Beatus, Georg: Amphitheatrvm Naturae, Schawplatz Menschlicher Herzlichkeit. Frankfurt, 1614.auch Menschen vnnd Vieh davon verschmachten solten/ wo nicht Gott dieser Insul einen sonderlichen Baum verliehen/ dessen lange vnnd schmale Blätter das gantze Jar vber grünen/ mit einem jmmerwärendem Wölcklein werden vmbgeben/ vnd dermassen befeuchtet/ daß sie davon stätig werden befeuchtiget / vnnd ein lauter wolgeschmackte Feuchtigkeit von sich geben/ welche von den Innwohnern in besondere Gefässe werden gefast/ vnd zum trincken auff behalten. Groß Canarien. Groß Canarien ist neuntzig meilen lang/ wirdt von dem Bischoffe vnd den Inquisitoren bewohnet/ hat ein Königlich Gericht/ in welchem alle Streittsachen/ so in allen denen Insulen vorgehen/ geschlichtet werden. Teneriffa. Teneriffa ist etwas kleiner/ hat einen vberauß hohen Berg/ welchen man bey hellem Wetter bey die neuntzig meil Wegs sehen kan. Palma. Palma ist ein kleine/ doch lustige Insul/ an Kästen / Wein vnd Zucker gewaltig reich/ vnd werden die schiff so auß Spanien in Pern vnd Brasilien schiffen/ in dieser Insul mit Proniandt von neuwem versehen/ ist wegen jrer Fruchtbarkeit sehr berümbt/ vnnd bey Horatio vnter folgenden Verßlein beschrieben: Mit dem Meer groß vnd vngestüm/ Sind wir vmbgeben rings herumb / Wollen demnach mit gutem Wind/ Zun schönen Wiesen eilen gschwind/ Wie denn auch zu den Insuln reich/ Da alls ohn Arbeit wächst zugleich. Nemlich gut Wein vnd schöne Saat/ Niemand an öl da mangel hat / Das Land steht süsser Feygen voll/ Honig fleust auß den Felsen hol / Die Berg geben der Brünnlein viel/ An Geissen hats kein maß noch zil / Die Milch geben die meng herauß/ Kein Wolff vnd spürt man durchauß: Gleich wie auch keine Schlangen je/ Von jcmand sind gesehen hie. Von dem Vorgebirg Capo viride. DIeses Vorgebirg wird derenthalben Capo viride, oder das grüne Haupt genennet/ dieweil es mit grünen Bäumen allenthalben wol besetzt. Gegen Occident mitten in dem grossen eusseren Meer ligen die Insuln/ welche wegen dieses Vorgebirgs Insulae capitis viridis genant/ wurden im Jar 1440. allererst von Cadamusto erstlich erfunden/ vnnd werden von etlichen vor der alten Hesperides gehalten/ Die vornembste vnter diesen ist S. Jacobs Insul/ mit allerley Bäumen wol gezieret/ vnnd an der länge sieben Meilen groß. Hat einen grossen Vorrath an Saltz/ Die Oberste gegen Mitternacht ist die Insul Bona vista, oder Boni visus, Vnferrn davon ligt auch das Meer Sargasso/ welches nach dem Kraut Sar- auch Menschen vnnd Vieh davon verschmachten solten/ wo nicht Gott dieser Insul einẽ sonderlichen Baum verliehen/ dessen lange vnnd schmale Blätter das gantze Jar vber grünen/ mit einem jmmerwärendem Wölcklein werden vmbgeben/ vnd dermassen befeuchtet/ daß sie davon stätig werden befeuchtiget / vnnd ein lauter wolgeschmackte Feuchtigkeit von sich geben/ welche von den Innwohnern in besondere Gefässe werden gefast/ vnd zum trincken auff behalten. Groß Canarien. Groß Canarien ist neuntzig meilen lang/ wirdt von dem Bischoffe vnd den Inquisitoren bewohnet/ hat ein Königlich Gericht/ in welchem alle Streittsachen/ so in allen denen Insulen vorgehen/ geschlichtet werden. Teneriffa. Teneriffa ist etwas kleiner/ hat einen vberauß hohen Berg/ welchen man bey hellem Wetter bey die neuntzig meil Wegs sehen kan. Palma. Palma ist ein kleine/ doch lustige Insul/ an Kästen / Wein vnd Zucker gewaltig reich/ vnd werden