Baumstark, Eduard: Kameralistische Encyclopädie. Heidelberg u. a., 1835.2) Eichhorn, deutsche Staats- und Rechtsgeschichte. I. §. 162 und 163. II. §. 292. 3) Eine Darstellung derselben bei Hüllmann Städtewesen. Bd. I. Ander- son, Geschichte des Handels (Riga 1773-93. VII Bde.). Fischer, Geschichte des deutschen Handels (Hannover 1794. 2te Aufl. IV Bde.). 4) Wilda, das Gildenwesen im Mittelalter. S. 41. 63. 78. 137. 145 folg. 228 folg. 288. Hüllmann Städtewesen. III. 325. Eichhorn a. a. O. II. §. 312. III. §. 432. Mittermaier, deutsches Privatrecht. II. §. 450. 5) S. §. 22. Note 3. Besonders hatte auch zu dem Streben der Könige nach dem Staatssteuerrechte ihr Hinblick auf die Verwaltung der Städtebunde und ihr gemeinsames Tragen der gemeinsamen Lasten beigetragen, bei welchem dennoch der städtische Wohlstand stieg. 6) Es wurde Prag a. 1348, Wien a. 1368, Heidelberg a. 1386, Cöln a. 1388, Erfurt a. 1392, Leipzig a. 1408, Rostock a. 1415, Löwen a. 1426, Mainz a. 1441, Greifswald a. 1456, Basel a. 1459, Freiburg a. 1460, Trier a. 1472, Ingol- stadt a. 1472, Tübingen a. 1477, Wittenberg a. 1502, Frankfurt a. d. O. a. 1506 gegründet. Eichhorn a. a. O. III. §. 441. 7) Dies Wort kommt jedenfalls schon a. 1495 vor. In der projektirten Regi- mentsordnung heißt es Pollucy. Müller, Reichstagstheater unter Max I. Thl. I. 384. Rau (Ueber die Kammeralwiss. §. 4) nennt dieses Wort, "als aus einer fremden Sprache stammend, unbestimmt und vieldeutig", und glaubt dieses zu begründen durch die Behauptung, politeia, woher Polizei kommt, heiße bei den Griechen 1) Staat überhaupt, 2) Staatsverfassung, nämlich taxis tes poleos, und 3) die beste Verfassung im Sinne des Aristoteles, eine veredelte Demokra- tie, -- die Griechen hätten überhaupt den Begriff Staatsverwaltung nicht gehabt, sie würden ihn aber, wenn er sich einigermaßen gebildet gehabt hätte, eher mit politeuma bezeichnet haben, und man dürfe überhaupt bei ihnen eine scharfe Entgegensetzung von Verfassung und Verwaltung nicht suchen. Allein 1) es ist richtig, daß politeia etwas die Stadt (polis) Betreffendes bezeichnet, aber darum kann und muß es bei den griechischen Städten, wie jetzt bei Hamburg, Lübeck, Bremen und Frankfurt, etwas den Staat Betreffendes bedeuten. 2)Polis bedeutet auch Staat, nach Aristotelis Politic. lib. II. cap. 2. lib. III. cap. 4., wo es heißt: polis sei die Bürgergesellschaft (plethos), deren Zweck die Selbstständigkeit des Lebens sei (ikanon pros autarkeian zoes). 3) Die durchgreifende Bedeutung von politeia ist vielmehr reipublicae administratio seu regimen (Staatsverwaltung), denn es kommt von politeuein, politeuesthai, rempublicam regere (den Staat ver- walten), her. Im lezten Sinne gebraucht Xenophon gerade lezteres Wort bei der bekannten Definition vom Staate (pros to idion kerdos politeuonton, d. h. der zur allgemeinen Ersprießlichkeit die Staatsangelegenheiten Verwaltenden); Aeschines erklärt seine Bedeutung und viele Pleonasmen mit dioikein, rem gerere (verwalten, sachführen). (A. Baumstark de curatoribus emporii et nautodicis apud Athenienses p. 22.) 4) Aristoteles sagt allerdings (Polit. III. 4.) politeia sei e taxis tes poleos allein taxis heißt nicht status oder ordo (die Ordnung, als etwas schon Bestehendes), sondern ordinatio (das Ordnunghalten, die Ordnung als eine Thätigkeit); diese Ansicht ist nicht zu bezweifeln nach Aristotelis Politic. III. 7., wo er sagt: pros ton koinon sumpheron apoblepousa politeia; folglich heißt politeia gerade bei Aristoteles Staatsverwaltung. 