Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Baumstark, Eduard: Kameralistische Encyclopädie. Heidelberg u. a., 1835.

Bild:
<< vorherige Seite

der durch eine längs des Bohrgestänges zu Tage gehende Schnur
oder einen solchen Draht aufgezogen wird; l) den Schmand-
löffel, d. h. einen zum Reinigen des Bohrloches eingerichteten,
3-31/2 Fuß hohen Becher aus Blech, an dessen Ende sich eine
ungefähr 13/4 Zoll weite Oeffnung befindet, die von einem messin-
genen leicht beweglichen Fallthürchen gedeckt wird und mit einem
Gewichte zu beschweren ist; m) die Zangenstücke (Fangstücke
oder Sucher), d. h. mehr oder weniger zangenartige und compli-
zirte Endstücke zum Herausziehen stecken gebliebener Bohrstücke.

1) v. Gries, Beschreibung des Berg- und Erdbohrers. Wien 1770. de Vil-
lefosse,
de la richesse minerale,
bearbeitet von Hartmann. II. 114. Selb-
mann. Vom Erd- und Bergbohrer. Leipzig 1823. vrgl. mit Blume Untersuchungen
S. 39-80. Brard Grundriß. S. 52 folg. Karsten Archiv. VIII. S. 91.
Karsten, Archiv für Mineralogie, Geognosie, Bergbau und Hüttenkunde. I. S. 400.
2) Die Befestigung ist sehr wichtig, weil sich beim Fallen und Drehen des
Erdbohrers entweder Gestänge losreißen oder aufschrauben und im Bohrloche stecken
bleiben könnte.
§. 93.
Das Bohrgeschäft und seine Vorrichtungen.

Das Bohren selbst im eigentlichen Sinne dieses Wortes findet
nur im Alluvium und Diluvium Statt. Sobald man auf hartes
Gestein stößt, besteht die Manipulation des Bohrgeschäftes im
Herumdrehen, Heraufziehen und Fallenlassen des Bohrers. Die
Endstücke desselben wechseln mit der Härte des Gesteines und der
nöthigen Arbeit. Die ganze Operation muß aber mit genauer
Auf- und Vorsicht geschehen. Die heraufgezogenen Schichtarten
müssen geordnet und untersucht, und das Bohrgeschäft protokollisch
aufgezeichnet werden. Unachtsamkeit, Verzögerungen, Langsamkeit
u. dgl. bringen in den Bohrversuchen oft solchen Schaden, daß sie
nicht allein ihren Zweck nicht erreichen, sondern auch die Bohrinstru-
mente stecken bleiben und die Gebirge verlassen werden müssen1).
Zur bequemen Vollführung des Bohrgeschäftes sind mancherlei
Vorrichtungen nöthig. Man rechnet hierher:

1) Den Bohrstand, d. h. ein Gerüste über der Erde, auf
dem die Bohrarbeiter stehen und arbeiten. Statt dessen gräbt man
auch oft.

2) eine pyramidische, 18 Fuß tiefe, Grube, die sich
nach unten verengt, oben an jeder Seite 18 Fuß weit ist und
an ihren Seiten mit Brettern bekleidet wird, welche durch immer
enger werdende Vierlinge gehalten werden, wovon der unterste
8 Fuß weit ist2). Oft aber ist

3) das bloße Ebenen des Bohrgrundes zum ganzen Geschäfte
schon hinreichend.


der durch eine längs des Bohrgeſtänges zu Tage gehende Schnur
oder einen ſolchen Draht aufgezogen wird; l) den Schmand-
löffel, d. h. einen zum Reinigen des Bohrloches eingerichteten,
3–3½ Fuß hohen Becher aus Blech, an deſſen Ende ſich eine
ungefähr 1¾ Zoll weite Oeffnung befindet, die von einem meſſin-
genen leicht beweglichen Fallthürchen gedeckt wird und mit einem
Gewichte zu beſchweren iſt; m) die Zangenſtücke (Fangſtücke
oder Sucher), d. h. mehr oder weniger zangenartige und compli-
zirte Endſtücke zum Herausziehen ſtecken gebliebener Bohrſtücke.

