erst lich von 10. oder 12. Buchstaben wo kein R/ Z oder schwere Buchstaben seyn/ sondern mehrentheils L[a]biales, Dentales, Vocales, also daß sie auch von einem der eine schwere Zunge hat doch leichtlich gesprochen werden kan. Zweytens/ muß es einen Character ha- ben der einfältig zu schreiben ist/ also daß er auch von Bauren in einem Tag gelernet werden kan. Drittens/ die unnötige Wör- ter so in einer Sprache einen Uberfluß und Wei[t]läufftigkeit machen/ müssen aus- gemustert und nur die nöthige zum tägli- chen Gebrauch erfordrende Wörter zu- sammen gebracht und in radices gestelt werden/ darvon ich einen eigenen Tractat geschrieben de Verborum Sufficientia, und bewiesen/ wie wenig Substantiva, Adje- ctiva, Verba, Adverbia, Praepositiones, Conjunctiones, Interjectiones, Pronomi- na in einer Sprache von nöthen/ und die Nomina Propria aus genommen/ wie vieler- ley Wörter seynd ihrer wol so in der gantzen heil. Schrifft seynd/ oder wie vielerley Wör- ter sind in einer Sprache von nöthen/ daß man sie wie eine Mutter-Sprache reden und alles darinne exprimiren könne/ mit drey/ vier oder zum höchsten mit 500. Wörtern/ also daß man gar in einem
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erſt lich von 10. oder 12. Buchſtaben wo kein R/ Z oder ſchwere Buchſtaben ſeyn/ ſondern mehrentheils L[a]biales, Dentales, Vocales, alſo daß ſie auch von einem der eine ſchwere Zunge hat doch leichtlich geſprochen werden kan. Zweytens/ muß es einen Character ha- ben der einfaͤltig zu ſchreiben iſt/ alſo daß er auch von Bauren in einem Tag gelernet werden kan. Drittens/ die unnoͤtige Woͤr- ter ſo in einer Sprache einen Uberfluß und Wei[t]laͤufftigkeit machen/ muͤſſen aus- gemuſtert und nur die noͤthige zum taͤgli- chen Gebrauch erfordrende Woͤrter zu- ſammen gebracht und in radices geſtelt werden/ darvon ich einen eigenen Tractat geſchrieben de Verborum Sufficientia, und bewieſen/ wie wenig Subſtantiva, Adje- ctiva, Verba, Adverbia, Præpoſitiones, Conjunctiones, Interjectiones, Pronomi- na in einer Sprache von noͤthen/ und die Nomina Propria aus genommen/ wie vieler- ley Woͤrter ſeynd ihrer wol ſo in der gantzen heil. Schrifft ſeynd/ oder wie vielerley Woͤr- ter ſind in einer Sprache von noͤthen/ daß man ſie wie eine Mutter-Sprache reden uñ alles darinne exprimiren koͤnne/ mit drey/ vier oder zum hoͤchſten mit 500. Woͤrtern/ alſo daß man gar in einem
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[77[76]/0099]
erſt lich von 10. oder 12. Buchſtaben wo kein
R/ Z oder ſchwere Buchſtaben ſeyn/ ſondern
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alſo daß ſie auch von einem der eine ſchwere
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kan. Zweytens/ muß es einen Character ha-
ben der einfaͤltig zu ſchreiben iſt/ alſo daß er
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werden kan. Drittens/ die unnoͤtige Woͤr-
ter ſo in einer Sprache einen Uberfluß
und Weitlaͤufftigkeit machen/ muͤſſen aus-
gemuſtert und nur die noͤthige zum taͤgli-
chen Gebrauch erfordrende Woͤrter zu-
ſammen gebracht und in radices geſtelt
werden/ darvon ich einen eigenen Tractat
geſchrieben de Verborum Sufficientia, und
bewieſen/ wie wenig Subſtantiva, Adje-
ctiva, Verba, Adverbia, Præpoſitiones,
Conjunctiones, Interjectiones, Pronomi-
na in einer Sprache von noͤthen/ und die
Nomina Propria aus genommen/ wie vieler-
ley Woͤrter ſeynd ihrer wol ſo in der gantzen
heil. Schrifft ſeynd/ oder wie vielerley Woͤr-
ter ſind in einer Sprache von noͤthen/ daß
man ſie wie eine Mutter-Sprache reden uñ
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Becher, Johann Joachim: Närrische Weißheit Und Weise Narrheit. Frankfurt, 1682, S. 77[76]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/becher_narrheit_1682/99>, abgerufen am 27.11.2024.
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