5) Gerade Aristoteles ist der erste Philosoph und Politiker, der den Begriff der Staatsverwaltung von jenem der Staatsverfassung unterschied; er theilt die Staatsgewalten in subjektiver Beziehung ein in die Gesetzgebung, Vollziehung und richterliche Gewalt. (Politic. IV. 14-16. Tennemann, Gesch. der Philosophie. III. 315. L. Hofmann, Untersuchungen über die wichtigsten Angelegenheiten des Menschen (Zweibrücken 1830). II. S. 11. H. Grotius de jure belli et pacis. I. cap. 3. §. 6. N. 1. 6) Die Ansicht von Rau wegen des Ausdruckes ponitenma widerlegt Aristoteles wenige Zeilen unter der erwähnten Stelle selbst, indem er sagt: ton de allon arkhon, kai malista test kurias panton kurion men gar pantakhou politeuma tes poleos politeuma d'estin e politeia d. h. überall sei die Inkumbenz der Curien, einer besondern höheren Behörde, die über den Archen stünde, das 2) Eichhorn, deutſche Staats- und Rechtsgeſchichte. I. §. 162 und 163. II. §. 292. 3) Eine Darſtellung derſelben bei Hüllmann Städteweſen. Bd. I. Ander- ſon, Geſchichte des Handels (Riga 1773–93. VII Bde.). Fiſcher, Geſchichte des deutſchen Handels (Hannover 1794. 2te Aufl. IV Bde.). 4) Wilda, das Gildenweſen im Mittelalter. S. 41. 63. 78. 137. 145 folg. 228 folg. 288. Hüllmann Städteweſen. III. 325. Eichhorn a. a. O. II. §. 312. III. §. 432. Mittermaier, deutſches Privatrecht. II. §. 450. 5) S. §. 22. Note 3. Beſonders hatte auch zu dem Streben der Könige nach dem Staatsſteuerrechte ihr Hinblick auf die Verwaltung der Städtebunde und ihr gemeinſames Tragen der gemeinſamen Laſten beigetragen, bei welchem dennoch der ſtädtiſche Wohlſtand ſtieg. 6) Es wurde Prag a. 1348, Wien a. 1368, Heidelberg a. 1386, Cöln a. 1388, Erfurt a. 1392, Leipzig a. 1408, Roſtock a. 1415, Löwen a. 1426, Mainz a. 1441, Greifswald a. 1456, Baſel a. 1459, Freiburg a. 1460, Trier a. 1472, Ingol- ſtadt a. 1472, Tübingen a. 1477, Wittenberg a. 1502, Frankfurt a. d. O. a. 1506 gegründet. Eichhorn a. a. O. III. §. 441. 7) Dies Wort kommt jedenfalls ſchon a. 1495 vor. In der projektirten Regi- mentsordnung heißt es Pollucy. Müller, Reichstagstheater unter Max I. Thl. I. 384. Rau (Ueber die Kammeralwiſſ. §. 4) nennt dieſes Wort, „als aus einer fremden Sprache ſtammend, unbeſtimmt und vieldeutig“, und glaubt dieſes zu begründen durch die Behauptung, πολιτεία, woher Polizei kommt, heiße bei den Griechen 1) Staat überhaupt, 2) Staatsverfaſſung, nämlich τάξις τῆς πόλεος, und 3) die beſte Verfaſſung im Sinne des Ariſtoteles, eine veredelte Demokra- tie, — die Griechen hätten überhaupt den Begriff Staatsverwaltung nicht gehabt, ſie würden ihn aber, wenn er ſich einigermaßen gebildet gehabt hätte, eher mit πολιτευμα bezeichnet haben, und man dürfe überhaupt bei ihnen eine ſcharfe Entgegenſetzung von Verfaſſung und Verwaltung nicht ſuchen. Allein 1) es iſt richtig, daß πολιτεια etwas die Stadt (πολις) Betreffendes bezeichnet, aber darum kann und muß es bei den griechiſchen Städten, wie jetzt bei Hamburg, Lübeck, Bremen und Frankfurt, etwas den Staat Betreffendes bedeuten. 2)Πολις bedeutet auch Staat, nach Aristotelis Politic. lib. II. cap. 2. lib. III. cap. 4., wo es heißt: πολις ſei die Bürgergeſellſchaft (πληθος), deren Zweck die Selbſtſtändigkeit des Lebens ſei (ἱκανον προς αὐταρκειαν ζωης). 