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Becher, Johann Joachim: Psychosophia Oder Seelen-Weißheit. 2. Aufl. Frankfurt (Main), [1683].

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Psychosophia.
entschliessen soll/ dann ein Philosophus schickt
sich nicht wol zu einem Psychosopho, ein Philo-
sophus
thut all sein studiren zur curiosität/ oder
zur ostentation vor der Welt/ ein Psychosophus
aber hat sein Absehen allein mit seinem studiren
zur Ehre Gottes/ zum Nutzen seines Nechsten/
und zur Aufferbauung seiner eigenen Seel/ das
seynd ja gantz verschiedene Zweck/ Ziel und
Ende.

162. Phil.

Durch deine bißhero gegebene Antwor-
ten/ auff meine Fragen/ hastu mich bereits in einen
Psychosophum verwandelt/ und wirstu sehen/ wie ich
dir in allem folgen werde/ darum sage ich dir vor diß-
mal grossen Danck darfür/ und bitte dich/ du wollest
meiner ins künfftige eingedenck seyn/ vor
dißmal aber gehabe dich
wol?

Psych. Und du auch Philosophe, lebe wol.
Weil du aber doch ein Peripateticus bist/ und in
der Welt bey allerhand gelehrten Leuten herum
läuffst/ so gebe ich dir kurtz vorher erwähntes pro-
ject
und invitatorium von meiner concipirten
Societät/ an statt eines Paßes/ und Gedächt-
nüß meiner mit/ kansts bey gelehrten und ruh-
liebenden Leuten vorweisen/ ihre Urtheil darüber
vernehmen/ und sie darzu einladen/ insonderheit
aber den ehrlichen/ gelehrten und wolmeynenden
Mann/ wann er noch lebet/ Erhardum Weige-
lium, Professorem
zu Jena (welcher in seinem

Tracat

Pſychoſophia.
entſchlieſſen ſoll/ dann ein Philoſophus ſchickt
ſich nicht wol zu einem Pſychoſopho, ein Philo-
ſophus
thut all ſein ſtudiren zur curioſitaͤt/ oder
zur oſtentation vor der Welt/ ein Pſychoſophus
aber hat ſein Abſehen allein mit ſeinem ſtudiren
zur Ehre Gottes/ zum Nutzen ſeines Nechſten/
und zur Aufferbauung ſeiner eigenen Seel/ das
ſeynd ja gantz verſchiedene Zweck/ Ziel und
Ende.

162. Phil.

Durch deine bißhero gegebene Antwor-
ten/ auff meine Fragen/ haſtu mich bereits in einen
Pſychoſophum verwandelt/ und wirſtu ſehen/ wie ich
dir in allem folgen werde/ darum ſage ich dir vor diß-
mal groſſen Danck darfuͤr/ und bitte dich/ du wolleſt
meiner ins kuͤnfftige eingedenck ſeyn/ vor
dißmal aber gehabe dich
wol?

Pſych. Und du auch Philoſophe, lebe wol.
Weil du aber doch ein Peripateticus biſt/ und in
der Welt bey allerhand gelehrten Leuten herum
laͤuffſt/ ſo gebe ich dir kurtz vorher erwaͤhntes pro-
ject
und invitatorium von meiner concipirten
Societaͤt/ an ſtatt eines Paßes/ und Gedaͤcht-
nuͤß meiner mit/ kanſts bey gelehrten und ruh-
liebenden Leuten vorweiſen/ ihre Urtheil daruͤber
vernehmen/ und ſie darzu einladen/ inſonderheit
aber den ehrlichen/ gelehrten und wolmeynenden
Mann/ wann er noch lebet/ Erhardum Weige-
lium, Profeſſorem
zu Jena (welcher in ſeinem

Tracat
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[336/0394] Pſychoſophia. entſchlieſſen ſoll/ dann ein Philoſophus ſchickt ſich nicht wol zu einem Pſychoſopho, ein Philo- ſophus thut all ſein ſtudiren zur curioſitaͤt/ oder zur oſtentation vor der Welt/ ein Pſychoſophus aber hat ſein Abſehen allein mit ſeinem ſtudiren zur Ehre Gottes/ zum Nutzen ſeines Nechſten/ und zur Aufferbauung ſeiner eigenen Seel/ das ſeynd ja gantz verſchiedene Zweck/ Ziel und Ende. 162. Phil. Durch deine bißhero gegebene Antwor- ten/ auff meine Fragen/ haſtu mich bereits in einen Pſychoſophum verwandelt/ und wirſtu ſehen/ wie ich dir in allem folgen werde/ darum ſage ich dir vor diß- mal groſſen Danck darfuͤr/ und bitte dich/ du wolleſt meiner ins kuͤnfftige eingedenck ſeyn/ vor dißmal aber gehabe dich wol? Pſych. Und du auch Philoſophe, lebe wol. Weil du aber doch ein Peripateticus biſt/ und in der Welt bey allerhand gelehrten Leuten herum laͤuffſt/ ſo gebe ich dir kurtz vorher erwaͤhntes pro- ject und invitatorium von meiner concipirten Societaͤt/ an ſtatt eines Paßes/ und Gedaͤcht- nuͤß meiner mit/ kanſts bey gelehrten und ruh- liebenden Leuten vorweiſen/ ihre Urtheil daruͤber vernehmen/ und ſie darzu einladen/ inſonderheit aber den ehrlichen/ gelehrten und wolmeynenden Mann/ wann er noch lebet/ Erhardum Weige- lium, Profeſſorem zu Jena (welcher in ſeinem Tracat

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Zitationshilfe: Becher, Johann Joachim: Psychosophia Oder Seelen-Weißheit. 2. Aufl. Frankfurt (Main), [1683], S. 336. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/becher_psychosophia_1683/394>, abgerufen am 11.05.2024.