Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Becher, Johann Joachim: Psychosophia Oder Seelen-Weißheit. 2. Aufl. Frankfurt (Main), [1683].

Bild:
<< vorherige Seite

Seelen-Weißheit.
lirt ex balneo, und eben denselben spiritum, wie-
derumb/ zu eben dem Wein geußt/ wovon man
ihn destillirt hat/ so ist doch die Mixtur/ Textur
und Crasis des Weins verdorben/ und hat einen
wüsten Geschmack/ derentwegen/ wer Medicinen
praepariren wil/ der lerne die Kunst recht/ und
lerne philosophice die quint Essentz auß den Cör-
pern ziehen/ welche den Character, Krafft und
Signatur/ seines Cörpers behalte/ oder wann er
das nicht kan/ so gebrauche er den Cörper also
grob und roh/ oder wann er auch das nicht thun
wil/ so lerne er das acidum und alcale darauß
bereiten/ weil aber das erste subtil und Philoso-
phisch/ das andere bäurisch/ das dritte mühsam
und Chymisch ist/ so bleiben Doctor und Axothe-
ker lieber bey dem alten Schmierwerck hingegen
müssen sie sich schämen/ daß dann gemeine Hand-
wercks-Leute und Bader solche Kranckheiten
auff oberzehlte Weise curiren/ daß sich die vor-
nehmste Leib-Medici dargegen schämen müssen/
wie dann gegenwärtig/ als mir nicht anders be-
wußt/ noch im Leben/ zwey ehrliche Männer/
beyde Bader/ der eine zu Lintz/ Nahmens Püchler/
der ander zu Saltzburg/ Nahmens Bortenschla-
ger/ beyde vermögliche und mir wohl bekandte
Leute/ mit denen ich noch für anderthalb Jahren
geredt/ welche allerhand Wunden/ Außsatz/ Fran-
zosen/ Podagra/ Wassersucht/ auß dem Funda-

ment
K jv

Seelen-Weißheit.
lirt ex balneo, und eben denſelben ſpiritum, wie-
derumb/ zu eben dem Wein geußt/ wovon man
ihn deſtillirt hat/ ſo iſt doch die Mixtur/ Textur
und Craſis des Weins verdorben/ und hat einen
wuͤſten Geſchmack/ derentwegen/ wer Medicinen
præpariren wil/ der lerne die Kunſt recht/ und
lerne philoſophicè die quint Eſſentz auß den Coͤr-
pern ziehen/ welche den Character, Krafft und
Signatur/ ſeines Coͤrpers behalte/ oder wann er
das nicht kan/ ſo gebrauche er den Coͤrper alſo
grob und roh/ oder wann er auch das nicht thun
wil/ ſo lerne er das acidum und alcale darauß
bereiten/ weil aber das erſte ſubtil und Philoſo-
phiſch/ das andere baͤuriſch/ das dritte muͤhſam
und Chymiſch iſt/ ſo bleiben Doctor und Axothe-
ker lieber bey dem alten Schmierwerck hingegen
muͤſſen ſie ſich ſchaͤmen/ daß dann gemeine Hand-
wercks-Leute und Bader ſolche Kranckheiten
auff oberzehlte Weiſe curiren/ daß ſich die vor-
nehmſte Leib-Medici dargegen ſchaͤmen muͤſſen/
wie dann gegenwaͤrtig/ als mir nicht anders be-
wußt/ noch im Leben/ zwey ehrliche Maͤnner/
beyde Bader/ der eine zu Lintz/ Nahmens Puͤchler/
der ander zu Saltzburg/ Nahmens Bortenſchla-
ger/ beyde vermoͤgliche und mir wohl bekandte
Leute/ mit denen ich noch fuͤr anderthalb Jahren
geredt/ welche allerhand Wunden/ Außſatz/ Fran-
zoſen/ Podagra/ Waſſerſucht/ auß dem Funda-

