Das Oel ist eine flüssige Materie, welche mit Wasser nicht zu vermischen, im Weingeiste unauflöslich, im reinen Zustande ohne starken Geruch und Geschmack, spezifisch leichter als das Wasser und erst bei 600° Fahrenh. zum Sieden zu bringen ist. Von so manchfachem Gebrauche es ist, von so vielerlei Pflanzenstoffen wird es auch künstlich bereitet. Man gewinnt es vorzüglich aus drei oben (§. 170-171. §. 168.) angegebenen Gesämen und Früchten, als da sind die Olive (Frucht des Oelbaumes), die Mandeln, die Bucheln, die Wall- und Haselnüsse, die Lindensaamen, der ge- meine Hartriegel, der Rübenreps, der Kohlreps, der chinesische Oelrettigsaamen, der weiße Senf, der Lein- und Hanfsaamen, der Mohn, die Sonnenblumensaamen, die Kürbiskernen, Salat- saamen, Traubenkernen, Erdmandeln u. s. w. Um gutes Oel zu erhalten, muß man recht reifen, völlig getrockneten, von allem Fremdartigen völlig gereinigten Oelsaamen nehmen, denselben von Schaalen und Hülsen befreien, die nackten Saamen einigemal in siedendem Wasser umrühren und abtrocknen lassen, und erst dann zur Oelbereitung geben, um das Oel möglichst rein von Schleim, Harz u. dgl. Theilen zu befreien. Das Gebäude sammt Einrich- tung, wo das Oel bereitet (geschlagen) wird, heißt Oelmühle1). Die auf jene Weise zubereiteten Gesäme werden in der Oelmühle vor Allem zerdrückt, und dies geschieht entweder durch Stampfen oder durch Quetschen, wonach man auch die Stampf- und Quetsch-Oelmühlen unterscheidet. 1) Stampf-Oelmühlen zerdrücken den Oelsaamen durch Stempel (Stampfen), welche von einer Daumwelle (§. 273. N. 4. d.), deren Umdrehung durch Pferde, Wasser, Wind oder Dampf bewirkt wird, gehoben und wieder fal- len gelassen werden. Die Saamen liegen in einzelnen, den Stem- peln entsprechenden, Löchern (Grubenlöchern), welche in einen Eichenklotz oder -Stamm (Grubenstock) eingehauen sind, und eben so viel sein müssen, als Stempel vorhanden sind, wenn es eine holländische Stampfmühle geben soll, während eine solche, worin in jedes Grubenloch zwei Stempel fallen, eine deutsche ge- nannt wird. Leztere Art ist vorzuziehen und man nennt sie nach der Anzahl der Stempelpaare ein-, zwei- und mehrpaarig, dagegen aber ein-, zwei- bis vierhübig, wenn die Welle einen bis vier Daumen hat. 2) Quetschmühlen gibt es von verschie- dener Art, nämlich Kegel-, Walz-, Läufer- und Roll-
II. Verarbeitung ölhaltiger Stoffe.
§. 295. 1) Das Oehlmühlenweſen.
Das Oel iſt eine flüſſige Materie, welche mit Waſſer nicht zu vermiſchen, im Weingeiſte unauflöslich, im reinen Zuſtande ohne ſtarken Geruch und Geſchmack, ſpezifiſch leichter als das Waſſer und erſt bei 600° Fahrenh. zum Sieden zu bringen iſt. Von ſo manchfachem Gebrauche es iſt, von ſo vielerlei Pflanzenſtoffen wird es auch künſtlich bereitet. Man gewinnt es vorzüglich aus drei oben (§. 170–171. §. 168.) angegebenen Geſämen und Früchten, als da ſind die Olive (Frucht des Oelbaumes), die Mandeln, die Bucheln, die Wall- und Haſelnüſſe, die Lindenſaamen, der ge- meine Hartriegel, der Rübenreps, der Kohlreps, der chineſiſche Oelrettigſaamen, der weiße Senf, der Lein- und Hanfſaamen, der Mohn, die Sonnenblumenſaamen, die Kürbiskernen, Salat- ſaamen, Traubenkernen, Erdmandeln u. ſ. w. Um gutes Oel zu erhalten, muß man recht reifen, völlig getrockneten, von allem Fremdartigen völlig gereinigten Oelſaamen nehmen, denſelben von Schaalen und Hülſen befreien, die nackten Saamen einigemal in ſiedendem Waſſer umrühren und abtrocknen laſſen, und erſt dann zur Oelbereitung geben, um das Oel möglichſt rein von Schleim, Harz u. dgl. Theilen zu befreien. Das Gebäude ſammt Einrich- tung, wo das Oel bereitet (geſchlagen) wird, heißt Oelmühle1). Die auf jene Weiſe zubereiteten Geſäme werden in der Oelmühle vor Allem zerdrückt, und dies geſchieht entweder durch Stampfen oder durch Quetſchen, wonach man auch die Stampf- und Quetſch-Oelmühlen unterſcheidet. 1) Stampf-Oelmühlen zerdrücken den Oelſaamen durch Stempel (Stampfen), welche von einer Daumwelle (§. 273. N. 4. d.), deren Umdrehung durch Pferde, Waſſer, Wind oder Dampf bewirkt wird, gehoben und wieder fal- len gelaſſen werden. Die Saamen liegen in einzelnen, den Stem- peln entſprechenden, Löchern (Grubenlöchern), welche in einen Eichenklotz oder -Stamm (Grubenſtock) eingehauen ſind, und eben ſo viel ſein müſſen, als Stempel vorhanden ſind, wenn es eine holländiſche Stampfmühle geben ſoll, während eine ſolche, worin in jedes Grubenloch zwei Stempel fallen, eine deutſche ge- nannt wird. Leztere Art iſt vorzuziehen und man nennt ſie nach der Anzahl der Stempelpaare ein-, zwei- und mehrpaarig, dagegen aber ein-, zwei- bis vierhübig, wenn die Welle einen bis vier Daumen hat. 2) Quetſchmühlen gibt es von verſchie- dener Art, nämlich Kegel-, Walz-, Läufer- und Roll-
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II. Verarbeitung ölhaltiger Stoffe.
