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Becher, Johann Joachim: Politischer Discurs. Frankfurt (Main), 1668.

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CAPUT III.
Was die drey Stände in einer Ge-
mein/ nemblich der Bauren-Handwercks-
und Kauffman-Stand/ vor Gemeinschafft
haben und erfor-
dern.

DAmit man aber etwas außführlicher sehe/
worin dann diese notwendige Gemeinschafft
dieser 3. Ständen bestehe/ wil ich solches so viel zu
meinem proposito nöhtig/ mit kurtzem erweisen.
Erstlich müssen diese 3. Stände gemein haben eine
Obrigkeit/ dann von diversen Obrigkeiten diese
Stände zusammen flicken/ thut/ wie kurtz hie-
vor gedacht/ selten gut/ und hat keinen Bestand/
wann unter diesem Herrn reiche Kauffleut/ und
in jener Stadt gute Handwercks Leut/ und unter
eines andern Herrn Gebiet die Bauren wohnen/
dann solcher gestalt wil einer den andern nötigen/
sperren/ übernehmen; und mit einem Wort einer
muß deß andern Gnad leben/ und verderben/
wann unter einander der geringste Mißverstand
entstehet. Derohalben sehr rahtsam/ dz diese drey
Stände einer Jurisdiction, einer Obrigkeit/ und ei-
nem Herrn zugehören: vor allen Dingen aber sol
die Obrigkeit sehen/ daß sie diese Stände also tra-
ctire,
wie es das End der Bürgerlichen Gemein-
schafft/ oder civil societät erfordert/ nemblich daß
sie sich täglich je mehr und mehr vermehre/ und die

Ge-
CAPUT III.
Was die drey Staͤnde in einer Ge-
mein/ nemblich der Bauren-Handwercks-
und Kauffman-Stand/ vor Gemeinſchafft
haben und erfor-
dern.

DAmit man aber etwas außfuͤhrlicher ſehe/
worin dann dieſe notwendige Gemeinſchafft
dieſer 3. Staͤnden beſtehe/ wil ich ſolches ſo viel zu
meinem propoſito noͤhtig/ mit kurtzem erweiſen.
Erſtlich muͤſſen dieſe 3. Staͤnde gemein habẽ eine
Obrigkeit/ dann von diverſen Obrigkeiten dieſe
Staͤnde zuſammen flicken/ thut/ wie kurtz hie-
vor gedacht/ ſelten gut/ und hat keinen Beſtand/
wann unter dieſem Herrn reiche Kauffleut/ und
in jener Stadt gute Handwercks Leut/ und unter
eines andern Herrn Gebiet die Bauren wohnen/
dann ſolcher geſtalt wil einer den andern noͤtigen/
ſperren/ uͤbernehmen; und mit einem Wort einer
muß deß andern Gnad leben/ und verderben/
wann unter einander der geringſte Mißverſtand
entſtehet. Derohalben ſehr rahtſam/ dz dieſe drey
Staͤnde einer Jurisdiction, einer Obrigkeit/ uñ ei-
nem Herrn zugehoͤren: vor allen Dingen aber ſol
die Obrigkeit ſehen/ daß ſie dieſe Staͤnde alſo tra-
ctire,
wie es das End der Buͤrgerlichen Gemein-
ſchafft/ oder civil ſocietaͤt erfordert/ nemblich daß
ſie ſich taͤglich je mehr uñ mehr vermehre/ und die

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[13/0039] CAPUT III. Was die drey Staͤnde in einer Ge- mein/ nemblich der Bauren-Handwercks- und Kauffman-Stand/ vor Gemeinſchafft haben und erfor- dern. DAmit man aber etwas außfuͤhrlicher ſehe/ worin dann dieſe notwendige Gemeinſchafft dieſer 3. Staͤnden beſtehe/ wil ich ſolches ſo viel zu meinem propoſito noͤhtig/ mit kurtzem erweiſen. Erſtlich muͤſſen dieſe 3. Staͤnde gemein habẽ eine Obrigkeit/ dann von diverſen Obrigkeiten dieſe Staͤnde zuſammen flicken/ thut/ wie kurtz hie- vor gedacht/ ſelten gut/ und hat keinen Beſtand/ wann unter dieſem Herrn reiche Kauffleut/ und in jener Stadt gute Handwercks Leut/ und unter eines andern Herrn Gebiet die Bauren wohnen/ dann ſolcher geſtalt wil einer den andern noͤtigen/ ſperren/ uͤbernehmen; und mit einem Wort einer muß deß andern Gnad leben/ und verderben/ wann unter einander der geringſte Mißverſtand entſtehet. Derohalben ſehr rahtſam/ dz dieſe drey Staͤnde einer Jurisdiction, einer Obrigkeit/ uñ ei- nem Herrn zugehoͤren: vor allen Dingen aber ſol die Obrigkeit ſehen/ daß ſie dieſe Staͤnde alſo tra- ctire, wie es das End der Buͤrgerlichen Gemein- ſchafft/ oder civil ſocietaͤt erfordert/ nemblich daß ſie ſich taͤglich je mehr uñ mehr vermehre/ und die Ge-

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Zitationshilfe: Becher, Johann Joachim: Politischer Discurs. Frankfurt (Main), 1668, S. 13. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/becher_discurs_1668/39>, abgerufen am 28.03.2024.