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Baumstark, Eduard: Kameralistische Encyclopädie. Heidelberg u. a., 1835.

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geht, und sich um ein Rad legt, dessen senkrechte Welle nach oben in eine Schrau-
benspindel endet, die in einer Schraubenmutter hängt. Unter dieser Spindel liegt
die Preßlade, in deren Aushöhlung das Gesäme, in ein Haartuch eingeschlagen,
gelegt und mit einer Metallplatte zugedeckt wird. Auf die Metallplatte kommen
noch hölzerne Pfannen zu liegen, auf welche die herabgehende Spindel wirkt, sobald
die Handkurbel gedreht wird. -- Diese Presse ist von Francesco de Grandi.
S. Langsdorf Erläuterungen. I. S. 233.
6) Es wird ein viereckiges Holzstück mit einer cylindrischen Oeffnung (die
Form) in die Kammer der Preßlade geschoben, in diese cylindrische Oeffnung ein
metallener auf Wänden und Boden durchlöcherter Napf gelegt, in die Oeffnung des
Napfes die Quetschmasse eingelegt, und oben darauf der Kern gesetzt, d. h. ein
viereckiges Holz, das auf der einen Seite einen cylinderförmigen Vorsprung hat,
der gerade (gleichsam als Stöpsel) in die Oeffnung der Form paßt, und, wenn
ein Druck auf ihn geschieht, die Quetschmasse preßt. Dieser Druck geschieht, indem
man in den noch leeren Theil der länglichen Kammer zwei Keile einschlägt, welche
in ihrer Mitte ein anderes Holzstück (das Kreutz) haben. Der eine Keil heißt
Rück- oder Lösekeil, weil er zurückgeschlagen wird, wenn das Pressen beendigt
ist; der andere aber Steck- oder Preßkeil, weil auf ihn der Preßschlag mit dem
Hammer geschieht. Um den Schlag zu machen, hat man folgenden einfachen
Mechanismus. Eine Daumwelle drückt mit ihrem Daumen eine vertikale Stange
abwärts, welche mit einer kleinen höher liegenden Walze durch einen im Winkel
abstehenden Arm so verbunden ist, daß sie durch ihr Herabgehen diese Walze bis zu
einem gewissen Grade umdreht. An dem entgegengesetzten Ende dieser Walze ist
aber eine senkrechte Stange mit einem Schlägel angebracht, welche, so wie sich jene
dreht, eine mehr horizontale Stellung einnimmt, und mit dem Schlägel auf den
Preßkeil zurückfällt, sobald der Daumen an der Daumwelle über den Schuh der
ersten Stange hinabgegleitet ist.
7) Statt der Form und des Kernes hat man auch Metallplatten, und diese
sind namentlich auch angewendet, wenn die Keile nicht horizontal (wie in Note 6),
sondern vertikal durch ein Rammelwerk eingeschlagen werden, das aus bloßen
Stampfen besteht. Uebrigens bringt man die Quetschmasse auch in Säcke und
Leder. -- Verschiedene neuere Verbesserungen der Oelmühlen, welche bei Karmarsch,
der nur bis a. 1825 reicht, nicht beschrieben sind, finden sich bei Dingler polytechn.
Journal. XXVIII. 280; XXXIII. 64 (von W. Benecke); XXX. 178 (von
Alban); XXXII. 177 (von Cazalis und Cordier); XXXIII. 86 (von Köch-
lin); XLII. 110 (von Maudsley); XLIII. 52 (von Blundell); im neuen
baierischen Kunst- und Gewerbeblatte. Jahrg. 1824. S. 73 (von Arndts),
Jahrg. 1828. S. 476 (von Bienbar), Jahrg. 1829. S. 440 (von Marx);
in L'Industrie Journal. Vol. V. pag. 193 (von Dubrunfaut); Hermbstädt
Bülletin. XIV. 102 (Wuttich's Beschreibung der in Bucharien zu Samarkant
gebräuchlichen Oelpresse).
§. 296.
2) Die Theer-, Pech- und Kienrußschwelerei1).

1) Unter Theer versteht man eine dickflüssige harzige brenz-
liche Oelmasse, welche durch das Ausrösten des Holzes, besonders
des Nadelholzes, und namentlich der Wurzeln des Lezteren gewon-
nen wird2). Diese Operation heißt Theerschwelen, und
geschieht, abgesehen von der in Schweden und Rußland üblichen
Methode, in Gruben zu schwelen, am besten in einem besonderen
Theerofen. Derselbe ist walzenförmig aus Steinen gebaut, hat
oben eine gewölbte Kappe mit Luftlöchern und ist mit einer
Vormauer (einem Mantel) umgeben, welche ein Paar Schür-

