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Baumstark, Eduard: Kameralistische Encyclopädie. Heidelberg u. a., 1835.

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schluckt, ohne naß zu werden, von aufgetröpfeltem Wasser 0,309,
und es entwickelt sich dabei viel Wärme; mit mehr Wasser gibt er
den gelöschten Kalk; in diesem Zustande verliert er verhärtend
das Wasser bald wieder. Er kommt vor als kohlensaurer Kalk
(Kalk+Kohlensäure+Krystallisationswasser) und als schwe-
felsaurer Kalk, Gips genannt (Kalk+Schwefelsäure+
Krystallisationswasser). Jener, gewöhnlich Kalk genannt, ist im
Feuer nicht schmelzbar, aber dieser, der dagegen nur wenig im
Boden vorkommt. Jener braust beim Begießen mit Säure auf,
denn es entweicht die Kohlensäure in Bläschen. Aus ihm entsteht
die Kalkerde, wenn sich durch Erhitzung das Krystallisationswasser
verflüchtigt hat und die Kohlensäure entwichen ist; die Kalkerde
hält nach Schübler 85, noch Burger 97-127% Wasser, ver-
dünstet es aber schneller als die Thonerde, jedoch langsamer als der
Thon, nämlich dieser 313, jene 280 von 1000 Theilen Wasser in
derselben Zeit; dabei vermindert sich ihr Volumen um 0,05 nach
Burger; zieht in 48 Stunden 0,035 Feuchtigkeit aus der Luft an,
und verbindet sich mit 0,108 Sauerstoff, während der Thon 0,153
absorbirt; ihre Wärme haltende Kraft ist = 0,618 nach Schübler.

d) Die Bittererde oder Talkerde; sie nimmt nach Burger
im trockenen, von Kohlensäure befreiten Zustande 380-400%
Wasser auf, verflüchtigt im Trocknen dasselbe bis auf 40%, die
aber bei 40° Wärme sich noch nicht verflüchtigen; ihr Zusammen-
hang ist gering, aber sie bildet auch mit Wasser keinen zähen
Teig; sie kommt im Boden nur als kohlensaure Bittererde vor
(Bittererde + Kohlensäure + Wasser); ihre Wasser haltende
Kraft ist nach Schübler = 456, nach Burger = 546; ihre
Cohäsionskraft ist nach Schübler = 0,118, jene der kohlensauren
Kalkerde = 0,050, was jedoch Burger für unrichtig erklärt; sie
verdünstet von 1000 Theilen 313 Theile Wasser, und verliert da-
bei 0,154 ihres Volumens; sie zieht in 48 Stunden 0,110 Feuch-
tigkeit aus der Luft an, und absorbirt nach Schübler in 30 Tagen
17% Sauerstoffgas aus der Luft; ihre Wärme haltende Kraft ist
0,380 nach Schübler.

§. 136.
Fortsetzung.

2) Metalle, d. h. einfache unzerlegliche, eigenthümlich glän-
zende, verschiedenfarbige, dehnbare und eigenschwere Körper. Von
ihnen kommt in der Ackerkrume nur das Eisen allgemeinhin vor,
und zwar a) als Eisenoxyd (Eisenkalk, Ocher), d. h. als ein
erdartiger pomeranzengelber, brauner oder schwarzer, geruch- und

ſchluckt, ohne naß zu werden, von aufgetröpfeltem Waſſer 0,309,
und es entwickelt ſich dabei viel Wärme; mit mehr Waſſer gibt er
den gelöſchten Kalk; in dieſem Zuſtande verliert er verhärtend
das Waſſer bald wieder. Er kommt vor als kohlenſaurer Kalk
(Kalk+Kohlenſäure+Kryſtalliſationswaſſer) und als ſchwe-
felſaurer Kalk, Gips genannt (Kalk+Schwefelſäure+
Kryſtalliſationswaſſer). Jener, gewöhnlich Kalk genannt, iſt im
Feuer nicht ſchmelzbar, aber dieſer, der dagegen nur wenig im
Boden vorkommt. Jener braust beim Begießen mit Säure auf,
denn es entweicht die Kohlenſäure in Bläschen. Aus ihm entſteht
die Kalkerde, wenn ſich durch Erhitzung das Kryſtalliſationswaſſer
verflüchtigt hat und die Kohlenſäure entwichen iſt; die Kalkerde
hält nach Schübler 85, noch Burger 97–127% Waſſer, ver-
dünſtet es aber ſchneller als die Thonerde, jedoch langſamer als der
Thon, nämlich dieſer 313, jene 280 von 1000 Theilen Waſſer in
derſelben Zeit; dabei vermindert ſich ihr Volumen um 0,05 nach
Burger; zieht in 48 Stunden 0,035 Feuchtigkeit aus der Luft an,
und verbindet ſich mit 0,108 Sauerſtoff, während der Thon 0,153
abſorbirt; ihre Wärme haltende Kraft iſt = 0,618 nach Schübler.