3) Die durchgreifende Bedeutung von πολιτεια iſt vielmehr reipublicae administratio seu regimen (Staatsverwaltung), denn es kommt von πολιτεύειν, πολιτευεσθαι, rempublicam regere (den Staat ver- walten), her. Im lezten Sinne gebraucht Xenophon gerade lezteres Wort bei der bekannten Definition vom Staate (πρὸς τὸ ἴδιον κερδος πολιτευοντων, d. h. der zur allgemeinen Erſprießlichkeit die Staatsangelegenheiten Verwaltenden); Aeschines erklärt ſeine Bedeutung und viele Pleonasmen mit διοικειν, rem gerere (verwalten, ſachführen). (A. Baumstark de curatoribus emporii et nautodicis apud Athenienses p. 22.) 4) Ariſtoteles ſagt allerdings (Polit. III. 4.) πολιτεία ſei ἡ ταξις της πολεος allein ταξις heißt nicht status oder ordo (die Ordnung, als etwas ſchon Beſtehendes), ſondern ordinatio (das Ordnunghalten, die Ordnung als eine Thätigkeit); dieſe Anſicht iſt nicht zu bezweifeln nach Aristotelis Politic. III. 7., wo er ſagt: πρὸς τὸν κοινὸν συμφέϱον ἀποβλέπουσα πολιτεία; folglich heißt πολιτεια gerade bei Ariſtoteles Staatsverwaltung. 5) Gerade Ariſtoteles iſt der erſte Philoſoph und Politiker, der den Begriff der Staatsverwaltung von jenem der Staatsverfaſſung unterſchied; er theilt die Staatsgewalten in ſubjektiver Beziehung ein in die Geſetzgebung, Vollziehung und richterliche Gewalt. (Politic. IV. 14–16. Tennemann, Geſch. der Philoſophie. III. 315. L. Hofmann, Unterſuchungen über die wichtigſten Angelegenheiten des Menſchen (Zweibrücken 1830). II. S. 11. H. Grotius de jure belli et pacis. I. cap. 3. §. 6. N. 1. 6) Die Anſicht von Rau wegen des Ausdruckes πονιτενμα widerlegt Ariſtoteles wenige Zeilen unter der erwähnten Stelle ſelbſt, indem er ſagt: των δε ἀλλων ἀϱχων, ϰαι μαλιςτα τηϛ κυϱιας παντων ϰυϱιων μεν γαϱ πανταχου πολιτευμα της πολεως πολιτευμα δ'ἐστιν ἡ πολιτεια d. h. überall ſei die Inkumbenz der Curien, einer beſondern höheren Behörde, die über den Archen ſtünde, das <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <pb facs="#f0050" n="28"/> <note place="end" n="2)"><hi rendition="#g">Eichhorn</hi>, deutſche Staats- und Rechtsgeſchichte. I. §. 162 und 163.<lb/> II. §. 292.</note><lb/> <note place="end" n="3)">Eine Darſtellung derſelben bei <hi rendition="#g">Hüllmann</hi> Städteweſen. Bd. I. <hi rendition="#g">Ander</hi>-<lb/><hi rendition="#g">ſon</hi>, Geſchichte des Handels (Riga 1773–93. VII Bde.). <hi rendition="#g">Fiſcher</hi>, Geſchichte<lb/> des deutſchen Handels (Hannover 1794. 2te Aufl. 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²⁾ Eichhorn, deutſche Staats- und Rechtsgeſchichte. I. §. 162 und 163.
II. §. 292.
³⁾ Eine Darſtellung derſelben bei Hüllmann Städteweſen. Bd. I. Ander-
ſon, Geſchichte des Handels (Riga 1773–93. VII Bde.). Fiſcher, Geſchichte
des deutſchen Handels (Hannover 1794. 2te Aufl. IV Bde.).
⁴⁾ Wilda, das Gildenweſen im Mittelalter. S. 41. 63. 78. 137. 145 folg.
228 folg. 288. Hüllmann Städteweſen. III. 325. Eichhorn a. a. O. II.
§. 312. III. §. 432. Mittermaier, deutſches Privatrecht. II. §. 450.
⁵⁾ S. §. 22. Note 3. Beſonders hatte auch zu dem Streben der Könige nach
dem Staatsſteuerrechte ihr Hinblick auf die Verwaltung der Städtebunde und ihr
gemeinſames Tragen der gemeinſamen Laſten beigetragen, bei welchem dennoch der
ſtädtiſche Wohlſtand ſtieg.
⁶⁾ Es wurde Prag a. 1348, Wien a. 1368, Heidelberg a. 1386, Cöln a. 1388,
Erfurt a. 1392, Leipzig a. 1408, Roſtock a. 1415, Löwen a. 1426, Mainz a. 1441,
Greifswald a. 1456, Baſel a. 1459, Freiburg a. 1460, Trier a. 1472, Ingol-
ſtadt a. 1472, Tübingen a. 1477, Wittenberg a. 1502, Frankfurt a. d. O. a. 1506
gegründet. Eichhorn a. a. O. III. §. 441.
