Becher, Johann Joachim: Psychosophia Oder Seelen-Weißheit. 2. Aufl. Frankfurt (Main), [1683].Seelen-Weißheit. Psych. Wann alle Leute so gedächten/ wie du/ so sophus, L vj
Seelen-Weißheit. Pſych. Wann alle Leute ſo gedaͤchten/ wie du/ ſo ſophus, L vj
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <pb facs="#f0309" n="251"/> <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b">Seelen-Weißheit.</hi> </fw><lb/> <p><hi rendition="#aq">Pſych.</hi> Wann alle Leute ſo gedaͤchten/ wie du/ ſo<lb/> wuͤrde die Welt bald zu grund gehen/ oder voller<lb/> Huren-Kinder werden. So beſchwehrlich das<lb/><hi rendition="#fr">ſterben</hi> iſt/ ſo beſchwerlich iſt auch das <hi rendition="#fr">Kin-<lb/> der-zeugen.</hi> Es ſind aber/ wie oben gedacht/<lb/> eben dieſes die zwey Schulden und Contributio-<lb/> nen/ die wir in dieſer Welt der Natur bezahlen<lb/> muͤſſen. Mit dieſem Beding werden wir gezeu-<lb/> getund kommen in die Welt/ daß wir ſterben<lb/> ſollen/ und mit dieſem Bedinge ſterben wir/ daß<lb/> wir zeugen ſollen. Dannenhero befiehlt die H.<lb/> Schrifft zu einem allererſten Gebot: <hi rendition="#fr">Wachſet<lb/> und vermehret euch/</hi> und verflucht hinge-<lb/> gen den jenigen/ der ſeinen Samen unfrucht-<lb/> bar auff die Erde fallen laͤßt/ ja die Unfruchtbar-<lb/> keit/ und wann man keine Kinder hat/ oder/ wañ<lb/> ein Geſchlecht ausſtirbt/ wird es vor eine groſſe<lb/> Strafgehalten. Auch in den alten Rechten fallen/<lb/> vermoͤg des Gaſtoltzen-Rechts/ aller der jenigen<lb/> Guͤter der Obrigkeit oder dem Waͤiſen-Hauß<lb/> heim/ ſo alte ledige Geſellẽ hinterlaſſen/ welche ent-<lb/> weder auß Haß gegen das Weibs-Volck/ oder<lb/> aus Eckel gegen den Eheſtand/ oder aus Faul-<lb/> heit die Kinder zu ernehren und auffzuziehen/<lb/> oder aus Zweiffel und Mißtrauen gegen Gott/<lb/> daß er ſie werde ernehren/ in dem ungeheurathe-<lb/> ten Leben veraltet und geſtorben ſeyn. Jch laſſe<lb/> zu/ daß ein oder anderer <hi rendition="#aq">Philoſophus</hi> oder <hi rendition="#aq">Theo-</hi><lb/> <fw place="bottom" type="sig">L vj</fw><fw place="bottom" type="catch"><hi rendition="#aq">ſophus,</hi></fw><lb/></p> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [251/0309]
Seelen-Weißheit.
Pſych. Wann alle Leute ſo gedaͤchten/ wie du/ ſo
wuͤrde die Welt bald zu grund gehen/ oder voller
Huren-Kinder werden. So beſchwehrlich das
ſterben iſt/ ſo beſchwerlich iſt auch das Kin-
der-zeugen. Es ſind aber/ wie oben gedacht/
eben dieſes die zwey Schulden und Contributio-
nen/ die wir in dieſer Welt der Natur bezahlen
muͤſſen. Mit dieſem Beding werden wir gezeu-
getund kommen in die Welt/ daß wir ſterben
ſollen/ und mit dieſem Bedinge ſterben wir/ daß
wir zeugen ſollen. Dannenhero befiehlt die H.
Schrifft zu einem allererſten Gebot: Wachſet
und vermehret euch/ und verflucht hinge-
gen den jenigen/ der ſeinen Samen unfrucht-
bar auff die Erde fallen laͤßt/ ja die Unfruchtbar-
keit/ und wann man keine Kinder hat/ oder/ wañ
ein Geſchlecht ausſtirbt/ wird es vor eine groſſe
Strafgehalten. Auch in den alten Rechten fallen/
vermoͤg des Gaſtoltzen-Rechts/ aller der jenigen
Guͤter der Obrigkeit oder dem Waͤiſen-Hauß
heim/ ſo alte ledige Geſellẽ hinterlaſſen/ welche ent-
weder auß Haß gegen das Weibs-Volck/ oder
aus Eckel gegen den Eheſtand/ oder aus Faul-
heit die Kinder zu ernehren und auffzuziehen/
oder aus Zweiffel und Mißtrauen gegen Gott/
daß er ſie werde ernehren/ in dem ungeheurathe-
ten Leben veraltet und geſtorben ſeyn. Jch laſſe
zu/ daß ein oder anderer Philoſophus oder Theo-
ſophus,
L vj
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |