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Bebel, August: Für unser Recht. In: Frauenwahlrecht! Hrsg. zum Zweiten Sozialdemokratischen Frauentag von Clara Zetkin. 12. Mai 1912, S. 4.

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Frauenwahlrecht
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Für unser Recht.

Wir verlangen, daß das Wahlrecht auf die Frauen aus-
gedehnt wird. "Das ist ja ungeheuerlich, das ist verrückt" -
hat man mir gesagt.... Keine neue Idee, kein großes Ziel in
der menschheitlichen Entwicklung, das nicht bei seiner ersten
Geltendmachung in ähnlicher Weise beurteilt, verurteilt und
dementsprechend bekämpft worden wäre! Jst aber eine Forde-
rung vernünftig, ist sie gerecht, ist sie natürlich, dann kann man
auch sicher darauf rechnen, daß sie schließlich zur Verwirklichung
kommen wird. Und wenn heute zum erstenmal in einem
deutschen Parlament das Frauenwahlrecht gefordert wird, dann
ganz sicher nicht zum letztenmal!... Die Forderung des Frauen
stimmrechts wird nicht mehr von der Tagesordnung verschwin-
den: sie wird immer wieder auftreten, immer weitere Kreise
erfassen und wird schließlich auch in Deutschland zur Durch-
führung kommen.... Wir fordern das Frauenstimmrecht im
Namen der Rechtsgleichheit der Geschlechter. Wir erkennen
kein Recht an für das männliche Geschlecht, irgendwie und
irgendwo berufen zu sein, die Frauen zu bevormunden....
Da, wo Männer über Frauen die Gesetze zu machen haben,
tritt dieselbe Erscheinung zutage wie dort, wo eine herrschende
Männerklasse über eine unterdrückte Männerklasse Gesetze macht:
immer werden zuungunsten der gesetzlich Unmündigen Gesetze
gemacht. Jch sage mehr: für den Bestand unserer sozialen Ord-
nung, unseres gesellschaftlichen Lebens, für unsere soziale Ent-
wicklung kommen die Frauen mindestens so in Betracht wie die
Männer.... Wir sind für das Frauenstimmrecht, und zwar aus
Gerechtigkeitsgründen, aus Fortschrittsgründen. Es geht auf die
Dauer nicht, daß die Hälfte der Nation - und ich setze hinzu: die
größere Hälfte derselben - vom Wahlrecht ausgeschlossen ist.

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Für unser Recht.

Wir verlangen, daß das Wahlrecht auf die Frauen aus-
gedehnt wird. „Das ist ja ungeheuerlich, das ist verrückt“ –
hat man mir gesagt.… Keine neue Idee, kein großes Ziel in
der menschheitlichen Entwicklung, das nicht bei seiner ersten
Geltendmachung in ähnlicher Weise beurteilt, verurteilt und
dementsprechend bekämpft worden wäre! Jst aber eine Forde-
rung vernünftig, ist sie gerecht, ist sie natürlich, dann kann man
auch sicher darauf rechnen, daß sie schließlich zur Verwirklichung
kommen wird. Und wenn heute zum erstenmal in einem
deutschen Parlament das Frauenwahlrecht gefordert wird, dann
ganz sicher nicht zum letztenmal!… Die Forderung des Frauen
stimmrechts wird nicht mehr von der Tagesordnung verschwin-
den: sie wird immer wieder auftreten, immer weitere Kreise
erfassen und wird schließlich auch in Deutschland zur Durch-
führung kommen.… Wir fordern das Frauenstimmrecht im
Namen der Rechtsgleichheit der Geschlechter. Wir erkennen
kein Recht an für das männliche Geschlecht, irgendwie und
irgendwo berufen zu sein, die Frauen zu bevormunden.…
Da, wo Männer über Frauen die Gesetze zu machen haben,
tritt dieselbe Erscheinung zutage wie dort, wo eine herrschende
Männerklasse über eine unterdrückte Männerklasse Gesetze macht:
immer werden zuungunsten der gesetzlich Unmündigen Gesetze
gemacht. Jch sage mehr: für den Bestand unserer sozialen Ord-
nung, unseres gesellschaftlichen Lebens, für unsere soziale Ent-
wicklung kommen die Frauen mindestens so in Betracht wie die
Männer.… Wir sind für das Frauenstimmrecht, und zwar aus
Gerechtigkeitsgründen, aus Fortschrittsgründen. Es geht auf die
Dauer nicht, daß die Hälfte der Nation – und ich setze hinzu: die
größere Hälfte derselben – vom Wahlrecht ausgeschlossen ist.

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[4/0001] Frauenwahlrecht _______________ Für unser Recht. Wir verlangen, daß das Wahlrecht auf die Frauen aus- gedehnt wird. „Das ist ja ungeheuerlich, das ist verrückt“ – hat man mir gesagt.… Keine neue Idee, kein großes Ziel in der menschheitlichen Entwicklung, das nicht bei seiner ersten Geltendmachung in ähnlicher Weise beurteilt, verurteilt und dementsprechend bekämpft worden wäre! Jst aber eine Forde- rung vernünftig, ist sie gerecht, ist sie natürlich, dann kann man auch sicher darauf rechnen, daß sie schließlich zur Verwirklichung kommen wird. Und wenn heute zum erstenmal in einem deutschen Parlament das Frauenwahlrecht gefordert wird, dann ganz sicher nicht zum letztenmal!… Die Forderung des Frauen stimmrechts wird nicht mehr von der Tagesordnung verschwin- den: sie wird immer wieder auftreten, immer weitere Kreise erfassen und wird schließlich auch in Deutschland zur Durch- führung kommen.… Wir fordern das Frauenstimmrecht im Namen der Rechtsgleichheit der Geschlechter. Wir erkennen kein Recht an für das männliche Geschlecht, irgendwie und irgendwo berufen zu sein, die Frauen zu bevormunden.… Da, wo Männer über Frauen die Gesetze zu machen haben, tritt dieselbe Erscheinung zutage wie dort, wo eine herrschende Männerklasse über eine unterdrückte Männerklasse Gesetze macht: immer werden zuungunsten der gesetzlich Unmündigen Gesetze gemacht. Jch sage mehr: für den Bestand unserer sozialen Ord- nung, unseres gesellschaftlichen Lebens, für unsere soziale Ent- wicklung kommen die Frauen mindestens so in Betracht wie die Männer.… Wir sind für das Frauenstimmrecht, und zwar aus Gerechtigkeitsgründen, aus Fortschrittsgründen. Es geht auf die Dauer nicht, daß die Hälfte der Nation – und ich setze hinzu: die größere Hälfte derselben – vom Wahlrecht ausgeschlossen ist. August Bebel. Aus der Rede zum ersten sozialdemokratischen Antrag, der 1895 im Deutschen Reichstage das Frauenwahlrecht forderte. ___________________ ________________________________________________________________________

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Zitationshilfe: Bebel, August: Für unser Recht. In: Frauenwahlrecht! Hrsg. zum Zweiten Sozialdemokratischen Frauentag von Clara Zetkin. 12. Mai 1912, S. 4, S. 4. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bebel_recht_1912/1>, abgerufen am 23.11.2024.