1) v. Gries, Beſchreibung des Berg- und Erdbohrers. Wien 1770. de Vil-
lefosse,
de la richesse minérale,
bearbeitet von Hartmann. II. 114. Selb-
mann. Vom Erd- und Bergbohrer. Leipzig 1823. vrgl. mit Blume Unterſuchungen
S. 39–80. Brard Grundriß. S. 52 folg. Karſten Archiv. VIII. S. 91.
Karſten, Archiv für Mineralogie, Geognoſie, Bergbau und Hüttenkunde. I. S. 400.
2) Die Befeſtigung iſt ſehr wichtig, weil ſich beim Fallen und Drehen des
Erdbohrers entweder Geſtänge losreißen oder aufſchrauben und im Bohrloche ſtecken
bleiben könnte.
§. 93.
Das Bohrgeſchäft und ſeine Vorrichtungen.

Das Bohren ſelbſt im eigentlichen Sinne dieſes Wortes findet
nur im Alluvium und Diluvium Statt. Sobald man auf hartes
Geſtein ſtößt, beſteht die Manipulation des Bohrgeſchäftes im
Herumdrehen, Heraufziehen und Fallenlaſſen des Bohrers. Die
Endſtücke deſſelben wechſeln mit der Härte des Geſteines und der
nöthigen Arbeit. Die ganze Operation muß aber mit genauer
Auf- und Vorſicht geſchehen. Die heraufgezogenen Schichtarten
müſſen geordnet und unterſucht, und das Bohrgeſchäft protokolliſch
aufgezeichnet werden. Unachtſamkeit, Verzögerungen, Langſamkeit
u. dgl. bringen in den Bohrverſuchen oft ſolchen Schaden, daß ſie
nicht allein ihren Zweck nicht erreichen, ſondern auch die Bohrinſtru-
mente ſtecken bleiben und die Gebirge verlaſſen werden müſſen1).
Zur bequemen Vollführung des Bohrgeſchäftes ſind mancherlei
Vorrichtungen nöthig. Man rechnet hierher:

1) Den Bohrſtand, d. h. ein Gerüſte über der Erde, auf
dem die Bohrarbeiter ſtehen und arbeiten. Statt deſſen gräbt man
auch oft.

2) eine pyramidiſche, 18 Fuß tiefe, Grube, die ſich
nach unten verengt, oben an jeder Seite 18 Fuß weit iſt und
an ihren Seiten mit Brettern bekleidet wird, welche durch immer
enger werdende Vierlinge gehalten werden, wovon der unterſte
8 Fuß weit iſt2). Oft aber iſt

3) das bloße Ebenen des Bohrgrundes zum ganzen Geſchäfte
ſchon hinreichend.


