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Becher, Johann Joachim: Psychosophia Oder Seelen-Weißheit. 2. Aufl. Frankfurt (Main), [1683].

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Psychosophia.
ich zum Beschluß der Geträncke etwas davon mel-
den/ dieweil er doch ordinari bey dem Trunck
pflegt gebraucht zu werden. Vor hundert Jahren
haben bereits die Alten/ die folia lactucae oder
Lattich-Bläter an statt Tabak gebraucht/ halte
sie auch für besser/ als den Tabak selbsten/ der
Tabak-Rauch/ durchs Wasser gezogen/ ist viel
besser als der rechte durch Pfeiffen/ dann das
oleum foetidum bleibt im Wasser/ auß diesem
Fundament seynd auch die langen Pfeiffen besser
als die kurtzen. Der Tabak ist seiner Substantz
und Bereitung halben unterschiedlich/ Blätter-
Tabak ist besser als gesponnerer und gebeitzter/
und der auff einensüssen Boden als wie in Jndien
wächst/ ist besser/ als der auff einem sauren und
mit Mist gedüngtem Grund wächst/ dann derglei-
chen Tabak ist saur/ bitter/ scharff und salpete-
richt: Wann der Tabak in der Pfeiffen ver-
brennt/ und der Rauch durch den Athem ange-
zogen wird/ so gehet sein sal volatile in den mensch-
lichen Leib/ das oleum foetidum aber macht die
Zunge schwartz/ der Tabak hat etwas Narcoti-
sches bey sich/ darum macht er schlaffend/ er
nimmt hinweg den Appetit/ dann das sal volatile
urinosum,
so in dem Tabak ist/ tödtet das
Acidum stomachi, welches einen Appetit machen
soll. Der Mißbrauch deß Tabaks macht dumm/
erhitzt und melancholisch/ der rechtmässige Ge-

brauch

Pſychoſophia.
ich zum Beſchluß der Getꝛaͤncke etwas davon mel-
den/ dieweil er doch ordinari bey dem Trunck
pflegt gebraucht zu werden. Vor hundert Jahren
haben bereits die Alten/ die folia lactucæ oder
Lattich-Blaͤter an ſtatt Tabak gebraucht/ halte
ſie auch fuͤr beſſer/ als den Tabak ſelbſten/ der
Tabak-Rauch/ durchs Waſſer gezogen/ iſt viel
beſſer als der rechte durch Pfeiffen/ dann das
oleum fœtidum bleibt im Waſſer/ auß dieſem
Fundament ſeynd auch die langen Pfeiffen beſſer
als die kurtzen. Der Tabak iſt ſeiner Subſtantz
und Bereitung halben unterſchiedlich/ Blaͤtter-
Tabak iſt beſſer als geſponnerer und gebeitzter/
und der auff einenſuͤſſen Boden als wie in Jndien
waͤchſt/ iſt beſſer/ als der auff einem ſauren und
mit Miſt geduͤngtem Grund waͤchſt/ dann derglei-
chen Tabak iſt ſaur/ bitter/ ſcharff und ſalpete-
richt: Wann der Tabak in der Pfeiffen ver-
brennt/ und der Rauch durch den Athem ange-
zogen wird/ ſo gehet ſein ſal volatile in den menſch-
lichen Leib/ das oleum fœtidum aber macht die
Zunge ſchwartz/ der Tabak hat etwas Narcoti-
ſches bey ſich/ darum macht er ſchlaffend/ er
nimmt hinweg den Appetit/ dann das ſal volatile
urinoſum,
ſo in dem Tabak iſt/ toͤdtet das
Acidum ſtomachi, welches einen Appetit machen
ſoll. Der Mißbrauch deß Tabaks macht dum̄/
erhitzt und melancholiſch/ der rechtmaͤſſige Ge-

brauch
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[214/0272] Pſychoſophia. ich zum Beſchluß der Getꝛaͤncke etwas davon mel- den/ dieweil er doch ordinari bey dem Trunck pflegt gebraucht zu werden. Vor hundert Jahren haben bereits die Alten/ die folia lactucæ oder Lattich-Blaͤter an ſtatt Tabak gebraucht/ halte ſie auch fuͤr beſſer/ als den Tabak ſelbſten/ der Tabak-Rauch/ durchs Waſſer gezogen/ iſt viel beſſer als der rechte durch Pfeiffen/ dann das oleum fœtidum bleibt im Waſſer/ auß dieſem Fundament ſeynd auch die langen Pfeiffen beſſer als die kurtzen. Der Tabak iſt ſeiner Subſtantz und Bereitung halben unterſchiedlich/ Blaͤtter- Tabak iſt beſſer als geſponnerer und gebeitzter/ und der auff einenſuͤſſen Boden als wie in Jndien waͤchſt/ iſt beſſer/ als der auff einem ſauren und mit Miſt geduͤngtem Grund waͤchſt/ dann derglei- chen Tabak iſt ſaur/ bitter/ ſcharff und ſalpete- richt: Wann der Tabak in der Pfeiffen ver- brennt/ und der Rauch durch den Athem ange- zogen wird/ ſo gehet ſein ſal volatile in den menſch- lichen Leib/ das oleum fœtidum aber macht die Zunge ſchwartz/ der Tabak hat etwas Narcoti- ſches bey ſich/ darum macht er ſchlaffend/ er nimmt hinweg den Appetit/ dann das ſal volatile urinoſum, ſo in dem Tabak iſt/ toͤdtet das Acidum ſtomachi, welches einen Appetit machen ſoll. Der Mißbrauch deß Tabaks macht dum̄/ erhitzt und melancholiſch/ der rechtmaͤſſige Ge- brauch

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Zitationshilfe: Becher, Johann Joachim: Psychosophia Oder Seelen-Weißheit. 2. Aufl. Frankfurt (Main), [1683], S. 214. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/becher_psychosophia_1683/272>, abgerufen am 25.11.2024.