Beatus, Georg: Amphitheatrvm Naturae, Schawplatz Menschlicher Herzlichkeit. Frankfurt, 1614.gibt die Natur von Gott diesem Lande für einen Regen. Dann es felt sonsten in diesem Lande selten ein Regen/ welches daher geschetzt wird/ dieweil der Nilus keine Nebel oder kalte lufft gibt. Die gewöhnliche fruchtbare höhe deß Wachsens deß Nili ist sechzehen Elnbogen. Dann steiget er höher/ so stehet das Gewässer zu lange vnd gibt theurung/ steyget er minder/ so erreichet das Gewässer nicht alle Länder/ vnnd gibt auch Thewrung Wann demnach das gewässer etwa vmb dem 12. Octobris gefallen/ so seen die Egyptier vnnd seindt fröliche Leute/ vnd haben dannen im folgenden Maio jhre Ernde. Er fleust durch sieben armen ins Meer/ welche heissen: Pelustacum/ Cunopicum / Volbitium Mendesium/ Thaniticum. Es ist Egypten so ein fruchtbares Land/ daß mans vor zeiten eine Scheuer der Welt genennet hat. Darvon man in H. Schrifft lieset/ der grosse Ertzvatter Abraham sey in Egypten gezogen zur zeit der thewrung in Canaan: Gen. 12. So seindt auch die Söne Jacob Israels samme 70. Seelen in diesem Lande bey seinem Sohn Joseph/ Statthalter in Egypten zur Thewrungs zeit erhalten worden. In welchem Lande das Volck Israel innerhalb 215. Jahren in die 600000. Wehrhafftiger Mann gewachsen ist: Exod. 13. Es ist aber diß Landt vorzeiten noch tieffer gewesen/ aber durch Jährliches vber schwemmen deß Nili jeh mehr vnd mehr erhöhet vnnd erhaben worden. Liegt gleich wol auch noch sehr tieff gegen dem Eyrenischen Lande/ daher man meynet/ daß es vor der Sündtflut ein See gewesen sey. Wie Asia/ also hat auch Egypten viel vnd mancherley Zahme vnd wilde Thiere/ als Elephanten/ Camele/ Büffel/ Lewen/ sc. Vnd sonderlich hats den Crocodill / so sich in dem Wasser Nilo/ wie dann auch in Nigriten Landt im Niger/ helt. Ist gestalt wie eine Eydexe/ aber 12-Elen lang am Leibe/ vnnd auch 12. am Schwantze. Man schreibet von jm/ daß wann es einen Menschen fressen will/ so fliessen jme die augen von Threnen/ stehet als wann es weine/ vnd ist grimmig im Hertzen/ daher das Sprichwort entstanden: Lachrymae Crocodili. Wann sich einer traurig erzeigt/ vnd gehet doch nicht von hertzen/ oder so sich einer freundlich stellet/ vnd gehet mit Vnglück schwanger. Diß Their hat einen Widersacher an dem Ichneumon. Ist ein kleines Thierlein wie ein Wissel. Dasselbige waltzet sich im Schlam/ kreucht alsdann dem Schlafenden Crocodil zu dem Mundt hinein/ vnd frisset jhme einloch durch dem Bauch/ darvon er stirbet. Egypten wirdt in heiliger Schrifft genennet Mizraim. Der Nilus aber Scor/ das ist Trübe / wegen der Leymen/ den er mit ins Landt führet. gibt die Natur von Gott diesem Lande für einen Regen. Dañ es felt sonsten in diesem Lande selten ein Regen/ welches daher geschetzt wird/ dieweil der Nilus keine Nebel oder kalte lufft gibt. Die gewöhnliche fruchtbare höhe deß Wachsens deß Nili ist sechzehen Elnbogen. Dann steiget er höher/ so stehet das Gewässer zu lange vnd gibt theurung/ steyget er minder/ so erreichet das Gewässer nicht alle Länder/ vnnd gibt auch Thewrung Wann demnach das gewässer etwa vmb dem 12. Octobris gefallen/ so seen die Egyptier vnnd seindt fröliche Leute/ vnd haben dannen im folgenden Maio jhre Ernde. Er fleust durch sieben armen ins Meer/ welche heissen: Pelustacum/ Cunopicum / Volbitium Mendesium/ Thaniticum. Es ist Egypten so ein fruchtbares Land/ daß mans vor zeiten eine Scheuer der Welt genennet hat. Darvon man in H. Schrifft lieset/ der grosse Ertzvatter Abraham sey in Egypten gezogen zur zeit der thewrung in