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Beatus, Georg: Amphitheatrvm Naturae, Schawplatz Menschlicher Herzlichkeit. Frankfurt, 1614.

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vnten an den zippen silbern ring/ die vngefehr fingers lang waren/ darin stack bißweilen ein grüne/ bißweilen auch ein blawe Federn / Das vn terste theil deß Haars war mit einem Güldenen Drath vmbwunden/ am end desselben war ein gülden Ohr/ darauff ein Rauch gemahlet/ welchs das Gebett der Sünder bedeutete / so er auff jhr anruffen erhörete. Zwischen den beyden Ohren hiengen sehr viel Kleinodien. Am Halß war ein gülden stück/ welches die gantze brust bedecket. An beyden Armen hat er gülden Armringe/ vnd am Nabel einen köstlichen grünen Stein. In der lincken Handt einen schönen Spiegel von köstlichen grünen blawen vnd gelben Federn/ welche auß einer güldenen gläntzenden Platten herfür gienge/ die waren dermassen schön vnd hell/ daß sie einen glantz von sich gabe. Mit dem Spiegel gaben sie zuverstehen/ daß er alles sehe was in der Welt geschehe. Den Spiegel nenten sie Itsacheia/ das ist/ ein Spiegel der Anschawung. In der rechten Hand hat der Abgott vier Pfeil/ welche die Straff bedeuteten / die er an den Vbel hätern wolt vollenbringen. Vor keinem Abgott forchteten sie sich mehr als vor diesem/ dann sie trugen vorsorg/ er möcht jr mißhandelung an tag bringen. Mann hielt auch dafür/ er strafft mit Thewrung/ Hunger/ Vnfruchtbarkeit vnd Pestilentz / darumb bildeten sie jhn noch auff ein ander Art ab/ daß er nemlich auff einem Stuel saß / ward vmbgeben mit einem rothen Fürhang/ daran Todtenköpff gewircket wahren/ in der lincken Handt hat er einen Schild mit fünff Federn von baumwollen gemacht/ in der rechten hand aber ein Wurffpfeil oder Ruthen: Den Arm strecket er auß/ als ob er werffen wolt / in dem runden Schild stacken vier Pfeil/ der Leib war gantz geferbet/ vnd das Haupt mit Wachteln Federn bestecket.

Zu Cholula nicht weit von Mexico beteten sie Quetzaalcoalt den Abgott der Kauffleut an / dieser stund in einem hohen Tempel auff eim grossen Platz/ vnnd ward rings vmbher mit Goldt vmbgeben/ deßgleichen mit Silber/ Kleinodien/ föstlichen Federn vnd Tüchern / welche vnterschiedliche Farben hatten. Am Leib war er wie ein Mann/ von Angesicht aber sahe er wie ein Vogel/ hat einen rothen Schnabel/ auff dem Kopffstund ein Kamm/ im Mund hat er ein rey Zähn/ strecket die Zunge herauß/ vnnd auff dem Kopff ein Spitzen gemahlten Papyren Hut/ vmb die Schenckel ward er mit Goldt gezieret/ vnd der gleichen ding mehr/ deren ein jedes seine son[unleserliches Material]erliche bedeutung hatte.

Diesen Abgott rieffen sit an/ Daß er sie wölle reich machen/ wie die Heyden vorzeiten den Plutonem vnd Mammonem angebetet haben.

Wir lesen in den Historien/ daß die alten Griechen vnnd Kömer neben den Göttern auch Göttin gehabt /

vnten an den zippen silbern ring/ die vngefehr fingers lang waren/ darin stack bißweilen ein grüne/ bißweilen auch ein blawe Federn / Das vn terste theil deß Haars war mit einem Güldenen Drath vmbwunden/ am end desselben war ein gülden Ohr/ darauff ein Rauch gemahlet/ welchs das Gebett der Sünder bedeutete / so er auff jhr anruffen erhörete. Zwischen den beyden Ohren hiengen sehr viel Kleinodien. Am Halß war ein gülden stück/ welches die gantze brust bedecket. An beyden Armen hat er gülden Armringe/ vnd am Nabel einen köstlichen grünen Stein. In der lincken Handt einen schönen Spiegel von köstlichen grünen blawen vñ gelben Federn/ welche auß einer güldenen gläntzenden Platten herfür gienge/ die waren dermassen schön vnd hell/ daß sie einen glantz von sich gabe. Mit dem Spiegel gaben sie zuverstehen/ daß er alles sehe was in der Welt geschehe. Den Spiegel nenten sie Itsacheia/ das ist/ ein Spiegel der Anschawung. In der rechten Hand hat der Abgott vier Pfeil/ welche die Straff bedeuteten / die er an den Vbel hätern wolt vollenbringen. Vor keinem Abgott forchteten sie sich mehr als vor diesem/ dann sie trugen vorsorg/ er möcht jr mißhandelung an tag bringen. Mann hielt auch dafür/ er strafft mit Thewrung/ Hunger/ Vnfruchtbarkeit vnd Pestilentz / darumb bildeten sie jhn noch auff ein ander Art ab/ daß er nemlich auff einem Stuel saß / ward vmbgeben mit einem rothen Fürhang/ daran Todtenköpff gewircket wahren/ in der lincken Handt hat er einen Schild mit fünff Federn von baumwollen gemacht/ in der rechten hand aber ein Wurffpfeil oder Ruthen: Den Arm strecket er auß/ als ob er werffen wolt / in dem runden Schild stacken vier Pfeil/ der Leib war gantz geferbet/ vnd das Haupt mit Wachteln Federn bestecket.

