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Beatus, Georg: Amphitheatrvm Naturae, Schawplatz Menschlicher Herzlichkeit. Frankfurt, 1614.

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weite Röcke/ fornen herunter mit einem längern / vnd hinten mit einem kurtzen Leib gar zierlich gegen andern Landen. Das Haar aber winden sie auff der Stirn hinauff gleich als zwey Thürnlein/ vnnd gehen vnter dem Halse mit blosem Leib. Dannen hinauff zum Hinterhaupt sie hoch auff vnnd außgebreyte dünne Leinwats Kragen haben.

Die Mannsleut aber tragen brey te Leinwats Vmbschläge vmb den Halß herumb/ vnd nicht der dücken krausen Krägen/ es sey dann daß ein Volck dem andern seine Sitten ablernet.

Von Sitten sind diese Völcker sehr höfflich/ leutselig/ freygebig/ augutem kurtzweiligen Gespräch allen andern vberlegen/ eines vberauß schnellfähigen Verstands / von den Weibsbildern aber werden folgende Cygenschafften gemeldet. Es seyen nemlich die Cai[unleserliches Material]taner vnd Senenser schön von gestalt/ die Florentiner Delicat vnd Zahrt/ die Perusiner herlich vnd schön/ die Consentiner eygen köpffig vnd halßstarrigen Sinns/ die Beneuentaner bäwrisch vnnd grob/ die Bononier hochtrabend vnd stoltz/ die Musinenser gütig vnnd trew/ die Cesenater räuberisch/ die Genueser bulerisch/ die Cremonenser falsch vnd betrügisch/ die Placentiner hart beweglich/ die Lucenser keusch vnd züchtig / die Pistortenser leicht beweglich/ die Römer grauitetisch/ die Capuaner stoltz vnnd hoffertig/ die Neapolitaner sorgfältig/ die Brundusiner vngeschickt/ vnd ohne Kunst / die Ferrarienser begierig/ die Rauennater freundlich/ die Vrbiner gesprächig/ die Vicentiner standhafftig/ die Parmesaner geitzig/ die von Pauia gewinsüchtig/ die Meyländer höfflich/ die Pedemontaner vnuerschämbt/ frech vnnd freuel/ die Venetianer muthwillig/ die Veroneser Gunstreich vnd angenehm/ die Brixienser fleissig/ die Formianer wolgestalt/ die Laudenser aberglaubisch/ die Cremenser zu allerley vberflüssigem Vnkosten geneygt/ die Taruisaner eyfferig/ die Bergomater listig vnnd verschlagen/ die Aretiner karg vnd sparsam/ die Puteolaner vortrefflich von gestalt / vnd die Paduaner künstliche Rednerin/ vnd freundlich.

Die Italianer Sprach war vorzeiten die Lateinische/ die redeten Bürger vnnd Bawren zur Zeit vnsers Herrn Christi: wiewol einer anders als der ander nach Art der Dialecten/ wie auch in Teutschland. Es ist aber die Lateinische Sprach gar eine leichte Sprach zu reden / wegen Vielheit der Vocalium/ vnnd Wenigheit der Consonanten in einer Syllaben / vnd gleichwol haben die nachfolgende Italianer dieselbige verlernet/ mag auch viel Vrsach darzu kommen seyn/ durch die frembden Völcker/ so sich in Italiam gepflantzet haben / also daß ein Lateiner/ das ist/ der so die alte Lateinische Sprach kan/ keinen Italianer verstehen kan/ dann sie nicht allein keine casus mehr brauchen/ vnnd nur mit dem Articul

weite Röcke/ fornen herunter mit einem längern / vnd hinten mit einem kurtzen Leib gar zierlich gegen andern Landen. Das Haar aber winden sie auff der Stirn hinauff gleich als zwey Thürnlein/ vnnd gehen vnter dem Halse mit blosem Leib. Dannen hinauff zum Hinterhaupt sie hoch auff vnnd außgebreyte dünne Leinwats Kragen haben.

Die Mannsleut aber tragen brey te Leinwats Vmbschläge vmb den Halß herumb/ vnd nicht der dücken krausen Krägen/ es sey dann daß ein Volck dem andern seine Sitten ablernet.

Von Sitten sind diese Völcker sehr höfflich/ leutselig/ freygebig/ augutem kurtzweiligen Gespräch allen andern vberlegen/ eines vberauß schnellfähigen Verstands / von den Weibsbildern aber werden folgende Cygenschafften gemeldet. Es seyen nemlich die Cai[unleserliches Material]taner vnd Senenser schön von gestalt/ die Florentiner Delicat vnd Zahrt/ die Perusiner herlich vnd schön/ die Consentiner eygen köpffig vnd halßstarrigen Sinns/ die Beneuentaner bäwrisch vnnd grob/ die Bononier hochtrabend vnd stoltz/ die Musinenser gütig vnnd trew/ die Cesenater räuberisch/ die Genueser bulerisch/ die Cremonenser falsch vnd betrügisch/ die Placentiner hart beweglich/ die Lucenser keusch vnd züchtig / die Pistortenser leicht beweglich/ die Römer grauitetisch/ die Capuaner stoltz vnnd hoffertig/ die Neapolitaner sorgfältig/ die Brundusiner vngeschickt/ vnd ohne Kunst / die Ferrarienser begierig/ die Rauennater freundlich/ die Vrbiner gesprächig/ die Vicentiner standhafftig/ die Parmesaner geitzig/ die von Pauia gewinsüchtig/ die Meyländer höfflich/ die Pedemontaner vnuerschämbt/ frech vnnd freuel/ die Venetianer muthwillig/ die Veroneser Gunstreich vnd angenehm/ die Brixienser fleissig/ die Formianer wolgestalt/ die Laudenser aberglaubisch/ die Cremenser zu allerley vberflüssigem Vnkosten geneygt/ die Taruisaner eyfferig/ die Bergomater listig vnnd verschlagen/ die Aretiner karg vnd sparsam/ die Puteolaner vortrefflich von gestalt / vnd die Paduaner künstliche Rednerin/ vnd freundlich.

