Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Becher, Johann Joachim: Politischer Discurs. Frankfurt (Main), 1668.

Bild:
<< vorherige Seite

CAPUT VIII.
mischt werden/ darvon ich hernach handeln
wil. Ob nun zwar der gesämtliche Wüllen-
handel ein profitlicher Handel ist/ so hat doch
ein Theil vor dem andern einen Vorzug/ und
wird der Handel mit der rohen Wolle zu den
negotien/ die übrige drey Theil aber unter
die manufacturen gerechnet: Das negotium
mit der Wol hält man fürs beste/ welchem
die übrige manufacturen aber berührter
Ordnung nach folgen. Jn Holland verder-
ben die Tuchhändler gutes theils/ dieweil
ihrer zu viel seynd/ könten auch gar nicht auf-
kommen/ wann nicht der teuren Kost we-
gen das genaue Leben der Arbeiter/ und
ihre subtile Tücher/ und Arbeit ihnen ei-
nen Vortheil geben; ist auch kein Zweiffel/
sie würden gar auß diesem Handel gerahten/
wann Teutschland sich ein wenig besser umb
das Tuch machen annehmen/ und seine eige-
ne Woll in gute Tücher verarbeiten lassen wolte/
aber gleichwie außländische Tracht uns alzeit
besser gefält/ also gehets auch mit dem auß-
ländischen Tuch: nicht wenig würde den
Holländischen Tuchhandel auch schwächen/
wann die Spanier entweder/ wie vor die-
sem geschehen/ ihre Woll in Spanien/ oder
in den Spanischen Niederlanden verarbeiten
liessen; Der Woll ist nah verwand allerhand
Haar/ es wird viel Handel getrieben in Franck-
reich/ und Niederland mit Menschen-Haar/
welches von Weibsbildern komt/ und das

sie

CAPUT VIII.
miſcht werden/ darvon ich hernach handeln
wil. Ob nun zwar der geſaͤmtliche Wuͤllen-
handel ein profitlicher Handel iſt/ ſo hat doch
ein Theil vor dem andern einen Vorzug/ und
wird der Handel mit der rohen Wolle zu den
negotien/ die uͤbrige drey Theil aber unter
die manufacturen gerechnet: Das negotium
mit der Wol haͤlt man fuͤrs beſte/ welchem
die uͤbrige manufacturen aber beruͤhrter
Ordnung nach folgen. Jn Holland verder-
ben die Tuchhaͤndler gutes theils/ dieweil
ihrer zu viel ſeynd/ koͤnten auch gar nicht auf-
kommen/ wann nicht der teuren Koſt we-
gen das genaue Leben der Arbeiter/ und
ihre ſubtile Tuͤcher/ und Arbeit ihnen ei-
nen Vortheil geben; iſt auch kein Zweiffel/
ſie wuͤrden gar auß dieſem Handel gerahten/
wann Teutſchland ſich ein wenig beſſer umb
das Tuch machen annehmen/ und ſeine eige-
ne Woll in gute Tuͤcher verarbeitẽ laſſen wolte/
aber gleichwie außlaͤndiſche Tracht uns alzeit
beſſer gefaͤlt/ alſo gehets auch mit dem auß-
laͤndiſchen Tuch: nicht wenig wuͤrde den
Hollaͤndiſchen Tuchhandel auch ſchwaͤchen/
wann die Spanier entweder/ wie vor die-
ſem geſchehen/ ihre Woll in Spanien/ oder
in den Spaniſchen Niederlanden verarbeiten
lieſſen; Der Woll iſt nah verwand allerhand
Haar/ es wird viel Handel getrieben in Franck-
reich/ und Niederland mit Menſchen-Haar/
welches von Weibsbildern komt/ und das

