Becher, Johann Joachim: Psychosophia Oder Seelen-Weißheit. 2. Aufl. Frankfurt (Main), [1683].

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Seelen-Weißheit.

get/ dann dardurch fällt sie in alle die Ungelegen-
heiten/ welchen auch/ wie kurtz hiebevor erzehlet/ die
Vernunfft unterworffen/ also daß sie mit ihr/ als
mit einem Rade umgedrehet und beunruhigt wer-
den kan/ dergestalt/ daß sie ihren ätherischen Geist
also rareficirt/ daß er in den animalischen/ und der
in die äusserliche und innerliche Sinnen so weit
agirt/ daß sie den gantzen Leib alterirt/ ja ihn schlaf-
fen gehen macht/ und wunderliche Bewegungen
thut/ also weder dem Leibe/ noch sich selbsten Ruhe
lässet. Wann aber die Seel sich/ soviel möglich/
der leiblichen Sinnen und Sachen entäussert/ und
in ihr selber ruhet/ ohn alle Vorstellung der Sin-
nen/ und daraus erfolgendem Vernünffteln/ so
schauet sie in ihr selber/ als in einem Spiegel/ gantz
still und sanfftmütig sich selbsten/ und dadurch die
erste Ursach aller Ursachen (GOtt) woraus dann
die fünff grosse Kennungen kommen/ davon hier-
nächst gehandelt werden wird/ welches allein die
Seel zur höchsten Vollkommenheit/ Glückselig-
keit und Ruh bringet/ dergestalt/ daß von einer so
gestellten und ruhigen Seelen auch solche Strah-
len und Wirckungen in die Vernunfft/ Sinnen
und menschlichen Leib fliessen/ daß dieselbe ohne
Schulen verstehen/ ohne Vorwissen wissen/ ohne
Medicin den Leib gesund machen/ in den grösten
Schmertzen nichts fühlen/ in dem Leib ausser den-

sel-

Seelen-Weißheit.

get/ dann dardurch faͤllt ſie in alle die Ungelegen-
heiten/ welchen auch/ wie kurtz hiebevor erzehlet/ die
Vernunfft unterworffen/ alſo daß ſie mit ihr/ als
mit einem Rade umgedrehet und beunruhigt wer-
den kan/ dergeſtalt/ daß ſie ihren aͤtheriſchen Geiſt
alſo rareficirt/ daß er in den animaliſchen/ und der
in die aͤuſſerliche und innerliche Sinnen ſo weit
agirt/ daß ſie den gantzen Leib alterirt/ ja ihn ſchlaf-
fen gehen macht/ und wunderliche Bewegungen
thut/ alſo weder dem Leibe/ noch ſich ſelbſten Ruhe
laͤſſet. Wann aber die Seel ſich/ ſoviel moͤglich/
der leiblichen Sinnen und Sachen entaͤuſſert/ uñ
in ihr ſelber ruhet/ ohn alle Vorſtellung der Sin-
nen/ und daraus erfolgendem Vernuͤnffteln/ ſo
ſchauet ſie in ihr ſelber/ als in einem Spiegel/ gantz
ſtill und ſanfftmuͤtig ſich ſelbſten/ und dadurch die
erſte Urſach aller Urſachen (GOtt) woraus dañ
die fuͤnff groſſe Kennungen kommen/ davon hier-
naͤchſt gehandelt werden wird/ welches allein die
Seel zur hoͤchſten Vollkommenheit/ Gluͤckſelig-
keit und Ruh bringet/ dergeſtalt/ daß von einer ſo
geſtellten und ruhigen Seelen auch ſolche Strah-
len und Wirckungen in die Vernunfft/ Sinnen
und menſchlichen Leib flieſſen/ daß dieſelbe ohne
Schulen verſtehen/ ohne Vorwiſſen wiſſen/ ohne
Medicin den Leib geſund machen/ in den groͤſten
Schmertzen nichts fuͤhlen/ in dem Leib auſſer den-

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[15/0073] Seelen-Weißheit. get/ dann dardurch faͤllt ſie in alle die Ungelegen- heiten/ welchen auch/ wie kurtz hiebevor erzehlet/ die Vernunfft unterworffen/ alſo daß ſie mit ihr/ als mit einem Rade umgedrehet und beunruhigt wer- den kan/ dergeſtalt/ daß ſie ihren aͤtheriſchen Geiſt alſo rareficirt/ daß er in den animaliſchen/ und der in die aͤuſſerliche und innerliche Sinnen ſo weit agirt/ daß ſie den gantzen Leib alterirt/ ja ihn ſchlaf- fen gehen macht/ und wunderliche Bewegungen thut/ alſo weder dem Leibe/ noch ſich ſelbſten Ruhe laͤſſet. Wann aber die Seel ſich/ ſoviel moͤglich/ der leiblichen Sinnen und Sachen entaͤuſſert/ uñ in ihr ſelber ruhet/ ohn alle Vorſtellung der Sin- nen/ und daraus erfolgendem Vernuͤnffteln/ ſo ſchauet ſie in ihr ſelber/ als in einem Spiegel/ gantz ſtill und ſanfftmuͤtig ſich ſelbſten/ und dadurch die erſte Urſach aller Urſachen (GOtt) woraus dañ die fuͤnff groſſe Kennungen kommen/ davon hier- naͤchſt gehandelt werden wird/ welches allein die Seel zur hoͤchſten Vollkommenheit/ Gluͤckſelig- keit und Ruh bringet/ dergeſtalt/ daß von einer ſo geſtellten und ruhigen Seelen auch ſolche Strah- len und Wirckungen in die Vernunfft/ Sinnen und menſchlichen Leib flieſſen/ daß dieſelbe ohne Schulen verſtehen/ ohne Vorwiſſen wiſſen/ ohne Medicin den Leib geſund machen/ in den groͤſten Schmertzen nichts fuͤhlen/ in dem Leib auſſer den- ſel-

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Zitationshilfe:	Becher, Johann Joachim: Psychosophia Oder Seelen-Weißheit. 2. Aufl. Frankfurt (Main), [1683], S. 15. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/becher_psychosophia_1683/73>, abgerufen am 27.04.2024.

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