ment
K jv
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0281" n="223"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Seelen-Weißheit.</hi></fw><lb/>
lirt <hi rendition="#aq">ex balneo,</hi> und eben den&#x017F;elben <hi rendition="#aq">&#x017F;piritum,</hi> wie-<lb/>
derumb/ zu eben dem Wein geußt/ wovon man<lb/>
ihn de&#x017F;tillirt hat/ &#x017F;o i&#x017F;t doch die Mixtur/ Textur<lb/>
und <hi rendition="#aq">Cra&#x017F;is</hi> des Weins verdorben/ und hat einen<lb/>
wu&#x0364;&#x017F;ten Ge&#x017F;chmack/ derentwegen/ wer Medicinen<lb/>
pr<hi rendition="#aq">æ</hi>pariren wil/ der lerne die Kun&#x017F;t recht/ und<lb/>
lerne <hi rendition="#aq">philo&#x017F;ophicè</hi> die quint E&#x017F;&#x017F;entz auß den Co&#x0364;r-<lb/>
pern ziehen/ welche den <hi rendition="#aq">Character,</hi> Krafft und<lb/>
Signatur/ &#x017F;eines Co&#x0364;rpers behalte/ oder wann er<lb/>
das nicht kan/ &#x017F;o gebrauche er den Co&#x0364;rper al&#x017F;o<lb/>
grob und roh/ oder wann er auch das nicht thun<lb/>
wil/ &#x017F;o lerne er das <hi rendition="#aq">acidum</hi> und <hi rendition="#aq">alcale</hi> darauß<lb/>
bereiten/ weil aber das er&#x017F;te &#x017F;ubtil und Philo&#x017F;o-<lb/>
phi&#x017F;ch/ das andere ba&#x0364;uri&#x017F;ch/ das dritte mu&#x0364;h&#x017F;am<lb/>
und Chymi&#x017F;ch i&#x017F;t/ &#x017F;o bleiben Doctor und Axothe-<lb/>
ker lieber bey dem alten Schmierwerck hingegen<lb/>
mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en &#x017F;ie &#x017F;ich &#x017F;cha&#x0364;men/ daß dann gemeine Hand-<lb/>
wercks-Leute und Bader &#x017F;olche Kranckheiten<lb/>
auff oberzehlte Wei&#x017F;e curiren/ daß &#x017F;ich die vor-<lb/>
nehm&#x017F;te Leib-<hi rendition="#aq">Medici</hi> dargegen &#x017F;cha&#x0364;men mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en/<lb/>
wie dann gegenwa&#x0364;rtig/ als mir nicht anders be-<lb/>
wußt/ noch im Leben/ zwey ehrliche Ma&#x0364;nner/<lb/>
beyde Bader/ der eine zu Lintz/ Nahmens Pu&#x0364;chler/<lb/>
der ander zu Saltzburg/ Nahmens Borten&#x017F;chla-<lb/>
ger/ beyde vermo&#x0364;gliche und mir wohl bekandte<lb/>
Leute/ mit denen ich noch fu&#x0364;r anderthalb Jahren<lb/>
geredt/ welche allerhand Wunden/ Auß&#x017F;atz/ Fran-<lb/>
zo&#x017F;en/ Podagra/ Wa&#x017F;&#x017F;er&#x017F;ucht/ auß dem Funda-<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">K jv</fw><fw place="bottom" type="catch">ment</fw><lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[223/0281] Seelen-Weißheit. lirt ex balneo, und eben denſelben ſpiritum, wie- derumb/ zu eben dem Wein geußt/ wovon man ihn deſtillirt hat/ ſo iſt doch die Mixtur/ Textur und Craſis des Weins verdorben/ und hat einen wuͤſten Geſchmack/ derentwegen/ wer Medicinen præpariren wil/ der lerne die Kunſt recht/ und lerne philoſophicè die quint Eſſentz auß den Coͤr- pern ziehen/ welche den Character, Krafft und Signatur/ ſeines Coͤrpers behalte/ oder wann er das nicht kan/ ſo gebrauche er den Coͤrper alſo grob und roh/ oder wann er auch das nicht thun wil/ ſo lerne er das acidum und alcale darauß bereiten/ weil aber das erſte ſubtil und Philoſo- phiſch/ das andere baͤuriſch/ das dritte muͤhſam und Chymiſch iſt/ ſo bleiben Doctor und Axothe- ker lieber bey dem alten Schmierwerck hingegen muͤſſen ſie ſich ſchaͤmen/ daß dann gemeine Hand- wercks-Leute und Bader ſolche Kranckheiten auff oberzehlte Weiſe curiren/ daß ſich die vor- nehmſte Leib-Medici dargegen ſchaͤmen muͤſſen/ wie dann gegenwaͤrtig/ als mir nicht anders be- wußt/ noch im Leben/ zwey ehrliche Maͤnner/ beyde Bader/ der eine zu Lintz/ Nahmens Puͤchler/ der ander zu Saltzburg/ Nahmens Bortenſchla- ger/ beyde vermoͤgliche und mir wohl bekandte Leute/ mit denen ich noch fuͤr anderthalb Jahren geredt/ welche allerhand Wunden/ Außſatz/ Fran- zoſen/ Podagra/ Waſſerſucht/ auß dem Funda- ment K jv

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/becher_psychosophia_1683
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/becher_psychosophia_1683/281
Zitationshilfe: Becher, Johann Joachim: Psychosophia Oder Seelen-Weißheit. 2. Aufl. Frankfurt (Main), [1683], S. 223. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/becher_psychosophia_1683/281>, abgerufen am 08.05.2024.