<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <div n="4">
              <div n="5">
                <div n="6">
                  <div n="7">
                    <div n="8">
                      <div n="9">
                        <p><pb facs="#f0140" n="118"/>
der durch eine längs des Bohrge&#x017F;tänges zu Tage gehende Schnur<lb/>
oder einen &#x017F;olchen Draht aufgezogen wird; <hi rendition="#aq">l)</hi> den <hi rendition="#g">Schmand</hi>-<lb/><hi rendition="#g">löffel</hi>, d. h. einen zum Reinigen des Bohrloches eingerichteten,<lb/>
3&#x2013;3½ Fuß hohen Becher aus Blech, an de&#x017F;&#x017F;en Ende &#x017F;ich eine<lb/>
ungefähr 1¾ Zoll weite Oeffnung befindet, die von einem me&#x017F;&#x017F;in-<lb/>
genen leicht beweglichen Fallthürchen gedeckt wird und mit einem<lb/>
Gewichte zu be&#x017F;chweren i&#x017F;t; <hi rendition="#aq">m)</hi> die <hi rendition="#g">Zangen&#x017F;tücke</hi> (Fang&#x017F;tücke<lb/>
oder Sucher), d. h. mehr oder weniger zangenartige und compli-<lb/>
zirte End&#x017F;tücke zum Herausziehen &#x017F;tecken gebliebener Bohr&#x017F;tücke.</p><lb/>
                        <note place="end" n="1)">v. <hi rendition="#g">Gries</hi>, Be&#x017F;chreibung des Berg- und Erdbohrers. Wien 1770. <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">de Vil-<lb/>
lefosse,</hi> de la richesse minérale,</hi> bearbeitet von <hi rendition="#g">Hartmann</hi>. II. 114. <hi rendition="#g">Selb</hi>-<lb/><hi rendition="#g">mann</hi>. Vom Erd- und Bergbohrer. Leipzig 1823. vrgl. mit <hi rendition="#g">Blume</hi> Unter&#x017F;uchungen<lb/>
S. 39&#x2013;80. <hi rendition="#g">Brard</hi> Grundriß. S. 52 folg. <hi rendition="#g">Kar&#x017F;ten</hi> Archiv. VIII. S. 91.<lb/><hi rendition="#g">Kar&#x017F;ten</hi>, Archiv für Mineralogie, Geogno&#x017F;ie, Bergbau und Hüttenkunde. I. S. 400.</note><lb/>
                        <note place="end" n="2)">Die Befe&#x017F;tigung i&#x017F;t &#x017F;ehr wichtig, weil &#x017F;ich beim Fallen und Drehen des<lb/>
Erdbohrers entweder Ge&#x017F;tänge losreißen oder auf&#x017F;chrauben und im Bohrloche &#x017F;tecken<lb/>
bleiben könnte.</note>
                      </div><lb/>
                      <div n="9">
                        <head> <hi rendition="#c">§. 93.<lb/><hi rendition="#g">Das Bohrge&#x017F;chäft und &#x017F;eine Vorrichtungen</hi>.</hi> </head><lb/>
                        <p>Das Bohren &#x017F;elb&#x017F;t im eigentlichen Sinne die&#x017F;es Wortes findet<lb/>
nur im Alluvium und Diluvium Statt. Sobald man auf hartes<lb/>
Ge&#x017F;tein &#x017F;tößt, be&#x017F;teht die Manipulation des Bohrge&#x017F;chäftes im<lb/>
Herumdrehen, Heraufziehen und Fallenla&#x017F;&#x017F;en des Bohrers. Die<lb/>
End&#x017F;tücke de&#x017F;&#x017F;elben wech&#x017F;eln mit der Härte des Ge&#x017F;teines und der<lb/>
nöthigen Arbeit. Die ganze Operation muß aber mit genauer<lb/>
Auf- und Vor&#x017F;icht ge&#x017F;chehen. Die heraufgezogenen Schichtarten<lb/>&#x017F;&#x017F;en geordnet und unter&#x017F;ucht, und das Bohrge&#x017F;chäft protokolli&#x017F;ch<lb/>
aufgezeichnet werden. Unacht&#x017F;amkeit, Verzögerungen, Lang&#x017F;amkeit<lb/>
u. dgl. bringen in den Bohrver&#x017F;uchen oft &#x017F;olchen Schaden, daß &#x017F;ie<lb/>
nicht allein ihren Zweck nicht erreichen, &#x017F;ondern auch die Bohrin&#x017F;tru-<lb/>
mente &#x017F;tecken bleiben und die Gebirge verla&#x017F;&#x017F;en werden mü&#x017F;&#x017F;en<hi rendition="#sup">1</hi>).<lb/>
Zur bequemen Vollführung des Bohrge&#x017F;chäftes &#x017F;ind mancherlei<lb/>
Vorrichtungen nöthig. Man rechnet hierher:</p><lb/>
                        <p>1) Den <hi rendition="#g">Bohr&#x017F;tand</hi>, d. h. ein Gerü&#x017F;te über der Erde, auf<lb/>
