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Baumstark, Eduard: Kameralistische Encyclopädie. Heidelberg u. a., 1835.

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angewendet worden wären4). b) Der Capitalzins dagegen er-
scheint wieder als Preis der Nutzung von stehendem und umlau-
fendem, und beim Letzteren wieder von Sach- und Geldcapital.
Er richtet sich nach dem Werthe des Capitals, nach den Kosten
seiner Anschaffung und Erhaltung, nach der Zahlfähigkeit des
Entlehners, nach dem üblichen Zinsfuße selbst, nach den Concur-
renzverhältnissen und nach dem Wechsel im Geldwesen5). Es ist
aus diesen Sätzen leicht ersichtlich, daß ein bleibend niedriger
Zinsfuß allgemeinhin ein Zeichen hohen Volkswohlstandes und
großer gesetzlicher Sicherheit ist6). Denn er steigt beim Mangel
an Letzterer und bei unzureichendem Angebote von Capital für den
Begehr darnach. Allein man kann darum aus seiner Höhe und
Niedrigkeit nicht gerades Wegs auf gesunkenen und gestiegenen
Volkswohlstand schließen. Denn in sich erst, aber rasch entwickeln-
den Ländern, wo die Menge von Natur- und Arbeitskräften so
außerordentlich groß ist, daß man nicht Capital genug zu ihrer
Verwendung hat und wo deßhalb die Capitalrente sehr hoch ist7),
da steigt der Zinsfuß bei hohem Wohlstande; und selbst in alten,
gewerblich sehr ausgebildeten, Ländern bei hohem Wohlstande
können vorübergehende Verhältnisse reeller und nicht reeller Art
die Nachfrage nach Capitalien und den Zinsfuß steigern und Ver-
änderungen im Geldwesen andere Unregelmäßigkeiten im Zinsfuße
hervorbringen.

1) Zur Literatur: A. smith Inquiry. I. 133. 152. 396. say Cours. IV. 190
-241.
Uebers. von v. Th. IV. 145-191. storch Cours, Uebers. von Rau.
I. 218. II. 9-40. III. 310. 389. Ganilh Des systemes. I. 330. simonde de
sismondi
Richesse Commerc. I. 47. 67. L. say Considerations. pag. 74. 80
(A. smith). 183 (Ricardo). 285 (Malthus). Ricardo Principles. p. 109. Mill
Elements. p. 68. Ravenstone A fav Doubts. p. 357. Mac-Culloch Principles.
pag 143. 244. 363.
Uebers. von v. Weber. S. 113. 193. 293. Gioja Nuovo
Prospetto. III. 166.
Kraus Staatswirthsch. I. 249. II. 28. Lotz Revision. III.
S. 157. §. 202. -- S. 244. §. 221. Handb. I. 486. §. 78. Rau polit. Oec.
I. §. 222. der 2ten oder §. 145. 225 der 1ten Ausg. Nebenius, der öffentliche
Credit. I. S. 17-88. Hermann Untersuch. S. 145-266. Meine Versuche
über Staatskredit. S. 14. 17. 29.
2) Dieser Meinung sind noch Steuart, Verri, Genovesi und Andere
gewesen. Es kommt dieselbe noch jetzt zuweilen zum Vorscheine. S. dagegen Hume
Polit. Essays. IV.
Das Geld ist blos ein Mittel zum Capitalumsatze und ist
nur insoferne ein Theil des Capitals, aber nicht das Capital. Blos der Zins für
Gelddarleihen richtet sich unter Anderem auch nach der Menge des Geldvorrathes.
Dann aber richtet sich der Zins auch nach der Geldmenge insoferne, als er in Geld
entrichtet wird, und dieses nach seiner vorhandenen Menge verschiedenen Tausch-
werth hat, der sinkend die Preise erhöht, und steigend dieselben senkt. Aus diesen
Gründen können Erscheinungen, welche die Geldmasse vergrößern, den Zinsfuß
senken und im Gegentheile steigern. S. Meine Versuche. S. 81. 127. Büsch,
Vom Geldumlaufe. II. 690. Hermann Untersuchungen. S. 218. Es hat daher
Rau (polit. Oeconom. I. §. 235.) nicht ganz Recht, da er sagt, es sei entschieden
ein Irrthum, daß der Zinsfuß falle, wenn die Menge des Geldes sich vermehrt.

