Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Becher, Johann Joachim: Politischer Discurs. Frankfurt (Main), 1668.

Bild:
<< vorherige Seite
Caput XII.
Caput XII.
Von dem Jubilir-Wesen/ und
Edelgestein-Handel.

7. DEm vorigen quodlibet Handel setze ich
billich noch zu das Jubilier-Wesen/ oder
den Edelgestein-Handel/ welcher umb soviel ge-
fährlicher/ je köstlichster er ist/ ja je mehr er Ab-
sätze und Anmerkungen hat. Dann erstlich er-
fordert er ein genaue Erkantnuß der Stein/ und
werden darmit bißweilen die Gescheideste detro-
gen. 2. Hängt daran ein grosses Capital/ zu
welchem sich das tägliche Interesse schlägt/ da
hingegen das Jubel nicht schwerer/ sondern nur
theurer/ und derentwegen unverkäufflicher wird.
3. Jst die Wahr nicht jedermans Kaufft/ son-
dern wil nur reiche und grosse Herren haben/
welche bißweilen schlechter als gemeine Leuth
zahlen/ ja das Jubel verschencken eher/ als es
noch einmal bezahlt ist/ also dem Jubilirer tieff
in Zettel/ und in Rest kommen/ und seynd ge-
meiniglich solche Leuth/ die wol tieff im Rest/
aber nicht in Arrest kommen können/ sondern
dem Jubilirer das nachlauffen lassen. 4. Jst
es eine Wahr/ derer pretium nicht so liquid ist/
als das Brot auff dem Laden/ derentwegen dar-
von ein Sprichwort am Tag ist/ ein edler Stein
seye so viel werth/ als ein reicher Narr darfür
geben thut. 5. Jst es eine Wahr/ die weit
geholt/ über Landt geführt/ und von einem
Hoff zum andern muß gebracht/ und gewiesen

wer-
Caput XII.
Caput XII.
Von dem Jubilir-Weſen/ und
Edelgeſtein-Handel.

7. DEm vorigen quodlibet Handel ſetze ich
billich noch zu das Jubilier-Weſen/ oder
den Edelgeſtein-Handel/ welcher umb ſoviel ge-
faͤhrlicher/ je koͤſtlichſter er iſt/ ja je mehr er Ab-
ſaͤtze und Anmerkungen hat. Dann erſtlich er-
fordert er ein genaue Erkantnuß der Stein/ und
werden darmit bißweilen die Geſcheideſte detro-
gen. 2. Haͤngt daran ein groſſes Capital/ zu
welchem ſich das taͤgliche Intereſſe ſchlaͤgt/ da
hingegen das Jubel nicht ſchwerer/ ſondern nur
theurer/ und derentwegen unverkaͤufflicher wird.
3. Jſt die Wahr nicht jedermans Kaufft/ ſon-
dern wil nur reiche und groſſe Herren haben/
welche bißweilen ſchlechter als gemeine Leuth
zahlen/ ja das Jubel verſchencken eher/ als es
noch einmal bezahlt iſt/ alſo dem Jubilirer tieff
in Zettel/ und in Reſt kommen/ und ſeynd ge-
meiniglich ſolche Leuth/ die wol tieff im Reſt/
aber nicht in Arreſt kommen koͤnnen/ ſondern
dem Jubilirer das nachlauffen laſſen. 4. Jſt
es eine Wahr/ derer pretium nicht ſo liquid iſt/
als das Brot auff dem Laden/ derentwegen dar-
von ein Sprichwort am Tag iſt/ ein edler Stein
ſeye ſo viel werth/ als ein reicher Narꝛ darfuͤr
geben thut. 5. Jſt es eine Wahr/ die weit
geholt/ uͤber Landt gefuͤhrt/ und von einem
Hoff zum andern muß gebracht/ und gewieſen

