Baumstark, Eduard: Kameralistische Encyclopädie. Heidelberg u. a., 1835.erforderlichen Productionsarbeit im Ganzen steige. Mills Ansicht ist, daß der Preis der Waaren sich nach der Concurrenz und nach den beiderseitigen Kosten der umzutauschenden Waaren, eigentlich aber blos nach den Productionskosten richte, da das Gesetz der Concurrenz den Preissatz auf diese zu reduziren suche; die Pro- ductionskosten bestünden im aufgewendeten Capitale und Arbeit zusammengenommen, und nur dann in Einem davon, wenn das Eine im Andern enthalten oder nur Eines angewendet wäre; aber alles Capital sei ursprünglich auch wieder nur Frucht der Arbeit, weßhalb der Tauschwerth nach Arbeit zu schätzen sei. Sieht man hieraus, daß seine Ansicht nicht so schroff ist, wie Rau angibt, so muß doch bemerkt werden, daß er den Gebrauchswerth und die Seltenheit eines Gutes als Regulatoren des Tauschwerthes und Preises nicht achtet, weßhalb er viele Mühe hat, den hohen Tauschwerth und Preis alten Weines zu erklären (s. aber auch Mac-Culloch Principles. p. 313. Uebersetzung von v. Weber. S. 251.). Die Ansicht von Torrens ist von der Mill'schen nicht verschieden, sondern er zeigt nur, daß bei einem noch rohen Volke allein die Arbeit, bei einem civilisirten dagegen auch aufgehäufte Arbeit oder Capital den Tauschwerth bestimme (s. auch Mac-Culloch Principles. p. 318. Uebers. S. 256.). 4) Es versteht sich leicht, daß durch diese Preisveränderungen verschiedene Wirkungen auf die Industrie hervorgehen, namentlich auf die Arbeiterklasse und Gewerbsunternehmer. Das Nähere kann erst unter III. recht klar werden. 5) Die Begriffe von theuer, wohlfeil und kostbar sind hiernach zu erläutern. S. Rau polit. Oeconom. I. §. 180. folg. der 2ten oder §. 187. folg. der 1ten Ausg. 6) S. §. 420. über Real- und Nominalpreis, und oben N. 4. 7) Besonders wichtig ist, die partielle Preisveränderungen von den allgemeinen zu unterscheiden. Nur ein gleichmäßiges Steigen oder Fallen aller Preise läßt auf allgemeine Geldveränderungen schließen. Bei allgemeiner Veränderung in der Pro- duction u. dgl. steigen oder fallen sie nicht gleichmäßig. Rau polit. Oeconom. I. §. 271-276. Die Ansicht von A. Smith (Untersuch. I. 305.), daß in reicheren Ländern die Edelmetalle gegen Getreide und Arbeit theuer seien ist äußerst scharf- sinnig und interessant widerlegt von Ricardo Principles. p. 478-484. §. 419. Fortsetzung. 2) Insbesondere bei einzelnen Gütern. Diese bisher gepflogenen Untersuchungen beziehen sich nicht 1) Man s. darüber §. 347-350. und die Literatur b im §. 416. N. 1. §. 420. C. Arten des Preises. Je nach den Beziehungen, unter welchen man die Preise be- erforderlichen Productionsarbeit im Ganzen ſteige. Mills Anſicht iſt, daß der Preis der Waaren ſich nach der Concurrenz und nach den beiderſeitigen Koſten der umzutauſchenden Waaren, eigentlich aber blos nach den Productionskoſten richte, da das Geſetz der Concurrenz den Preisſatz auf dieſe zu reduziren ſuche; die Pro- ductionskoſten beſtünden im aufgewendeten Capitale und Arbeit zuſammengenommen, und nur dann in Einem davon, wenn das Eine im Andern enthalten oder nur Eines angewendet wäre; aber alles Capital ſei urſprünglich auch wieder nur Frucht der Arbeit, weßhalb der Tauſchwerth nach Arbeit zu ſchätzen ſei. Sieht man hieraus, daß ſeine Anſicht nicht ſo ſchroff iſt, wie Rau angibt, ſo muß doch bemerkt werden, daß er den Gebrauchswerth und die Seltenheit eines Gutes als Regulatoren des Tauſchwerthes und Preiſes nicht achtet, weßhalb er viele Mühe hat, den hohen Tauſchwerth und Preis alten Weines zu erklären (ſ. aber auch Mac-Culloch Principles. p. 313. Ueberſetzung von v. Weber. S. 251.). Die Anſicht von Torrens iſt von der Mill'ſchen nicht verſchieden, ſondern er zeigt nur, daß bei einem noch rohen Volke allein die Arbeit, bei einem civiliſirten dagegen auch aufgehäufte Arbeit oder Capital den Tauſchwerth beſtimme (ſ. auch Mac-Culloch Principles. p. 318. Ueberſ. S. 256.). 4) Es verſteht ſich leicht, daß durch dieſe Preisveränderungen verſchiedene Wirkungen auf die Induſtrie hervorgehen, namentlich auf die Arbeiterklaſſe und Gewerbsunternehmer. Das Nähere kann erſt unter III. recht klar werden. 