Beatus, Georg: Amphitheatrvm Naturae, Schawplatz Menschlicher Herzlichkeit. Frankfurt, 1614.vätter denen das gemeine Volck jhre Sünde Beichte/ der Ingas aber beichtete seine Sünde nur der Sonnen/ das sie solches dem Viracoga anzeygen wölte. Er satzte sich in ein flissent Wasser vnnd sprach/ ich habe meine Sünde der Sonnen gebeicht/ der Fluß entfahe dieselbigen vnd führe sie ins Meer/ daß sie nimmermehr erscheinen. 4. In America zwar alle Landtschafften jhre besondere Tempel gehabt/ aber sonderlich haben die Inges Vniversal Tempel gehabt/ eine vier Meil von Lima/ genant Pacachama / dessen Ruinae noch da liegen. In demselbigen hat der Teuffel deß Nachts Antwort gegeben / vnd geschach ein groß Geschrey vnd Pfeissen bey demselbigen. Der ander war in Peru/ noch höher gehalten/ in der Stat Cusco/ da heutiges Tages das Closter S. Dominici ist. Da stehet noch eine Seule von demselbigen vnd zeigt an/ was für ein schönes Gebäw es gewesen sey. In diesem Tempel stund der Sonnen Bild Punchao/ von Goldt vnnd Edelgestein so herrlich zu bereytet/ daß es einen Glantz gab/ wie eine rechte Sonne. Es war auch einer zu Mexico/ Cu/ ein berümmter Tempel deß Vitzliputzli/ so groß mit seinem Vorhoff/ daß 10000. Personen auff einmahl darinnen stehen könten. Hatte vier Thür nach den vier seyten der Welt/ vnnd gieng auß jederen ein Weg von Steinen drey Meilen lang. Im ober theil deß Tempels stunden die zwene Abgötter Vitzliputzli vnd Tlalor. Vber diesen tempel waren zu Mexico noch acht oder neun. Der Tempel deß Tetzcalipuca war auch daselbst/ vnd stundt so hoch daß man in die 80. Tröpffen steigen muste/ ehe man hinein kam/ obern aber war ein Platz von 120. Schue breyt. Die beyde Tempel waren als Thumbkirchen/ die andern als Clausen/ darinnen so groß begriff war/ daß die Priester jhre Haußhaltung/ Collegia vnd Schulen darinnen haben möchten. Im Lande Mexico weisen sie viel Antiquiteten/ die sie durch etliche Figuren in Gedächtniß behalten/ vnd mahlen ein Rath welches ein Cume/ das ist eine Zeit von 52 jaren bedeut. Sie halten auch Register von Quipos/ von Kneuff vnnd Schnüren/ darzu seind eigene Leute / wie Notarij/ so darüber verstendig vnd Bescheidt geben können/ solchen nennen sie Quipocamayo/ vnnd wissen die Schnüre nach jhren vnderschiedtlichen Farben zu setzen/ vnd geschiehet noch heutiges tages in Peru. Item/ sie haben auch Steinlein mit welche sie das Gebet/ Glauben vnnd lehren verzeichnen können/ deßgleichen mit Mays Körnern wissen sie so fertig zu machen/ daß man sich vber sie verwundern muß. Die in Pere schreiben von ober herab oder in die runde/ die zu Mexico von vnden hinauff. Sie haben auch Calender zu Mexico/ aber das Jahr abgetheilet in 18. Monat oder zeite / deren jedem sie 20. tag zulegen/ seindt 360. tag. Die vätter denen das gemeine Volck jhre Sünde Beichte/ der Ingas aber beichtete seine Sünde nur der Sonnen/ das sie solches dem Viracoga anzeygen wölte. Er satzte sich in ein flissent Wasser vnnd sprach/ ich habe meine Sünde der Sonnen gebeicht/ der Fluß entfahe dieselbigen vnd führe sie ins Meer/ daß sie nimmermehr erscheinen. 4. In America zwar alle Landtschafften jhre besondere Tempel gehabt/ aber sonderlich haben die Inges Vniversal Tempel gehabt/ eine vier Meil von Lima/ genant Pacachama / dessen Ruinae noch da liegen. In demselbigen hat der Teuffel deß Nachts Antwort gegeben / vnd geschach ein groß Geschrey vnd Pfeissen bey demselbigen. Der ander war in Peru/ noch höher gehalten/ in der Stat Cusco/ da heutiges Tages das Closter S. Dominici ist. Da stehet noch eine Seule von demselbigen vñ zeigt an/ was für ein schönes Gebäw es gewesen sey. In diesem Tempel stund der Sonnen Bild Punchao/ von Goldt vnnd Edelgestein so herrlich zu bereytet/ daß es einen Glantz gab/ wie eine rechte Sonne. Es war auch einer zu Mexico/ Cu/ ein berüm̃ter Tempel deß Vitzliputzli/ so groß mit seinem Vorhoff/ daß 10000. Personen auff einmahl darinnen stehen könten. Hatte vier Thür nach den vier seyten der Welt/ vnnd gieng auß jederen ein Weg von Steinen drey Meilen lang. Im ober theil deß Tempels stũden die zwene Abgötter Vitzliputzli vnd Tlalor. Vber diesen tempel waren zu Mexico noch acht oder neun. Der Tempel deß Tetzcalipuca war auch daselbst/ vnd stundt so hoch daß man in die 80. Tröpffen steigen muste/ ehe man hinein kam/ obern aber war ein Platz von 120. Schue breyt. Die beyde Tempel waren als Thumbkirchen/ die andern als Clausen/ darinnen so groß begriff war/ daß die Priester jhre Haußhaltung/ Collegia vnd Schulen darinnen haben möchten. Im Lande Mexico weisen sie viel Antiquiteten/ die sie durch etliche Figuren in Gedächtniß behalten/ vnd mahlen ein Rath welches ein Cume/ das ist eine Zeit von 52 jaren bedeut. Sie halten auch Register von Quipos/ von Kneuff vnnd Schnüren/ darzu seind eigene Leute / wie Notarij/ so darüber verstendig vnd Bescheidt geben können/ solchen nennen sie Quipocamayo/ vnnd wissen die Schnüre nach jhren vnderschiedtlichen Farben zu setzen/ vnd geschiehet noch heutiges tages in Peru. Item/ sie haben auch Steinlein mit welchë sie das Gebet/ Glauben vnnd lehren verzeichnen können/ deßgleichen mit Mays Körnern wissen sie so fertig zu machen/ daß man sich vber sie verwundern muß. Die in Pere schreiben von ober herab oder in die runde/ die zu Mexico von vnden hinauff. Sie haben auch Calender zu Mexico/ aber das Jahr abgetheilet in 18. Monat oder zeite / deren jedem sie 20. tag zulegen/ seindt 360. tag. 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In diesem Tempel stund der Sonnen Bild Punchao/ von Goldt vnnd Edelgestein so herrlich zu bereytet/ daß es einen Glantz gab/ wie eine rechte Sonne. Es war auch einer zu Mexico/ Cu/ ein berüm̃ter Tempel deß Vitzliputzli/ so groß mit seinem Vorhoff/ daß 10000. Personen auff einmahl darinnen stehen könten. Hatte vier Thür nach den vier seyten der Welt/ vnnd gieng auß jederen ein Weg von Steinen drey Meilen lang. Im ober theil deß Tempels stũden die zwene Abgötter Vitzliputzli vnd Tlalor. Vber diesen tempel waren zu Mexico noch acht oder neun. Der Tempel deß Tetzcalipuca war auch daselbst/ vnd stundt so hoch daß man in die 80. Tröpffen steigen muste/ ehe man hinein kam/ obern aber war ein Platz von 120. Schue breyt. Die beyde Tempel waren als Thumbkirchen/ die andern als Clausen/ darinnen so groß begriff war/ daß die Priester jhre Haußhaltung/ Collegia vnd Schulen darinnen haben möchten.</p> <p>Im Lande Mexico weisen sie viel Antiquiteten/ die sie durch etliche Figuren in Gedächtniß behalten/ vnd mahlen ein Rath welches ein Cume/ das ist eine Zeit von 52 jaren bedeut.</p> <p>Sie halten auch Register von Quipos/ von Kneuff vnnd Schnüren/ darzu seind eigene Leute / wie Notarij/ so darüber verstendig vnd Bescheidt geben können/ solchen nennen sie Quipocamayo/ vnnd wissen die Schnüre nach jhren vnderschiedtlichen Farben zu setzen/ vnd geschiehet noch heutiges tages in Peru. Item/ sie haben auch Steinlein mit welchë sie das Gebet/ Glauben vnnd lehren verzeichnen können/ deßgleichen mit Mays Körnern wissen sie so fertig zu machen/ daß man sich vber sie verwundern muß. Die in Pere schreiben von ober herab oder in die runde/ die zu Mexico von vnden hinauff.</p> <p>Sie haben auch Calender zu Mexico/ aber das Jahr abgetheilet in 18. Monat oder zeite / deren jedem sie 20. tag zulegen/ seindt 360. tag. Die </p> </div> </body> </text> </TEI> [417/0437]
vätter denen das gemeine Volck jhre Sünde Beichte/ der Ingas aber beichtete seine Sünde nur der Sonnen/ das sie solches dem Viracoga anzeygen wölte. Er satzte sich in ein flissent Wasser vnnd sprach/ ich habe meine Sünde der Sonnen gebeicht/ der Fluß entfahe dieselbigen vnd führe sie ins Meer/ daß sie nimmermehr erscheinen.
