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Baumgart, Hermann: Handbuch der Poetik. Eine kritisch-theoretische Darstellung der Theorie der Dichtkunst. Stuttgart, 1887.

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Glitzern hier im See sich spiegelnd, pba_037.002
Glänzen droben klarer Nacht; pba_037.003
Tiefsten Ruhens Glück besiegelnd, pba_037.004
Herrscht des Mondes volle Pracht.

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Eine völlig malerische Strophe und poetisch wie malerisch gleich pba_037.006
vollkommen! Und nicht minder folgende Stelle aus Fausts Monolog:

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Jn Dämmerschein liegt schon die Welt erschlossen, pba_037.008
Der Wald ertönt von tausendstimm'gem Leben, pba_037.009
Thal aus, Thal ein ist Nebelstreif ergossen; pba_037.010
Doch senkt sich Himmelsklarheit in die Tiefen, pba_037.011
Und Zweig' und Aeste, frisch erquickt, entsprossen pba_037.012
Dem duft'gen Abgrund, wo versenkt sie schliefen; pba_037.013
Auch Farb' an Farbe klärt sich los vom Grunde, pba_037.014
Wo Blum' und Blatt von Zitterperle triefen, pba_037.015
Ein Paradies wird um mich her die Runde. pba_037.016
Hinaufgeschaut! -- Der Berge Gipfelriesen pba_037.017
Verkünden schon die feierlichste Stunde; pba_037.018
Sie dürfen früh des ew'gen Lichts genießen, pba_037.019
Das später sich zu uns hernieder wendet. pba_037.020
Jetzt zu der Alpe grüngesenkten Wiesen pba_037.021
Wird neuer Glanz und Deutlichkeit gespendet, pba_037.022
Und stufenweis herab ist es gelungen; -- pba_037.023
Sie tritt hervor! -- und, leider schon geblendet, pba_037.024
Kehr' ich mich weg, vom Augenschmerz durchdrungen.

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Mit einem Wort läßt sich so die Frage nach der Berechtigung der pba_037.026
"Landschaftspoesie" entscheiden, welche Schiller in der Abhandlung pba_037.027
"Ueber Matthissons Gedichte" aufwirft. Er hat vollkommen recht, wenn pba_037.028
er dort sagt: "Das Reich bestimmter Formen geht über den pba_037.029
tierischen Körper und das menschliche Herz nicht hinaus; daher pba_037.030
nur in diesen beiden ein Jdeal kann aufgestellt werden. Ueber dem pba_037.031
Menschen (als Erscheinung) gibt es kein Objekt für die Kunst mehr, obgleich pba_037.032
für die Wissenschaft; denn das Gebiet der Einbildungskraft ist pba_037.033
hier zu Ende. Unter dem Menschen gibt es kein Objekt für die schöne pba_037.034
Kunst mehr, obgleich für die angenehme, denn das Reich der Notwendigkeit pba_037.035
ist hier geschlossen." Allein der Beweis, daß, ungeachtet "bei pba_037.036
den weisen Alten die Poesie sowohl als die bildende Kunst nur im Kreise pba_037.037
der Menschheit sich aufhielten", dennoch die moderne Landschaftsmalerei pba_037.038
und Landschaftsdichtung ihr volles Bürgerrecht in der Kunst haben, pba_037.039
kann, unmittelbar aus den oben aufgestellten Prämissen, weit kürzer pba_037.040
und klarer geführt werden, als es dort mit Berufung auf die Kantsche pba_037.041
Lehre von den "ästhetischen Jdeen" geschieht.

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Alle lediglich materielle Schilderung und Darstellung ist tot

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Verkünden schon die feierlichste Stunde; pba_037.018
Sie dürfen früh des ew'gen Lichts genießen, pba_037.019
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Wird neuer Glanz und Deutlichkeit gespendet, pba_037.022
Und stufenweis herab ist es gelungen; — pba_037.023
Sie tritt hervor! — und, leider schon geblendet, pba_037.024
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„Landschaftspoesie“ entscheiden, welche Schiller in der Abhandlung pba_037.027
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Zitationshilfe: Baumgart, Hermann: Handbuch der Poetik. Eine kritisch-theoretische Darstellung der Theorie der Dichtkunst. Stuttgart, 1887, S. 37. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/baumgart_poetik_1887/55>, abgerufen am 22.11.2024.