5) Die Begriffe von theuer, wohlfeil und koſtbar ſind hiernach zu erläutern. S. Rau polit. Oeconom. I. §. 180. folg. der 2ten oder §. 187. folg. der 1ten Ausg. 6) S. §. 420. über Real- und Nominalpreis, und oben N. 4. 7) Beſonders wichtig iſt, die partielle Preisveränderungen von den allgemeinen zu unterſcheiden. Nur ein gleichmäßiges Steigen oder Fallen aller Preiſe läßt auf allgemeine Geldveränderungen ſchließen. Bei allgemeiner Veränderung in der Pro- duction u. dgl. ſteigen oder fallen ſie nicht gleichmäßig. Rau polit. Oeconom. I. §. 271–276. Die Anſicht von A. Smith (Unterſuch. I. 305.), daß in reicheren Ländern die Edelmetalle gegen Getreide und Arbeit theuer ſeien iſt äußerſt ſcharf- ſinnig und intereſſant widerlegt von Ricardo Principles. p. 478–484. §. 419. Fortſetzung. 2) Insbeſondere bei einzelnen Gütern. Dieſe bisher gepflogenen Unterſuchungen beziehen ſich nicht 1) Man ſ. darüber §. 347–350. und die Literatur b im §. 416. N. 1. §. 420. C. Arten des Preiſes. 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³⁾ erforderlichen Productionsarbeit im Ganzen ſteige. Mills Anſicht iſt, daß der
Preis der Waaren ſich nach der Concurrenz und nach den beiderſeitigen Koſten der
umzutauſchenden Waaren, eigentlich aber blos nach den Productionskoſten richte,
da das Geſetz der Concurrenz den Preisſatz auf dieſe zu reduziren ſuche; die Pro-
ductionskoſten beſtünden im aufgewendeten Capitale und Arbeit zuſammengenommen,
und nur dann in Einem davon, wenn das Eine im Andern enthalten oder nur
Eines angewendet wäre; aber alles Capital ſei urſprünglich auch wieder nur Frucht
der Arbeit, weßhalb der Tauſchwerth nach Arbeit zu ſchätzen ſei. Sieht man
hieraus, daß ſeine Anſicht nicht ſo ſchroff iſt, wie Rau angibt, ſo muß doch
bemerkt werden, daß er den Gebrauchswerth und die Seltenheit eines Gutes als
Regulatoren des Tauſchwerthes und Preiſes nicht achtet, weßhalb er viele Mühe
hat, den hohen Tauſchwerth und Preis alten Weines zu erklären (ſ. aber auch
Mac-Culloch Principles. p. 313. Ueberſetzung von v. Weber. S. 251.). Die
Anſicht von Torrens iſt von der Mill'ſchen nicht verſchieden, ſondern er zeigt
nur, daß bei einem noch rohen Volke allein die Arbeit, bei einem civiliſirten
dagegen auch aufgehäufte Arbeit oder Capital den Tauſchwerth beſtimme (ſ. auch
Mac-Culloch Principles. p. 318. Ueberſ. S. 256.).
⁴⁾ Es verſteht ſich leicht, daß durch dieſe Preisveränderungen verſchiedene
Wirkungen auf die Induſtrie hervorgehen, namentlich auf die Arbeiterklaſſe und
Gewerbsunternehmer. Das Nähere kann erſt unter III. recht klar werden.
⁵⁾ Die Begriffe von theuer, wohlfeil und koſtbar ſind hiernach zu
erläutern. S. Rau polit. Oeconom. I. §. 180. folg. der 2ten oder §. 187. folg.
der 1ten Ausg.
⁶⁾ S. §. 420. über Real- und Nominalpreis, und oben N. 4.
⁷⁾ Beſonders wichtig iſt, die partielle Preisveränderungen von den allgemeinen
zu unterſcheiden. Nur ein gleichmäßiges Steigen oder Fallen aller Preiſe läßt auf
allgemeine Geldveränderungen ſchließen. Bei allgemeiner Veränderung in der Pro-
duction u. dgl. ſteigen oder fallen ſie nicht gleichmäßig. Rau polit. Oeconom. I.
§. 271–276. Die Anſicht von A. Smith (Unterſuch. I. 305.), daß in reicheren
Ländern die Edelmetalle gegen Getreide und Arbeit theuer ſeien iſt äußerſt ſcharf-
ſinnig und intereſſant widerlegt von Ricardo Principles. p. 478–484.
§. 419.
Fortſetzung. 2) Insbeſondere bei einzelnen Gütern.
Dieſe bisher gepflogenen Unterſuchungen beziehen ſich nicht
blos auf die Waaren im ſpeziellen Sinne, ſondern auch auf das
Metall- und Papiergeld, die Actien, Staatspapiere und Wechſel,
nur nennt man den Preis der Letzteren den Curs. Es iſt ſehr
belehrend und gibt der Lehre vom Curſe dieſer Dinge viele Gründ-
lichkeit, und beleuchtet die Lehre vom Preiſe von den verſchiedenſten
Seiten, wenn man die bisherigen Grundſätze auf ſie anwendet1).
¹⁾ Man ſ. darüber §. 347–350. und die Literatur b im §. 416. N. 1.
§. 420.
C. Arten des Preiſes.
Je nach den Beziehungen, unter welchen man die Preiſe be-
trachtet, kann man verſchiedene Arten unterſcheiden. Dieſer
Unterſchied iſt im §. 61. durchgeführt. Es bleibt hier noch blos
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