wer-
<TEI>
  <text>
    <body>
      <pb facs="#f0102" n="76"/>
      <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#aq">Caput XII.</hi> </fw><lb/>
      <div n="1">
        <head><hi rendition="#aq">Caput XII.</hi><lb/>
Von dem Jubilir-We&#x017F;en/ und<lb/>
Edelge&#x017F;tein-Handel.</head><lb/>
        <p>7. <hi rendition="#in">D</hi>Em vorigen <hi rendition="#aq">quodlibet</hi> Handel &#x017F;etze ich<lb/>
billich noch zu das Jubilier-We&#x017F;en/ oder<lb/>
den Edelge&#x017F;tein-Handel/ welcher umb &#x017F;oviel ge-<lb/>
fa&#x0364;hrlicher/ je ko&#x0364;&#x017F;tlich&#x017F;ter er i&#x017F;t/ ja je mehr er Ab-<lb/>
&#x017F;a&#x0364;tze und Anmerkungen hat. Dann er&#x017F;tlich er-<lb/>
fordert er ein genaue Erkantnuß der Stein/ und<lb/>
werden darmit bißweilen die Ge&#x017F;cheide&#x017F;te detro-<lb/>
gen. 2. Ha&#x0364;ngt daran ein gro&#x017F;&#x017F;es Capital/ zu<lb/>
welchem &#x017F;ich das ta&#x0364;gliche <hi rendition="#aq">Intere&#x017F;&#x017F;e</hi> &#x017F;chla&#x0364;gt/ da<lb/>
hingegen das Jubel nicht &#x017F;chwerer/ &#x017F;ondern nur<lb/>
theurer/ und derentwegen unverka&#x0364;ufflicher wird.<lb/>
3. J&#x017F;t die Wahr nicht jedermans Kaufft/ &#x017F;on-<lb/>
dern wil nur reiche und gro&#x017F;&#x017F;e Herren haben/<lb/>
welche bißweilen &#x017F;chlechter als gemeine Leuth<lb/>
zahlen/ ja das Jubel ver&#x017F;chencken eher/ als es<lb/>
noch einmal bezahlt i&#x017F;t/ al&#x017F;o dem Jubilirer tieff<lb/>
in Zettel/ und in Re&#x017F;t kommen/ und &#x017F;eynd ge-<lb/>
meiniglich &#x017F;olche Leuth/ die wol tieff im Re&#x017F;t/<lb/>
aber nicht in Arre&#x017F;t kommen ko&#x0364;nnen/ &#x017F;ondern<lb/>
dem Jubilirer das nachlauffen la&#x017F;&#x017F;en. 4. J&#x017F;t<lb/>
es eine Wahr/ derer <hi rendition="#aq">pretium</hi> nicht &#x017F;o <hi rendition="#aq">liquid</hi> i&#x017F;t/<lb/>
als das Brot auff dem Laden/ derentwegen dar-<lb/>
von ein Sprichwort am Tag i&#x017F;t/ ein edler Stein<lb/>
&#x017F;eye &#x017F;o viel werth/ als ein reicher Nar&#xA75B; darfu&#x0364;r<lb/>
geben thut. 5. J&#x017F;t es eine Wahr/ die weit<lb/>
geholt/ u&#x0364;ber Landt gefu&#x0364;hrt/ und von einem<lb/>
Hoff zum andern muß gebracht/ und gewie&#x017F;en<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">wer-</fw><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[76/0102] Caput XII. Caput XII. Von dem Jubilir-Weſen/ und Edelgeſtein-Handel. 7. DEm vorigen quodlibet Handel ſetze ich billich noch zu das Jubilier-Weſen/ oder den Edelgeſtein-Handel/ welcher umb ſoviel ge- faͤhrlicher/ je koͤſtlichſter er iſt/ ja je mehr er Ab- ſaͤtze und Anmerkungen hat. Dann erſtlich er- fordert er ein genaue Erkantnuß der Stein/ und werden darmit bißweilen die Geſcheideſte detro- gen. 2. Haͤngt daran ein groſſes Capital/ zu welchem ſich das taͤgliche Intereſſe ſchlaͤgt/ da hingegen das Jubel nicht ſchwerer/ ſondern nur theurer/ und derentwegen unverkaͤufflicher wird. 3. Jſt die Wahr nicht jedermans Kaufft/ ſon- dern wil nur reiche und groſſe Herren haben/ welche bißweilen ſchlechter als gemeine Leuth zahlen/ ja das Jubel verſchencken eher/ als es noch einmal bezahlt iſt/ alſo dem Jubilirer tieff in Zettel/ und in Reſt kommen/ und ſeynd ge- meiniglich ſolche Leuth/ die wol tieff im Reſt/ aber nicht in Arreſt kommen koͤnnen/ ſondern dem Jubilirer das nachlauffen laſſen. 4. Jſt es eine Wahr/ derer pretium nicht ſo liquid iſt/ als das Brot auff dem Laden/ derentwegen dar- von ein Sprichwort am Tag iſt/ ein edler Stein ſeye ſo viel werth/ als ein reicher Narꝛ darfuͤr geben thut. 5. Jſt es eine Wahr/ die weit geholt/ uͤber Landt gefuͤhrt/ und von einem Hoff zum andern muß gebracht/ und gewieſen wer-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/becher_discurs_1668
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/becher_discurs_1668/102
Zitationshilfe: Becher, Johann Joachim: Politischer Discurs. Frankfurt (Main), 1668, S. 76. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/becher_discurs_1668/102>, abgerufen am 24.11.2024.