d) Die Bittererde oder Talkerde; ſie nimmt nach Burger
im trockenen, von Kohlenſäure befreiten Zuſtande 380–400%
Waſſer auf, verflüchtigt im Trocknen daſſelbe bis auf 40%, die
aber bei 40° Wärme ſich noch nicht verflüchtigen; ihr Zuſammen-
hang iſt gering, aber ſie bildet auch mit Waſſer keinen zähen
Teig; ſie kommt im Boden nur als kohlenſaure Bittererde vor
(Bittererde + Kohlenſäure + Waſſer); ihre Waſſer haltende
Kraft iſt nach Schübler = 456, nach Burger = 546; ihre
Cohäſionskraft iſt nach Schübler = 0,118, jene der kohlenſauren
Kalkerde = 0,050, was jedoch Burger für unrichtig erklärt; ſie
verdünſtet von 1000 Theilen 313 Theile Waſſer, und verliert da-
bei 0,154 ihres Volumens; ſie zieht in 48 Stunden 0,110 Feuch-
tigkeit aus der Luft an, und abſorbirt nach Schübler in 30 Tagen
17% Sauerſtoffgas aus der Luft; ihre Wärme haltende Kraft iſt
0,380 nach Schübler.

§. 136.
Fortſetzung.

2) Metalle, d. h. einfache unzerlegliche, eigenthümlich glän-
zende, verſchiedenfarbige, dehnbare und eigenſchwere Körper. Von
ihnen kommt in der Ackerkrume nur das Eiſen allgemeinhin vor,
und zwar a) als Eiſenoxyd (Eiſenkalk, Ocher), d. h. als ein
erdartiger pomeranzengelber, brauner oder ſchwarzer, geruch- und

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[166/0188] ſchluckt, ohne naß zu werden, von aufgetröpfeltem Waſſer 0,309, und es entwickelt ſich dabei viel Wärme; mit mehr Waſſer gibt er den gelöſchten Kalk; in dieſem Zuſtande verliert er verhärtend das Waſſer bald wieder. Er kommt vor als kohlenſaurer Kalk (Kalk+Kohlenſäure+Kryſtalliſationswaſſer) und als ſchwe- felſaurer Kalk, Gips genannt (Kalk+Schwefelſäure+ Kryſtalliſationswaſſer). Jener, gewöhnlich Kalk genannt, iſt im Feuer nicht ſchmelzbar, aber dieſer, der dagegen nur wenig im Boden vorkommt. Jener braust beim Begießen mit Säure auf, denn es entweicht die Kohlenſäure in Bläschen. Aus ihm entſteht die Kalkerde, wenn ſich durch Erhitzung das Kryſtalliſationswaſſer verflüchtigt hat und die Kohlenſäure entwichen iſt; die Kalkerde hält nach Schübler 85, noch Burger 97–127% Waſſer, ver- dünſtet es aber ſchneller als die Thonerde, jedoch langſamer als der Thon, nämlich dieſer 313, jene 280 von 1000 Theilen Waſſer in derſelben Zeit; dabei vermindert ſich ihr Volumen um 0,05 nach Burger; zieht in 48 Stunden 0,035 Feuchtigkeit aus der Luft an, und verbindet ſich mit 0,108 Sauerſtoff, während der Thon 0,153 abſorbirt; ihre Wärme haltende Kraft iſt = 0,618 nach Schübler. d) Die Bittererde oder Talkerde; ſie nimmt nach Burger im trockenen, von Kohlenſäure befreiten Zuſtande 380–400% Waſſer auf, verflüchtigt im Trocknen daſſelbe bis auf 40%, die aber bei 40° Wärme ſich noch nicht verflüchtigen; ihr Zuſammen- hang iſt gering, aber ſie bildet auch mit Waſſer keinen zähen Teig; ſie kommt im Boden nur als kohlenſaure Bittererde vor (Bittererde + Kohlenſäure + Waſſer); ihre Waſſer haltende Kraft iſt nach Schübler = 456, nach Burger = 546; ihre Cohäſionskraft iſt nach Schübler = 0,118, jene der kohlenſauren Kalkerde = 0,050, was jedoch Burger für unrichtig erklärt; ſie verdünſtet von 1000 Theilen 313 Theile Waſſer, und verliert da- bei 0,154 ihres Volumens; ſie zieht in 48 Stunden 0,110 Feuch- tigkeit aus der Luft an, und abſorbirt nach Schübler in 30 Tagen 17% Sauerſtoffgas aus der Luft; ihre Wärme haltende Kraft iſt 0,380 nach Schübler. §. 136. Fortſetzung. 2) Metalle, d. h. einfache unzerlegliche, eigenthümlich glän- zende, verſchiedenfarbige, dehnbare und eigenſchwere Körper. Von ihnen kommt in der Ackerkrume nur das Eiſen allgemeinhin vor, und zwar a) als Eiſenoxyd (Eiſenkalk, Ocher), d. h. als ein erdartiger pomeranzengelber, brauner oder ſchwarzer, geruch- und

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Zitationshilfe: Baumstark, Eduard: Kameralistische Encyclopädie. Heidelberg u. a., 1835, S. 166. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/baumstark_encyclopaedie_1835/188>, abgerufen am 23.11.2024.