Becher, Johann Joachim: Psychosophia Oder Seelen-Weißheit. 2. Aufl. Frankfurt (Main), [1683].

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Psychosophia.

Psych. Von Unsterblichkeit der Seelen haben
gar schön geschrieben die zwey berühmbten En-
gelländer/ Graff Digby und Heinrich Mohr/
allwo du gnugsamen Bericht finden wirst/ und
darffst dich nicht verwundern/ wann gleich der
Leib hinweg ist/ wann schon die fünff äusserli-
che Sinnen vergehen/ daß dennoch die Seele
bleibe/ dann in dem Schlaf seynd alle Sinnen
still/ und gleichsam todt/ und dennoch webt die
Seel im Traum/ und agirt in ihrem Licht: Also
sich gar nicht zu verwundern/ daß die Seel auch
ausser den Leib operiren könne/ und weil sie keine
Materi ist/ von denen Elementen zusammen ge-
setzt/ so ist sie keiner Corruption noch Verände-
rung unterworffen/ sondern unsterblich und un-
verweßlich/ ja der Mensch selbsten ist unvergäng-
lich/ dann ob er gleich verfault oder verbrannt
wird/ so gehen die Theile in die Elementen/ kön-
nen derohalben auß denen Elementen auch wol
wieder zusammen kommen/ dann so lange die
Welt stehet/ hat sie nicht umb einen Gran abge-
nommen indem es so schwehr ist/ daß auß et-
was nichts werde/ als daß auß nichts
etwas werde. GOtt der Allmächtige kan
allein auß nichts etwas/ und auß etwas nichts
machen/ in dessen Hand ruhen unsere Seelen
nach dem Tode/ und Er wird auch am Jüng-
sten Tag/ auß denen Elementen die atomos unse-

rer

Pſychoſophia.

Pſych. Von Unſterblichkeit der Seelen haben
gar ſchoͤn geſchrieben die zwey beruͤhmbten En-
gellaͤnder/ Graff Digby und Heinrich Mohr/
allwo du gnugſamen Bericht finden wirſt/ und
darffſt dich nicht verwundern/ wann gleich der
Leib hinweg iſt/ wann ſchon die fuͤnff aͤuſſerli-
che Sinnen vergehen/ daß dennoch die Seele
bleibe/ dann in dem Schlaf ſeynd alle Sinnen
ſtill/ und gleichſam todt/ und dennoch webt die
Seel im Traum/ und agirt in ihrem Licht: Alſo
ſich gar nicht zu verwundern/ daß die Seel auch
auſſer den Leib operiren koͤnne/ und weil ſie keine
Materi iſt/ von denen Elementen zuſam̃en ge-
ſetzt/ ſo iſt ſie keiner Corruption noch Veraͤnde-
rung unterworffen/ ſondern unſterblich und un-
verweßlich/ ja der Menſch ſelbſten iſt unvergaͤng-
lich/ dann ob er gleich verfault oder verbrannt
wird/ ſo gehen die Theile in die Elementen/ koͤn-
nen derohalben auß denen Elementen auch wol
wieder zuſammen kommen/ dann ſo lange die
Welt ſtehet/ hat ſie nicht umb einen Gran abge-
nommen indem es ſo ſchwehr iſt/ daß auß et-
was nichts werde/ als daß auß nichts
etwas werde. GOtt der Allmaͤchtige kan
allein auß nichts etwas/ und auß etwas nichts
machen/ in deſſen Hand ruhen unſere Seelen
nach dem Tode/ und Er wird auch am Juͤng-
ſten Tag/ auß denẽ Elementen die atomos unſe-

rer

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[302/0360] Pſychoſophia. Pſych. Von Unſterblichkeit der Seelen haben gar ſchoͤn geſchrieben die zwey beruͤhmbten En- gellaͤnder/ Graff Digby und Heinrich Mohr/ allwo du gnugſamen Bericht finden wirſt/ und darffſt dich nicht verwundern/ wann gleich der Leib hinweg iſt/ wann ſchon die fuͤnff aͤuſſerli- che Sinnen vergehen/ daß dennoch die Seele bleibe/ dann in dem Schlaf ſeynd alle Sinnen ſtill/ und gleichſam todt/ und dennoch webt die Seel im Traum/ und agirt in ihrem Licht: Alſo ſich gar nicht zu verwundern/ daß die Seel auch auſſer den Leib operiren koͤnne/ und weil ſie keine Materi iſt/ von denen Elementen zuſam̃en ge- ſetzt/ ſo iſt ſie keiner Corruption noch Veraͤnde- rung unterworffen/ ſondern unſterblich und un- verweßlich/ ja der Menſch ſelbſten iſt unvergaͤng- lich/ dann ob er gleich verfault oder verbrannt wird/ ſo gehen die Theile in die Elementen/ koͤn- nen derohalben auß denen Elementen auch wol wieder zuſammen kommen/ dann ſo lange die Welt ſtehet/ hat ſie nicht umb einen Gran abge- nommen indem es ſo ſchwehr iſt/ daß auß et- was nichts werde/ als daß auß nichts etwas werde. GOtt der Allmaͤchtige kan allein auß nichts etwas/ und auß etwas nichts machen/ in deſſen Hand ruhen unſere Seelen nach dem Tode/ und Er wird auch am Juͤng- ſten Tag/ auß denẽ Elementen die atomos unſe- rer

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Zitationshilfe:	Becher, Johann Joachim: Psychosophia Oder Seelen-Weißheit. 2. Aufl. Frankfurt (Main), [1683], S. 302. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/becher_psychosophia_1683/360>, abgerufen am 11.05.2024.

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