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Bechstein, Ludwig: Der Dunkelgraf. Frankfurt (Main), 1854.

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verarmt; sonst liehen wir allen anderen Nationen, jetzt leihen wir selbst und können uns mit vollerem Recht, wie unsere edeln Vorfahren im Kriege gegen den Bluthund Alba Geusen, das heißt Bettler nennen. Unser Alba, der uns in den Staub tritt, ist die Verarmung.

Erschütternd klang des alten Mannes Rede. Wieder blickte durch den Riß eines schwarzen Vorhanges, der mit Goldflitter besetzt war, der junge Mann in ein Stück Welt, in ein Stück Leben hinein.

Soll Leonardus nun dem Vater und der Mutter folgen, die sein Glück mit liebendem Herzen wollen, oder einer blinden verwerflichen Neigung? Soll er der Chef des hochangesehenen Hauses van der Valck werden oder ein Käsekrämer, ein Parfümeriehändler, ein Likörbrenner? O, Herr Graf, Sie haben Macht über sein Herz gewonnen, reden Sie zum Guten, zum Besten, auf daß ein treues Vater- und Mutterherz nicht breche und vor der Zeit zur Grube fahre!



9. Eine Abend-Gesellschaft.


In den vordern Zimmern wurden schlürfende Tritte vernommen, weibliche Stimmen, es rauschten Gewänder von reichen und schweren Stoffen. Herr Adrianus drückte Ludwig die Hand, erhob sich und sagte: Die Damen kommen, erlauben Sie mir, Herr Graf, die gegenseitige Vorstellung.

Der erwartete Besuch trat ziemlich rasch hinter einander ein, ward begrüßt, begrüßte verwandtschaftlich-freundlich den heimgekehrten Leonardus, den Stolz und die Hoffnung des Hauses van der Valck, und es erfolgte die förmliche Vorstellung, die für Ludwig und Anges wegen der Täuschung, die sie sich an diesem Orte erlaubte, viel Peinliches hatte, was aber nun einmal nicht zu vermeiden und zu umgehen war. Der alte Herr Adrianus führte die Damen zunächst dem jungen Grafen vor, welche, während er ihre Namen nannte, steife Knixe machten; eben so steif war ihre Haltung und Tracht, letztere sehr einfach, aber reich, und Alles an Stoffen der Gewande wie am Schmuck von höchster Gediegenheit.

verarmt; sonst liehen wir allen anderen Nationen, jetzt leihen wir selbst und können uns mit vollerem Recht, wie unsere edeln Vorfahren im Kriege gegen den Bluthund Alba Geusen, das heißt Bettler nennen. Unser Alba, der uns in den Staub tritt, ist die Verarmung.

Erschütternd klang des alten Mannes Rede. Wieder blickte durch den Riß eines schwarzen Vorhanges, der mit Goldflitter besetzt war, der junge Mann in ein Stück Welt, in ein Stück Leben hinein.

Soll Leonardus nun dem Vater und der Mutter folgen, die sein Glück mit liebendem Herzen wollen, oder einer blinden verwerflichen Neigung? Soll er der Chef des hochangesehenen Hauses van der Valck werden oder ein Käsekrämer, ein Parfümeriehändler, ein Likörbrenner? O, Herr Graf, Sie haben Macht über sein Herz gewonnen, reden Sie zum Guten, zum Besten, auf daß ein treues Vater- und Mutterherz nicht breche und vor der Zeit zur Grube fahre!



9. Eine Abend-Gesellschaft.


In den vordern Zimmern wurden schlürfende Tritte vernommen, weibliche Stimmen, es rauschten Gewänder von reichen und schweren Stoffen. Herr Adrianus drückte Ludwig die Hand, erhob sich und sagte: Die Damen kommen, erlauben Sie mir, Herr Graf, die gegenseitige Vorstellung.

Der erwartete Besuch trat ziemlich rasch hinter einander ein, ward begrüßt, begrüßte verwandtschaftlich-freundlich den heimgekehrten Leonardus, den Stolz und die Hoffnung des Hauses van der Valck, und es erfolgte die förmliche Vorstellung, die für Ludwig und Angés wegen der Täuschung, die sie sich an diesem Orte erlaubte, viel Peinliches hatte, was aber nun einmal nicht zu vermeiden und zu umgehen war. Der alte Herr Adrianus führte die Damen zunächst dem jungen Grafen vor, welche, während er ihre Namen nannte, steife Knixe machten; eben so steif war ihre Haltung und Tracht, letztere sehr einfach, aber reich, und Alles an Stoffen der Gewande wie am Schmuck von höchster Gediegenheit.

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[112/0116] verarmt; sonst liehen wir allen anderen Nationen, jetzt leihen wir selbst und können uns mit vollerem Recht, wie unsere edeln Vorfahren im Kriege gegen den Bluthund Alba Geusen, das heißt Bettler nennen. Unser Alba, der uns in den Staub tritt, ist die Verarmung. Erschütternd klang des alten Mannes Rede. Wieder blickte durch den Riß eines schwarzen Vorhanges, der mit Goldflitter besetzt war, der junge Mann in ein Stück Welt, in ein Stück Leben hinein. Soll Leonardus nun dem Vater und der Mutter folgen, die sein Glück mit liebendem Herzen wollen, oder einer blinden verwerflichen Neigung? Soll er der Chef des hochangesehenen Hauses van der Valck werden oder ein Käsekrämer, ein Parfümeriehändler, ein Likörbrenner? O, Herr Graf, Sie haben Macht über sein Herz gewonnen, reden Sie zum Guten, zum Besten, auf daß ein treues Vater- und Mutterherz nicht breche und vor der Zeit zur Grube fahre! 9. Eine Abend-Gesellschaft. In den vordern Zimmern wurden schlürfende Tritte vernommen, weibliche Stimmen, es rauschten Gewänder von reichen und schweren Stoffen. Herr Adrianus drückte Ludwig die Hand, erhob sich und sagte: Die Damen kommen, erlauben Sie mir, Herr Graf, die gegenseitige Vorstellung. Der erwartete Besuch trat ziemlich rasch hinter einander ein, ward begrüßt, begrüßte verwandtschaftlich-freundlich den heimgekehrten Leonardus, den Stolz und die Hoffnung des Hauses van der Valck, und es erfolgte die förmliche Vorstellung, die für Ludwig und Angés wegen der Täuschung, die sie sich an diesem Orte erlaubte, viel Peinliches hatte, was aber nun einmal nicht zu vermeiden und zu umgehen war. Der alte Herr Adrianus führte die Damen zunächst dem jungen Grafen vor, welche, während er ihre Namen nannte, steife Knixe machten; eben so steif war ihre Haltung und Tracht, letztere sehr einfach, aber reich, und Alles an Stoffen der Gewande wie am Schmuck von höchster Gediegenheit.

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Zitationshilfe: Bechstein, Ludwig: Der Dunkelgraf. Frankfurt (Main), 1854, S. 112. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bechstein_dunkelgraf_1854/116>, abgerufen am 22.11.2024.