4. In America zwar alle Landtschafften jhre besondere Tempel gehabt/ aber sonderlich haben die Inges Vniversal Tempel gehabt/ eine vier Meil von Lima/ genant Pacachama / dessen Ruinae noch da liegen. In demselbigen hat der Teuffel deß Nachts Antwort gegeben / vnd geschach ein groß Geschrey vnd Pfeissen bey demselbigen. Der ander war in Peru/ noch höher gehalten/ in der Stat Cusco/ da heutiges Tages das Closter S. Dominici ist. Da stehet noch eine Seule von demselbigen vñ zeigt an/ was für ein schönes Gebäw es gewesen sey. In diesem Tempel stund der Sonnen Bild Punchao/ von Goldt vnnd Edelgestein so herrlich zu bereytet/ daß es einen Glantz gab/ wie eine rechte Sonne. Es war auch einer zu Mexico/ Cu/ ein berüm̃ter Tempel deß Vitzliputzli/ so groß mit seinem Vorhoff/ daß 10000. Personen auff einmahl darinnen stehen könten. Hatte vier Thür nach den vier seyten der Welt/ vnnd gieng auß jederen ein Weg von Steinen drey Meilen lang. Im ober theil deß Tempels stũden die zwene Abgötter Vitzliputzli vnd Tlalor. Vber diesen tempel waren zu Mexico noch acht oder neun. Der Tempel deß Tetzcalipuca war auch daselbst/ vnd stundt so hoch daß man in die 80. Tröpffen steigen muste/ ehe man hinein kam/ obern aber war ein Platz von 120. Schue breyt. Die beyde Tempel waren als Thumbkirchen/ die andern als Clausen/ darinnen so groß begriff war/ daß die Priester jhre Haußhaltung/ Collegia vnd Schulen darinnen haben möchten.
Im Lande Mexico weisen sie viel Antiquiteten/ die sie durch etliche Figuren in Gedächtniß behalten/ vnd mahlen ein Rath welches ein Cume/ das ist eine Zeit von 52 jaren bedeut.
Sie halten auch Register von Quipos/ von Kneuff vnnd Schnüren/ darzu seind eigene Leute / wie Notarij/ so darüber verstendig vnd Bescheidt geben können/ solchen nennen sie Quipocamayo/ vnnd wissen die Schnüre nach jhren vnderschiedtlichen Farben zu setzen/ vnd geschiehet noch heutiges tages in Peru. Item/ sie haben auch Steinlein mit welchë sie das Gebet/ Glauben vnnd lehren verzeichnen können/ deßgleichen mit Mays Körnern wissen sie so fertig zu machen/ daß man sich vber sie verwundern muß. Die in Pere schreiben von ober herab oder in die runde/ die zu Mexico von vnden hinauff.
Sie haben auch Calender zu Mexico/ aber das Jahr abgetheilet in 18. Monat oder zeite / deren jedem sie 20. tag zulegen/ seindt 360. tag. Die
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Zitationshilfe: | Beatus, Georg: Amphitheatrvm Naturae, Schawplatz Menschlicher Herzlichkeit. Frankfurt, 1614, S. 417. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beatus_amphitheatrum_1614/437>, abgerufen am 22.07.2024. |