Das Messing wird aus Zink und Kupfer bereitet. Der Zink kommt nämlich in der Natur entweder in Verbindung mit Sauer- stoff, als Galmey und Zinkspath, oder metallisch geschwefelt, als Blende, vor. Der Beisatz von Zink zu Kupfer macht das Leztere gelb, geschmeidig und vom Sauerstoffe der Luft weniger affizirbar1). Eine Metallcomposition dieser Art ist das bekannte Messing, des- sen Verfertigung der Gegenstand sehr bedeutender Gewerke ist2). Man reinigt nämlich den Galmey auf mechanischem Wege (Hand- scheiden, Pochen, Verwaschen, §. 280.) von allem Fremdartigen, und bringt ihn dann, um das in ihm enthaltene Wasser und die Kohlensäure aus demselben zu entfernen, in einen Röstofen, glüht ihn und macht ihn unzusammenhängend. Er verliert an Gewicht dadurch 10-12% und sein Volumen steigt dagegen um 33%. Hierauf pocht oder mahlt man ihn fein und läßt ihn durch das Sieb gehen. Je reiner das Kupfer ist, desto besser wird das Messing, man nimmt daher vom reinsten Garkupfer und zerkleinert dasselbe, entweder indem man die Kupferscheiben mit Scheer- maschinen verschneidet, oder aber indem man dasselbe in Tiegeln schmilzt und granulirt, d. h. körnt. Die Kohle, welche zur Ver- wandlung des Kupfers in Messing und zur Desoxydirung des Zink- kalkes nöthig ist, wird ebenfalls gepocht oder gemahlen und gesiebt. Diese drei Ingredienzien bringt man in thonenen Tiegeln in einen Windofen3); nachdem man die Kohle angefeuchtet und mit dem Galmey vermengt hat, füllt man mit diesem Gemenge und Kupfer schichtenweise die Tiegel auf und gibt obenauf noch eine Decke von Kohle4). Die Tiegel müssen gleichviel gleiches Material und gleiche Größe haben. Man stellt in der Regel sechs gefüllte und in der Mitte derselben einen leeren in einen Kreis um den Rost. Dann füllt man den Ofen mit Kohlen, so daß die Tiegel 3-4 Zolle hoch bedeckt sind, wirft glühende Kohlen darauf, wartet bis die Kohlen entzündet sind, füllt hierauf den Ofen ganz mit Kohlen aus und schließt die obere Oeffnung desselben. So bleibt der Ofen, bis das Abgebranntsein der Kohlen einen neuen Zuschub an Lez- teren nöthig macht, wobei oben wieder geöffnet werden muß. Ist auch diese zweite Zulage abgebrannt, dann ist auch das Messing gebildet, und seine fernere Behandlung hängt davon ab, ob dasselbe Guß- oder Stückmessing geben soll. Im ersten Falle hebt man
III. Die Metallverarbeitung.
§. 288. 1) Die Meſſingbereitung.
Das Meſſing wird aus Zink und Kupfer bereitet. Der Zink kommt nämlich in der Natur entweder in Verbindung mit Sauer- ſtoff, als Galmey und Zinkſpath, oder metalliſch geſchwefelt, als Blende, vor. Der Beiſatz von Zink zu Kupfer macht das Leztere gelb, geſchmeidig und vom Sauerſtoffe der Luft weniger affizirbar1). Eine Metallcompoſition dieſer Art iſt das bekannte Meſſing, deſ- ſen Verfertigung der Gegenſtand ſehr bedeutender Gewerke iſt2). Man reinigt nämlich den Galmey auf mechaniſchem Wege (Hand- ſcheiden, Pochen, Verwaſchen, §. 280.) von allem Fremdartigen, und bringt ihn dann, um das in ihm enthaltene Waſſer und die Kohlenſäure aus demſelben zu entfernen, in einen Röſtofen, glüht ihn und macht ihn unzuſammenhängend. Er verliert an Gewicht dadurch 10–12% und ſein Volumen ſteigt dagegen um 33%. Hierauf pocht oder mahlt man ihn fein und läßt ihn durch das Sieb gehen. Je reiner das Kupfer iſt, deſto beſſer wird das Meſſing, man nimmt daher vom reinſten Garkupfer und zerkleinert daſſelbe, entweder indem man die Kupferſcheiben mit Scheer- maſchinen verſchneidet, oder aber indem man daſſelbe in Tiegeln ſchmilzt und granulirt, d. h. körnt. Die Kohle, welche zur Ver- wandlung des Kupfers in Meſſing und zur Desoxydirung des Zink- kalkes nöthig iſt, wird ebenfalls gepocht oder gemahlen und geſiebt. Dieſe drei Ingredienzien bringt man in thonenen Tiegeln in einen Windofen3); nachdem man die Kohle angefeuchtet und mit dem Galmey vermengt hat, füllt man mit dieſem Gemenge und Kupfer ſchichtenweiſe die Tiegel auf und gibt obenauf noch eine Decke von Kohle4). Die Tiegel müſſen gleichviel gleiches Material und gleiche Größe haben. Man ſtellt in der Regel ſechs gefüllte und in der Mitte derſelben einen leeren in einen Kreis um den Roſt. Dann füllt man den Ofen mit Kohlen, ſo daß die Tiegel 3–4 Zolle hoch bedeckt ſind, wirft glühende Kohlen darauf, wartet bis die Kohlen entzündet ſind, füllt hierauf den Ofen ganz mit Kohlen aus und ſchließt die obere Oeffnung deſſelben. So bleibt der Ofen, bis das Abgebranntſein der Kohlen einen neuen Zuſchub an Lez- teren nöthig macht, wobei oben wieder geöffnet werden muß. Iſt auch dieſe zweite Zulage abgebrannt, dann iſt auch das Meſſing gebildet, und ſeine fernere Behandlung hängt davon ab, ob daſſelbe Guß- oder Stückmeſſing geben ſoll. Im erſten Falle hebt man
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III. Die Metallverarbeitung.