Canaan: Gen. 12. So seindt auch die Söne Jacob Israels sam̃e 70. Seelen in diesem Lande bey seinem Sohn Joseph/ Statthalter in Egypten zur Thewrungs zeit erhalten worden. In welchem Lande das Volck Israel innerhalb 215. Jahren in die 600000. Wehrhafftiger Mann gewachsen ist: Exod. 13. Es ist aber diß Landt vorzeiten noch tieffer gewesen/ aber durch Jährliches vber schwemmen deß Nili jeh mehr vnd mehr erhöhet vnnd erhaben worden. Liegt gleich wol auch noch sehr tieff gegen dem Eyrenischen Lande/ daher man meynet/ daß es vor der Sündtflut ein See gewesen sey. Wie Asia/ also hat auch Egypten viel vnd mancherley Zahme vnd wilde Thiere/ als Elephanten/ Camele/ Büffel/ Lewen/ sc. Vnd sonderlich hats den Crocodill / so sich in dem Wasser Nilo/ wie dann auch in Nigriten Landt im Niger/ helt. Ist gestalt wie eine Eydexe/ aber 12-Elen lang am Leibe/ vnnd auch 12. am Schwantze. Man schreibet von jm/ daß wann es einen Menschen fressen will/ so fliessen jme die augen võ Threnen/ stehet als wann es weine/ vnd ist grimmig im Hertzen/ daher das Sprichwort entstanden: Lachrymae Crocodili. Wann sich einer traurig erzeigt/ vnd gehet doch nicht von hertzen/ oder so sich einer freundlich stellet/ vnd gehet mit Vnglück schwanger. Diß Their hat einen Widersacher an dem Ichneumon. Ist ein kleines Thierlein wie ein Wissel. Dasselbige waltzet sich im Schlam/ kreucht alsdann dem Schlafenden Crocodil zu dem Mundt hinein/ vnd frisset jhme einloch durch dem Bauch/ darvon er stirbet. Egypten wirdt in heiliger Schrifft genennet Mizraim. Der Nilus aber Scor/ das ist Trübe / wegen der Leymen/ den er mit ins Landt führet. <TEI> <text> <body> <div> <p><pb facs="#f0315" n="295"/> gibt die Natur von Gott diesem Lande für einen Regen. Dañ es felt sonsten in diesem Lande selten ein Regen/ welches daher geschetzt wird/ dieweil der Nilus keine Nebel oder kalte lufft gibt. Die gewöhnliche fruchtbare höhe deß Wachsens deß Nili ist sechzehen Elnbogen. Dann steiget er höher/ so stehet das Gewässer zu lange vnd gibt theurung/ steyget er minder/ so erreichet das Gewässer nicht alle Länder/ vnnd gibt auch Thewrung Wann demnach das gewässer etwa vmb dem 12. Octobris gefallen/ so seen die Egyptier vnnd seindt fröliche Leute/ vnd haben dannen im folgenden Maio jhre Ernde.</p> <p>Er fleust durch sieben armen ins Meer/ welche heissen: Pelustacum/ Cunopicum / Volbitium Mendesium/ Thaniticum. Es ist Egypten so ein fruchtbares Land/ daß mans vor zeiten eine Scheuer der Welt genennet hat. Darvon man in H. Schrifft lieset/ der grosse Ertzvatter Abraham sey in Egypten gezogen zur zeit der thewrung in Canaan: Gen. 12. So seindt auch die Söne Jacob Israels sam̃e 70. Seelen in diesem Lande bey seinem Sohn Joseph/ Statthalter in Egypten zur Thewrungs zeit erhalten worden. In welchem Lande das Volck Israel innerhalb 215. Jahren in die 600000. Wehrhafftiger Mann gewachsen ist: Exod. 13. Es ist aber diß Landt vorzeiten noch tieffer gewesen/ aber durch Jährliches vber schwemmen deß Nili jeh mehr vnd mehr erhöhet vnnd erhaben worden. Liegt gleich wol auch noch sehr tieff gegen dem Eyrenischen Lande/ daher man meynet/ daß es vor der Sündtflut ein See gewesen sey. Wie Asia/ also hat auch Egypten viel vnd mancherley Zahme vnd wilde Thiere/ als Elephanten/ Camele/ Büffel/ Lewen/ sc. Vnd sonderlich hats den Crocodill / so sich in dem Wasser Nilo/ wie dann auch in Nigriten Landt im Niger/ helt. Ist gestalt wie eine Eydexe/ aber 12-Elen lang am Leibe/ vnnd auch 12. am Schwantze. Man schreibet von jm/ daß wann es einen Menschen fressen