dem die Bohrarbeiter &#x017F;tehen und arbeiten. Statt de&#x017F;&#x017F;en gräbt man<lb/>
auch oft.</p><lb/>
                        <p>2) <hi rendition="#g">eine pyramidi&#x017F;che</hi>, 18 <hi rendition="#g">Fuß tiefe</hi>, <hi rendition="#g">Grube</hi>, die &#x017F;ich<lb/>
nach unten verengt, oben an jeder Seite 18 Fuß weit i&#x017F;t und<lb/>
an ihren Seiten mit Brettern bekleidet wird, welche durch immer<lb/>
enger werdende Vierlinge gehalten werden, wovon der unter&#x017F;te<lb/>
8 Fuß weit i&#x017F;t<hi rendition="#sup">2</hi>). Oft aber i&#x017F;t</p><lb/>
                        <p>3) das bloße Ebenen des Bohrgrundes zum ganzen Ge&#x017F;chäfte<lb/>
&#x017F;chon hinreichend.</p><lb/>
                      </div>
                    </div>
                  </div>
                </div>
              </div>
            </div>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[118/0140] der durch eine längs des Bohrgeſtänges zu Tage gehende Schnur oder einen ſolchen Draht aufgezogen wird; l) den Schmand- löffel, d. h. einen zum Reinigen des Bohrloches eingerichteten, 3–3½ Fuß hohen Becher aus Blech, an deſſen Ende ſich eine ungefähr 1¾ Zoll weite Oeffnung befindet, die von einem meſſin- genen leicht beweglichen Fallthürchen gedeckt wird und mit einem Gewichte zu beſchweren iſt; m) die Zangenſtücke (Fangſtücke oder Sucher), d. h. mehr oder weniger zangenartige und compli- zirte Endſtücke zum Herausziehen ſtecken gebliebener Bohrſtücke. ¹⁾ v. Gries, Beſchreibung des Berg- und Erdbohrers. Wien 1770. de Vil- lefosse, de la richesse minérale, bearbeitet von Hartmann. II. 114. Selb- mann. Vom Erd- und Bergbohrer. Leipzig 1823. vrgl. mit Blume Unterſuchungen S. 39–80. Brard Grundriß. S. 52 folg. Karſten Archiv. VIII. S. 91. Karſten, Archiv für Mineralogie, Geognoſie, Bergbau und Hüttenkunde. I. S. 400. ²⁾ Die Befeſtigung iſt ſehr wichtig, weil ſich beim Fallen und Drehen des Erdbohrers entweder Geſtänge losreißen oder aufſchrauben und im Bohrloche ſtecken bleiben könnte. §. 93. Das Bohrgeſchäft und ſeine Vorrichtungen. Das Bohren ſelbſt im eigentlichen Sinne dieſes Wortes findet nur im Alluvium und Diluvium Statt. Sobald man auf hartes Geſtein ſtößt, beſteht die Manipulation des Bohrgeſchäftes im Herumdrehen, Heraufziehen und Fallenlaſſen des Bohrers. Die Endſtücke deſſelben wechſeln mit der Härte des Geſteines und der nöthigen Arbeit. Die ganze Operation muß aber mit genauer Auf- und Vorſicht geſchehen. Die heraufgezogenen Schichtarten müſſen geordnet und unterſucht, und das Bohrgeſchäft protokolliſch aufgezeichnet werden. Unachtſamkeit, Verzögerungen, Langſamkeit u. dgl. bringen in den Bohrverſuchen oft ſolchen Schaden, daß ſie nicht allein ihren Zweck nicht erreichen, ſondern auch die Bohrinſtru- mente ſtecken bleiben und die Gebirge verlaſſen werden müſſen1). Zur bequemen Vollführung des Bohrgeſchäftes ſind mancherlei Vorrichtungen nöthig. Man rechnet hierher: 1) Den Bohrſtand, d. h. ein Gerüſte über der Erde, auf dem die Bohrarbeiter ſtehen und arbeiten. Statt deſſen gräbt man auch oft. 2) eine pyramidiſche, 18 Fuß tiefe, Grube, die ſich nach unten verengt, oben an jeder Seite 18 Fuß weit iſt und an ihren Seiten mit Brettern bekleidet wird, welche durch immer enger werdende Vierlinge gehalten werden, wovon der unterſte 8 Fuß weit iſt2). Oft aber iſt 3) das bloße Ebenen des Bohrgrundes zum ganzen Geſchäfte ſchon hinreichend.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/baumstark_encyclopaedie_1835
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/baumstark_encyclopaedie_1835/140
Zitationshilfe: Baumstark, Eduard: Kameralistische Encyclopädie. Heidelberg u. a., 1835, S. 118. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/baumstark_encyclopaedie_1835/140>, abgerufen am 18.12.2024.