die schiff so auß Spanien in Pern vñ Brasilien schiffen/ in dieser Insul mit Proniandt von neuwem versehen/ ist wegen jrer Fruchtbarkeit sehr berümbt/ vnnd bey Horatio vnter folgenden Verßlein beschrieben: Mit dem Meer groß vnd vngestüm/ Sind wir vmbgeben rings herumb / Wollen demnach mit gutem Wind/ Zun schönen Wiesen eilen gschwind/ Wie denn auch zu den Insuln reich/ Da alls ohn Arbeit wächst zugleich. Nemlich gut Wein vnd schöne Saat/ Niemand an öl da mangel hat / Das Land steht süsser Feygen voll/ Honig fleust auß den Felsen hol / Die Berg geben der Brünnlein viel/ An Geissen hats kein maß noch zil / Die Milch geben die meng herauß/ Kein Wolff vñ spürt man durchauß: Gleich wie auch keine Schlangen je/ Von jcmand sind gesehen hie. Von dem Vorgebirg Capo viride. DIeses Vorgebirg wird derenthalben Capo viride, oder das grüne Haupt genennet/ dieweil es mit grünen Bäumen allenthalben wol besetzt. Gegen Occident mitten in dem grossen eusseren Meer ligen die Insuln/ welche wegen dieses Vorgebirgs Insulae capitis viridis genant/ wurden im Jar 1440. allererst von Cadamusto erstlich erfunden/ vnnd werden von etlichen vor der alten Hesperides gehalten/ Die vornembste vnter diesen ist S. Jacobs Insul/ mit allerley Bäumen wol gezieret/ vnnd an der länge sieben Meilen groß. Hat einen grossen Vorrath an Saltz/ Die Oberste gegen Mitternacht ist die Insul Bona vista, oder Boni visus, Vnferrn davon ligt auch das Meer Sargasso/ welches nach dem Kraut Sar- <TEI> <text> <body> <div> <p><pb facs="#f0338" n="218"/> auch Menschen vnnd Vieh davon verschmachten solten/ wo nicht Gott dieser Insul einẽ sonderlichen Baum verliehen/ dessen lange vnnd schmale Blätter das gantze Jar vber grünen/ mit einem jmmerwärendem Wölcklein werden vmbgeben/ vnd dermassen befeuchtet/ daß sie davon stätig werden befeuchtiget / vnnd ein lauter wolgeschmackte Feuchtigkeit von sich geben/ welche von den Innwohnern in besondere Gefässe werden gefast/ vnd zum trincken auff behalten.</p> <p><note place="left">Groß Canarien.</note> Groß Canarien ist neuntzig meilen lang/ wirdt von dem Bischoffe vnd den Inquisitoren bewohnet/ hat ein Königlich Gericht/ in welchem alle Streittsachen/ so in allen denen Insulen vorgehen/ geschlichtet werden.</p> <p><note place="left">Teneriffa.</note> Teneriffa ist etwas kleiner/ hat einen vberauß hohen Berg/ welchen man bey hellem Wetter bey die neuntzig meil Wegs sehen kan.</p> <p><note place="left">Palma.</note> Palma ist ein kleine/ doch lustige Insul/ an Kästen / Wein vnd Zucker gewaltig reich/ vnd werden die schiff so auß Spanien in Pern vñ Brasilien schiffen/ in dieser Insul mit Proniandt von neuwem versehen/ ist wegen jrer Fruchtbarkeit sehr berümbt/ vnnd bey Horatio vnter folgenden Verßlein beschrieben:</p> <p>Mit dem Meer groß vnd vngestüm/ Sind wir vmbgeben rings herumb /</p> <p>Wollen demnach mit gutem Wind/ Zun schönen Wiesen eilen gschwind/</p> <p>Wie denn auch zu den Insuln reich/ Da alls ohn Arbeit wächst zugleich.</p> <p>Nemlich gut Wein vnd schöne Saat/ Niemand an öl da mangel hat /</p> <p>Das Land steht süsser Feygen voll/ Honig fleust auß den Felsen hol /</p> <p>Die Berg geben der Brünnlein viel/ An Geissen hats kein maß noch zil /</p> <p>Die Milch geben die meng herauß/ Kein Wolff vñ spürt man durchauß:</p> <p>Gleich wie auch keine Schlangen je/ Von jcmand sind gesehen hie.</p> <p>Von dem Vorgebirg Capo viride.