Zu Cholula nicht weit von Mexico beteten sie Quetzaalcoalt den Abgott der Kauffleut an / dieser stund in einem hohen Tempel auff eim grossen Platz/ vnnd ward rings vmbher mit Goldt vmbgeben/ deßgleichen mit Silber/ Kleinodien/ föstlichen Federn vnd Tüchern / welche vnterschiedliche Farben hatten. Am Leib war er wie ein Mañ/ von Angesicht aber sahe er wie ein Vogel/ hat einen rothen Schnabel/ auff dem Kopffstund ein Kamm/ im Mund hat er ein rey Zähn/ strecket die Zunge herauß/ vnnd auff dem Kopff ein Spitzen gemahlten Papyren Hut/ vmb die Schenckel ward er mit Goldt gezieret/ vnd der gleichen ding mehr/ deren ein jedes seine son[unleserliches Material]erliche bedeutung hatte.

Diesen Abgott rieffen sit an/ Daß er sie wölle reich machen/ wie die Heyden vorzeiten den Plutonem vnd Mammonem angebetet haben.

Wir lesen in den Historien/ daß die alten Griechen vnnd Kömer neben den Göttern auch Göttin gehabt /

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[671/0691] vnten an den zippen silbern ring/ die vngefehr fingers lang waren/ darin stack bißweilen ein grüne/ bißweilen auch ein blawe Federn / Das vn terste theil deß Haars war mit einem Güldenen Drath vmbwunden/ am end desselben war ein gülden Ohr/ darauff ein Rauch gemahlet/ welchs das Gebett der Sünder bedeutete / so er auff jhr anruffen erhörete. Zwischen den beyden Ohren hiengen sehr viel Kleinodien. Am Halß war ein gülden stück/ welches die gantze brust bedecket. An beyden Armen hat er gülden Armringe/ vnd am Nabel einen köstlichen grünen Stein. In der lincken Handt einen schönen Spiegel von köstlichen grünen blawen vñ gelben Federn/ welche auß einer güldenen gläntzenden Platten herfür gienge/ die waren dermassen schön vnd hell/ daß sie einen glantz von sich gabe. Mit dem Spiegel gaben sie zuverstehen/ daß er alles sehe was in der Welt geschehe. Den Spiegel nenten sie Itsacheia/ das ist/ ein Spiegel der Anschawung. In der rechten Hand hat der Abgott vier Pfeil/ welche die Straff bedeuteten / die er an den Vbel hätern wolt vollenbringen. Vor keinem Abgott forchteten sie sich mehr als vor diesem/ dann sie trugen vorsorg/ er möcht jr mißhandelung an tag bringen. Mann hielt auch dafür/ er strafft mit Thewrung/ Hunger/ Vnfruchtbarkeit vnd Pestilentz / darumb bildeten sie jhn noch auff ein ander Art ab/ daß er nemlich auff einem Stuel saß / ward vmbgeben mit einem rothen Fürhang/ daran Todtenköpff gewircket wahren/ in der lincken Handt hat er einen Schild mit fünff Federn von baumwollen gemacht/ in der rechten hand aber ein Wurffpfeil oder Ruthen: Den Arm strecket er auß/ als ob er werffen wolt / in dem runden Schild stacken vier Pfeil/ der Leib war gantz geferbet/ vnd das Haupt mit Wachteln Federn bestecket. Zu Cholula nicht weit von Mexico beteten sie Quetzaalcoalt den Abgott der Kauffleut an / dieser stund in einem hohen Tempel auff eim grossen Platz/ vnnd ward rings vmbher mit Goldt vmbgeben/ deßgleichen mit Silber/ Kleinodien/ föstlichen Federn vnd Tüchern / welche vnterschiedliche Farben hatten. Am Leib war er wie ein Mañ/ von Angesicht aber sahe er wie ein Vogel/ hat einen rothen Schnabel/ auff dem Kopffstund ein Kamm/ im Mund hat er ein rey Zähn/ strecket die Zunge herauß/ vnnd auff dem Kopff ein Spitzen gemahlten Papyren Hut/ vmb die Schenckel ward er mit Goldt gezieret/ vnd der gleichen ding mehr/ deren ein jedes seine son_ erliche bedeutung hatte. Diesen Abgott rieffen sit an/ Daß er sie wölle reich machen/ wie die Heyden vorzeiten den Plutonem vnd Mammonem angebetet haben. Wir lesen in den Historien/ daß die alten Griechen vnnd Kömer neben den Göttern auch Göttin gehabt /

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Zitationshilfe: Beatus, Georg: Amphitheatrvm Naturae, Schawplatz Menschlicher Herzlichkeit. Frankfurt, 1614, S. 671. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beatus_amphitheatrum_1614/691>, abgerufen am 22.12.2024.