§. 288.
1) Die Meſſingbereitung.
Das Meſſing wird aus Zink und Kupfer bereitet. Der Zink
kommt nämlich in der Natur entweder in Verbindung mit Sauer-
ſtoff, als Galmey und Zinkſpath, oder metalliſch geſchwefelt, als
Blende, vor. Der Beiſatz von Zink zu Kupfer macht das Leztere
gelb, geſchmeidig und vom Sauerſtoffe der Luft weniger affizirbar1).
Eine Metallcompoſition dieſer Art iſt das bekannte Meſſing, deſ-
ſen Verfertigung der Gegenſtand ſehr bedeutender Gewerke iſt2).
Man reinigt nämlich den Galmey auf mechaniſchem Wege (Hand-
ſcheiden, Pochen, Verwaſchen, §. 280.) von allem Fremdartigen,
und bringt ihn dann, um das in ihm enthaltene Waſſer und die
Kohlenſäure aus demſelben zu entfernen, in einen Röſtofen, glüht
ihn und macht ihn unzuſammenhängend. Er verliert an Gewicht
dadurch 10–12% und ſein Volumen ſteigt dagegen um 33%.
Hierauf pocht oder mahlt man ihn fein und läßt ihn durch das
Sieb gehen. Je reiner das Kupfer iſt, deſto beſſer wird das
Meſſing, man nimmt daher vom reinſten Garkupfer und zerkleinert
daſſelbe, entweder indem man die Kupferſcheiben mit Scheer-
maſchinen verſchneidet, oder aber indem man daſſelbe in Tiegeln
ſchmilzt und granulirt, d. h. körnt. Die Kohle, welche zur Ver-
wandlung des Kupfers in Meſſing und zur Desoxydirung des Zink-
kalkes nöthig iſt, wird ebenfalls gepocht oder gemahlen und geſiebt.
Dieſe drei Ingredienzien bringt man in thonenen Tiegeln in einen
Windofen3); nachdem man die Kohle angefeuchtet und mit dem
Galmey vermengt hat, füllt man mit dieſem Gemenge und Kupfer
ſchichtenweiſe die Tiegel auf und gibt obenauf noch eine Decke
von Kohle4). Die Tiegel müſſen gleichviel gleiches Material und
gleiche Größe haben. Man ſtellt in der Regel ſechs gefüllte und
in der Mitte derſelben einen leeren in einen Kreis um den Roſt.
Dann füllt man den Ofen mit Kohlen, ſo daß die Tiegel 3–4
Zolle hoch bedeckt ſind, wirft glühende Kohlen darauf, wartet bis
die Kohlen entzündet ſind, füllt hierauf den Ofen ganz mit Kohlen
aus und ſchließt die obere Oeffnung deſſelben. So bleibt der Ofen,
bis das Abgebranntſein der Kohlen einen neuen Zuſchub an Lez-
teren nöthig macht, wobei oben wieder geöffnet werden muß. Iſt
auch dieſe zweite Zulage abgebrannt, dann iſt auch das Meſſing
gebildet, und ſeine fernere Behandlung hängt davon ab, ob daſſelbe
Guß- oder Stückmeſſing geben ſoll. Im erſten Falle hebt man
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Baumstark, Eduard: Kameralistische Encyclopädie. Heidelberg u. a., 1835, S. 368. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/baumstark_encyclopaedie_1835/390>, abgerufen am 22.11.2024.
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