Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Becher, Johann Joachim: Psychosophia Oder Seelen-Weißheit. 2. Aufl. Frankfurt (Main), [1683].

Bild:
<< vorherige Seite

Psychosophia.
Materi ziehle/ der Handwercksmann solche ver-
arbeite/ und der Kauffmann das Verarbeitete
verkauffe. Darum müssen mehr Bauren als
Handwercks-Leute/ und dieser mehr als Kauff-
leute seyn. Dann ein Handwercksmann kan ver-
arbeiten/ was zehen Bauren bauen/ und ein Kauff-
mann kan verhandlen/ was zehen Handwercks-
Leute erarbeiten können/ also daß diese drey Stäu-
de nicht unter einander gemenget werden müssen/
sondern in gewisser Maaße sich gegen einander
richten/ sonsten sie durch ihre drey Haupt-Feinde/
bald zu Grunde gehen würden.

115. Phil. Was seyn dann die drey Haupt-Feinde/
des Bauren/ Handwercks/ und Kauff-
manns-Standes?

Psych. Das Monopolium, Polypolium und
Propolium, die verhindern die Populositaet, Nah-
rung und Gemeinde. Dann eine bürgerliche
Gesellschafft
wird beschrieben/ daß sie sey eine
volckreiche/ nahrhaffte Gemeine. Volckreich/
dann wo wenig Menschen in einem Lande seyn/
da ist es Elend und Einöde. Nahrhafft/ dann
wann gleich viel Menschen an einem Ort seyn/
aber arm/ so ist es der Gesellschafft mehr schäd-
lich und schändlich/ als nützlich. Gemeinde/
dann wann gleich viel nahrhaffte Menschen an ei-
nem Ort seyn/ aber mit einander nichts gemein
haben/ so/ daß einer von dem andern leben kan/ so

hat

Pſychoſophia.
Materi ziehle/ der Handwercksmann ſolche ver-
arbeite/ und der Kauffmann das Verarbeitete
verkauffe. Darum muͤſſen mehr Bauren als
Handwercks-Leute/ und dieſer mehr als Kauff-
leute ſeyn. Dann ein Handwercksmann kan ver-
arbeiten/ was zehen Bauren bauen/ uñ ein Kauff-
mann kan verhandlen/ was zehen Handwercks-
Leute erarbeiten koͤnnen/ alſo daß dieſe drey Staͤu-
de nicht unter einander gemenget werden muͤſſen/
ſondern in gewiſſer Maaße ſich gegen einander
richten/ ſonſten ſie durch ihre drey Haupt-Feinde/
bald zu Grunde gehen wuͤrden.

115. Phil. Was ſeyn dann die drey Haupt-Feinde/
des Bauren/ Handwercks/ und Kauff-
manns-Standes?

Pſych. Das Monopolium, Polypolium und
Propolium, die verhindern die Populoſitæt, Nah-
rung und Gemeinde. Dann eine buͤrgerliche
Geſellſchafft
wird beſchrieben/ daß ſie ſey eine
volckreiche/ nahrhaffte Gemeine. Volckreich/
dann wo wenig Menſchen in einem Lande ſeyn/
da iſt es Elend und Einoͤde. Nahrhafft/ dann
wann gleich viel Menſchen an einem Ort ſeyn/
aber arm/ ſo iſt es der Geſellſchafft mehr ſchaͤd-
lich und ſchaͤndlich/ als nuͤtzlich. Gemeinde/
dann wann gleich viel nahrhaffte Menſchen an ei-
nem Ort ſeyn/ aber mit einander nichts gemein
haben/ ſo/ daß einer von dem andern leben kan/ ſo

