Beatus, Georg: Amphitheatrvm Naturae, Schawplatz Menschlicher Herzlichkeit. Frankfurt, 1614.endtlich die Statt Pariß darzu erwehlet worden/ auch etliche bestimpte Richter verordnet/ deren an der Zahl achtzig/ auch jhnen jhre Besoldung auß deß Königs Rent Kammer verordnet. Dieses Parlamet oder Rath wurde in vier Räthe oder Höffe abgetheilet/ welche man Suntkammern zu nennen pfleget. In der ersten Kammer sitzen vier Regenten oder Verweser/ vnd 30. Rathspersonen/ diese verhörten die sachen/ vnd händel/ vnnd entschlichen dieselbige nach außweisung der Rechten. Wz aber kleine vnd geringe händel sind/ richteten sie selbst auß. In der andern Kammern sitzen die 18. Räthe/ wie auch in der dritten/ vnnd hat eine jede Kammer 4. Praesidente/ diese Räthe sind zum theil Leyen/ zü theil Gelehrte. Sie examiniren mit fleiß/ vnd wz sie vor ein Vrtheil erkennen/ das spricht einer auß von den vier Praesidenten der ersten Kammer/ vnd dz an dem ersten Tag/ welchen er den Partheyen ernennet/ Dieses vrtheil heissen sie ein Arrest/ vnnd darff niemand davon appelliren / welcher aber die Sache verliehret/ muß den Räthen 60. Turoner Pfund erlegen. Wo aber einer vermeynet/ daß seine Sache nit gnugsamlich examiniret/ vnd jhme zu kurtz geschehen / der mag seine Sach widerumb vor Gericht bringen/ vnd besser lassen examinire: doch wirt dieselbige nit angenomme/ er habe dann das vorgemeldte Geld der 60. pf. zwyfach erleget. In der 4. Kammern sind die Räthe/ so man Magistratus Palatij nennet/ diese verhören allein die händel/ die in deß Königs dienst/ oder sonsten mit Priuilegien gefreyet sind/ also/ dz sie nit möge für andere Richter gezogen werden. In dieser Kammern sitzen nit mehr denn 6 Personen/ vnd man mag von jnen zun Parlament appelltren. Wenn es sich auch zutreget/ daß etwan ein schwere sache fürkommet/ so komme die Räthe von allen Kammern zusammen/ auch in denen sache/ die der König etwan für sich nimmet/ in dem gantzen Land/ vnd erkennen darüber ein vrtheil/ wz in solcher zu thun seye. Es hat dieses Parlamet etliche Mitrichter/ besonder wann die Pate Franciae, dz ist/ die gleiche Fürsten der Cron Franckreich zugegen/ vnd die Graffe so bey de König/ welche dann sämptlich deß Königs/ vnnd dergleichen hohen Sachen richten vnd entscheide. Ordnung in den Reichs versamblungen. In andern Reichs versamblungen aber wird folgende Ordnung gehalten/ Erstlich ist die Königliche Person in Franckreich die höchste/ hernach die Königin/ deß Königs Mutter/ der Delphin / vnd deß Delph. sohn. Nach dem selben jeder Erstgeborner/ nach de Delphin als dann die nechsten blusverwandten. Hernach der Hertzog von Burgundi/ der Dechant der 12. vätter/ die an[unleserliches Material] 11. vätter. Wo aber die Reichstände zusammen kommen/ wirt es gehalten/ dz de ersten Sitz nach dem König habe die Cardmäl/ Blutfreund deß Königs/ Connestabel/ die Geistlichen Vatter auß den 12. oder den Parib. Fran- endtlich die Statt Pariß darzu erwehlet worden/ auch etliche bestimpte Richter verordnet/ deren an der Zahl achtzig/ auch jhnen jhre Besoldung auß deß Königs Rent Kammer verordnet. Dieses Parlamët oder Rath wurde in vier Räthe oder Höffe abgetheilet/ welche man Suntkammern zu nennen pfleget. In der ersten Kammer sitzen vier Regenten oder Verweser/ vnd 30. Rathspersonen/ diese verhörten die sachen/ vnd händel/ vnnd entschlichen dieselbige nach außweisung der Rechten. Wz aber kleine vnd geringe händel sind/ richteten sie selbst auß. In der andern Kammern sitzen die 18. Räthe/ wie auch in der dritten/ vnnd hat eine jede Kammer 4. Praesidentë/ diese Räthe sind zum theil Leyen/ zü theil Gelehrte. Sie examiniren mit fleiß/ vnd wz sie vor ein Vrtheil erkennen/ das spricht einer auß von den vier Praesidenten der ersten Kammer/ vnd dz an dem ersten Tag/ welchen er den Partheyen ernennet/ Dieses vrtheil heissen sie ein Arrest/ vnnd darff niemand davon appelliren / welcher aber die Sache verliehret/ muß den Räthen 60. Turoner Pfund erlegen. Wo aber einer vermeynet/ daß seine Sache nit gnugsamlich examiniret/ vnd jhme zu kurtz geschehen / der mag seine Sach widerumb vor Gericht bringen/ vnd besser lassen examinirë: doch wirt dieselbige nit angenommë/ er habe dann das vorgemeldte Geld der 60. pf. zwyfach erleget. In der 4. Kammern sind die Räthe/ so man Magistratus Palatij neñet/ diese verhören allein die händel/ die in deß Königs dienst/ oder sonsten mit Priuilegien gefreyet sind/ also/ dz sie nit mögë für andere Richter gezogen werden. In dieser Kammern sitzen nit mehr denn 6 Personen/ vnd man mag võ jnen zũ Parlament appelltren. Weñ es sich auch zutreget/ daß etwan ein schwere sache fürkommet/ so kommë die Räthe von allen Kam̃ern zusammen/ auch in denen sachë/ die der König etwan für sich nimmet/ in dem gantzen Land/ vnd erkennen darüber ein vrtheil/ wz in solcher zu thun seye. Es hat dieses Parlamët etliche Mitrichter/ besonder wann die Pate Frãciae, dz ist/ die gleiche Fürsten der Crõ Franckreich zugegen/ vnd die Graffë so bey dë König/ welche dann sämptlich deß Königs/ vnnd dergleichen hohen Sachen richten vnd entscheidë. Ordnung in den Reichs versamblungen. In andern Reichs versamblungen aber wird folgende Ordnung gehalten/ Erstlich ist die Königliche Person in Franckreich die höchste/ hernach die Königin/ deß Königs Mutter/ der Delphin / vñ deß Delph. sohn. Nach dem selben jeder Erstgeborner/ nach dë Delphin als dañ die nechsten blusverwandten. Hernach der Hertzog von Burgundi/ der Dechant der 12. vätter/ die an[unleserliches Material] 11. vätter. Wo aber die Reichstände zusammen kommen/ wirt es gehalten/ dz dë ersten Sitz nach dem König habë die Cardmäl/ Blutfreund deß Königs/ Connestabel/ die Geistlichen Vatter auß den 12. oder den Parib. Fran- <TEI> <text> <body> <div> <p><pb facs="#f0106" n="86"/> endtlich die Statt Pariß darzu erwehlet worden/ auch etliche bestimpte Richter verordnet/ deren an der Zahl achtzig/ auch jhnen jhre Besoldung auß deß Königs Rent Kammer verordnet. Dieses Parlamët oder Rath wurde in vier Räthe oder Höffe abgetheilet/ welche man Suntkammern zu nennen pfleget. In der ersten Kammer sitzen vier Regenten oder Verweser/ vnd 30. Rathspersonen/ diese verhörten die sachen/ vnd händel/ vnnd entschlichen dieselbige nach außweisung der Rechten. Wz aber kleine vnd geringe händel sind/ richteten sie selbst auß. In der andern Kammern sitzen die 18. Räthe/ wie auch in der dritten/ vnnd hat eine jede Kammer 4. Praesidentë/ diese Räthe sind zum theil Leyen/ zü theil Gelehrte. Sie examiniren mit fleiß/ vnd wz sie vor ein Vrtheil erkennen/ das spricht einer auß von den vier Praesidenten der ersten Kammer/ vnd dz an dem ersten Tag/ welchen er den Partheyen ernennet/ Dieses vrtheil heissen sie ein Arrest/ vnnd darff niemand davon appelliren / welcher aber die Sache verliehret/ muß den Räthen 60. Turoner Pfund erlegen. Wo aber einer vermeynet/ daß seine Sache nit gnugsamlich examiniret/ vnd jhme zu kurtz geschehen / der mag seine Sach widerumb vor Gericht bringen/ vnd besser lassen examinirë: doch wirt dieselbige nit angenommë/ er habe dann das vorgemeldte Geld der 60. pf. zwyfach erleget. In der 4. Kammern sind die Räthe/ so man Magistratus Palatij neñet/ diese verhören allein die händel/ die in deß Königs dienst/ oder sonsten mit Priuilegien gefreyet sind/ also/ dz sie nit mögë für andere Richter gezogen werden. In dieser Kammern sitzen nit mehr denn 6 Personen/ vnd man mag võ jnen zũ Parlament appelltren. Weñ es sich auch zutreget/ daß etwan ein schwere sache fürkommet/ so kommë die Räthe von allen Kam̃ern zusammen/ auch in denen sachë/ die der König etwan für sich nimmet/ in dem gantzen Land/ vnd erkennen darüber ein vrtheil/ wz in solcher zu thun seye. Es hat dieses Parlamët etliche Mitrichter/ besonder wann die Pate Frãciae, dz ist/ die gleiche Fürsten der Crõ Franckreich zugegen/ vnd die Graffë so bey dë König/ welche dann sämptlich deß Königs/ vnnd dergleichen hohen Sachen richten vnd entscheidë.