angewendet worden wären4). b) Der Capitalzins dagegen er-
ſcheint wieder als Preis der Nutzung von ſtehendem und umlau-
fendem, und beim Letzteren wieder von Sach- und Geldcapital.
Er richtet ſich nach dem Werthe des Capitals, nach den Koſten
ſeiner Anſchaffung und Erhaltung, nach der Zahlfähigkeit des
Entlehners, nach dem üblichen Zinsfuße ſelbſt, nach den Concur-
renzverhältniſſen und nach dem Wechſel im Geldweſen5). Es iſt
aus dieſen Sätzen leicht erſichtlich, daß ein bleibend niedriger
Zinsfuß allgemeinhin ein Zeichen hohen Volkswohlſtandes und
großer geſetzlicher Sicherheit iſt6). Denn er ſteigt beim Mangel
an Letzterer und bei unzureichendem Angebote von Capital für den
Begehr darnach. Allein man kann darum aus ſeiner Höhe und
Niedrigkeit nicht gerades Wegs auf geſunkenen und geſtiegenen
Volkswohlſtand ſchließen. Denn in ſich erſt, aber raſch entwickeln-
den Ländern, wo die Menge von Natur- und Arbeitskräften ſo
außerordentlich groß iſt, daß man nicht Capital genug zu ihrer
Verwendung hat und wo deßhalb die Capitalrente ſehr hoch iſt7),
da ſteigt der Zinsfuß bei hohem Wohlſtande; und ſelbſt in alten,
gewerblich ſehr ausgebildeten, Ländern bei hohem Wohlſtande
können vorübergehende Verhältniſſe reeller und nicht reeller Art
die Nachfrage nach Capitalien und den Zinsfuß ſteigern und Ver-
änderungen im Geldweſen andere Unregelmäßigkeiten im Zinsfuße
hervorbringen.