Die Italianer Sprach war vorzeiten die Lateinische/ die redeten Bürger vnnd Bawren zur Zeit vnsers Herrn Christi: wiewol einer anders als der ander nach Art der Dialecten/ wie auch in Teutschland. Es ist aber die Lateinische Sprach gar eine leichte Sprach zu reden / wegen Vielheit der Vocalium/ vnnd Wenigheit der Consonantẽ in einer Syllaben / vnd gleichwol haben die nachfolgende Italianer dieselbige verlernet/ mag auch viel Vrsach darzu kommen seyn/ durch die frembden Völcker/ so sich in Italiam gepflantzet haben / also daß ein Lateiner/ das ist/ der so die alte Lateinische Sprach kan/ keinen Italianer verstehen kan/ dann sie nicht allein keine casus mehr brauchen/ vnnd nur mit dem Articul

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weite Röcke/ fornen herunter mit einem längern           / vnd hinten mit einem kurtzen Leib gar zierlich gegen andern Landen. Das Haar aber winden            sie auff der Stirn hinauff gleich als zwey Thürnlein/ vnnd gehen vnter dem Halse mit            blosem Leib. Dannen hinauff zum Hinterhaupt sie hoch auff vnnd außgebreyte dünne Leinwats            Kragen haben.</p>
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[232/0252] weite Röcke/ fornen herunter mit einem längern / vnd hinten mit einem kurtzen Leib gar zierlich gegen andern Landen. Das Haar aber winden sie auff der Stirn hinauff gleich als zwey Thürnlein/ vnnd gehen vnter dem Halse mit blosem Leib. Dannen hinauff zum Hinterhaupt sie hoch auff vnnd außgebreyte dünne Leinwats Kragen haben. Die Mannsleut aber tragen brey te Leinwats Vmbschläge vmb den Halß herumb/ vnd nicht der dücken krausen Krägen/ es sey dann daß ein Volck dem andern seine Sitten ablernet. Von Sitten sind diese Völcker sehr höfflich/ leutselig/ freygebig/ augutem kurtzweiligen Gespräch allen andern vberlegen/ eines vberauß schnellfähigen Verstands / von den Weibsbildern aber werden folgende Cygenschafften gemeldet. Es seyen nemlich die Cai_ taner vnd Senenser schön von gestalt/ die Florentiner Delicat vnd Zahrt/ die Perusiner herlich vnd schön/ die Consentiner eygen köpffig vnd halßstarrigen Sinns/ die Beneuentaner bäwrisch vnnd grob/ die Bononier hochtrabend vnd stoltz/ die Musinenser gütig vnnd trew/ die Cesenater räuberisch/ die Genueser bulerisch/ die Cremonenser falsch vnd betrügisch/ die Placentiner hart beweglich/ die Lucenser keusch vnd züchtig / die Pistortenser leicht beweglich/ die Römer grauitetisch/ die Capuaner stoltz vnnd hoffertig/ die Neapolitaner sorgfältig/ die Brundusiner vngeschickt/ vnd ohne Kunst / die Ferrarienser begierig/ die Rauennater freundlich/ die Vrbiner gesprächig/ die Vicentiner standhafftig/ die Parmesaner geitzig/ die von Pauia gewinsüchtig/ die Meyländer höfflich/ die Pedemontaner vnuerschämbt/ frech vnnd freuel/ die Venetianer muthwillig/ die Veroneser Gunstreich vnd angenehm/ die Brixienser fleissig/ die Formianer wolgestalt/ die Laudenser aberglaubisch/ die Cremenser zu allerley vberflüssigem Vnkosten geneygt/ die Taruisaner eyfferig/ die Bergomater listig vnnd verschlagen/ die Aretiner karg vnd sparsam/ die Puteolaner vortrefflich von gestalt / vnd die Paduaner künstliche Rednerin/ vnd freundlich. Die Italianer Sprach war vorzeiten die Lateinische/ die redeten Bürger vnnd Bawren zur Zeit vnsers Herrn Christi: wiewol einer anders als der ander nach Art der Dialecten/ wie auch in Teutschland. Es ist aber die Lateinische Sprach gar eine leichte Sprach zu reden / wegen Vielheit der Vocalium/ vnnd Wenigheit der Consonantẽ in einer Syllaben / vnd gleichwol haben die nachfolgende Italianer dieselbige verlernet/ mag auch viel Vrsach darzu kommen seyn/ durch die frembden Völcker/ so sich in Italiam gepflantzet haben / also daß ein Lateiner/ das ist/ der so die alte Lateinische Sprach kan/ keinen Italianer verstehen kan/ dann sie nicht allein keine casus mehr brauchen/ vnnd nur mit dem Articul

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Zitationshilfe: Beatus, Georg: Amphitheatrvm Naturae, Schawplatz Menschlicher Herzlichkeit. Frankfurt, 1614, S. 232. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beatus_amphitheatrum_1614/252>, abgerufen am 24.11.2024.