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Bechstein, Ludwig: Der Dunkelgraf. Frankfurt (Main), 1854.

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mittheilte. Oft gab sein komischer Zorn Stoff zum Lachen, oft forderte er die Mithülfe der jungen Freunde für dies und das, und nie erschien der Augenblick, in welchem irgend einen der gebildeten jetzigen Bewohner des Kastells Doorwerth die Langeweile zu beschleichen vermocht hätte. So war der 22. September herbeigekommen, und die an diesem Tage geborenen Freunde feierten denselben im Bunde mit den befreundeten Seelen Windt und dessen Frau; Anges und die kleine Sophie saßen mit Ludwig und Leonardus beim heitern Mahle, und gern wurde auch des biedern Schiffskapitäns Richard Fluit gedacht und ihm und der "vergulden Rose" einige Becher geweiht. War es doch eine schöne Erinnerung an Fluit's Geburtstag, der das innige Band der Freundschaft um die Herzen von Ludwig, Leonardus und Anges geknüpft hatte, und wohl werth, am günstigen und geeignetsten Tage sie zu erneuen. Die Verbundenen waren still glücklich; ihre Freude war keine lebhafte und laute, nur Frau Juliane Windt, des Schaumweins ungewohnt, trank sich ein heiteres Räuschchen; Windt selbst hatte den Kopf viel zu voll Gedanken und Geschäfte, Verdruß und Aerger, als daß er hätte die Empfindungen theilen können, welche seine jungen Freunde beseelten. Er nahm daher, nachdem er der Freundespflicht ein Genüge geleistet, und auf Aller Wohl, sein eignes, das er, wie er bemerkte, sehr brauchen könne, nicht ausgenommen, wacker mit angeklungen hatte, keinen Anstand, die fernere Unterhaltung mit dem zu würzen, was ihn beschäftigte und zum Theil bedrängte.

Dem Rentmeister Görlitz muß der Donner auf den Kopf fahren! Er will fort und er soll fort. Er ist ein ungetreuer Hund! Die gnädige Frau Reichsgräfin Excellenz sollen Alles wissen! Die macht mir aber den Kopf auch warm genug. Ich soll durchaus den Vergleich noch zu Stande bringen, der in Varel abgebrochen wurde! Pah! Möcht' es ja von Herzen gern thun, kann ich denn? Wo ist der Erbherr? Wissen Sie es? Ich weiß es nicht. Ohnlängst war er in Amsterdam, dann im Haag, und wo nun? Wenn ich sicher wüßte, wo ich ihn träfe, ich reiste lieber heute als morgen zu ihm. Sein Agent in Varel, der Kammerrath Melchers, schreibt mir, daß er auf drei Briefe ohne Antwort gelassen sei, auch die gnädige Frau in Kniphausen weiß nicht, wo der Herr ist, und bestürmt Melchers mit Fragen. Sie soll immer leidend sein.

mittheilte. Oft gab sein komischer Zorn Stoff zum Lachen, oft forderte er die Mithülfe der jungen Freunde für dies und das, und nie erschien der Augenblick, in welchem irgend einen der gebildeten jetzigen Bewohner des Kastells Doorwerth die Langeweile zu beschleichen vermocht hätte. So war der 22. September herbeigekommen, und die an diesem Tage geborenen Freunde feierten denselben im Bunde mit den befreundeten Seelen Windt und dessen Frau; Angés und die kleine Sophie saßen mit Ludwig und Leonardus beim heitern Mahle, und gern wurde auch des biedern Schiffskapitäns Richard Fluit gedacht und ihm und der „vergulden Rose“ einige Becher geweiht. War es doch eine schöne Erinnerung an Fluit’s Geburtstag, der das innige Band der Freundschaft um die Herzen von Ludwig, Leonardus und Angés geknüpft hatte, und wohl werth, am günstigen und geeignetsten Tage sie zu erneuen. Die Verbundenen waren still glücklich; ihre Freude war keine lebhafte und laute, nur Frau Juliane Windt, des Schaumweins ungewohnt, trank sich ein heiteres Räuschchen; Windt selbst hatte den Kopf viel zu voll Gedanken und Geschäfte, Verdruß und Aerger, als daß er hätte die Empfindungen theilen können, welche seine jungen Freunde beseelten. Er nahm daher, nachdem er der Freundespflicht ein Genüge geleistet, und auf Aller Wohl, sein eignes, das er, wie er bemerkte, sehr brauchen könne, nicht ausgenommen, wacker mit angeklungen hatte, keinen Anstand, die fernere Unterhaltung mit dem zu würzen, was ihn beschäftigte und zum Theil bedrängte.

Dem Rentmeister Görlitz muß der Donner auf den Kopf fahren! Er will fort und er soll fort. Er ist ein ungetreuer Hund! Die gnädige Frau Reichsgräfin Excellenz sollen Alles wissen! Die macht mir aber den Kopf auch warm genug. Ich soll durchaus den Vergleich noch zu Stande bringen, der in Varel abgebrochen wurde! Pah! Möcht’ es ja von Herzen gern thun, kann ich denn? Wo ist der Erbherr? Wissen Sie es? Ich weiß es nicht. Ohnlängst war er in Amsterdam, dann im Haag, und wo nun? Wenn ich sicher wüßte, wo ich ihn träfe, ich reiste lieber heute als morgen zu ihm. Sein Agent in Varel, der Kammerrath Melchers, schreibt mir, daß er auf drei Briefe ohne Antwort gelassen sei, auch die gnädige Frau in Kniphausen weiß nicht, wo der Herr ist, und bestürmt Melchers mit Fragen. Sie soll immer leidend sein.