1) Zur Literatur: A. smith Inquiry. I. 133. 152. 396. say Cours. IV. 190
-241.
Ueberſ. von v. Th. IV. 145–191. storch Cours, Ueberſ. von Rau.
I. 218. II. 9–40. III. 310. 389. Ganilh Des systemes. I. 330. simonde de
sismondi
Richesse Commerc. I. 47. 67. L. say Considérations. pag. 74. 80
(A. smith). 183 (Ricardo). 285 (Malthus). Ricardo Principles. p. 109. Mill
Elements. p. 68. Ravenstone A fav Doubts. p. 357. Mac-Culloch Principles.
pag 143. 244. 363.
Ueberſ. von v. Weber. S. 113. 193. 293. Gioja Nuovo
Prospetto. III. 166.
Kraus Staatswirthſch. I. 249. II. 28. Lotz Reviſion. III.
S. 157. §. 202. — S. 244. §. 221. Handb. I. 486. §. 78. Rau polit. Oec.
I. §. 222. der 2ten oder §. 145. 225 der 1ten Ausg. Nebenius, der öffentliche
Credit. I. S. 17–88. Hermann Unterſuch. S. 145–266. Meine Verſuche
über Staatskredit. S. 14. 17. 29.
2) Dieſer Meinung ſind noch Steuart, Verri, Genoveſi und Andere
geweſen. Es kommt dieſelbe noch jetzt zuweilen zum Vorſcheine. S. dagegen Hume
Polit. Essays. IV.
Das Geld iſt blos ein Mittel zum Capitalumſatze und iſt
nur inſoferne ein Theil des Capitals, aber nicht das Capital. Blos der Zins für
Gelddarleihen richtet ſich unter Anderem auch nach der Menge des Geldvorrathes.
Dann aber richtet ſich der Zins auch nach der Geldmenge inſoferne, als er in Geld
entrichtet wird, und dieſes nach ſeiner vorhandenen Menge verſchiedenen Tauſch-
werth hat, der ſinkend die Preiſe erhöht, und ſteigend dieſelben ſenkt. Aus dieſen
Gründen können Erſcheinungen, welche die Geldmaſſe vergrößern, den Zinsfuß
ſenken und im Gegentheile ſteigern. S. Meine Verſuche. S. 81. 127. Büſch,
Vom Geldumlaufe. II. 690. Hermann Unterſuchungen. S. 218. Es hat daher
Rau (polit. Oeconom. I. §. 235.) nicht ganz Recht, da er ſagt, es ſei entſchieden
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[601/0623] angewendet worden wären4). b) Der Capitalzins dagegen er- ſcheint wieder als Preis der Nutzung von ſtehendem und umlau- fendem, und beim Letzteren wieder von Sach- und Geldcapital. Er richtet ſich nach dem Werthe des Capitals, nach den Koſten ſeiner Anſchaffung und Erhaltung, nach der Zahlfähigkeit des Entlehners, nach dem üblichen Zinsfuße ſelbſt, nach den Concur- renzverhältniſſen und nach dem Wechſel im Geldweſen5). Es iſt aus dieſen Sätzen leicht erſichtlich, daß ein bleibend niedriger Zinsfuß allgemeinhin ein Zeichen hohen Volkswohlſtandes und großer geſetzlicher Sicherheit iſt6). Denn er ſteigt beim Mangel an Letzterer und bei unzureichendem Angebote von Capital für den Begehr darnach. Allein man kann darum aus ſeiner Höhe und Niedrigkeit nicht gerades Wegs auf geſunkenen und geſtiegenen Volkswohlſtand ſchließen. Denn in ſich erſt, aber raſch entwickeln- den Ländern, wo die Menge von Natur- und Arbeitskräften ſo außerordentlich groß iſt, daß man nicht Capital genug zu ihrer Verwendung hat und wo deßhalb die Capitalrente ſehr hoch iſt7), da ſteigt der Zinsfuß bei hohem Wohlſtande; und ſelbſt in alten, gewerblich ſehr ausgebildeten, Ländern bei hohem Wohlſtande können vorübergehende Verhältniſſe reeller und nicht reeller Art die Nachfrage nach Capitalien und den Zinsfuß ſteigern und Ver- änderungen im Geldweſen andere Unregelmäßigkeiten im Zinsfuße hervorbringen. ¹⁾ Zur Literatur: A. smith Inquiry. I. 133. 152. 396. say Cours. IV. 190 -241. Ueberſ. von v. Th. IV. 145–191. storch Cours, Ueberſ. von Rau. I. 218. II. 9–40. III. 310. 389. Ganilh Des systemes. I. 330. simonde de sismondi Richesse Commerc. I. 47. 67. L. say Considérations. pag. 74. 80 (A. smith). 183 (Ricardo). 285 (Malthus). Ricardo Principles. p. 109. Mill Elements. p. 68. Ravenstone A fav Doubts. p. 357. Mac-Culloch Principles. pag 143. 244. 363. Ueberſ. von v. Weber. S. 113. 193. 293. Gioja Nuovo Prospetto. III. 166. Kraus Staatswirthſch. I. 249. II. 28. Lotz Reviſion. III. S. 157. §. 202. — S. 244. §. 221. Handb. I. 486. §. 78. Rau polit. Oec. I. §. 222. der 2ten oder §. 145. 225 der 1ten Ausg. Nebenius, der öffentliche Credit. I. S. 17–88. Hermann Unterſuch. S. 145–266. Meine Verſuche über Staatskredit. S. 14. 17. 29. ²⁾ Dieſer Meinung ſind noch Steuart, Verri, Genoveſi und Andere geweſen. Es kommt dieſelbe noch jetzt zuweilen zum Vorſcheine. S. dagegen Hume Polit. Essays. IV. Das Geld iſt blos ein Mittel zum Capitalumſatze und iſt nur inſoferne ein Theil des Capitals, aber nicht das Capital. Blos der Zins für Gelddarleihen richtet ſich unter Anderem auch nach der Menge des Geldvorrathes. Dann aber richtet ſich der Zins auch nach der Geldmenge inſoferne, als er in Geld entrichtet wird, und dieſes nach ſeiner vorhandenen Menge verſchiedenen Tauſch- werth hat, der ſinkend die Preiſe erhöht, und ſteigend dieſelben ſenkt. Aus dieſen Gründen können Erſcheinungen, welche die Geldmaſſe vergrößern, den Zinsfuß ſenken und im Gegentheile ſteigern. S. Meine Verſuche. S. 81. 127. Büſch, Vom Geldumlaufe. II. 690. Hermann Unterſuchungen. S. 218. Es hat daher Rau (polit. Oeconom. I. §. 235.) nicht ganz Recht, da er ſagt, es ſei entſchieden ein Irrthum, daß der Zinsfuß falle, wenn die Menge des Geldes ſich vermehrt.

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Zitationshilfe: Baumstark, Eduard: Kameralistische Encyclopädie. Heidelberg u. a., 1835, S. 601. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/baumstark_encyclopaedie_1835/623>, abgerufen am 25.11.2024.