geht, und ſich um ein Rad legt, deſſen ſenkrechte Welle nach oben in eine Schrau-
benſpindel endet, die in einer Schraubenmutter hängt. Unter dieſer Spindel liegt
die Preßlade, in deren Aushöhlung das Geſäme, in ein Haartuch eingeſchlagen,
gelegt und mit einer Metallplatte zugedeckt wird. Auf die Metallplatte kommen
noch hölzerne Pfannen zu liegen, auf welche die herabgehende Spindel wirkt, ſobald
die Handkurbel gedreht wird. — Dieſe Preſſe iſt von Francesco de Grandi.
S. Langsdorf Erläuterungen. I. S. 233.
6) Es wird ein viereckiges Holzſtück mit einer cylindriſchen Oeffnung (die
Form) in die Kammer der Preßlade geſchoben, in dieſe cylindriſche Oeffnung ein
metallener auf Wänden und Boden durchlöcherter Napf gelegt, in die Oeffnung des
Napfes die Quetſchmaſſe eingelegt, und oben darauf der Kern geſetzt, d. h. ein
viereckiges Holz, das auf der einen Seite einen cylinderförmigen Vorſprung hat,
der gerade (gleichſam als Stöpſel) in die Oeffnung der Form paßt, und, wenn
ein Druck auf ihn geſchieht, die Quetſchmaſſe preßt. Dieſer Druck geſchieht, indem
man in den noch leeren Theil der länglichen Kammer zwei Keile einſchlägt, welche
in ihrer Mitte ein anderes Holzſtück (das Kreutz) haben. Der eine Keil heißt
Rück- oder Löſekeil, weil er zurückgeſchlagen wird, wenn das Preſſen beendigt
iſt; der andere aber Steck- oder Preßkeil, weil auf ihn der Preßſchlag mit dem
Hammer geſchieht. Um den Schlag zu machen, hat man folgenden einfachen
Mechanismus. Eine Daumwelle drückt mit ihrem Daumen eine vertikale Stange
abwärts, welche mit einer kleinen höher liegenden Walze durch einen im Winkel
abſtehenden Arm ſo verbunden iſt, daß ſie durch ihr Herabgehen dieſe Walze bis zu
einem gewiſſen Grade umdreht. An dem entgegengeſetzten Ende dieſer Walze iſt
aber eine ſenkrechte Stange mit einem Schlägel angebracht, welche, ſo wie ſich jene
dreht, eine mehr horizontale Stellung einnimmt, und mit dem Schlägel auf den
Preßkeil zurückfällt, ſobald der Daumen an der Daumwelle über den Schuh der
erſten Stange hinabgegleitet iſt.
7) Statt der Form und des Kernes hat man auch Metallplatten, und dieſe
ſind namentlich auch angewendet, wenn die Keile nicht horizontal (wie in Note 6),
ſondern vertikal durch ein Rammelwerk eingeſchlagen werden, das aus bloßen
Stampfen beſteht. Uebrigens bringt man die Quetſchmaſſe auch in Säcke und
Leder. — Verſchiedene neuere Verbeſſerungen der Oelmühlen, welche bei Karmarſch,
der nur bis a. 1825 reicht, nicht beſchrieben ſind, finden ſich bei Dingler polytechn.
Journal. XXVIII. 280; XXXIII. 64 (von W. Benecke); XXX. 178 (von
Alban); XXXII. 177 (von Cazalis und Cordier); XXXIII. 86 (von Köch-
lin); XLII. 110 (von Maudsley); XLIII. 52 (von Blundell); im neuen
baieriſchen Kunſt- und Gewerbeblatte. Jahrg. 1824. S. 73 (von Arndts),
Jahrg. 1828. S. 476 (von Bienbar), Jahrg. 1829. S. 440 (von Marx);
in L'Industrie Journal. Vol. V. pag. 193 (von Dubrunfaut); Hermbſtädt
Bülletin. XIV. 102 (Wuttich's Beſchreibung der in Bucharien zu Samarkant
gebräuchlichen Oelpreſſe).
§. 296.
2) Die Theer-, Pech- und Kienrußſchwelerei1).

1) Unter Theer verſteht man eine dickflüſſige harzige brenz-
liche Oelmaſſe, welche durch das Ausröſten des Holzes, beſonders
des Nadelholzes, und namentlich der Wurzeln des Lezteren gewon-
nen wird2). Dieſe Operation heißt Theerſchwelen, und
geſchieht, abgeſehen von der in Schweden und Rußland üblichen
Methode, in Gruben zu ſchwelen, am beſten in einem beſonderen
Theerofen. Derſelbe iſt walzenförmig aus Steinen gebaut, hat
oben eine gewölbte Kappe mit Luftlöchern und iſt mit einer
Vormauer (einem Mantel) umgeben, welche ein Paar Schür-