</p> <p>DIeses Vorgebirg wird derenthalben Capo viride, oder das grüne Haupt genennet/ dieweil es mit grünen Bäumen allenthalben wol besetzt. Gegen Occident mitten in dem grossen eusseren Meer ligen die Insuln/ welche wegen dieses Vorgebirgs Insulae capitis viridis genant/ wurden im Jar 1440. allererst von Cadamusto erstlich erfunden/ vnnd werden von etlichen vor der alten Hesperides gehalten/ Die vornembste vnter diesen ist S. Jacobs Insul/ mit allerley Bäumen wol gezieret/ vnnd an der länge sieben Meilen groß. Hat einen grossen Vorrath an Saltz/ Die Oberste gegen Mitternacht ist die Insul Bona vista, oder Boni visus, Vnferrn davon ligt auch das Meer Sargasso/ welches nach dem Kraut Sar- </p> </div> </body> </text> </TEI> [218/0338]
auch Menschen vnnd Vieh davon verschmachten solten/ wo nicht Gott dieser Insul einẽ sonderlichen Baum verliehen/ dessen lange vnnd schmale Blätter das gantze Jar vber grünen/ mit einem jmmerwärendem Wölcklein werden vmbgeben/ vnd dermassen befeuchtet/ daß sie davon stätig werden befeuchtiget / vnnd ein lauter wolgeschmackte Feuchtigkeit von sich geben/ welche von den Innwohnern in besondere Gefässe werden gefast/ vnd zum trincken auff behalten.
Groß Canarien ist neuntzig meilen lang/ wirdt von dem Bischoffe vnd den Inquisitoren bewohnet/ hat ein Königlich Gericht/ in welchem alle Streittsachen/ so in allen denen Insulen vorgehen/ geschlichtet werden.
Groß Canarien. Teneriffa ist etwas kleiner/ hat einen vberauß hohen Berg/ welchen man bey hellem Wetter bey die neuntzig meil Wegs sehen kan.
Teneriffa. Palma ist ein kleine/ doch lustige Insul/ an Kästen / Wein vnd Zucker gewaltig reich/ vnd werden die schiff so auß Spanien in Pern vñ Brasilien schiffen/ in dieser Insul mit Proniandt von neuwem versehen/ ist wegen jrer Fruchtbarkeit sehr berümbt/ vnnd bey Horatio vnter folgenden Verßlein beschrieben:
Palma. Mit dem Meer groß vnd vngestüm/ Sind wir vmbgeben rings herumb /
Wollen demnach mit gutem Wind/ Zun schönen Wiesen eilen gschwind/
Wie denn auch zu den Insuln reich/ Da alls ohn Arbeit wächst zugleich.
Nemlich gut Wein vnd schöne Saat/ Niemand an öl da mangel hat /
Das Land steht süsser Feygen voll/ Honig fleust auß den Felsen hol /
Die Berg geben der Brünnlein viel/ An Geissen hats kein maß noch zil /
Die Milch geben die meng herauß/ Kein Wolff vñ spürt man durchauß:
Gleich wie auch keine Schlangen je/ Von jcmand sind gesehen hie.
Von dem Vorgebirg Capo viride.
DIeses Vorgebirg wird derenthalben Capo viride, oder das grüne Haupt genennet/ dieweil es mit grünen Bäumen allenthalben wol besetzt. Gegen Occident mitten in dem grossen eusseren Meer ligen die Insuln/ welche wegen dieses Vorgebirgs Insulae capitis viridis genant/ wurden im Jar 1440. allererst von Cadamusto erstlich erfunden/ vnnd werden von etlichen vor der alten Hesperides gehalten/ Die vornembste vnter diesen ist S. Jacobs Insul/ mit allerley Bäumen wol gezieret/ vnnd an der länge sieben Meilen groß. Hat einen grossen Vorrath an Saltz/ Die Oberste gegen Mitternacht ist die Insul Bona vista, oder Boni visus, Vnferrn davon ligt auch das Meer Sargasso/ welches nach dem Kraut Sar-
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Zitationshilfe: | Beatus, Georg: Amphitheatrvm Naturae, Schawplatz Menschlicher Herzlichkeit. Frankfurt, 1614, S. 218. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beatus_amphitheatrum_1614/338>, abgerufen am 22.07.2024. |