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Becher, Johann Joachim: Psychosophia Oder Seelen-Weißheit. 2. Aufl. Frankfurt (Main), [1683].

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Seelen-Weißheit.
ist die dreyfache Materie/ woraus der warhaffte
politische Lapis bereitet werden kan.

125. Phil.

Dieser Lapis oder Politisches Universal
kommt mir noch schwehrer als das vorige Philosophi-
sche vor; dann jenes kan noch durch Menschen Ver-
stand und Fleiß/ dieses aber nur durch Gottes des
Heiligen Geistes Krafft (welche der Regenten
Hertzen erleuchten/ und mit dem Geist des Raths
und Verstandes gleichsam mit Gewalt durchdringen
möge) zu wege gebracht werden; dann böse Regen-
ten sind eben nicht allemal böse vor sich/ sondern dar-
um böse/ daß GOtt die Unterthanen dadurch straf-
fen wil/ denn ein böser Regent ist ein grosse Strafe
vor ein Land/ aber das seynd publica; Sage du mir
zum Beschluß/ dieser Abtheilung/ wie könte ein Mensch
ohne vorige zwey Lapides eine ehrliche
Nahrung haben und zu Mitteln
kommen.

Psych. Wann man die gantze Welt/ so weit sie
fruchtbar ist/ unter alle Menschen so darinnen
leben/ gleich solte außtheilen/ würde man befinden/
daß noch zehenmal so viel Menschen darvon leben
könten/ als nun/ und niemand Noth leiden
dörffte: Jch hielte derhalben dieses vor das aller-
glückseligste und vergnüglichste Leben/ wann ein
jeder Mensch selbsten so viel Land hätte und bane-
te/ so viel Vieh ziehlete/ als zur Nahrung ihm
vonnöthen/ so viel im Handwerck verstünde/ als
sich zu bedienen erfordert/ so würde er niemands/
auch keines Geldes/ und gar wenig Arbeit von-

nöthen
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Seelen-Weißheit.
iſt die dreyfache Materie/ woraus der warhaffte
politiſche Lapis bereitet werden kan.

125. Phil.

Dieſer Lapis oder Politiſches Univerſal
kom̃t mir noch ſchwehrer als das vorige Philoſophi-
ſche vor; dann jenes kan noch durch Menſchen Ver-
ſtand und Fleiß/ dieſes aber nur durch Gottes des
Heiligen Geiſtes Krafft (welche der Regenten
Hertzen erleuchten/ und mit dem Geiſt des Raths
und Verſtandes gleichſam mit Gewalt durchdringen
moͤge) zu wege gebracht werden; dann boͤſe Regen-
ten ſind eben nicht allemal boͤſe vor ſich/ ſondern dar-
um boͤſe/ daß GOtt die Unterthanen dadurch ſtraf-
fen wil/ denn ein boͤſer Regent iſt ein groſſe Strafe
vor ein Land/ aber das ſeynd publica; Sage du mir
zum Beſchluß/ dieſer Abtheilung/ wie koͤnte ein Menſch
ohne vorige zwey Lapides eine ehrliche
Nahrung haben und zu Mitteln
kommen.

Pſych. Wann man die gantze Welt/ ſo weit ſie
fruchtbar iſt/ unter alle Menſchen ſo darinnen
leben/ gleich ſolte außtheilen/ wuͤrde man befinden/
daß noch zehenmal ſo viel Menſchen darvon leben
koͤnten/ als nun/ und niemand Noth leiden
doͤrffte: Jch hielte derhalben dieſes vor das aller-
gluͤckſeligſte und vergnuͤglichſte Leben/ wann ein
jeder Menſch ſelbſten ſo viel Land haͤtte und bane-
te/ ſo viel Vieh ziehlete/ als zur Nahrung ihm
vonnoͤthen/ ſo viel im Handwerck verſtuͤnde/ als
ſich zu bedienen erfordert/ ſo wuͤrde er niemands/
auch keines Geldes/ und gar wenig Arbeit von-

noͤthen
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[169/0227] Seelen-Weißheit. iſt die dreyfache Materie/ woraus der warhaffte politiſche Lapis bereitet werden kan. 125. Phil. Dieſer Lapis oder Politiſches Univerſal kom̃t mir noch ſchwehrer als das vorige Philoſophi- ſche vor; dann jenes kan noch durch Menſchen Ver- ſtand und Fleiß/ dieſes aber nur durch Gottes des Heiligen Geiſtes Krafft (welche der Regenten Hertzen erleuchten/ und mit dem Geiſt des Raths und Verſtandes gleichſam mit Gewalt durchdringen moͤge) zu wege gebracht werden; dann boͤſe Regen- ten ſind eben nicht allemal boͤſe vor ſich/ ſondern dar- um boͤſe/ daß GOtt die Unterthanen dadurch ſtraf- fen wil/ denn ein boͤſer Regent iſt ein groſſe Strafe vor ein Land/ aber das ſeynd publica; Sage du mir zum Beſchluß/ dieſer Abtheilung/ wie koͤnte ein Menſch ohne vorige zwey Lapides eine ehrliche Nahrung haben und zu Mitteln kommen. Pſych. Wann man die gantze Welt/ ſo weit ſie fruchtbar iſt/ unter alle Menſchen ſo darinnen leben/ gleich ſolte außtheilen/ wuͤrde man befinden/ daß noch zehenmal ſo viel Menſchen darvon leben koͤnten/ als nun/ und niemand Noth leiden doͤrffte: Jch hielte derhalben dieſes vor das aller- gluͤckſeligſte und vergnuͤglichſte Leben/ wann ein jeder Menſch ſelbſten ſo viel Land haͤtte und bane- te/ ſo viel Vieh ziehlete/ als zur Nahrung ihm vonnoͤthen/ ſo viel im Handwerck verſtuͤnde/ als ſich zu bedienen erfordert/ ſo wuͤrde er niemands/ auch keines Geldes/ und gar wenig Arbeit von- noͤthen H

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Zitationshilfe: Becher, Johann Joachim: Psychosophia Oder Seelen-Weißheit. 2. Aufl. Frankfurt (Main), [1683], S. 169. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/becher_psychosophia_1683/227>, abgerufen am 07.05.2024.