stand, und an diese schloß sich der Rest des fliegenden Corps leichter Reiter, Jäger von Rhoon an, welches der Erbherr gebildet hatte und als Chef führte, dessen Namen es trug und bei welchem Graf Ludwig und Leonardus als Hauptleute standen. Großes und Wichtiges drängte sich in gleichem Maße wie die Fülle hier versammelter bedeutender Persönlichkeiten in die Macht des Augenblickes zusammen. Windt wurde als Commandant des Kastells mit belobenden Worten flüchtig vorgestellt und auf seine Anfrage, was es mit den Gefangenen werden solle, antwortete der Erbherr: Die wollen wir nicht auch noch füttern! Er gab Befehl, daß Ludwig und Leonardus sie mit einigen Reitern nach dem Strome mit Zurücklassung aller ihrer Waffen geleiten sollten, wobei freigestellt blieb, ihnen sammt und sonders auf fühlbare Art die Wiederkehr zu ähnlicher Mahlzeit zu verleiden. Der Abtheilung, welche die Marodeurs nach ihrem Schiffe eskortirte, schloß auch Philipp sich an, der sich im Felddienste zu einer ungemein kräftigen Natur entwickelt hatte und <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0195" n="191"/> Wagen, nebst fünfundzwanzig Pferden, auch Ludwig und Leonardus mögen hier bleiben! Das Hauptquartier kommt nach Arnhem, wir müssen von unsern Leuten etwas in die Herrlichkeit legen; ich kann doch mein eigenes Corps als Besitzer dieser Güter nicht in die Sümpfe betten! Das Kastell muß jetzt, es geht nicht anders, denn ich gab mein Wort, wenigstens verwundete Offiziere aufnehmen.</p> <p>Ehe noch Windt Etwas erwiedern konnte, grüßten alle in Reih und Glied stehenden und zu Roß haltenden Truppen militärisch, bließen die Trompeter, füllte ein donnerndes „Oranien boven!“ um das andere die Luft, und es ritten der Herzog von York, der Prinz Statthalter und die vorhin von dem Erbherrn bereits genannten Prinzen heran, denen noch die Generale Harcourt, Fox und Walmoden folgten.</p> <p>Das bunte Gewimmel, das sich auf den Wiesenteppichen und in den Alleen mehr und mehr um Schloß Doorwerth entfaltete, bot ein anziehendes Bild, und Frau Windt, Angés und die kleine Sophie, die der Schall der Trompeten aus ihren Zimmern gelockt, schauten mit Lust, in die sich ein gewisses Bangen mischte, von einer gedeckten Bastei herab. Hinter den Prinzen und der hohen Generalität folgte die Legion Rohan, welche unter dem Befehle des Herzogs von Condé stand, und an diese schloß sich der Rest des fliegenden Corps leichter Reiter, Jäger von Rhoon an, welches der Erbherr gebildet hatte und als Chef führte, dessen Namen es trug und bei welchem Graf Ludwig und Leonardus als Hauptleute standen.</p> <p>Großes und Wichtiges drängte sich in gleichem Maße wie die Fülle hier versammelter bedeutender Persönlichkeiten in die Macht des Augenblickes zusammen. Windt wurde als Commandant des Kastells mit belobenden Worten flüchtig vorgestellt und auf seine Anfrage, was es mit den Gefangenen werden solle, antwortete der Erbherr: Die wollen wir nicht auch noch füttern! Er gab Befehl, daß Ludwig und Leonardus sie mit einigen Reitern nach dem Strome mit Zurücklassung aller ihrer Waffen geleiten sollten, wobei freigestellt blieb, ihnen sammt und sonders auf fühlbare Art die Wiederkehr zu ähnlicher Mahlzeit zu verleiden. Der Abtheilung, welche die Marodeurs nach ihrem Schiffe eskortirte, schloß auch Philipp sich an, der sich im Felddienste zu einer ungemein kräftigen Natur entwickelt hatte und </p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [191/0195]
Wagen, nebst fünfundzwanzig Pferden, auch Ludwig und Leonardus mögen hier bleiben! Das Hauptquartier kommt nach Arnhem, wir müssen von unsern Leuten etwas in die Herrlichkeit legen; ich kann doch mein eigenes Corps als Besitzer dieser Güter nicht in die Sümpfe betten! Das Kastell muß jetzt, es geht nicht anders, denn ich gab mein Wort, wenigstens verwundete Offiziere aufnehmen.
Ehe noch Windt Etwas erwiedern konnte, grüßten alle in Reih und Glied stehenden und zu Roß haltenden Truppen militärisch, bließen die Trompeter, füllte ein donnerndes „Oranien boven!“ um das andere die Luft, und es ritten der Herzog von York, der Prinz Statthalter und die vorhin von dem Erbherrn bereits genannten Prinzen heran, denen noch die Generale Harcourt, Fox und Walmoden folgten.
Das bunte Gewimmel, das sich auf den Wiesenteppichen und in den Alleen mehr und mehr um Schloß Doorwerth entfaltete, bot ein anziehendes Bild, und Frau Windt, Angés und die kleine Sophie, die der Schall der Trompeten aus ihren Zimmern gelockt, schauten mit Lust, in die sich ein gewisses Bangen mischte, von einer gedeckten Bastei herab. Hinter den Prinzen und der hohen Generalität folgte die Legion Rohan, welche unter dem Befehle des Herzogs von Condé stand, und an diese schloß sich der Rest des fliegenden Corps leichter Reiter, Jäger von Rhoon an, welches der Erbherr gebildet hatte und als Chef führte, dessen Namen es trug und bei welchem Graf Ludwig und Leonardus als Hauptleute standen.
Großes und Wichtiges drängte sich in gleichem Maße wie die Fülle hier versammelter bedeutender Persönlichkeiten in die Macht des Augenblickes zusammen. Windt wurde als Commandant des Kastells mit belobenden Worten flüchtig vorgestellt und auf seine Anfrage, was es mit den Gefangenen werden solle, antwortete der Erbherr: Die wollen wir nicht auch noch füttern! Er gab Befehl, daß Ludwig und Leonardus sie mit einigen Reitern nach dem Strome mit Zurücklassung aller ihrer Waffen geleiten sollten, wobei freigestellt blieb, ihnen sammt und sonders auf fühlbare Art die Wiederkehr zu ähnlicher Mahlzeit zu verleiden. Der Abtheilung, welche die Marodeurs nach ihrem Schiffe eskortirte, schloß auch Philipp sich an, der sich im Felddienste zu einer ungemein kräftigen Natur entwickelt hatte und
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Zitationshilfe: | Bechstein, Ludwig: Der Dunkelgraf. Frankfurt (Main), 1854, S. 191. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bechstein_dunkelgraf_1854/195>, abgerufen am 16.02.2025. |