⁷⁾ Dies Wort kommt jedenfalls ſchon a. 1495 vor. In der projektirten Regi-
mentsordnung heißt es Pollucy. Müller, Reichstagstheater unter Max I.
Thl. I. 384. Rau (Ueber die Kammeralwiſſ. §. 4) nennt dieſes Wort, „als aus
einer fremden Sprache ſtammend, unbeſtimmt und vieldeutig“, und glaubt dieſes
zu begründen durch die Behauptung, πολιτεία, woher Polizei kommt, heiße bei
den Griechen 1) Staat überhaupt, 2) Staatsverfaſſung, nämlich τάξις τῆς πόλεος,
und 3) die beſte Verfaſſung im Sinne des Ariſtoteles, eine veredelte Demokra-
tie, — die Griechen hätten überhaupt den Begriff Staatsverwaltung nicht
gehabt, ſie würden ihn aber, wenn er ſich einigermaßen gebildet gehabt hätte, eher
mit πολιτευμα bezeichnet haben, und man dürfe überhaupt bei ihnen eine ſcharfe
Entgegenſetzung von Verfaſſung und Verwaltung nicht ſuchen. Allein 1) es iſt
richtig, daß πολιτεια etwas die Stadt (πολις) Betreffendes bezeichnet, aber darum
kann und muß es bei den griechiſchen Städten, wie jetzt bei Hamburg, Lübeck,
Bremen und Frankfurt, etwas den Staat Betreffendes bedeuten. 2)Πολις bedeutet
auch Staat, nach Aristotelis Politic. lib. II. cap. 2. lib. III. cap. 4., wo es
heißt: πολις ſei die Bürgergeſellſchaft (πληθος), deren Zweck die Selbſtſtändigkeit des
Lebens ſei (ἱκανον προς αὐταρκειαν ζωης). 3) Die durchgreifende Bedeutung von
πολιτεια iſt vielmehr reipublicae administratio seu regimen (Staatsverwaltung),
denn es kommt von πολιτεύειν, πολιτευεσθαι, rempublicam regere (den Staat ver-
walten), her. Im lezten Sinne gebraucht Xenophon gerade lezteres Wort bei
der bekannten Definition vom Staate (πρὸς τὸ ἴδιον κερδος πολιτευοντων, d. h.
der zur allgemeinen Erſprießlichkeit die Staatsangelegenheiten Verwaltenden);
Aeschines erklärt ſeine Bedeutung und viele Pleonasmen mit διοικειν, rem gerere
(verwalten, ſachführen). (A. Baumstark de curatoribus emporii et nautodicis
apud Athenienses p. 22.) 4) Ariſtoteles ſagt allerdings (Polit. III. 4.) πολιτεία
ſei ἡ ταξις της πολεος allein ταξις heißt nicht status oder ordo (die Ordnung, als
etwas ſchon Beſtehendes), ſondern ordinatio (das Ordnunghalten, die Ordnung als
eine Thätigkeit); dieſe Anſicht iſt nicht zu bezweifeln nach Aristotelis Politic. III. 7.,
wo er ſagt: πρὸς τὸν κοινὸν συμφέϱον ἀποβλέπουσα πολιτεία; folglich heißt πολιτεια
gerade bei Ariſtoteles Staatsverwaltung. 5) Gerade Ariſtoteles iſt der
erſte Philoſoph und Politiker, der den Begriff der Staatsverwaltung von jenem
der Staatsverfaſſung unterſchied; er theilt die Staatsgewalten in ſubjektiver
Beziehung ein in die Geſetzgebung, Vollziehung und richterliche Gewalt. (Politic.
IV. 14–16. Tennemann, Geſch. der Philoſophie. III. 315. L. Hofmann,
Unterſuchungen über die wichtigſten Angelegenheiten des Menſchen (Zweibrücken
1830). II. S. 11. H. Grotius de jure belli et pacis. I. cap. 3. §. 6. N. 1.
6) Die Anſicht von Rau wegen des Ausdruckes πονιτενμα widerlegt Ariſtoteles
wenige Zeilen unter der erwähnten Stelle ſelbſt, indem er ſagt: των δε ἀλλων
ἀϱχων, ϰαι μαλιςτα τηϛ κυϱιας παντων ϰυϱιων μεν γαϱ πανταχου πολιτευμα
της πολεως πολιτευμα δ'ἐστιν ἡ πολιτεια d. h. überall ſei die Inkumbenz
der Curien, einer beſondern höheren Behörde, die über den Archen ſtünde, das
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