ſie
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0080" n="54"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#aq">CAPUT VIII.</hi></fw><lb/>
mi&#x017F;cht werden/ darvon ich hernach handeln<lb/>
wil. Ob nun zwar der ge&#x017F;a&#x0364;mtliche Wu&#x0364;llen-<lb/>
handel ein <hi rendition="#aq">profit</hi>licher Handel i&#x017F;t/ &#x017F;o hat doch<lb/>
ein Theil vor dem andern einen Vorzug/ und<lb/>
wird der Handel mit der rohen Wolle zu den<lb/><hi rendition="#aq">negoti</hi>en/ die u&#x0364;brige drey Theil aber unter<lb/>
die <hi rendition="#aq">manufactu</hi>ren gerechnet: Das <hi rendition="#aq">negotium</hi><lb/>
mit der Wol ha&#x0364;lt man fu&#x0364;rs be&#x017F;te/ welchem<lb/>
die u&#x0364;brige <hi rendition="#aq">manufactu</hi>ren aber beru&#x0364;hrter<lb/>
Ordnung nach folgen. Jn Holland verder-<lb/>
ben die Tuchha&#x0364;ndler gutes theils/ dieweil<lb/>
ihrer zu viel &#x017F;eynd/ ko&#x0364;nten auch gar nicht auf-<lb/>
kommen/ wann nicht der teuren Ko&#x017F;t we-<lb/>
gen das genaue Leben der Arbeiter/ und<lb/>
ihre <hi rendition="#aq">&#x017F;ubtile</hi> Tu&#x0364;cher/ und Arbeit ihnen ei-<lb/>
nen Vortheil geben; i&#x017F;t auch kein Zweiffel/<lb/>
&#x017F;ie wu&#x0364;rden gar auß die&#x017F;em Handel gerahten/<lb/>
wann Teut&#x017F;chland &#x017F;ich ein wenig be&#x017F;&#x017F;er umb<lb/>
das Tuch machen annehmen/ und &#x017F;eine eige-<lb/>
ne Woll in gute Tu&#x0364;cher verarbeit&#x1EBD; la&#x017F;&#x017F;en wolte/<lb/>
aber gleichwie außla&#x0364;ndi&#x017F;che Tracht uns alzeit<lb/>
be&#x017F;&#x017F;er gefa&#x0364;lt/ al&#x017F;o gehets auch mit dem auß-<lb/>
la&#x0364;ndi&#x017F;chen Tuch: nicht wenig wu&#x0364;rde den<lb/>
Holla&#x0364;ndi&#x017F;chen Tuchhandel auch &#x017F;chwa&#x0364;chen/<lb/>
wann die Spanier entweder/ wie vor die-<lb/>
&#x017F;em ge&#x017F;chehen/ ihre Woll in Spanien/ oder<lb/>
in den Spani&#x017F;chen Niederlanden verarbeiten<lb/>
lie&#x017F;&#x017F;en; Der Woll i&#x017F;t nah verwand allerhand<lb/>
Haar/ es wird viel Handel getrieben in Franck-<lb/>
reich/ und Niederland mit Men&#x017F;chen-Haar/<lb/>
welches von Weibsbildern komt/ und das<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">&#x017F;ie</fw><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[54/0080] CAPUT VIII. miſcht werden/ darvon ich hernach handeln wil. Ob nun zwar der geſaͤmtliche Wuͤllen- handel ein profitlicher Handel iſt/ ſo hat doch ein Theil vor dem andern einen Vorzug/ und wird der Handel mit der rohen Wolle zu den negotien/ die uͤbrige drey Theil aber unter die manufacturen gerechnet: Das negotium mit der Wol haͤlt man fuͤrs beſte/ welchem die uͤbrige manufacturen aber beruͤhrter Ordnung nach folgen. Jn Holland verder- ben die Tuchhaͤndler gutes theils/ dieweil ihrer zu viel ſeynd/ koͤnten auch gar nicht auf- kommen/ wann nicht der teuren Koſt we- gen das genaue Leben der Arbeiter/ und ihre ſubtile Tuͤcher/ und Arbeit ihnen ei- nen Vortheil geben; iſt auch kein Zweiffel/ ſie wuͤrden gar auß dieſem Handel gerahten/ wann Teutſchland ſich ein wenig beſſer umb das Tuch machen annehmen/ und ſeine eige- ne Woll in gute Tuͤcher verarbeitẽ laſſen wolte/ aber gleichwie außlaͤndiſche Tracht uns alzeit beſſer gefaͤlt/ alſo gehets auch mit dem auß- laͤndiſchen Tuch: nicht wenig wuͤrde den Hollaͤndiſchen Tuchhandel auch ſchwaͤchen/ wann die Spanier entweder/ wie vor die- ſem geſchehen/ ihre Woll in Spanien/ oder in den Spaniſchen Niederlanden verarbeiten lieſſen; Der Woll iſt nah verwand allerhand Haar/ es wird viel Handel getrieben in Franck- reich/ und Niederland mit Menſchen-Haar/ welches von Weibsbildern komt/ und das ſie

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/becher_discurs_1668
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/becher_discurs_1668/80
Zitationshilfe: Becher, Johann Joachim: Politischer Discurs. Frankfurt (Main), 1668, S. 54. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/becher_discurs_1668/80>, abgerufen am 09.11.2024.