</p> <p><note place="right">Ordnung in den Reichs versamblungen.</note> In andern Reichs versamblungen aber wird folgende Ordnung gehalten/ Erstlich ist die Königliche Person in Franckreich die höchste/ hernach die Königin/ deß Königs Mutter/ der Delphin / vñ deß Delph. sohn. Nach dem selben jeder Erstgeborner/ nach dë Delphin als dañ die nechsten blusverwandten. 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endtlich die Statt Pariß darzu erwehlet worden/ auch etliche bestimpte Richter verordnet/ deren an der Zahl achtzig/ auch jhnen jhre Besoldung auß deß Königs Rent Kammer verordnet. Dieses Parlamët oder Rath wurde in vier Räthe oder Höffe abgetheilet/ welche man Suntkammern zu nennen pfleget. In der ersten Kammer sitzen vier Regenten oder Verweser/ vnd 30. Rathspersonen/ diese verhörten die sachen/ vnd händel/ vnnd entschlichen dieselbige nach außweisung der Rechten. Wz aber kleine vnd geringe händel sind/ richteten sie selbst auß. In der andern Kammern sitzen die 18. Räthe/ wie auch in der dritten/ vnnd hat eine jede Kammer 4. Praesidentë/ diese Räthe sind zum theil Leyen/ zü theil Gelehrte. Sie examiniren mit fleiß/ vnd wz sie vor ein Vrtheil erkennen/ das spricht einer auß von den vier Praesidenten der ersten Kammer/ vnd dz an dem ersten Tag/ welchen er den Partheyen ernennet/ Dieses vrtheil heissen sie ein Arrest/ vnnd darff niemand davon appelliren / welcher aber die Sache verliehret/ muß den Räthen 60. Turoner Pfund erlegen. Wo aber einer vermeynet/ daß seine Sache nit gnugsamlich examiniret/ vnd jhme zu kurtz geschehen / der mag seine Sach widerumb vor Gericht bringen/ vnd besser lassen examinirë: doch wirt dieselbige nit angenommë/ er habe dann das vorgemeldte Geld der 60. pf. zwyfach erleget. In der 4. Kammern sind die Räthe/ so man Magistratus Palatij neñet/ diese verhören allein die händel/ die in deß Königs dienst/ oder sonsten mit Priuilegien gefreyet sind/ also/ dz sie nit mögë für andere Richter gezogen werden. In dieser Kammern sitzen nit mehr denn 6 Personen/ vnd man mag võ jnen zũ Parlament appelltren. Weñ es sich auch zutreget/ daß etwan ein schwere sache fürkommet/ so kommë die Räthe von allen Kam̃ern zusammen/ auch in denen sachë/ die der König etwan für sich nimmet/ in dem gantzen Land/ vnd erkennen darüber ein vrtheil/ wz in solcher zu thun seye. Es hat dieses Parlamët etliche Mitrichter/ besonder wann die Pate Frãciae, dz ist/ die gleiche Fürsten der Crõ Franckreich zugegen/ vnd die Graffë so bey dë König/ welche dann sämptlich deß Königs/ vnnd dergleichen hohen Sachen richten vnd entscheidë.
In andern Reichs versamblungen aber wird folgende Ordnung gehalten/ Erstlich ist die Königliche Person in Franckreich die höchste/ hernach die Königin/ deß Königs Mutter/ der Delphin / vñ deß Delph. sohn. Nach dem selben jeder Erstgeborner/ nach dë Delphin als dañ die nechsten blusverwandten. Hernach der Hertzog von Burgundi/ der Dechant der 12. vätter/ die an_ 11. vätter.
Ordnung in den Reichs versamblungen. Wo aber die Reichstände zusammen kommen/ wirt es gehalten/ dz dë ersten Sitz nach dem König habë die Cardmäl/ Blutfreund deß Königs/ Connestabel/ die Geistlichen Vatter auß den 12. oder den Parib. Fran-
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Zitationshilfe: | Beatus, Georg: Amphitheatrvm Naturae, Schawplatz Menschlicher Herzlichkeit. Frankfurt, 1614, S. 86. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beatus_amphitheatrum_1614/106>, abgerufen am 22.07.2024. |