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Becher, Johann Joachim: Psychosophia Oder Seelen-Weißheit. 2. Aufl. Frankfurt (Main), [1683].

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Psychosophia.
Feuchtigkeit; dann wo solches nicht geschähe/
wäre die Welt schon längst ausgestorben/ und
abgegangen: Weiter so sehen wir auch/ daß aus
einem Ey ein Hun/ aus einem Seidenwurm ein
Zwiefalter/ auf einem Birnbaum/ Aepffel/ Pflau-
men und Kirschen wachsen können; Jnsonder-
heit gibt es alle Stund die Erfahrung/ daß unzei-
tige Sachen zeitig werden/ und daß in solcher Zei-
tigmachung die Kunst der Natur auf vielerhand
Weise zu Hülff kommen kan/ zumalen läst sich
solche Verwandelung des Unzeitigen in das Zei-
tige wol vernehmen/ wann die Cörper einerley
Geschlecht/ oder einander zum nächsten verwandt
seyn. Gleichwie nichts nähers in Gold zu ver-
wandeln und zu zeitigen/ als die unvollkommene
Metallen. Schliesse derohalben gantz natürlich/
daß/ wann etwas durch die Kunst der Alchymy/
in Gold verwandelt werden könne/ solches die
Metallen seyn.

2. Dann es seynd die Metallen alle eins/ und
nicht unterschieden/ nach den accidental foeci-
bus,
so sich in dem Bergwerck in ihre Substantz
eingemischt haben/ sondern sie seyn unterschieden
nach der Reinigkeit und Kochung ihres Queck-
silbers/ so sie haben. Gleichwie die Weintrauben
oder der Most nicht unterschieden wird von wegen
der Trester/ Körner/ Spinnen und andern Un-
raths/ so ohngefehr drein gefallen/ sondern nach-

dem

Pſychoſophia.
Feuchtigkeit; dann wo ſolches nicht geſchaͤhe/
waͤre die Welt ſchon laͤngſt ausgeſtorben/ und
abgegangen: Weiter ſo ſehen wir auch/ daß aus
einem Ey ein Hun/ aus einem Seidenwurm ein
Zwiefalter/ auf einem Birnbaum/ Aepffel/ Pflau-
men und Kirſchen wachſen koͤnnen; Jnſonder-
heit gibt es alle Stund die Erfahrung/ daß unzei-
tige Sachen zeitig werden/ und daß in ſolcher Zei-
tigmachung die Kunſt der Natur auf vielerhand
Weiſe zu Huͤlff kommen kan/ zumalen laͤſt ſich
ſolche Verwandelung des Unzeitigen in das Zei-
tige wol vernehmen/ wann die Coͤrper einerley
Geſchlecht/ oder einander zum naͤchſten verwandt
ſeyn. Gleichwie nichts naͤhers in Gold zu ver-
wandeln und zu zeitigen/ als die unvollkommene
Metallen. Schlieſſe derohalben gantz natuͤrlich/
daß/ wann etwas durch die Kunſt der Alchymy/
in Gold verwandelt werden koͤnne/ ſolches die
Metallen ſeyn.

2. Dann es ſeynd die Metallen alle eins/ und
nicht unterſchieden/ nach den accidental fœci-
bus,
ſo ſich in dem Bergwerck in ihre Subſtantz
eingemiſcht haben/ ſondern ſie ſeyn unterſchieden
nach der Reinigkeit und Kochung ihres Queck-
ſilbers/ ſo ſie haben. Gleichwie die Weintrauben
oder der Moſt nicht unterſchieden wird von wegen
der Treſter/ Koͤrner/ Spinnen und andern Un-
raths/ ſo ohngefehr drein gefallen/ ſondern nach-

dem
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[140/0198] Pſychoſophia. Feuchtigkeit; dann wo ſolches nicht geſchaͤhe/ waͤre die Welt ſchon laͤngſt ausgeſtorben/ und abgegangen: Weiter ſo ſehen wir auch/ daß aus einem Ey ein Hun/ aus einem Seidenwurm ein Zwiefalter/ auf einem Birnbaum/ Aepffel/ Pflau- men und Kirſchen wachſen koͤnnen; Jnſonder- heit gibt es alle Stund die Erfahrung/ daß unzei- tige Sachen zeitig werden/ und daß in ſolcher Zei- tigmachung die Kunſt der Natur auf vielerhand Weiſe zu Huͤlff kommen kan/ zumalen laͤſt ſich ſolche Verwandelung des Unzeitigen in das Zei- tige wol vernehmen/ wann die Coͤrper einerley Geſchlecht/ oder einander zum naͤchſten verwandt ſeyn. Gleichwie nichts naͤhers in Gold zu ver- wandeln und zu zeitigen/ als die unvollkommene Metallen. Schlieſſe derohalben gantz natuͤrlich/ daß/ wann etwas durch die Kunſt der Alchymy/ in Gold verwandelt werden koͤnne/ ſolches die Metallen ſeyn. 2. Dann es ſeynd die Metallen alle eins/ und nicht unterſchieden/ nach den accidental fœci- bus, ſo ſich in dem Bergwerck in ihre Subſtantz eingemiſcht haben/ ſondern ſie ſeyn unterſchieden nach der Reinigkeit und Kochung ihres Queck- ſilbers/ ſo ſie haben. Gleichwie die Weintrauben oder der Moſt nicht unterſchieden wird von wegen der Treſter/ Koͤrner/ Spinnen und andern Un- raths/ ſo ohngefehr drein gefallen/ ſondern nach- dem

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Zitationshilfe: Becher, Johann Joachim: Psychosophia Oder Seelen-Weißheit. 2. Aufl. Frankfurt (Main), [1683], S. 140. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/becher_psychosophia_1683/198>, abgerufen am 28.04.2024.