§. 295.
1) Das Oehlmühlenweſen.
Das Oel iſt eine flüſſige Materie, welche mit Waſſer nicht
zu vermiſchen, im Weingeiſte unauflöslich, im reinen Zuſtande ohne
ſtarken Geruch und Geſchmack, ſpezifiſch leichter als das Waſſer
und erſt bei 600° Fahrenh. zum Sieden zu bringen iſt. Von ſo
manchfachem Gebrauche es iſt, von ſo vielerlei Pflanzenſtoffen wird
es auch künſtlich bereitet. Man gewinnt es vorzüglich aus drei
oben (§. 170–171. §. 168.) angegebenen Geſämen und Früchten,
als da ſind die Olive (Frucht des Oelbaumes), die Mandeln, die
Bucheln, die Wall- und Haſelnüſſe, die Lindenſaamen, der ge-
meine Hartriegel, der Rübenreps, der Kohlreps, der chineſiſche
Oelrettigſaamen, der weiße Senf, der Lein- und Hanfſaamen,
der Mohn, die Sonnenblumenſaamen, die Kürbiskernen, Salat-
ſaamen, Traubenkernen, Erdmandeln u. ſ. w. Um gutes Oel zu
erhalten, muß man recht reifen, völlig getrockneten, von allem
Fremdartigen völlig gereinigten Oelſaamen nehmen, denſelben von
Schaalen und Hülſen befreien, die nackten Saamen einigemal in
ſiedendem Waſſer umrühren und abtrocknen laſſen, und erſt dann
zur Oelbereitung geben, um das Oel möglichſt rein von Schleim,
Harz u. dgl. Theilen zu befreien. Das Gebäude ſammt Einrich-
tung, wo das Oel bereitet (geſchlagen) wird, heißt Oelmühle1).
Die auf jene Weiſe zubereiteten Geſäme werden in der Oelmühle
vor Allem zerdrückt, und dies geſchieht entweder durch Stampfen
oder durch Quetſchen, wonach man auch die Stampf- und
Quetſch-Oelmühlen unterſcheidet. 1) Stampf-Oelmühlen
zerdrücken den Oelſaamen durch Stempel (Stampfen), welche von
einer Daumwelle (§. 273. N. 4. d.), deren Umdrehung durch Pferde,
Waſſer, Wind oder Dampf bewirkt wird, gehoben und wieder fal-
len gelaſſen werden. Die Saamen liegen in einzelnen, den Stem-
peln entſprechenden, Löchern (Grubenlöchern), welche in einen
Eichenklotz oder -Stamm (Grubenſtock) eingehauen ſind, und
eben ſo viel ſein müſſen, als Stempel vorhanden ſind, wenn es
eine holländiſche Stampfmühle geben ſoll, während eine ſolche,
worin in jedes Grubenloch zwei Stempel fallen, eine deutſche ge-
nannt wird. Leztere Art iſt vorzuziehen und man nennt ſie nach
der Anzahl der Stempelpaare ein-, zwei- und mehrpaarig,
dagegen aber ein-, zwei- bis vierhübig, wenn die Welle einen
bis vier Daumen hat. 2) Quetſchmühlen gibt es von verſchie-
dener Art, nämlich Kegel-, Walz-, Läufer- und Roll-
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Baumstark, Eduard: Kameralistische Encyclopädie. Heidelberg u. a., 1835, S. 388. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/baumstark_encyclopaedie_1835/410>, abgerufen am 22.11.2024.
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