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mittheilte. Oft gab sein komischer Zorn Stoff zum Lachen, oft forderte er die Mithülfe der jungen Freunde für dies und das, und nie erschien der Augenblick, in welchem irgend einen der gebildeten jetzigen Bewohner des Kastells Doorwerth die Langeweile zu beschleichen vermocht hätte. So war der 22. September herbeigekommen, und die an diesem Tage geborenen Freunde feierten denselben im Bunde mit den befreundeten Seelen Windt und dessen Frau; Angés und die kleine Sophie saßen mit Ludwig und Leonardus beim heitern Mahle, und gern wurde auch des biedern Schiffskapitäns Richard Fluit gedacht und ihm und der &#x201E;vergulden Rose&#x201C;  einige Becher geweiht. War es doch eine schöne Erinnerung an Fluit&#x2019;s Geburtstag, der das innige Band der Freundschaft um die Herzen von Ludwig, Leonardus und Angés geknüpft hatte, und wohl werth, am günstigen und geeignetsten Tage sie zu erneuen. Die Verbundenen waren still glücklich; ihre Freude war keine lebhafte und laute, nur Frau Juliane Windt, des Schaumweins ungewohnt, trank sich ein heiteres Räuschchen; Windt selbst hatte den Kopf viel zu voll Gedanken und Geschäfte, Verdruß und Aerger, als daß er hätte die Empfindungen theilen können, welche seine jungen Freunde beseelten. Er nahm daher, nachdem er der Freundespflicht ein Genüge geleistet, und auf Aller Wohl, sein eignes, das er, wie er bemerkte, sehr brauchen könne, nicht ausgenommen, wacker mit angeklungen hatte, keinen Anstand, die fernere Unterhaltung mit dem zu würzen, was ihn beschäftigte und zum Theil bedrängte.</p>
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[156/0160] mittheilte. Oft gab sein komischer Zorn Stoff zum Lachen, oft forderte er die Mithülfe der jungen Freunde für dies und das, und nie erschien der Augenblick, in welchem irgend einen der gebildeten jetzigen Bewohner des Kastells Doorwerth die Langeweile zu beschleichen vermocht hätte. So war der 22. September herbeigekommen, und die an diesem Tage geborenen Freunde feierten denselben im Bunde mit den befreundeten Seelen Windt und dessen Frau; Angés und die kleine Sophie saßen mit Ludwig und Leonardus beim heitern Mahle, und gern wurde auch des biedern Schiffskapitäns Richard Fluit gedacht und ihm und der „vergulden Rose“ einige Becher geweiht. War es doch eine schöne Erinnerung an Fluit’s Geburtstag, der das innige Band der Freundschaft um die Herzen von Ludwig, Leonardus und Angés geknüpft hatte, und wohl werth, am günstigen und geeignetsten Tage sie zu erneuen. Die Verbundenen waren still glücklich; ihre Freude war keine lebhafte und laute, nur Frau Juliane Windt, des Schaumweins ungewohnt, trank sich ein heiteres Räuschchen; Windt selbst hatte den Kopf viel zu voll Gedanken und Geschäfte, Verdruß und Aerger, als daß er hätte die Empfindungen theilen können, welche seine jungen Freunde beseelten. Er nahm daher, nachdem er der Freundespflicht ein Genüge geleistet, und auf Aller Wohl, sein eignes, das er, wie er bemerkte, sehr brauchen könne, nicht ausgenommen, wacker mit angeklungen hatte, keinen Anstand, die fernere Unterhaltung mit dem zu würzen, was ihn beschäftigte und zum Theil bedrängte. Dem Rentmeister Görlitz muß der Donner auf den Kopf fahren! Er will fort und er soll fort. Er ist ein ungetreuer Hund! Die gnädige Frau Reichsgräfin Excellenz sollen Alles wissen! Die macht mir aber den Kopf auch warm genug. Ich soll durchaus den Vergleich noch zu Stande bringen, der in Varel abgebrochen wurde! Pah! Möcht’ es ja von Herzen gern thun, kann ich denn? Wo ist der Erbherr? Wissen Sie es? Ich weiß es nicht. Ohnlängst war er in Amsterdam, dann im Haag, und wo nun? Wenn ich sicher wüßte, wo ich ihn träfe, ich reiste lieber heute als morgen zu ihm. Sein Agent in Varel, der Kammerrath Melchers, schreibt mir, daß er auf drei Briefe ohne Antwort gelassen sei, auch die gnädige Frau in Kniphausen weiß nicht, wo der Herr ist, und bestürmt Melchers mit Fragen. Sie soll immer leidend sein.

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Zitationshilfe: Bechstein, Ludwig: Der Dunkelgraf. Frankfurt (Main), 1854, S. 156. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bechstein_dunkelgraf_1854/160>, abgerufen am 22.11.2024.