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Becher, Johann Joachim: Psychosophia Oder Seelen-Weißheit. 2. Aufl. Frankfurt (Main), [1683].

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Seelen-Weißheit.

Psych. Dieweil durch böse Gewonheit der Adel
heutiges Tages mehr von dem Papier/ als eige-
nen meritis herkommet/ derentwegen bleibet der
Nahm/ Geschlecht und Ehr solchen Leuten/ ob sie
gleich nichts Tugendhafftes an sich haben/ son-
dern voller Laster/ gantz unglückselig seyn/ so gar/
weil die Menge der Boßhafftigen/ Lasterhafften/
heutiges Tags/ überhand/ und die Gewalt und Ty-
ranney über andere genommen/ so halten solche
alle ehrliche tugendhaffte Leut vor Narren/ Cujo-
nen, und ihre Sclaven; hingegen alle lasterhaff-
te/ gottlose Menschen seyn ihres gleichen/ und ih-
nen angenehm.

75. Phil. Beschreib mir dann einen rechten unartigen
und ungerathenen Edelmann nach heutiger
Mode?

Psych. Ein Cavallier nimmt seinen Namen dar-
von/ daß er reiten könne/ wie Horatius sagt: No-
bilis puer nescit haerere equo, darum wird er ein
Cavallier genennet/ je mehr und besser er nun rei-
ten kan/ je besserer Cavallier.

Je mehr und besser er fluchen kan/ und je weni-
ger er glaubet/ je besserer Cavallier/ dann glauben
ist pfäffisch.

Je insolenter, unverschämter/ zorniger/ ty-
rannischer/ und vermessener er ist/ je besserer Ca-
vallier.

Je weniger er studirt/ und je mehr er nichts

als

C v

Seelen-Weißheit.

Pſych. Dieweil durch boͤſe Gewonheit der Adel
heutiges Tages mehr von dem Papier/ als eige-
nen meritis herkommet/ derentwegen bleibet der
Nahm/ Geſchlecht und Ehr ſolchen Leuten/ ob ſie
gleich nichts Tugendhafftes an ſich haben/ ſon-
dern voller Laſter/ gantz ungluͤckſelig ſeyn/ ſo gar/
weil die Menge der Boßhafftigen/ Laſterhafften/
heutiges Tags/ uͤberhand/ und die Gewalt und Ty-
ranney uͤber andere genommen/ ſo halten ſolche
alle ehrliche tugendhaffte Leut vor Narren/ Cujo-
nen, und ihre Sclaven; hingegen alle laſterhaff-
te/ gottloſe Menſchen ſeyn ihres gleichen/ und ih-
nen angenehm.

75. Phil. Beſchreib mir dann einen rechten unartigen
und ungerathenen Edelmann nach heutiger
Mode?

Pſych. Ein Cavallier nimmt ſeinen Namen dar-
von/ daß er reiten koͤnne/ wie Horatius ſagt: No-
bilis puer neſcit hærere equo, darum wird er ein
Cavallier genennet/ je mehr und beſſer er nun rei-
ten kan/ je beſſerer Cavallier.

Je mehr und beſſer er fluchen kan/ und je weni-
ger er glaubet/ je beſſerer Cavallier/ dann glauben
iſt pfaͤffiſch.

Je inſolenter, unverſchaͤmter/ zorniger/ ty-
ranniſcher/ und vermeſſener er iſt/ je beſſerer Ca-
vallier.

Je weniger er ſtudirt/ und je mehr er nichts

als

C v

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[57/0115] Seelen-Weißheit. Pſych. Dieweil durch boͤſe Gewonheit der Adel heutiges Tages mehr von dem Papier/ als eige- nen meritis herkommet/ derentwegen bleibet der Nahm/ Geſchlecht und Ehr ſolchen Leuten/ ob ſie gleich nichts Tugendhafftes an ſich haben/ ſon- dern voller Laſter/ gantz ungluͤckſelig ſeyn/ ſo gar/ weil die Menge der Boßhafftigen/ Laſterhafften/ heutiges Tags/ uͤberhand/ und die Gewalt und Ty- ranney uͤber andere genommen/ ſo halten ſolche alle ehrliche tugendhaffte Leut vor Narren/ Cujo- nen, und ihre Sclaven; hingegen alle laſterhaff- te/ gottloſe Menſchen ſeyn ihres gleichen/ und ih- nen angenehm. 75. Phil. Beſchreib mir dann einen rechten unartigen und ungerathenen Edelmann nach heutiger Mode? Pſych. Ein Cavallier nimmt ſeinen Namen dar- von/ daß er reiten koͤnne/ wie Horatius ſagt: No- bilis puer neſcit hærere equo, darum wird er ein Cavallier genennet/ je mehr und beſſer er nun rei- ten kan/ je beſſerer Cavallier. Je mehr und beſſer er fluchen kan/ und je weni- ger er glaubet/ je beſſerer Cavallier/ dann glauben iſt pfaͤffiſch. Je inſolenter, unverſchaͤmter/ zorniger/ ty- ranniſcher/ und vermeſſener er iſt/ je beſſerer Ca- vallier. Je weniger er ſtudirt/ und je mehr er nichts als C v

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Zitationshilfe:	Becher, Johann Joachim: Psychosophia Oder Seelen-Weißheit. 2. Aufl. Frankfurt (Main), [1683], S. 57. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/becher_psychosophia_1683/115>, abgerufen am 27.04.2024.

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