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[391/0413] ⁵⁾ geht, und ſich um ein Rad legt, deſſen ſenkrechte Welle nach oben in eine Schrau- benſpindel endet, die in einer Schraubenmutter hängt. Unter dieſer Spindel liegt die Preßlade, in deren Aushöhlung das Geſäme, in ein Haartuch eingeſchlagen, gelegt und mit einer Metallplatte zugedeckt wird. Auf die Metallplatte kommen noch hölzerne Pfannen zu liegen, auf welche die herabgehende Spindel wirkt, ſobald die Handkurbel gedreht wird. — Dieſe Preſſe iſt von Francesco de Grandi. S. Langsdorf Erläuterungen. I. S. 233. ⁶⁾ Es wird ein viereckiges Holzſtück mit einer cylindriſchen Oeffnung (die Form) in die Kammer der Preßlade geſchoben, in dieſe cylindriſche Oeffnung ein metallener auf Wänden und Boden durchlöcherter Napf gelegt, in die Oeffnung des Napfes die Quetſchmaſſe eingelegt, und oben darauf der Kern geſetzt, d. h. ein viereckiges Holz, das auf der einen Seite einen cylinderförmigen Vorſprung hat, der gerade (gleichſam als Stöpſel) in die Oeffnung der Form paßt, und, wenn ein Druck auf ihn geſchieht, die Quetſchmaſſe preßt. Dieſer Druck geſchieht, indem man in den noch leeren Theil der länglichen Kammer zwei Keile einſchlägt, welche in ihrer Mitte ein anderes Holzſtück (das Kreutz) haben. Der eine Keil heißt Rück- oder Löſekeil, weil er zurückgeſchlagen wird, wenn das Preſſen beendigt iſt; der andere aber Steck- oder Preßkeil, weil auf ihn der Preßſchlag mit dem Hammer geſchieht. Um den Schlag zu machen, hat man folgenden einfachen Mechanismus. Eine Daumwelle drückt mit ihrem Daumen eine vertikale Stange abwärts, welche mit einer kleinen höher liegenden Walze durch einen im Winkel abſtehenden Arm ſo verbunden iſt, daß ſie durch ihr Herabgehen dieſe Walze bis zu einem gewiſſen Grade umdreht. An dem entgegengeſetzten Ende dieſer Walze iſt aber eine ſenkrechte Stange mit einem Schlägel angebracht, welche, ſo wie ſich jene dreht, eine mehr horizontale Stellung einnimmt, und mit dem Schlägel auf den Preßkeil zurückfällt, ſobald der Daumen an der Daumwelle über den Schuh der erſten Stange hinabgegleitet iſt. ⁷⁾ Statt der Form und des Kernes hat man auch Metallplatten, und dieſe ſind namentlich auch angewendet, wenn die Keile nicht horizontal (wie in Note 6), ſondern vertikal durch ein Rammelwerk eingeſchlagen werden, das aus bloßen Stampfen beſteht. Uebrigens bringt man die Quetſchmaſſe auch in Säcke und Leder. — Verſchiedene neuere Verbeſſerungen der Oelmühlen, welche bei Karmarſch, der nur bis a. 1825 reicht, nicht beſchrieben ſind, finden ſich bei Dingler polytechn. Journal. XXVIII. 280; XXXIII. 64 (von W. Benecke); XXX. 178 (von Alban); XXXII. 177 (von Cazalis und Cordier); XXXIII. 86 (von Köch- lin); XLII. 110 (von Maudsley); XLIII. 52 (von Blundell); im neuen baieriſchen Kunſt- und Gewerbeblatte. Jahrg. 1824. S. 73 (von Arndts), Jahrg. 1828. S. 476 (von Bienbar), Jahrg. 1829. S. 440 (von Marx); in L'Industrie Journal. Vol. V. pag. 193 (von Dubrunfaut); Hermbſtädt Bülletin. XIV. 102 (Wuttich's Beſchreibung der in Bucharien zu Samarkant gebräuchlichen Oelpreſſe). §. 296. 2) Die Theer-, Pech- und Kienrußſchwelerei1). 1) Unter Theer verſteht man eine dickflüſſige harzige brenz- liche Oelmaſſe, welche durch das Ausröſten des Holzes, beſonders des Nadelholzes, und namentlich der Wurzeln des Lezteren gewon- nen wird2). Dieſe Operation heißt Theerſchwelen, und geſchieht, abgeſehen von der in Schweden und Rußland üblichen Methode, in Gruben zu ſchwelen, am beſten in einem beſonderen Theerofen. Derſelbe iſt walzenförmig aus Steinen gebaut, hat oben eine gewölbte Kappe mit Luftlöchern und iſt mit einer Vormauer (einem Mantel) umgeben, welche ein Paar Schür-

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Zitationshilfe: Baumstark, Eduard: Kameralistische Encyclopädie. Heidelberg u. a., 1835, S. 391. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/baumstark_encyclopaedie_1835/413>, abgerufen am 22.11.2024.