will/ so fliessen jme die augen võ Threnen/ stehet als wann es weine/ vnd ist grimmig im Hertzen/ daher das Sprichwort entstanden: Lachrymae Crocodili. Wann sich einer traurig erzeigt/ vnd gehet doch nicht von hertzen/ oder so sich einer freundlich stellet/ vnd gehet mit Vnglück schwanger. Diß Their hat einen Widersacher an dem Ichneumon. Ist ein kleines Thierlein wie ein Wissel. Dasselbige waltzet sich im Schlam/ kreucht alsdann dem Schlafenden Crocodil zu dem Mundt hinein/ vnd frisset jhme einloch durch dem Bauch/ darvon er stirbet. Egypten wirdt in heiliger Schrifft genennet Mizraim. Der Nilus aber Scor/ das ist Trübe / wegen der Leymen/ den er mit ins Landt führet.</p> </div> </body> </text> </TEI> [295/0315]
gibt die Natur von Gott diesem Lande für einen Regen. Dañ es felt sonsten in diesem Lande selten ein Regen/ welches daher geschetzt wird/ dieweil der Nilus keine Nebel oder kalte lufft gibt. Die gewöhnliche fruchtbare höhe deß Wachsens deß Nili ist sechzehen Elnbogen. Dann steiget er höher/ so stehet das Gewässer zu lange vnd gibt theurung/ steyget er minder/ so erreichet das Gewässer nicht alle Länder/ vnnd gibt auch Thewrung Wann demnach das gewässer etwa vmb dem 12. Octobris gefallen/ so seen die Egyptier vnnd seindt fröliche Leute/ vnd haben dannen im folgenden Maio jhre Ernde.
Er fleust durch sieben armen ins Meer/ welche heissen: Pelustacum/ Cunopicum / Volbitium Mendesium/ Thaniticum. Es ist Egypten so ein fruchtbares Land/ daß mans vor zeiten eine Scheuer der Welt genennet hat. Darvon man in H. Schrifft lieset/ der grosse Ertzvatter Abraham sey in Egypten gezogen zur zeit der thewrung in Canaan: Gen. 12. So seindt auch die Söne Jacob Israels sam̃e 70. Seelen in diesem Lande bey seinem Sohn Joseph/ Statthalter in Egypten zur Thewrungs zeit erhalten worden. In welchem Lande das Volck Israel innerhalb 215. Jahren in die 600000. Wehrhafftiger Mann gewachsen ist: Exod. 13. Es ist aber diß Landt vorzeiten noch tieffer gewesen/ aber durch Jährliches vber schwemmen deß Nili jeh mehr vnd mehr erhöhet vnnd erhaben worden. Liegt gleich wol auch noch sehr tieff gegen dem Eyrenischen Lande/ daher man meynet/ daß es vor der Sündtflut ein See gewesen sey. Wie Asia/ also hat auch Egypten viel vnd mancherley Zahme vnd wilde Thiere/ als Elephanten/ Camele/ Büffel/ Lewen/ sc. Vnd sonderlich hats den Crocodill / so sich in dem Wasser Nilo/ wie dann auch in Nigriten Landt im Niger/ helt. Ist gestalt wie eine Eydexe/ aber 12-Elen lang am Leibe/ vnnd auch 12. am Schwantze. Man schreibet von jm/ daß wann es einen Menschen fressen will/ so fliessen jme die augen võ Threnen/ stehet als wann es weine/ vnd ist grimmig im Hertzen/ daher das Sprichwort entstanden: Lachrymae Crocodili. Wann sich einer traurig erzeigt/ vnd gehet doch nicht von hertzen/ oder so sich einer freundlich stellet/ vnd gehet mit Vnglück schwanger. Diß Their hat einen Widersacher an dem Ichneumon. Ist ein kleines Thierlein wie ein Wissel. Dasselbige waltzet sich im Schlam/ kreucht alsdann dem Schlafenden Crocodil zu dem Mundt hinein/ vnd frisset jhme einloch durch dem Bauch/ darvon er stirbet. Egypten wirdt in heiliger Schrifft genennet Mizraim. Der Nilus aber Scor/ das ist Trübe / wegen der Leymen/ den er mit ins Landt führet.
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Zitationshilfe: | Beatus, Georg: Amphitheatrvm Naturae, Schawplatz Menschlicher Herzlichkeit. Frankfurt, 1614, S. 295. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beatus_amphitheatrum_1614/315>, abgerufen am 22.07.2024. |