hat
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0162" n="104"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#aq">P&#x017F;ycho&#x017F;ophia.</hi></fw><lb/>
Materi ziehle/ der Handwercksmann &#x017F;olche ver-<lb/>
arbeite/ und der Kauffmann das Verarbeitete<lb/>
verkauffe. Darum mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en mehr Bauren als<lb/>
Handwercks-Leute/ und die&#x017F;er mehr als Kauff-<lb/>
leute &#x017F;eyn. Dann ein Handwercksmann kan ver-<lb/>
arbeiten/ was zehen Bauren bauen/ un&#x0303; ein Kauff-<lb/>
mann kan verhandlen/ was zehen Handwercks-<lb/>
Leute erarbeiten ko&#x0364;nnen/ al&#x017F;o daß die&#x017F;e drey Sta&#x0364;u-<lb/>
de nicht unter einander gemenget werden mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en/<lb/>
&#x017F;ondern in gewi&#x017F;&#x017F;er Maaße &#x017F;ich gegen einander<lb/>
richten/ &#x017F;on&#x017F;ten &#x017F;ie durch ihre drey Haupt-Feinde/<lb/>
bald zu Grunde gehen wu&#x0364;rden.</p>
          </div><lb/>
          <div n="3">
            <head>115. <hi rendition="#aq">Phil.</hi> Was &#x017F;eyn dann die drey Haupt-Feinde/<lb/>
des Bauren/ Handwercks/ und Kauff-<lb/>
manns-Standes?</head><lb/>
            <p><hi rendition="#aq">P&#x017F;ych.</hi> Das <hi rendition="#aq">Monopolium, Polypolium</hi> und<lb/><hi rendition="#aq">Propolium,</hi> die verhindern die <hi rendition="#aq">Populo&#x017F;itæt,</hi> Nah-<lb/>
rung und Gemeinde. Dann eine <hi rendition="#fr">bu&#x0364;rgerliche<lb/>
Ge&#x017F;ell&#x017F;chafft</hi> wird be&#x017F;chrieben/ daß &#x017F;ie &#x017F;ey eine<lb/>
volckreiche/ nahrhaffte Gemeine. <hi rendition="#fr">Volckreich/</hi><lb/>
dann wo wenig Men&#x017F;chen in einem Lande &#x017F;eyn/<lb/>
da i&#x017F;t es Elend und Eino&#x0364;de. <hi rendition="#fr">Nahrhafft/</hi> dann<lb/>
wann gleich viel Men&#x017F;chen an einem Ort &#x017F;eyn/<lb/>
aber arm/ &#x017F;o i&#x017F;t es der <hi rendition="#fr">Ge&#x017F;ell&#x017F;chafft</hi> mehr &#x017F;cha&#x0364;d-<lb/>
lich und &#x017F;cha&#x0364;ndlich/ als nu&#x0364;tzlich. <hi rendition="#fr">Gemeinde/</hi><lb/>
dann wann gleich viel nahrhaffte Men&#x017F;chen an ei-<lb/>
nem Ort &#x017F;eyn/ aber mit einander nichts gemein<lb/>
haben/ &#x017F;o/ daß einer von dem andern leben kan/ &#x017F;o<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">hat</fw><lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[104/0162] Pſychoſophia. Materi ziehle/ der Handwercksmann ſolche ver- arbeite/ und der Kauffmann das Verarbeitete verkauffe. Darum muͤſſen mehr Bauren als Handwercks-Leute/ und dieſer mehr als Kauff- leute ſeyn. Dann ein Handwercksmann kan ver- arbeiten/ was zehen Bauren bauen/ uñ ein Kauff- mann kan verhandlen/ was zehen Handwercks- Leute erarbeiten koͤnnen/ alſo daß dieſe drey Staͤu- de nicht unter einander gemenget werden muͤſſen/ ſondern in gewiſſer Maaße ſich gegen einander richten/ ſonſten ſie durch ihre drey Haupt-Feinde/ bald zu Grunde gehen wuͤrden. 115. Phil. Was ſeyn dann die drey Haupt-Feinde/ des Bauren/ Handwercks/ und Kauff- manns-Standes? Pſych. Das Monopolium, Polypolium und Propolium, die verhindern die Populoſitæt, Nah- rung und Gemeinde. Dann eine buͤrgerliche Geſellſchafft wird beſchrieben/ daß ſie ſey eine volckreiche/ nahrhaffte Gemeine. Volckreich/ dann wo wenig Menſchen in einem Lande ſeyn/ da iſt es Elend und Einoͤde. Nahrhafft/ dann wann gleich viel Menſchen an einem Ort ſeyn/ aber arm/ ſo iſt es der Geſellſchafft mehr ſchaͤd- lich und ſchaͤndlich/ als nuͤtzlich. Gemeinde/ dann wann gleich viel nahrhaffte Menſchen an ei- nem Ort ſeyn/ aber mit einander nichts gemein haben/ ſo/ daß einer von dem andern leben kan/ ſo hat

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/becher_psychosophia_1683
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/becher_psychosophia_1683/162
Zitationshilfe: Becher, Johann Joachim: Psychosophia Oder Seelen-Weißheit. 2. Aufl. Frankfurt (Main), [1683], S. 104. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/becher_psychosophia_1683/162>, abgerufen am 27.04.2024.